Wie du dir die Energie der Jugend auch im Alter bewahrst. Lise Bourbeau
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Das spirituelle Konzept der bedingungslosen Liebe, wie auch das der Verantwortung, kann unser Ego, das mit mentaler Energie kreiert wurde, mit seinem rein mentalen, also verstandesgeprägten Verständnis nicht nachvollziehen. Einverstanden sein bedeutet, derselben Meinung zu sein. Es bedeutet, dass wir uns an das halten, was wir geistig erfasst haben, und auf unsere Überzeugungen zu hören. Diese mentale Vorstellung ist etwas ganz anderes als wahre Liebe. Wenn wir uns gegenseitig akzeptieren, lieben wir einander wirklich – SELBST DANN, wenn wir nicht einer Meinung sind. Kurz gefasst ist „einverstanden sein“ ein mentales Konzept, während akzeptieren und lieben spirituelle Konzepte sind.
Nehmen wir Toleranz und Intoleranz als Beispiel. Angenommen, du ärgerst dich schnell und verurteilst andere oft. Das bedeutet, du bist intolerant, denn dein Ego informiert dich darüber, dass es mit etwas nicht einverstanden ist. Gleichzeitig hast du vielleicht das Bedürfnis, toleranter und geduldiger zu sein – oft gibt es in uns zwei Seiten, die sich widersprechen.
In einer Situation, in der du jemandem gegenüber intolerant bist, sagt dir dann ein Teil deines Egos, du solltest toleranter sein, und vermittelt dir Schuldgefühle. Es erinnert dich daran, dass du dich schon so lange ändern willst, es aber nicht schaffst. Ein anderer Teil des Egos sagt dir auch, dass deine Intoleranz gegenüber dieser Person berechtigt ist.
Man könnte meinen, es gefiele dem Ego, uns wie einen Pingpongball zwischen den Gefühlen hin und her springen zu lassen. In Wirklichkeit kann es jedoch gar nicht anders, weil es immer entsprechend allen Erinnerungen, die wir erworben haben, agiert. Ich erinnere dich daran, dass das Ego die Gesamtheit all unserer Überzeugungen und Glaubenssätze ist, und das schon seit vielen Leben. Wenn es versucht, uns Schuldgefühle zu vermitteln und uns weiszumachen, die anderen seien immer schuld, meint es, dass es uns auf diese Weise schützt. Es ist ihm nicht möglich zu erkennen, dass es uns damit nicht hilft, sondern schadet.
Um dich wirklich ändern zu können, musst du dir nur das Recht zugestehen, in dieser Situation intolerant zu sein. Damit gibst du dir die Erlaubnis, menschlich zu sein, und nimmst dich so an, auch wenn du nicht uneingeschränkt mit allem einverstanden bist. Indem du dir das Recht gibst, nicht so zu sein, wie du im Moment gerne sein möchtest, gelingt es dir nach und nach immer häufiger, tolerant zu sein.
Wenn du gegenüber dir selbst so verfährst, fällt es dir auch leichter, anderen das Recht zuzugestehen, so zu sein, wie sie sind. Vergiss nicht, dass alle um dich herum dir als Orientierung dienen, denn sie zeigen dir an, wie weit du dich selbst akzeptierst.
Wenn wir uns selbst wirklich lieben, mit unseren guten und schlechten Eigenschaften, dann heißt das, wir haben die Phase des Loslassens durchlaufen. Loslassen – also die Tatsache, dass wir keine Erwartungen in Bezug auf das Ergebnis hegen – ist auf derselben Ebene angesiedelt wie das Ego, was hilfreich ist, um ihm gegenüber die Oberhand zu behalten. Im vorhergehenden Beispiel bestand das gewünschte Ergebnis darin, toleranter gegenüber anderen zu sein. Oft glauben wir, Toleranz mache uns zu einem besseren Menschen, wir würden dann mehr geliebt. Tatsächlich ist es jedoch so: Wenn wir diese Überzeugung loslassen, hilft uns das dabei, uns voll und ganz zu akzeptieren. In der Regel müssen wir das Loslassen mehrmals wiederholen, bevor wir vollständige Akzeptanz erreichen.
Wahre, bedingungslose Liebe ist nur dann gegeben, wenn wir die positiven und die negativen Aspekte unserer Einstellung akzeptieren. Wenn wir uns mit einer negativen Einstellung nicht mehr unwohl fühlen, dann bedeutet das, dass wir uns selbst wirklich lieben. Nur dann können wir uns selbst und anderen Mitgefühl entgegenbringen.
Das Gleichgewicht der drei Körper
Im Gleichgewicht sein bedeutet Stabilität und Harmonie, das heißt, die Beziehungen zwischen den verschiedenen Aspekten unseres Lebens sind ausgewogen und damit ausgeglichen.
Mangelndes Gleichgewicht ist ein großes Problem in der heutigen Gesellschaft. Manche Menschen richten ihr Augenmerk hauptsächlich auf ihren physischen Körper und vergessen die Bedürfnisse ihres Emotional- und ihres Mentalkörpers. Bevor sie etwas Körperliches tun, sei es essen, trinken oder Sport treiben, nehmen sie sich nicht die Zeit zu prüfen, ob diese Aktivität wirklich einem Bedürfnis ihres Wesens und der beiden anderen Körper entspricht. Wenn du Schuldgefühle hast, weil du etwas nicht tust, oder wenn du es tust, nur um keine Schuldgefühle zu haben, bist du davon betroffen.
Andere wiederum beanspruchen ihren Emotionalkörper stark. Anstelle echter Gefühle empfinden sie emotionalen Aufruhr, sind voller Wünsche, haben Träume, die sich nicht verwirklichen, haben Erwartungen, sind immer wieder enttäuscht usw. Sie glauben, sie seien für das Glück und Unglück der Menschen, die sie lieben, verantwortlich. Solche Emotionalität zermürbt den Emotionalkörper, während empfindsames Fühlen ihn nährt.
Und du, kannst du echte Gefühle empfinden? Ich selbst habe mir diese Frage vor meinem vierzigsten Lebensjahr nie gestellt, weil mir gar nicht bewusst war, wie schwer es mir fiel, wirklich zu fühlen. Nach der Gründung meiner Schule musste ich noch etwa zehn Jahre warten, bevor ich es andere lehren konnte. Es war ein sehr heikles Thema, und ich hatte Schwierigkeiten, zu erklären, wie es mir gelungen war zu fühlen, und was dabei vor sich ging. Viel einfacher wurde das erst, als ich in der Lage war, eine Emotion von einem Gefühl zu unterscheiden und den Unterschied zwischen Fühlen, Spüren und dem Durchleben einer Emotion zu erkennen. Hier nun die Unterscheidung im Überblick, denn diese drei Begriffe werden hier im Buch häufig verwendet:
•Fühlen heißt, unsere Empfindsamkeit zu nutzen, um zu beobachten, was in uns vorgeht. Wir können positive oder negative Gefühle haben, können sowohl freudige als auch angstvolle Gefühle haben. Man kann es wirklich fühlen, wenn kein Urteilen oder Verurteilen vorhanden ist, sondern nur Beobachten. Es ist eine Funktion unseres ganzen Seins.
•Spüren bedeutet wahrzunehmen, ob und wie sehr die Umgebung emotional aufgeladen ist. Es kommt also von außen. Es ist eine Funktion unseres Emotionalkörpers.
•Eine Emotion ist ein inneres Aufgewühltsein, verursacht durch eine Schuldzuweisung, die durch Angst um uns selbst ausgelöst wird. Es ist also eine Funktion des Mental- und des Emotionalkörpers.
Die allermeisten Menschen sind wie ich, haben also nicht gelernt zu fühlen, als sie noch ein Kind waren. Nur wenn wir prüfen, was in uns vorgeht, und bereit sind, uns allen Konsequenzen zu stellen, können wir wirklich fühlen. Das Ego ist dabei hinderlich, weil es dem Mentalen, Verstandesmäßigen entspringt und dieses Wort nicht begreifen kann. Deshalb lässt es uns in der Verleugnung leben, denn es glaubt, uns dadurch vor Leid zu bewahren. Es weiß: Wenn wir fühlen, was in unserem tiefsten Inneren vorgeht, durchleben wir belastende Emotionen und Ängste, und diese, so glaubt es fälschlicherweise, könnten wir nicht bewältigen. Es versteht nicht, dass wir uns, wenn wir in unserem Herzen sind und wirklich fühlen, sehr wohl dem stellen können, was uns begegnet. Wir haben im Leben stets die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten: auf unser Ego oder auf unser Herz zu hören.
Die mentale Dimension wiederum wird heutzutage zunehmend missbraucht – so sehr, dass die Menschen die Bedürfnisse ihres physischen und emotionalen Körpers vergessen. Die heutige Technologie bewirkt, dass nur noch sehr wenig verbale Kommunikation stattfindet. Alle kommunizieren über soziale Netzwerke, SMS, E-Mails usw. Die meisten Menschen können kaum noch zehn Minuten verbringen, ohne auf ihr Smartphone zu schauen.
Auf unserem Planeten gibt es zudem ungeheuer viele Ängste. Angst verschleißt unseren Mentalkörper und