Weil du mich wärmst. Elle Brownlee

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Weil du mich wärmst - Elle Brownlee BELOVED

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er beides verdrückte.

      Der neue Wochenddienstplan hing an einem riesigen Whiteboard an der Wand gegenüber. Er hatte erst in ein paar Stunden Dienst, genau wie Farnsworth. Jameson hatte es für angemessen erachtet, ihnen diese Woche dieselben Zeiten zu geben. An sich war das eine gute Idee, da sie sich ja kennenlernen mussten, wenn sie zusammenarbeiten sollten. Das bedeutete aber nicht, dass sie Freunde werden mussten.

      Karl wusch seine Kaffeetasse und vermied es sorgfältig, an Dan zu denken.

      »Und? Immer noch Angst vor dem Neuen, hm?«

      Karl stellte die Tasse auf das Abtropfgestell, drehte sich um und lehnte sich an die Theke. »Was?«

      Jenkins grinste breit und besserwisserisch, denn mit seinem spitzen, dunklen Haaransatz und den tiefliegenden Augen sah er ohnehin wie ein Klugscheißer aus. Und er verhielt sich auch wie einer. »Worth.«

      »Worth?«

      »Ja, Farnsworth. Hast du ihn gesehen? Ich nicht.«

      »Ja, und?« Karl beäugte die Tasse, die auf dem Gestell tropfte. Er nahm sie und schenkte sich neuen Kaffee ein.

      »Na, er versteckt sich schon seit einer Stunde. Wir dachten alle, na, du weißt schon.«

      Karl trank den Kaffee halb aus und sagte mit einem entnervten Seufzer: »Nein, weiß ich nicht.« Er starrte Jenkins finster an und machte eine Fahr fort-Handbewegung. »Wohin ist er verschwunden?«

      »Er ist in den Ort gerannt – und das meine ich wörtlich.«

      Heber kam zur Kochnische und bereitete sich Pfefferminztee in seiner allgegenwärtigen Reisetasse zu. Für Karl sah er immer aus wie zwölf – groß, kräftig, blond und blauäugig. Hinter seiner lockeren Ausstrahlung verbarg sich stählerne Entschlossenheit und das Können, alle unter seiner Obhut am Leben zu halten.

      »Gott, Jenks, du bist so ein Klugscheißer. Du weißt, dass Radin um diese Uhrzeit keine zwei funktionierenden Gehirnzellen hat.« Heber nickte Karl zu. »Worth ist vor einer Stunde hergekommen und hat nach dem besten Weg in den Ort gefragt. Ich hab ihn beschrieben und bevor wir uns versehen haben, war er zur Tür raus und am Joggen. Ich hab ihm nachgerufen, dass ich bald dienstfrei hätte, falls er einen Fahrer bräuchte, aber er hat gewunken und ist einfach weitergelaufen.«

      »Ah. Damit habe ich nichts zu tun.« Karls Finger kribbelten durch den inneren Drang, seine Schlüssel zu nehmen und ihm nachzufahren. »Danke.«

      »Ich achte nur auf eure Gesundheit.« Heber sah auf seine Uhr. »Aber in drei Stunden bin ich nicht länger der diensthabende Sanitäter, also komm nicht zu mir, wenn du Hilfe brauchst.«

      Karl schnaubte und trank seinen Kaffee aus.

      »Was hältst du von unserem neuen Superschwimmer?«, fragte Jenkins ernst.

      »Wahrscheinlich ist er besser als du, aber das ist ja nicht schwer. Wir werden sehen.« Karl wusch die Tasse noch einmal und tauschte ein Grinsen mit Heber. »Bis später.«

      Heber hob seinen Tee und Jenkins murmelte etwas, das nicht gerade wie ein höfliches Bis dann klang. Ohne sich mit Begründungen aufzuhalten, beschloss Karl, Dan zu folgen.

      Bis zum Ort waren es mehrere Meilen. Keine unmögliche Entfernung, aber mehr als er rennen würde. Sie konnten sich genauso gut besser kennenlernen. Ein Treffen im Ort wäre ein guter Eisbrecher. Ölzweig? Wie auch immer.

      In wenigen Momenten hatte er seine Schlüssel, ein Handtuch sowie zwei Kapuzenpullis beisammen und seine krakelige Unterschrift auf das Abmeldeformular gesetzt. Ein kalter Wind versuchte, ihn wieder ins Gebäude zu schieben, also blieb er in dem kleinen Vorraum stehen, zog einen der Kapuzenpullis an und ging entschlossen weiter.

      Karls uralter Jeep parkte am anderen Ende des Parkplatzes auf einem Abhang – es erleichterte den Start. Er pumpte Sprit, zog die Bremse und startete den Motor. Dann wiederholte er die Prozedur und der Jeep sprang an, zuerst laut, bevor er seinen Rhythmus fand, Karl die Bremse lösen und anfahren konnte.

      Es dauerte länger, als er erwartet hatte, Dan einzuholen, und er schwitzte lange Momente in dem Gedanken, Dan hätte die Straße verlassen, wäre ins Wasser gefallen oder sonst etwas. Aber nein. Als er eine Serpentine hinter sich gebracht hatte, entdeckte er Dan. Sein leuchtend oranges T-Shirt hob sich gegen die Gischt und das Grau ab.

      Karl bremste ab und lehnte sich hinüber, um das Fenster herunterzukurbeln. »Gehst du in meine Richtung?«

      Dan war auf das andere Ende der schmalen Straße ausgewichen und zuckte bei Karls Worten zusammen.

      »'Tschuldige. Komm schon, steig ein.«

      Dan starrte ihn an, dann erkannte er ihn offensichtlich und die Überraschung verschwand. »Ach, nein. Ich komme schon klar, danke.«

      Karl fuhr neben ihm her. »Wäre besser, wenn du dich einfach mitnehmen lässt. Du hast schon mehrere Meilen hinter dir und es wird regnen. Der letzte Teil der Front, die den Sturm gestern gebracht hat, wird in…«, er sah an Dan vorbei auf das Wasser, »… etwa zwanzig Minuten hier durchziehen.«

      »Ich meine das ernst. Ich komme klar.«

      »Kalter Regen. Mitten aus dem herzlosen, nördlichen Pazifik – raue See, Wind, Regen.« Karl hielt den Jeep mit einem Ruck an und warf das Handtuch durch das Fenster. Er hatte gut gezielt und es landete auf Dans Kopf. »Komm schon.«

      Dan schien zu seufzen. Dank des dämpfenden Handtuchs war sich Karl nicht sicher, aber dann sackten Dans Schultern nach unten und er kletterte in den Jeep. Er trocknete sich die platt am Kopf liegenden Haare und feuchten Arme ab. Seine Shorts waren in seinem Schritt hochgerutscht und Karl musste einfach starren, als Dan sein Shirt auszog.

      Ihre Blicke trafen sich und Karl hielt den anderen Kapuzenpulli hoch. »Äh, den hab ich für dich mitgebracht.«

      »Danke. Das hättest du nicht…« Dan brach ab und schüttelte den Kopf. Er zog den Pulli an – er spannte etwas über der Brust – und faltete das Handtuch über die nackten Beine.

      Karl starrte immer noch. Er leckte sich die Lippen, zwang seinen Blick wieder auf die Straße und schaltete in den nächsten Gang. »Wenn du das Fenster schließen willst, musst du kurbeln. Trockene Socken sind im Handschuhfach.«

      Dan antwortete nicht und sie fuhren schweigend weiter. Nach einigen Minuten öffnete er allerdings das Handschuhfach und wechselte die Socken. Dann stieß er einen kleinen, zufriedenen Seufzer aus, der Karls Nerven kitzelte.

      »Gutes Gefühl?«, fragte er und verdrehte dann die Augen. Dumme Frage. Dumme, belegte Stimme. Einfach dumm. »Wenn du dich um deine Füße kümmerst, kümmern die sich um den Rest.«

      Dan grinste über den Satz, den sie alle ständig im Dienst hörten. »Es ist wirklich ein gutes Gefühl. Danke noch mal.«

      Er lächelte, aber Karl sah das Zögern dahinter und versuchte, sich nicht daran zu stören. Er sah mehr als Nervosität – etwas Trauriges und Verlorenes in Dans Miene. Er hasste es, dass er das bemerkte und dass es seinem Herzen einen Stich versetzte. Der nagende Verdacht von gestern Abend kehrte zurück, aber er wusste nicht, was genau so verdächtig erschien.

      Dan spielte mit einem abgenutzten Papierstreifen herum und etwas Metallisches blitzte auf. Er hielt das Papier in der offenen Handfläche und

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