Jüdische Altertümer. Flavius Josephus

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Jüdische Altertümer - Flavius Josephus

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und ein Seher wie kaum ein zweiter, sodass, wenn er redete, man Gott selbst sprechen zu hören vermeinte. Das Volk beweinte ihn dreißig Tage lang, und eine so ungeheure Trauer hat die Hebräer nie wieder ergriffen, als damals, da Moyses starb. Und es vermissten ihn nicht nur diejenigen, die persönlich mit ihm verkehrt hatten, sondern auch alle, die seine Gesetze kennen lernten, weil sie aus ihnen auf die hervorragende Größe seiner Tugend schließen konnten. So viel sei über den Tod des Moyses gesagt.

      

(Gekürzt.)

      FÜNFTES BUCH

      DIESES BUCH UMFASST EINEN ZEITRAUM

      VON 476 JAHREN

      ERSTES KAPITEL

      Wie Jesus, der Feldherr der Hebräer, die Chananäer bekriegte,

      sie ausrottete und ihr Land unter die Stämme verloste.

      1. Als nun Moyses, wie gesagt, den Menschen entrückt war, und die gebührenden Trauerfeierlichkeiten für ihn stattgefunden hatten, verkündete Jesus dem Volke, es solle sich zum Kriegszug rüsten. Zugleich schickte er Kundschafter in das Gebiet Jerichos, um die Stärke und die Gesinnung seiner Bewohner zu erforschen. Darauf stellte er das Heer in Schlachtordnung auf, um rechtzeitig den Jordan überschreiten zu können, und berief zu sich die Häupter der Stämme Rubel, Gad und Manasses (denn der Hälfte dieses Stammes war das Land Amoraea, der siebente Teil von Chananaea, eingeräumt worden). Er erinnerte sie an das, was sie dem Moyses versprochen, und beschwor sie, dass sie aus Dank gegen diesen, der bis zum Ende seines Lebens für sie gesorgt habe, wie auch um des allgemeinen Besten willen ihre Versprechungen bereitwillig einlösen möchten. Und da sie ihm Folge leisteten, zog er mit fünfzigtausend Bewaffneten von Abila sechzig Stadien weit an den Jordan.

      2. Als hier das Lager aufgeschlagen war, kamen auch sogleich die Kundschafter, welche alles bei den Chananäern erforscht hatten. Da sie nämlich anfangs dort nicht erkannt wurden, konnten sie ohne Furcht deren ganze Stadt durchspähen und in Erfahrung bringen, wo die Mauern am stärksten und wo sie schwächer waren, auch welche Tore wohl am ehesten dem Heere einzudringen gestatten würden. Diejenigen aber, die ihnen zufällig begegneten, achteten nicht darauf, dass sie alles so genau betrachteten, in der Meinung, sie wollten nur nach Art der Fremden die Stadt aus Neugier besichtigen; dass sie das in feindlicher Absicht taten, ahnten sie nicht im Mindesten. Gegen Abend kehrten die Kundschafter in eine Herberge nahe bei der Stadtmauer ein, wo sie auch schon vorher ihr Mahl eingenommen hatten. Und als sie nun über ihre Heimkehr zu beraten anfingen, wurde dem König beim Mahle angezeigt, es seien Leute aus dem Lager der Hebräer gekommen, um die Stadt auszuspionieren; sie seien bei der Rachab eingekehrt und suchten sich hier möglichst verborgen zu halten. Darauf schickte der König sogleich Häscher ab, um sie festzunehmen; denn er wollte durch Anwendung der Folter von ihnen erfahren, in welcher Absicht sie gekommen seien. Sobald aber Rachab von der Ankunft der Häscher erfuhr (sie trocknete gerade Flachsbündel auf dem Dache), verbarg sie die Kundschafter unter dem Flachs und sagte den Boten des Königs, es hätten zwar einige unbekannte Gäste bei ihr gespeist, sie hätten sich indes vor Sonnenuntergang entfernt. Wenn man sie aber im Verdacht habe, dass sie der Stadt oder dem Könige Schaden hätten zufügen wollen, so werde man sie wohl ohne Mühe einholen können, wenn man sie verfolge. Die Häscher ließen sich von dem Weibe täuschen und dachten an nichts Arges, sodass sie nicht einmal die Herberge untersuchten, sondern sich auf die Suche nach den Spionen begaben auf den Wegen, die zum Flusse führten, und die jene wahrscheinlich bei ihrer Flucht benutzt hatten. Da sie aber nicht die Spur von ihnen fanden, ließen sie von weiterer Verfolgung ab. Als sich nun der Tumult gelegt hatte, holte Rachab die Versteckten herunter und erklärte ihnen, in wie großer Gefahr sie sich ihretwegen befunden habe. Wenn sie nämlich wären ertappt worden, so wäre sie der Rache des Königs nicht entgangen, vielmehr mit ihrem ganzen Hause getötet worden. Sie möchten also dessen eingedenk bleiben und ihr für die jetzige Errettung später Dank wissen, wenn sie in den Besitz vom Chananaea gelangt seien. Sie versprachen ihr auch, sich dankbar erweisen zu wollen, und schworen ihr, sie wollten sie und ihre Familie verschonen, wenn sie nach der Eroberung der Stadt alle übrigen Einwohner umbringen würden, wie es ihnen von Gott vorgeschrieben sei. Zugleich rieten sie ihr, sie solle, sobald sie die Einnahme der Stadt bemerke, ihr Hab und Gut und alle ihre Verwandten in ihre Herberge einschließen und ein purpurrotes Band vor ihre Tür hängen, damit der Feldherr ihr Haus kenne und es verschone. Denn sie würden ihm sagen, das sei das Haus, in welchem sie gerettet worden seien. Sollte aber einer ihrer Angehörigen in der Schlacht fallen, so möge sie es ihnen nicht zur Last legen; denn sie würden Gott, bei dem sie geschworen, bitten, sie vor dem Bruch ihres eidlichen Gelöbnisses zu bewahren. Nachdem sie dieses Versprechen geleistet, zogen sie ab, indem sie sich an einem Seile von der Stadtmauer herunterließen. Und sie kehrten wohlbehalten zu den Ihrigen zurück, denen sie alles erzählten, was ihnen in der Stadt begegnet war. Darauf machte Jesus den Hohepriester Eleazar und die Ältesten mit dem Eide bekannt, den die Kundschafter der Rachab geschworen hatten, und diese billigten ihn.

      3. Der Feldherr aber war in großer Sorge wegen des Überganges über den Fluss, denn er war sehr angeschwollen und hatte keine Brücken, und hätte man eine solche darüber schlagen wollen, so würde der Feind sie wohl daran gehindert haben; Schiffe aber waren auch keine vorhanden. Da aber verhieß ihnen Gott, er werde den Fluss abschwellen lassen, sodass sie ihn überschreiten könnten. Deshalb führte Jesus nach zwei Tagen das Heer und das ganze Volk in folgender Ordnung hinüber. Voran gingen die Priester mit der heiligen Lade, dann folgten die Leviten, welche die Hütte und die zum Opferdienst bestimmten Geräte trugen. Hinter den Leviten zog dann das ganze Volk nach Stämmen, die Weiber und Kinder in der Mitte, damit sie nicht von der Strömung fortgerissen würden. Da nun die Priester zuerst hineinschritten und das Flussbett passierbar fanden, weil das Wasser nicht tief war und der Kies, den der langsamer strömende Fluss nicht mit Gewalt fortriss, ihnen festen Boden gewährte, so setzten auch alle anderen mutig über. Denn sie sahen, dass der Fluss sich so verhielt, wie Gott ihnen vorhergesagt hatte. Die Priester aber blieben in der Mitte des Flusses stehen, bis die ganze Menge hinüber war und sich in Sicherheit befand. Dann erst schritten auch sie ans Gestade und überließen den Fluss wieder seiner Strömung. Sobald aber alle Hebräer hinüber waren, schwoll der Fluss sogleich wieder an und erlangte seine frühere Höhe.

      4. Die Hebräer zogen darauf fünfzig Stadien weiter und schlugen das Lager zehn Stadien von Jericho entfernt auf. Jesus aber baute aus den Steinen, die die einzelnen Stammesoberhäupter auf sein Geheiß im Flussbett aufgehoben hatten, einen Altar zum Andenken an das Zurückweichen des Flusses und opferte darauf. Hier feierte man auch das Paschafest, weil man jetzt alles in Überfluss besaß, woran man früher Mangel gelitten hatte. Denn da die Saaten der Chananäer reif waren, mähte man dieselben ab, und auch sonst machte man Beute. Das Manna aber, das sie vierzig Jahre lang genossen hatten, ging ihnen damals aus.

      5. Obgleich nun die Israeliten alles weit und breit verwüsteten, rührten sich die Chananäer nicht, sondern hielten sich hinter ihren Mauern. Jesus beschloss daher, sie zu belagern. Und am ersten Tage des Festes trugen die Priester die rings von bewaffneter Mannschaft umgebene Lade unter dem Schall von sieben Hörnern um die Mauern der Stadt, indem sie das Volk zur Tapferkeit anspornten; die Ältesten aber folgten hintendrein. Alsdann kehrten sie ins Lager zurück, ohne etwas anderes getan zu haben, als die Hörner zu blasen. Als sie das sechs Tage nacheinander getan hatten, versammelte Jesus am siebenten Tage das Heer und das ganze Volk und verkündete ihnen die frohe Nachricht, dass die Stadt fallen werde, denn Gott

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