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Franziska suchte sich eine Bar heraus, die nicht gerade zu den am schönsten herausgeputzten gehörte. Sie hatte einmal in einem Kaffeemagazin gelesen, dass die neu renovierten Lokale öfter irgendwelchen Mafiaclans gehörten, und die wollte sie nicht unterstützen.
Die Clans nutzen dabei einen simplen Trick. Es sind keineswegs schießwütige Mafiosi, die im schwarzen Anzug und mit Sonnenbrille vor den Augen in den Lokalen mit ihren Waffen herumfuchteln. Nein, die Herren legen ein tadelloses Benehmen an den Tag und treten als ehrenwerte Geschäftsmänner auf. Barbesitzern wird ein vielversprechender Vertrag angeboten; wenn sie zu einer bestimmten Kaffeemarke wechseln, erhalten sie besonders gute Konditionen oder Prämienzahlungen. In den komplexen Verträgen ist aber eine Klausel versteckt, die der Barbesitzer nicht erfüllen kann. Es kommt folgerichtig zu einem Vertragsbruch, aus dem hohe Schadenersatzforderungen und damit Abhängigkeiten zwischen dem einstmals freien Barbesitzer und dem mächtigen Gegenspieler resultieren. Dem Barbesitzer bleibt am Ende meist nichts anderes übrig, als seinen »Geschäftsfreunden« das Lokal zu überschreiben. Von außen gesehen ändert sich nichts: Der Barista bleibt derselbe. Nur der Gewinn kommt nicht mehr den Menschen hinter dem Tresen zugute, sondern über Strohmänner dem Clan.
Häufig werden die Bars auch als Mittel zur Geldwäsche benutzt. Firmen, die zum »System« gehören, renovieren die Lokale aufwendig und stellen überteuerte Rechnungen dafür. So wird schmutziges Geld gewaschen.
DIE ITALIENISCHE MAFIA
Die Mafia ist ein zu großes Thema, als dass man es hier in ein paar Absätzen umfassend darstellen könnte. Die Literatur dazu ist immens, doch was im deutsch-italienischen Vergleich immer wieder eine Rolle spielt und italienische Staatsanwälte an den Rand der Verzweiflung bringt, ist zweierlei: zum einen die aus ihrer Sicht längst überholte Vorstellung von der Mafia als eine Killerbande, die sich vorrangig in Süditalien gegenseitig abmurkst.
Die Mafia ist heute eher mit einem global agierenden Wirtschaftsunternehmen zu vergleichen, das immense Geldreserven angehäuft hat und danach strebt, mit den Gewinnen aus der illegalen Wirtschaft (Prostitution, Drogen, Waffenhandel, Schutzgelderpressung, Subventionsbetrug etc.) Einfluss in der legalen Wirtschaft und in der Politik zu bekommen und gleichzeitig schmutzige Gelder zu waschen. Zwar kommt es in Palermo und Neapel tatsächlich noch häufig zu Mafiamorden, doch in der wahren Zentrale der Mafia, in Mailand, agieren die Kriminellen auf andere, unauffällige Art und Weise, etwa indem sie Konkurrenzbetriebe einschüchtern und bedrohen.
Übrigens wird in Italien meist von den Mafie gesprochen, man benutzt das Wort Mafia also im Plural und meint damit all die unterschiedlichen Gruppierungen: also hauptsächlich die Cosa Nostra aus Sizilien, die Camorra, die vor allem aus Neapel bekannt ist, die ’ndrangheta aus Kalabrien und die Sacra Corona Unita, die jüngste und kleinste kriminelle Vereinigung, die ihre Heimat in Apulien hat.
Der zweite Aspekt, der die deutsch-italienische Zusammenarbeit erschwert, liegt in einem simplen Umstand begründet: In Italien können Gelder und Wertgegenstände beschlagnahmt werden, selbst wenn die Ermittler bloß den Verdacht haben, dass es sich um Vermögen der Organisierten Kriminalität handelt. Auf diese Art und Weise werden immer wieder Millionenwerte konfisziert.
In Deutschland dagegen ist das viel schwieriger. Und noch eine Vorstellung ist überholt, nämlich die, dass Frauen nichts zu sagen hätten. Ihre Bedeutung in den kriminellen Organisationen wächst, auch weil die erfolgreiche Anwendung der Kronzeugenregelung manche Organisationen empfindlich geschwächt hat, sodass die bislang unverdächtigen Frauen aktiv werden mussten. Vor allem die Finanzen der Clans sind oft in Frauenhand, häufig aber auch nur in Vertretung, bis die inhaftierten Männer wieder freigekommen sind.
Franziska fand schließlich eine kleine Bar mit einem rundlichen Mann hinter dem Aluminiumtresen. Das Lokal schien unverdächtig. Der Mann trug einen etwas zu großen Schnauzbart im Gesicht, was ihn Franziska sympathisch machte.
»Einen Cappuccino, bitte«, sagte Franziska an der Kasse und bezahlte einen Euro. Der Mann hinter dem Tresen hatte mitgehört und die Kaffeemaschine schon angeworfen. Lautstark produzierte die Mühle frisch gemahlenes Pulver.
»Hier, ihr Cappuccino«, sagte er schließlich, wobei er das Wort »Ka-pu-dschi-noh« besonders deutlich aussprach.
Es waren außer Franziska keine Kunden in der Bar. Der Mann schaute auf die Uhr über dem Eingang, dann zu der Frau an der Kasse, zuckte mit den Schultern und meinte: »Na ja, so ist das jetzt halt wohl.« Dann drehte er sich weg und putzte mit einem Lappen etwas an seiner Maschine herum.
Franziska war noch in Gedanken. Schnell trank sie ihre Tasse leer – der Cappuccino schmeckte sehr lecker – wünschte einen schönen Abend und ging hinaus.
Was ist diesmal schiefgelaufen?
Nennen wir es so: Die Italiener sind im Einhalten von Regeln sehr selektiv. Es gibt aber eine ganze Reihe von ungeschriebenen Gesetzen, und da der Kaffee zu den wichtigen Dingen im Alltag gehört, bleibt auch er nicht von dieser zivilen Regelungswut verschont.
Viele Italiener trinken mehrmals am Tag Kaffee. Will man nicht unangenehm auffallen, ist es besser, einige Regeln zu berücksichtigen. Diese Regeln sind keinesfalls in Stein gemeißelt, manche Menschen, auch Italiener, scheren sich, wie viele Touristen auch, nicht um sie. Im Allgemeinen ist man aber auf der sicheren Seite, wenn man einen Cappuccino nur am Morgen und nur zum Frühstück zu sich nimmt, nach einem Essen immer nur einen Espresso trinkt und abends entweder einen Espresso oder maximal einen Latte macchiato (der in Italien männlich ist, nicht wie oft im Deutschen weiblich!).
Grundsätzlich ist das Kaffeetrinken in Italien keine längere Kaffeepause, sondern ein kurzer Break im Alltag, mit Betonung auf kurz. Die Bedeutung des Kaffees ist dennoch hoch. In der italienischen Kultur wird sie selbst in der Sprache deutlich: Es gibt viele Kaffee-Sprichworte wie etwa: »Er (oder sie) hat mir nicht einmal einen Kaffee angeboten«. Das heißt so viel wie »die Person hat mir keine Aufmerksamkeit gewidmet«.
Übrigens ist es völlig richtig, dass Franziska dem Barista einen schönen Abend wünscht. »Buonasera« sagt man in Italien, eine weitere ungeschriebene Regel, ab 15 Uhr, manche sagen gar ab dem Mittagessen. Und ein letzter Hinweis: Will man anderen »noch einen schönen Abend« wünschen, mit Betonung auf dem Verlauf des Abends, sagt man »Buona serata!«
Was können Sie besser machen?
Wenn Sie als Experte erscheinen wollen, können Sie sich aus dem folgenden Kaffee-Bestell-Baukasten einige Elemente herausgreifen:
FÜR DEN ESPRESSO:
ristretto – mit wenig Wasser
lungo – mit viel Wasser
macchiato caldo – mit etwas warmer Milch und Milchschaum
macchiato freddo – mit einem Schuss Milch
schiumato – mit einem Löffel Milchschaum
corretto – mit einem Schuss Alkohol (meist Grappa, aber auch hier gibt es Wahlmöglichkeiten)
nel vetro – im Glas statt in der Tasse