Fettnäpfchenführer Italien. Sandro Mattioli
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FÜR DEN CAPPUCCINO:
chiaro – mit wenig Espresso und viel Milch
scuro – das Gegenteil davon, nicht allzu gebräuchlich
Und: nie mit Sahne, immer nur mit Milchschaum.
Wenn Sie in Rom sind, können Sie auch einen Cappuccio (»Kapuddscho«) bestellen, eine gebräuchliche sprachliche Verirrung. Da Wörter mit der Endung -ino meist Verkleinerungsformen sind, wird bei vielen Worten umgangssprachlich auf eine Ausgangsform geschlossen, die es nicht gibt, eine sogenannte Retroformation. Auch vorkommend bei »Benza« etwa (anstelle von »Benzina«).
In Neapel, wo der Espresso traditionell sehr kurz getrunken wird, kann man gegebenenfalls einen kleinen Spritzer Mineralwasser (mit Kohlensäure) hinzugeben. Hier wird oft auch Crema angeboten, mit Espressokaffee aufgeschäumter Zucker, den man mit einem kleinen Löffel in seine Tasse geben kann.
Ganz wichtig ist aber: Bestellen Sie auf keinen Fall einen caffè americano, wie man den (deutschen) Bohnenkaffee in Italien nennt. Der gilt als »uno schifo«, als »eklig«. Und oft schmeckt er auch so, wenn etwa ein Espresso einfach mit heißem Wasser verlängert wird.
6
WIE FRANZISKA IN EINER BAR FAST ZUR VERBRECHERIN WIRD
DEN KASSENZETTEL SOLLTE MAN IMMER EINKASSIEREN
Franziska ging auf die kleine Tür der Bar zu. Sie war fast komplett mit Aufklebern zugeklebt und man sah kaum durch das Glas. Gerade als sie die Tür mit Schwung aufdrücken wollte – sie klemmte nämlich auch noch – hörte sie die Stimme der Frau an der Kasse laut und deutlich: »Signora, nehmen sie doch bitte ihren Kassenzettel mit!«
»Wie bitte, was meinen Sie?« Franziska ließ die Hand sinken und schaute zu der Frau an der Kasse.
»Nehmen Sie doch bitte ihren Kassenzettel mit!«
»Ich brauche ihn nicht«, antwortete Franziska, »Aber danke für den Hinweis.« Die Frau bestand auf ihrem Vorschlag: »Es wäre aber besser, wenn sie ihn einpacken würden«, sagte sie.
»Ach, nein, ich weiß schon, wo ich mein Geld gelassen habe«, sagte Franziska und gab der Tür nun einen kräftigen Schubs.
Die Tür ging mit Schwung auf und Franziska nach draußen. Sie war gerührt von der Fürsorglichkeit der Frau, auch wenn sie unnütz war: Die Kassiererin konnte ja nicht wissen, dass sie ein exzellentes Zahlengedächtnis hatte.
Was ist diesmal schiefgelaufen?
Franziska hätte auf den Rat der Frau hören sollen, den sie ihr keineswegs aus Fürsorglichkeit gab, sondern mit einem handfesten finanziellen Interesse: Denn es gibt in Italien ein hochvernünftiges Gesetz, dass jedes noch so kleine Päckchen Kaugummi und eben auch jeder Kaffee mit einem Kassenzettel abgerechnet werden muss. Der italienischen Regierung war aufgefallen, dass viele Kleinbeträge an der Steuer vorbei verkauft werden. Als Maßnahme dagegen wurde eine Regelung geschaffen, die es der Finanzpolizei erlaubt, sich den Kassenzettel, den sogenannten Scontrino, nach Verlassen des Ladenlokals vorzeigen zu lassen. Kann der Kunde das nicht, wird eine Strafe fällig – für ihn wie für den Barista oder Ladenbesitzer. Wie effektiv diese Regelung ist, sei insofern dahingestellt, als Kontrollen vor den Lokalen nie zu sehen sind.
Und auch mit dieser Regelung bleibt die Steuerhinterziehung ein großes Problem in Italien: Die Schweiz ist nah, Liechtenstein diente in der Vergangenheit ebenfalls dazu, Geld vor dem Fiskus in Sicherheit zu bringen. Und in den Steuererklärungen geben viele Italiener Minimalbeträge an. Die Finanzpolizei klopft daher schon einmal an die Tür von teuren Internaten und lässt sich eine Schülerliste aushändigen, um das angegebene Einkommen der Eltern zu widerlegen – wer ein hohes Schulgeld zahlen kann, muss viel verdienen. Die Kundenlisten von Luxus-Autohäusern waren ebenfalls schon von Interesse für die Fahnder.
Allerdings macht es der italienische Staat seinen Bürgern nicht gerade leicht, ehrlich zu sein: Die Steuern sind hoch, wenig ist absetzbar und kaum ein Italiener ist der Meinung, dass der Staat sich gut um seine Bürger kümmere. Im Übrigen halten Italiener das auch gar nicht für nötig, denn das Bezugssystem ist dort die Familie.
Auch in Gesetzesdingen wird der Staat oft nicht für voll genommen. Das führt mitunter zu lustigen Auswüchsen. Als etwa im Jahr 2000 die Helmpflicht für Rollerfahrer erlassen wurde, hat eine regelrechte Kampagne die Einführung dieses Gesetzes begleitet. Ihre Kernaussage war, dass dieses neue Gesetz nicht nur erlassen wurde, sondern auch streng kontrolliert werde. In den Hauptnachrichten im Fernsehen wurden entschlossene Politiker gezeigt, Polizisten, die helmlose Fahrer erwischten, die Strafen dafür – ein Bußgeld von damals bis zu 240 Mark, also knapp 120 Euro – wurden aufgezeigt. Und eben immer wieder die Aussage: Bürger passt auf, wir machen Gesetze nicht nur, in diesem Fall kontrollieren wir ihre Einhaltung auch!
»Dieses Mal werden wir es schaffen«, sagte der damals zuständige Minister Willer Bordon in einem Interview. In Siena erhielten Rollerfahrer, die sich an die neue Regel hielten, gar eine Belohnung, eine Eintrittskarte für ein Fußballspiel.
Zugegeben: Die Maßnahmen waren erfolgreich und besiegten die Eitelkeit: Kaum ein Rollerfahrer ist mehr ohne Helm unterwegs, vielleicht von Jugendlichen in Neapel abgesehen, wo die Polizei traditionell etwas großzügig in der Auslegung von Gesetzen ist. Vermutlich trug auch zum Erfolg des Gesetzes bei, dass die in Rechtsdingen immer sehr skeptischen Italiener erkannt haben, wie sinnvoll diese Regelung ist. Ein Blick in die Verkehrsstatistiken zeigt, dass in Italien sehr viele Rollerfahrer auf der Straße ihr Leben lassen.
Ein weiteres medial propagiertes Gesetz ist das Anti-Rauch-Gesetz, welches das Rauchen in öffentlichen Orten verbietet, wozu auch Bars, Kneipen und Diskotheken gehören. Sicher, die Strafen bei Verstößen sind hoch, wie allgemein Strafgelder in Italien höher angesetzt werden als in Deutschland, selbst beim Falschparken ist das so. Doch es ist wenig darüber bekannt, ob es überhaupt Verstöße gab. Denn die Italiener, einst ein Volk von eingefleischten Rauchern, haben die Sinnigkeit dieses Gesetzes nachvollzogen – und dann wird es eben auch respektiert. Ein weiterer Weg, wie man ein Gesetz erfolgreich einführt.
Was die Kassenzettel anbelangt, ist es den meisten wohl zur Gewohnheit geworden, sie einzupacken. Viele werfen sie aber auch einfach weg, meist in den Mülleimer direkt am Tresen. Oder sie lassen ihn in der Bar mit etwas Trinkgeld auf dem Tresen liegen.
Was können Sie besser machen?
Eines sollte man nicht tun: Den kleinen Papierschnipsel an der Kasse gar nicht erst mitnehmen. Nehmen Sie ihren Kassenzettel mit, zumindest bis zum nächsten Papierkorb, und sie machen den Menschen an der Kasse zufrieden. Wenn Sie jedes Risiko vermeiden wollen, stecken sie ihn in Ihre Tasche und denken vor der nächsten Wäsche daran, ihn wieder herauszuholen.
7
WIE DER POSTBOTE ZWEIMAL KLINGELT