Weil du mich wärmst. Elle Brownlee
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Читать онлайн книгу Weil du mich wärmst - Elle Brownlee страница 9
Der Patient lag auf dem Tisch in der Kombüse, sein verletzter Arm ruhte in blutige Handtücher gewickelt auf dem Regalbrett darüber. Er war bei Bewusstsein und reagierte, murmelte mehr von der Bezahlung, die ihm entgehen würde, und dem Mist, den die Jungs geredet hatten, als über die Schmerzen. Er hatte keine gesunde Gesichtsfarbe, war aber nicht grün oder schockweiß.
»Hallo. Ich bin Dan. Mein Team und ich sind bereit, Sie hier rauszuholen.« Eigentlich sollte er seinen vollen Namen und Rang nennen, aber das erschien ihm immer angeberisch. »Ich untersuche Sie, dann holen wir Sie in meinen Heli und bringen Sie weg, um diesen Arm wieder zusammenzuflicken. Klingt das gut?«
»Nein.« Der Mann konnte Dan aus seinen wässrigen blauen Augen nicht klar ansehen und sprach undeutlich. »Würd lieber bleiben, aber Cap sagt, keine Chance. Kann die Hand sowieso nicht bewegen, also auch gut. Kannst mich Jeb nennen.«
»Wunderbar. Danke, Jeb.« Dan lächelte und hüpfte auf den Tisch, um sich neben ihn zu setzen.
Er ging eine Reihe von Fragen durch und prüfte dabei unauffällig Jebs Vitalwerte. Jeb war nicht gerade der Hellste, aber nichts an seinem Zustand war so schlimm, dass Dan alarmiert wäre.
»Zeit, dich hochzubringen. Hier.« Dan stand auf, lehnte die Hüfte an die Tischkante und schlang einen Arm um Jeb. »Lehn dich auf mich und lass dir Zeit.«
Jeb schnaubte höhnisch – er war breiter als ein Fass –, aber Dan hielt stand. Nach einem Versuch, aus eigener Kraft loszuschlurfen, fluchte Jeb leise und befolgte Dans Anweisungen.
Dan musste ihn seitlich durch enge Türen und Gänge führen. Auf der Treppe ließ er ihn los und musste ihm von hinten halb schiebend, halb stützend helfen, um nach oben aufs Deck zu gelangen. Er ließ Karl wissen, dass er gleich abgeholt werden konnte, und klärte Gent über den ersten Gesundheitscheck auf.
Er sah sich nach einer guten Stelle um, an der er Jeb lassen konnte, und setzte ihn auf eine Spule mit irgendetwas Robustem, die in der Nähe stand. Dann gab er das Zeichen für den Korb.
Karl hatte ihn schon vorbereitet und er sank präzise vom Helikopter auf das Bootsdeck herab. Dan griff nach einer Ecke, bevor er auf dem Deck umherrutschen konnte, und hob Jeb mithilfe eines anderen Besatzungsmitglieds hinein. Er legte den verletzten Arm an Jebs Brust.
»Halt den Arm so, während sie dich hochziehen. Aus diesem Korb kannst du nicht rausfallen, also musst du dich nicht festhalten. Sobald du beim Helikopter bist, helfen sie dir heraus. Bleib einfach sitzen und lass sie machen. Wir wollen doch nicht, dass du das hier wieder aufreißt oder noch mehr Schaden anrichtest, nachdem wir dich extra gerettet haben.« Er grinste und zwinkerte, woraufhin Jeb ein angespanntes Lächeln schaffte.
»Patient ist im Korb. Korb ist bereit zu fliegen.« Dan klopfte Jeb auf die Schulter. »Es wird alles in Ordnung kommen. Der Weg nach oben ist kürzer, als du denkst. Unser Korb ist stabil, also lehn dich einfach zurück und bleib ruhig. Okay?«
Er konnte sehen, dass Jeb höllische Angst davor hatte, in einem Drahtkorb über offener See zu schweben, was verglichen mit Dans ungezügelter Liebe für jeden Moment in der Luft vielleicht die klügere Einstellung war. Aber es führte kein Weg daran vorbei.
Dan hielt den Korb fest, als er abhob und bis er ihn nicht mehr erreichen konnte. »Nur damit du es weißt, Jeb sieht aus, als wäre das das Letzte, was er gerne tun würde, also wird er oben etwas nervös sein.«
»Verstanden«, bestätigte Karl.
Dan lehnte sich zurück und sah zu. Er beschattete das Gesicht mit einer Hand und nickte zu Karls ausgestrecktem Daumen. Er sah zum Kapitän hinüber, der gerade auf ihn zukam.
»Das ist in einer unserer Reusen hochgekommen. Haben es gestern gefunden. Wir haben es behalten, weil wir es abgeben wollten, sobald wir wieder an Land kommen. Aber da du hier bist, gebe ich es besser euch. Keine Ahnung, ob es einem von euch gehört oder sonst was, aber ihr werdet es schon wissen.« Der Kapitän hielt Dan ein kleines Bündel hin. »War wahrscheinlich nicht lange unten. Hat sich noch nicht verfärbt und es leben keine Viecher darin.«
Dan nahm es und blinzelte überrascht wegen des Gewichts.
»Es war weit unten, wir haben unsere Reusen immer schön tief. Schätze, die Gewichte haben sich irgendwie im Seil verheddert.«
Der Kapitän faltete das Bündel auf und zeigte einen unförmigen Bleiklumpen mit einem geschlossenen Haken oben, wie eine übergroße Version der Gewichte, die Dan als Kind beim Angeln verwendet hatte. Der Stoff war um den Haken geknotet und Dan gefror das Blut, als er sah, was am anderen Ende hing.
»Danke dafür. Definitiv etwas, das wir gerne mitnehmen.« Dan wog das kleine Bündel in den Händen. »Haben Sie noch irgendwas gefunden?«
»Nein. Aber wir halten die Augen offen.« Der Kapitän nickte, als wäre er etwas Wichtigem auf der Spur. Und vielleicht war er das ja.
Dan klopfte ihm auf die Schulter. »Großartig.«
Er hörte das Geplapper über sein Headset, lauschte aber nicht darauf. In seinen Ohren klingelte es und er musste bewusst die Schultern entspannen, um dem Kapitän normal zuzunicken. Er verstaute das Bündel in seinem Anzug und kehrte zur freien Stelle auf dem Deck zurück, um darauf zu warten, dass das Seil wieder heruntergelassen wurde.
»Wir sagen über Funk Bescheid, wenn wir Jeb ins Krankenhaus gebracht haben. Er ist in guten Händen.«
»Ich weiß. Was glaubst du, warum ich euch gerufen hab?«
»Abgesehen davon, dass Sie den Fang nicht aufgeben wollten, noch bevor Sie ihn eingeholt haben?«, warf Dan ein.
Der Kapitän musterte ihn durchdringend, dann lachte er los und boxte ihn in die Schulter. »So ungefähr, Junge. Danke fürs Kommen. Mast- und Schotbruch euch allen.«
»Ihnen auch.« Es schien unhöflich, den Gruß nicht zu erwidern.
Er bestätigte Karls Bemerkung, dass das Seil zu drei Vierteln unten war, und bedeutete der Besatzung mit Handzeichen, zurückzutreten. Jeder nickte ihm ernst zu und er war dankbar für ihren soliden Mangel an Panik und die schlichte Dankbarkeit. Der Wellengang nahm Fahrt auf und Dan ging instinktiv in die Knie, als stünde er auf einem Surfboard. Er beobachtete, wie das Seil immer näher kam.
»Halten, während ich in Position gehe«, wies Lang ihn an.
»Verstanden. Ich halte.« Dan zog die Augenbrauen hoch, als das Seil gegen die Ausrüstung schlug und dann zu ihm zurückschwang. Der Helikopter manövrierte vorsichtig, um die Bewegungen des Seils auszugleichen und es ruhig zu halten, während das Boot hin- und herschlingerte.
»Besser wird’s nicht.«
»Verstanden. Das Seil kommt ganz runter.« Karl sah von oben zu.
Dan spürte Karls intensiven Blick, seine Konzentration und Fürsorge, und all das schien ihn in Sicherheit zu hüllen. Es verlieh ihm den Mut, das Seil zu packen und sich einzuhängen.
»Ich bin gesichert.«
»Verstanden. Taucher kommt hoch.«
Dan salutierte der Besatzung und konzentrierte sich dann auf die Gefahren seines Aufstiegs.