Das Ende. Mats Strandberg

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Das Ende - Mats Strandberg

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grinst matt und gerät hinter mir ins Stolpern.

      »Hundert Prozent.«

      »Hundert Prozent was?«

      Sie legt den Kopf in den Nacken und schaut mich durch halb geschlossene Augenlider an.

      »Hundert Prozent fucked up

      Dann lacht sie auf und reißt sich von mir los.

      »Ich komm allein zurecht. Du kannst jetzt gehen«, sagt sie.

      Ein Teil von mir wünschte, ich könnte es. Aber es tut zu sehr weh, sie so zu sehen.

      »Geh«, fordert sie mich auf. »Ich ertrage es nicht … wenn du mich mit diesem … Hundeblick anstierst.«

      Ich packe sie so fest am Arm, dass sie fast stürzt.

      »Ey, was soll das?«

      Mein Griff um ihren Arm wird noch fester. Am liebsten würde ich sie so lange schütteln, bis das Glasige aus ihrem Blick verschwunden ist.

      »Ich will dich aber nicht allein lassen. Du kannst dich ja kaum auf den Beinen halten.«

      »Lass mich los!«

      Plötzlich höre ich, wie sich hinter uns jemand im Laufschritt nähert. Ich schaue mich um und erblicke eine Gruppe von Männern um die dreißig. Sie sind sorgfältig frisiert und wirken nüchtern. Alle tragen die gleichen Windjacken.

      »Alles in Ordnung hier?«, fragt der eine, an Tilda gewandt.

      Mich packt die pure Angst.

      »Ja«, antwortet Tilda. »Wir reden nur.«

      »Sicher? Wir können dich nach Hause bringen, wenn du möchtest.«

      Die anderen kommen näher und mustern mich hasserfüllt. Ich weiß genau, was sie denken. Ein dunkelhäutiger, kahl rasierter Typ mit einer Platzwunde am Auge und ein Mädel, das versucht, ihn abzuschütteln.

      »Nee, alles gut«, antwortet Tilda.

      »Du kannst es uns ruhig sagen. Wir beschützen dich.«

      »Ich pfeif auf euren Schutz. Lasst uns in Ruhe, ihr verfluchten Idioten!«

      Die Männer bleiben stehen. Ein Stück weiter unten auf der Straße schlägt gerade jemand ein Schaufenster ein, doch sie gucken nicht mal hin. Der Kerl, der uns angesprochen hat, wirkt frustriert, denn er würde nur allzu gern etwas Gutes tun und sich als Tildas Retter aufspielen. Doch dafür müsste er sie auch vor irgendetwas oder irgendwem retten, ob sie nun will oder nicht.

      Er macht einen Schritt auf mich zu und das Pochen in meiner Augenbraue wird rascher. Ich habe mich schon seit meiner Kindheit nicht mehr geprügelt. Und außerdem sind sie zu dritt und ich bin allein.

      »Komm«, fordert Tilda mich auf.

      Jetzt ist sie diejenige, die mich die Straße entlangzieht. Ich starre stumm vor mich hin. Erst als ich mir sicher bin, dass die Typen uns nicht mehr folgen, lässt die Angst allmählich nach. Kurz darauf empfinde ich Scham.

      »Danke«, sage ich.

      Doch Tilda entgegnet nichts. Ich bin mir nicht mal sicher, ob sie mich gehört hat.

      Als wir an dem eingeschlagenen Schaufenster vorbeikommen, knirscht es unter unseren Sohlen. Es ist das Geschäft, in dem meine Mütter und ich samstags immer Süßigkeiten gekauft haben, als ich klein war. Jetzt sind alle Regale umgestoßen und die leeren Kunststoffbehälter wahllos über den Fußboden verstreut.

      Dann vernehme ich wieder schnelle Schritte hinter uns und drehe mich um, in der Gewissheit, es seien wieder die Männer in den schwarzen Jacken, doch stattdessen erblicke ich einen Kerl mit bloßem Oberkörper, der ein zusammengeknülltes Poloshirt gegen seine blutende Nase presst. Er erwidert flüchtig meinen Blick, bevor er weiterrennt.

      Ich zerre Tilda schnell in eine Seitenstraße, wo weniger Leute unterwegs sind und es einigermaßen ruhig ist. Die anderen wirken genauso schockiert wie ich.

      »Puh, ich muss unbedingt eine rauchen«, sagt Tilda plötzlich und bleibt abrupt stehen.

      Sie lehnt sich gegen einen Stromkasten und zieht eine Zigarettenschachtel mit russischen Warnhinweisen aus der Tasche. Ihre schmutzigen Hände zittern und ich muss ihr dabei helfen, die Zigarette anzuzünden. Es dauert etwas und Regentropfen hinterlassen schon winzige feuchte Punkte darauf. Dann nimmt sie einen tiefen Zug, bis die Glut knistert, und saugt den Rauch tief in die Lunge ein. Ausgerechnet Tilda, die immer wie besessen war von ihrem VO2max-Wert.

      Alle, die an uns vorbeigehen, beäugen uns misstrauisch. Doch Tilda scheint sie nicht mal wahrzunehmen. Sie wankt leicht.

      »Was hast du heute Abend genommen?«, frage ich noch einmal.

      »Ach scheiß drauf.«

      »Du musst damit aufhören.«

      »Halt die Klappe, Simon. Du bist ja auch nicht grad der Enthaltsamste.«

      »Das ist doch nicht dasselbe.« Ich warte, aber sie entgegnet nichts. »Weißt du überhaupt, was du da nimmst?«

      Tilda grinst mich höhnisch an.

      »Machst du dir etwa Sorgen um mich, Simon?«

      »Na klar!«

      »Alle machen sich andauernd Sorgen um mich. Alle wollen mir sagen, was ich zu tun hab. Die kleine Tilda, die so waaahnsinnig vernünftig sein kann, wenn sie nur will.« Sie mustert mich abschätzig. »Alle voll die Heuchler.«

      »Aber wir wollen dir nur helfen.«

      »Na klar.«

      Sie gerät ins Schwanken und stützt sich an einem Stromkasten ab. Dann nimmt sie einen weiteren Zug und betrachtet blinzelnd den Rauch.

      »Ich hau jetzt ab«, sagt sie.

      »Und wohin?«

      »Das geht dich gar nichts an.«

      »Zu Sait?«

      »Ach hör doch auf. Sait ist ’ne Niete

      »Tilda … Falls du vorhast, dir noch mehr von diesem Zeug zu besorgen … tu es nicht. Bitte.«

      Sie wirft den Glimmstängel auf den feuchten Gehweg, wo er zischend verglüht. Doch sie bleibt stehen. Schaut gen Himmel und blinzelt in den Regen. In ihren Haaren glitzern lauter kleine Tröpfchen.

      »Weißt du, was mir klar geworden ist?«, fragt sie. »Alle sagen immer, dass sie nur mein Bestes wollen … und glauben, dass sie so verdammt viel besser sind als ich … und dabei sind sie die Schlimmsten von allen. Aber das lasse ich mir verdammt noch mal nicht länger gefallen.«

      »Tilda«, entgegne ich. »Ich glaub nicht, dass ich besser bin als du.«

      Sie

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