Fettnäpfchenführer Taiwan. Deike Lautenschläger

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Fettnäpfchenführer Taiwan - Deike Lautenschläger Fettnäpfchenführer

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Wohnungen haben oft keinen Flur, geschweige denn eine Garderobe, und so bleiben die Schuhe oft einfach vor der Wohnungstür liegen. Bevor Sie die Wohnung betreten, sehen Sie sich nach herumliegenden Schuhen vor der Tür um und stellen Sie Ihre einfach dazu. Sollten sie keine anderen Schuhe entdecken, fragen Sie Ihren Gastgeber. Ziehen Sie sie im Zweifelsfall aber lieber zu früh aus als zu spät. Sind Sie dann barfuß in der Wohnung, reicht der Gastgeber Ihnen sofort Pantoffeln.

      Auch vor der Toilette findet oft ein Schuhwechsel statt: die Hausschuhe werden ausgezogen und man schlüpft in Gummipantoffeln, die gleich an der Badezimmertür stehen. Da es oft kein Duschbecken gibt und der Boden lange feucht bleibt, trägt man die Nässe so nicht mit in die restliche Wohnung.

      Wenn Sie jemanden besuchen, haben Sie stets die Handynummer dabei, damit Sie ihn anrufen können, wenn Sie vor der Tür stehen. Taiwaner schreiben nämlich aus Angst vor Betrügern nie ihren Namen an das Klingelschild. Sollten Sie jetzt den Eindruck haben, dass Taipeh eine unsichere Stadt ist, besonders wenn Sie auch noch an die vergitterten Fenster und Balkone denken, dann liegen Sie falsch. Taipeh und Taiwan erscheinen in den Rankings der sichersten Städte und Länder stets ganz weit oben.

      說到 … APROPOS … LEBEN AUF ENGSTEM RAUM

      Sophie erfährt bereits auf dem Flughafen zum ersten Mal, was es bedeutet, auf einer dicht besiedelten Insel zu leben: hoher Lärmpegel und viel Körperkontakt. Die in vielen Statistiken erscheinende Bevölkerungsdichte von 642 Einwohnern pro Quadratkilometer ist irreführend, denn der Großteil Taiwans besteht aus einer unbewohnbaren Berglandschaft in der Mitte. Nur der »Rand« der Insel ist bewohnbar. In der Hauptstadt Taipeh schätzt man 9.600 Einwohner pro Quadratkilometer, und die wollen selten alle zu Hause bleiben. Ausgehen und vor allem Reisen sind beliebte Arten des Zeitvertreibs.

      Man sollte annehmen, Taiwaner, da von Geburt an nicht anders gewohnt, haben ein Gefühl dafür entwickelt, auf engstem Raum zusammenzuleben. Dem ist aber nicht unbedingt so. Trotzdem trifft man stets auf eine japanische Höflichkeit und Überkorrektheit. Vielleicht sind die fehlende Rücksicht und Geduld ja ein Überlebensinstinkt oder eine Art der Durchsetzung, um nicht im Meer der 23,4 Millionen Einwohner unterzugehen.

      說到 … APROPOS … WETTER

      15 Grad klingen vielleicht nicht kalt, fühlen sich aber in Taiwan wesentlich kälter an als in Deutschland. Schuld daran ist die hohe Luftfeuchtigkeit, die das ganze Jahr um die 80 Prozent liegt. Diese Feuchtigkeit erhöht das Kälteempfinden. Kommt dann auch nur ein leichter Wind dazu, wird es richtig ungemütlich, denn der bläst die warme Luft aus der Kleidung.

      In Taipeh regnet es durchschnittlich an 165,5 Tagen pro Jahr. Damit liegt Taipeh sogar noch vor London mit seinen 156,2 Regentagen. Das hat damit zu tun, dass Taipeh in einem Becken liegt, umgeben von hohen Bergen, worin dann die Regenwolken und im Sommer sogar ganze Gewitter sozusagen hängen bleiben. Deswegen ist das Wetter in Taipeh immer wesentlich schlechter als im Rest Taiwans. Dazu kommt, dass der nördliche Wendekreis Taiwan klimatisch in zwei etwa gleich große Teile teilt: in Tropen mit trockenem Klima im Süden und Subtropen mit feuchtem Klima im Norden.

      4

      不行啊! – BÙXÍNG A! – DAS GEHT DOCH NICHT!

       GEMEINE SÄTZE NETT GEMEINT

      Sophie blinzelt in die Sonne, die durch das Fenster im Wohnzimmer auf die Sofadecke fällt. Schon ein komisches Gefühl auf einer fremden Couch und noch dazu in einem fremden Land wach zu werden, denkt sie. Die Uhr am Fernseher zeigt erst sechs Uhr an, aber so richtig will das mit dem Schlafen nicht mehr klappen. Zu sehr lockt die neue Welt da draußen. Sophie steht auf und tritt ans Fenster. In der kleinen Gasse unter ihr eilen Gruppen von Kindern laut lachend in Uniform zur Schule. Ein Kleintransporter mit Lautsprecher lärmt durch die Gasse. Am Rand stehen Mopeds dicht an dicht, sodass oft nicht einmal eine Hand dazwischen passen würde. Eigentlich ist alles grau und vergittert, behangen mit den Kästen der Klimaanlagen und durchzogen mit schwarzen, zerzausten Elektroleitungen. Der Regen der letzten Nacht hat nasse Stellen an den Mauern und auf den Straßen hinterlassen.

      Trotz alledem ist es ein lieblicher Anblick. Die Sonne schafft es zwischen den Häusern bis auf den Asphalt hinunter, auf dem mit breiten, weißen und gelben Strichen chinesische Zeichen geschrieben stehen. Die Pfützen sind fast verschwunden. Neben den schweren Eisentüren der Hauseingänge stehen Kübel, oft angebrochen, darin wild verwachsene Pflanzen. Kacheln schmücken die Hauswände, Steine mit ornamenthaften Aussparungen die Mauern. Darüber rankt Efeu und überwuchert flächendeckend ganze Balkone und Vordächer. Durch Risse drängen sich kleine Unkrautblumen. Gegenüber auf der Dachterrasse sitzt eine alte Frau, gerade noch hat sie Wäsche aufgehängt, jetzt beobachtet sie Sophie. Sie nicken sich zu und lächeln.

      Hinter Sophie raschelt es. Queenie ist auch aufgestanden.

      »Zǎo’ān! – Guten Morgen!«

      Viel haben sie sich gestern nicht mehr unterhalten können, denn plötzlich hatte Sophie eine bleierne Müdigkeit überfallen.

      »Guten Morgen! Taipeh ist wunderschön«, seufzt Sophie entzückt.

      Queenie lächelt.

      »Deutschland und Europa sind bestimmt viel schöner. Übrigens, das hier ist der Wasserspender. Vorsicht, rechts beim roten Hahn kommt heißes Wasser, in der Mitte beim rosafarbenen lauwarmes. Daneben sind Tassen, die du benutzen kannst.«

      In Sophies Hals kratzt es schon, erst jetzt merkt sie, wie durstig sie ist. Seit dem Apfelsaft zu Mittag gestern im Flugzeug hat sie nichts mehr getrunken. Ein Glas kaltes, prickelndes Wasser, denkt sie, nimmt eine der Tassen und drückt auf den blauen Hahn.

      »Bùxíng a! – Das geht doch nicht! Du kannst doch nicht kaltes Wasser trinken! Und das auch noch morgens auf leeren Magen. Willst du denn krank werden?«

      »Ähm, nein, aber …«

      Weiter kommt sie nicht, denn Queenie beginnt einen Vortrag über traditionelle chinesische Medizin, und irgendein , das durch den Körper fließt. »Hallo?«

      »Ja?« Sophie war in Gedanken weit weg. Sie hat sich gerade vorgestellt, wie dieses aus ihren Handflächen schießt und als rosa Energiestrahl auf Jan trifft – ganz wie in einem Trickfilm. Und dann hat sie sich gefragt, ob man in Südamerika auch kein kaltes Wasser trinken darf.

      »Gehen wir frühstücken! Um die Ecke ist ein Frühstücksladen. Hast du zugenommen? Auf dem Foto, das du mir geschickt hast, hast du dünner ausgesehen. Meine Mutter und meine Großmutter kommen auch mit«, fährt sie fort, ohne Sophies Antwort abzuwarten. Sophie fasst an ihren Bauch. Jan-Kummer-Speck nennt sie die kleine Welle unter ihrem T-Shirt. Sie schluckt kurz über Queenies direkte Worte, dann springt sie auf.

      »Ja, los zum taiwanischen Frühstücksdings!«

      Mutter und Großmutter wohnen gleich eine Etage tiefer. Sie sehen Sophie erstaunt von oben bis unten an, aber Sophie stört das nicht. Sie fühlt sich leicht und unbekümmert: Sie ist in Taiwan, die Sonne scheint und damit ist sie in ihrer dünnen Strickjacke endlich auch wettergemäß angezogen. Und gleich wird sie wissen, was ein Frühstücksladen ist.

      »Nǐ hǎo!«, grüßt Sophie.

      »Chīfàn le méiyou?«, fragt die Mutter.

      »Ob

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