Weil du mich wärmst. Elle Brownlee
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Читать онлайн книгу Weil du mich wärmst - Elle Brownlee страница 10
Dan rutschte zurück, um ihm Raum zu geben. Karl hatte die Tür innerhalb weniger Momente geschlossen und Lang informiert, dass sie bereit für den Rückweg waren. Dans Körper schmerzte, seine Augen brannten und seine Gedanken waren ein Mahlstrom aus Fragen und Zweifeln. Die Müdigkeit und Unruhe rührten nicht von der Routinerettung her. Er kannte kein Protokoll dafür, was er herausgefunden hatte. Er konnte – sollte – mit seiner Entdeckung zu Curtis gehen und dann einfach abwarten, während die Ermittlungen ihren Lauf nahmen. Aber so einfach war es nicht. Das ordentliche, schwere Stoffbündel stand unheilvoll vor seinem inneren Auge.
Er hatte nur sich selbst – keine Unterstützung, keinen Rückzugsplan oder auch nur Freunde in Staggered Cove. Das hatte er von Anfang an gewusst, aber jetzt traf ihn die nackte Wahrheit wie ein Schlag.
»Gute Arbeit.« Karl hockte vor ihm und Dan wurde aus seinen Gedanken gerissen. »Alles in Ordnung, Junge?«
»Alles gut.« Er schluckte die Lüge und bedeckte unwillkürlich das Bündel neben seinem Herzen. »Danke.«
Dan beobachtete, wie Gent sich um Jeb kümmerte, der bereits auf einer Trage lag. Als er zurücksah, starrte Karl ihn immer noch eingehend an. Dan konnte seinen Gesichtsausdruck nicht lesen, leckte sich die Lippen und schmeckte Salz. Sein Adrenalinschub wich Unbehagen.
»Sicher?«
»Sicher.«
Farbige Funken glommen in dem rötlichen Licht in Karls Augen. Der Heli bebte und vibrierte und der Lärm war unablässig. Dans Blick folgte Karls sardonisch hochgezogenen Augenbrauen und seiner geraden, schmalen Nase bis zu seiner vollen Unterlippe.
Er schüttelte den Kopf. »Ganz sicher.«
»Na gut.« Karl tätschelte Dans Bein.
Dan presste die Hand wieder auf das Bündel und schloss die Augen.
Sie landeten am Krankenhaus und übergaben Jeb mit routinierten Bewegungen und Informationen über seinen Zustand in die Obhut des dortigen Personals. Der Rückflug zur Station verging wie im Flug. Als sie landeten, führte Dan seine Checks durch, erinnerte sich daran, Danke und Gute Arbeit zu Lang, Scobey und Gent zu sagen, sprang auf den Landeplatz und rannte beinahe in die Station.
Er konnte Karl nicht richtig ansehen, aber er spürte, wie Karl ihm nachblickte.
Jameson fing ihn auf dem Weg zu seinem Zimmer ab und Dan verbarg seine Ungeduld, weil er sich ausziehen und es in die Dusche schaffen wollte, bevor Karl kam.
»Hervorragende Mission, Farnsworth. Und wir haben schon Nachricht bekommen, dass Jeb stabilisiert ist.«
»Danke, Sir. Es ist gut gelaufen.«
»Geh dich frisch machen und aufwärmen. Danach haben wir eine kurze Nachbesprechung. Großartiger Einstand, wie gesagt.« Jameson wartete noch eine Sekunde, bevor er Dan weiterstupste.
»Ja, ja, definitiv«, brachte Dan mit einem matten Lächeln und noch matterem Tonfall heraus.
Er huschte an der Empfangstheke und der Messe vorbei. Der Korridor erschien ihm dreimal so lang wie sonst und er zuckte bei jedem Geräusch zusammen, in der Erwartung, dass Karl ihn eingeholt hatte. Er betrat ihr Zimmer wie ein Verbrecher, mit dem Rücken zur Wand, panisch in alle Richtungen blickend, bevor er Atem holte und auf die spürbare Beule an seiner Brust klopfte.
Er öffnete seinen Anzug und ließ das Bündel auf seinen Tisch fallen. Es landete mit einem so lauten Rumms, dass er das Gesicht verzog und reglos bis fünf zählte. Nichts. Er faltete den Stoff auf, um einige unverkennbare Gegenstände zu enthüllen – ein ordentlich ausgeschnittenes Stoffquadrat eines Küstenwache-Trockenanzugs, an dem ein persönlicher Peilsender befestigt und an dessen langen Zipfel zwei große Gewichte einer Angelschnur gebunden waren.
Er sollte es nehmen, zu Curtis' Büro zurücklaufen und es ihm übergeben. Stattdessen versteckte Dan die Gewichte und den Sender in einer Tasche mit Reißverschluss, die er in seinem Schließfach verstaute. Er zitterte am ganzen Körper, als er sich auszog, kam kaum mit den Knöpfen und Reißverschlüssen und dem elastischen Material zurecht. Jemand hatte einen persönlichen Sender mit Gewichten beschwert und im Meer versenkt. Wenn das Gerät Axes war – irgendwie wusste Dan das einfach und wie hoch war die Wahrscheinlichkeit? –, warf das eine Menge neuer Fragen auf. Was bedeutete es? Und wer hatte das Bündel verknotet, damit es im unergründlichen Ozean versank?
Dan eilte in den Gang zurück und fummelte unter der Dusche mit den Knöpfen herum, aber egal, wie lange er duschte, es konnte die verstörte Unruhe in seinem Bauch nicht wegwaschen.
Es war schlecht, dass er den Sender gefunden hatte. Aber Jamesons Worte hallten in seinen Gedanken wieder. Es war eine großartige Rettungsaktion gewesen. Mehr als das, Dan war sicher, selbstbewusst und fähig gewesen, seine Aufgabe problemlos zu erledigen, weil er Karl jetzt schon sein Leben anvertrauen würde, ohne eine Sekunde zu zögern. Sie waren mühelos und augenblicklich auf einer Wellenlänge gewesen, als sie zusammengearbeitet hatten, und er war beruhigt gewesen, als Karl nach seiner Rückkehr in den Heli nach ihm gesehen hatte. In Karls dunklen Augen war ernste Sorge gestanden, die über seine Pflicht hinausgegangen war.
Karl Radin, der Mann, den er zu Axes Verschwinden befragen, dafür beschuldigen und sogar hassen wollte, war ruhig, fähig und effizient. Nach nur einer Mission wusste Dan bereits, dass Karl der Beste war, mit dem er je zusammengearbeitet hatte. Jemand, der auf einer Routinerettung so gewissenhaft war – so vorsichtig mit seinem Schwimmer und seiner Mannschaft –, würde bestimmt nicht tatenlos zusehen, wie Axe sich in Schwierigkeiten brachte oder Schlimmeres.
Dan wusste nicht, wie er das verarbeiten sollte, und fügte es widerwillig zu der Liste an Dingen hinzu, über die er mehr herausfinden musste.
***
Karl beendete seine Danach-Checkliste und setzte sich in den Einstieg des Helikopters. Er tippte mit den Füßen auf den Asphalt des Landeplatzes und trommelte mit den Fingern auf ein Knie.
Lang kam mit einem an die Brust gedrückten Klemmbrett um den Helikopter herum. Er nickte Karl zu und hob die Faust. »Du hast es gut nicht vermasselt dort draußen.«
»Du hast uns gut nicht im Meer ertränkt.« Karl hielt die Faust hoch und sie stießen zweimal gegeneinander.
»Der Junge hat sich gut geschlagen.«
»Hmm? Oh, ja. Das hat er.«
»Was? Meinst du nicht?« Lang besah sich die Außenwand des Helis und betastete einige Stellen. »Hab ich was verpasst?«
»Nein, nichts.« Karl riss sich zusammen, als Lang innehielt und ihn stirnrunzelnd anstarrte. »Es ist gut gegangen und ich denke, es wird auch gut weiterlaufen. Und ich hab ihn soweit ganz gern, also.« Er zuckte mit den Schultern.
»Wow, von dir ist das eine Menge. Ich sage es auch nicht weiter.« Lang sah blinzelnd über das Wasser nach Westen. »Und wir haben es geschafft, bevor die Sonne verschwunden ist. Das gefällt mir.«
»Hast du gesehen, wohin Dan—Worth«, korrigierte er sich, »so schnell verschwunden ist?«
»Rein