Das Science Fiction Jahr 2020. Группа авторов

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Das Science Fiction Jahr 2020 - Группа авторов

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Thals persönlicher Handlungsbogen ist die Geschichte einer Umwandlung. McDonald leistet gute Arbeit dabei, die gesellschaftliche Ausgrenzung zu beschreiben, der Transmenschen sich gegenübersehen, und die Komplexität der medizinischen Umwandlung. Darüber hinaus erschafft er eine Kultur für die Neut-Gemeinschaft, einschließlich der Verwendung eines nicht-binären Pronomen. »Ys« war vielleicht nicht die beste Wahl, aber immerhin wird die Problematik anerkannt und berücksichtigt.

      McDonald stellt also ein hervorragendes Beispiel für einen Autor dar, der sich der wandelnden Haltung gegenüber Transmenschen in der wirklichen Welt bewusst ist und der dieses Wissen bei seinen Weltentwürfen von Gesellschaften der nahen Zukunft einsetzt. Andere Autor*innen versuchen, tiefer auf die gesellschaftlichen und politischen Konsequenzen einzugehen.

      Zwei Autor*innen, Melissa Scott und Kim Stanley Robinson, haben sich der Frage zugewandt, wie eine Zukunftsgesellschaft sich verändern könnte, um einer Varietät von Geschlecht mit mehr Toleranz zu begegnen. In Shadow Man (1995) entwickelt Scott die Idee, dass die physischen Belastungen, denen menschliche Körper durch die Raumfahrt ausgesetzt werden, die Notwendigkeit medizinischer Behandlungen zur Folge haben, die als Nebenwirkung die Zahl der Intersex-Geburten stark ansteigen lassen. In der Welt dieses Romans tauchen fünf klar voneinander abgegrenzte menschliche Geschlechter auf, eine Idee, die aus einem berühmten Essay stammt: »Die fünf Geschlechter: Warum männlich und weiblich nicht genug sind« (1993) von der Biologin und Gender-Studies-Professorin Anne Fausto-Sterling. Der Roman spielt auf einer abgeschiedenen und zutiefst konservativen Welt, deren lokale Kultur sich weigert, diesen Aspekt der Wirklichkeit zu akzeptieren, und versucht, alle zu zwingen, sich dem alten, binären Geschlechtermodell zu unterwerfen. Das Buch ist natürlich auch eine Satire auf das Amerika der Gegenwart.

      Robinsons Roman 2312 (2012) postuliert die Entdeckung, dass Menschen mit einer bestimmten Art von Intersexualität deutlich länger leben als Menschen, deren Körper ausschließlich männlich oder weiblich ist. Die Folge davon ist, dass die Menschen ihre Kinder nun im Mutterleib modifizieren lassen, damit sie die erwünschte Intersex-Eigenschaft erhalten. Die Vorstellung von Intersex-Kindern als einer Mode, die bei den Superreichen beginnt, ist durchaus belustigend, aber Robinson zieht das Gender-Thema nicht durch, da seine beiden Hauptfiguren (in etwas, das im Kern eine Liebesgeschichte ist) ziemlich stereotype Maskulinität und Femininität performen.

      Auf einer philosophischen Ebene hat man die SF oft eingesetzt, um die Frage danach zu stellen, was es bedeutet, eine Frau zu sein. Typischerweise geschieht das mithilfe der einen oder anderen Art von Android*innen. In seiner GIDEON SMITH-Reihe benutzt David Barnett dafür die Figur der Maria, die ein Steampunk-Automat ist. In Gideon Smith & The Mask of the Ripper (2015) trifft Maria Gloria, eine Transfrau, und die beiden sitzen in einem Café und sprechen darüber, was es für sie bedeutet, Frau zu sein. Das ist etwas, was sich außerhalb der Speculative Fiction kaum so machen lässt.

      Inzwischen gibt es viele Beispiele für Autor*innen, die sich entschließen, Transfiguren einfach als Teil der Hintergrundwelt auftauchen zu lassen. In The Galaxy Game (2014) lässt Karen Lord eine nicht-binäre Nebenfigur auftreten. In N. K. Jemisins mit dem Hugo Award ausgezeichneten Zerbrochene Erde (The Fifth Season, 2015) kommt eine Transfrau als Nebenfigur vor, die aufgrund ihrer Elternschaft vielleicht noch sehr wichtig im dritten Band der Trilogie werden wird. Und in Emma Newmans After Atlas (2016) gibt es eine nicht-binäre Figur, die eine bekannte investigative Journalistin ist. In all diesen Fällen ist dieser Umstand weder für die Handlung relevant, noch beschäftigt er die anderen Figuren besonders.

      Fantasy-Autor*innen haben sich der Herausforderung ebenfalls gestellt und Transfiguren in ihre Bücher aufgenommen. Manchmal geschieht das in einem modernen Urban-Fantasy-Setting wie in Paul Cornells Who Killed Sherlock Holmes (2016). Manchmal wird in einer Fantasywelt Magie eingesetzt, um eine Verwandlung herbeizuführen, zum Beispiel in Glenda Larkes WATERGIVERS-Trilogie (insbesondere in Stormlord Rising von 2010). Und manchmal schlagen sich Transfiguren eben, so gut es geht, durch, wie sie es in unserer Welt getan haben, bevor medizinische Methoden des Übergangs entwickelt wurden. Beispiele dafür sind Eon (2008) und Eona (2011) von Alison Goodman, Karen Memory (2015) von Elizabeth Bear und The Black Opera (2012) von Mary Gentle.

      Ein potenzieller Stolperstein für Fantasy-Autor*innen ist allerdings, einerseits von hoch entwickelter Magie auszugehen, andererseits aber von wenig oder gar keiner magischen Hilfe für Geschlechterübergänge. Wie wahrscheinlich ist es, dass in einer Welt, in der lebensbedrohliche Wunden schnell und leicht geheilt werden können, niemand in der Lage sein soll, Zauber zu entwickeln, die bei einer Geschlechtsumwandlung helfen? Larke versteht das und erklärt, dass Heilmagie verwendet wurde, um den Körper ihrer Transfigur zu verändern. Dass es diese Möglichkeit nicht in Betracht zieht, ist eine der vielen Schwächen an The Bone Palace (2010) von Amanda Downum.

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