Sophienlust Bestseller Staffel 1 – Familienroman. Marietta Brem
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Sophienlust Bestseller Staffel 1 – Familienroman - Marietta Brem страница 50
»Es sind deine Noten«, betonte Birgit.
»Eben«, kam es von Adina. »Komm, Großmama, laß uns endlich gehen.« Sie griff nach der Hand ihrer Großmutter.
»O Gott«, stöhnte Birgit leise auf, als die beiden das Haus verlassen hatten. Adina wurde mit jedem Tag aufsässiger gegen sie, und Vilma Stein behandelte sie wie ein Dienstmädchen.
Sie ging ins Schlafzimmer hinauf und legte sich auf ihr Bett. Sie fühlte eine große bleierne Müdigkeit in sich. Wie oft war sie in den letzten Tagen am Verzweifeln gewesen. Am Vorabend hatte Vilma Stein angedeutet, daß sie ihren Aufenthalt bei ihnen ausdehnen wollte. Wolfgang hatte sofort zugestimmt. Er vertrug sich mit seiner Schwiegermutter ausgezeichnet, seit sie aus dem Krankenhaus entlassen worden war.
Birgit richtete sich auf und stützte den Kopf in die Hände. Sie liebte ihren Mann nach wie vor, bereute nicht, ihn geheiratet zu haben, doch er schien blind für seine Umwelt zu sein. Er glaubte ihr ganz einfach nicht, wenn sie von den Schwierigkeiten sprach, die sie tagsüber mit seiner Schwiegermutter und Adina zu bewältigen hatte. Aber wie sollte er ihr auch glauben, denn abends behandelte Vilma Stein sie mit so ausgesuchter Höflichkeit, daß sie selber darüber staunte, wie sie sich innerhalb weniger Stunden so verwandeln konnte. Und auch Adina verhielt sich dann ganz anders.
Denise von Schoenecker hat uns gewarnt, dachte sie, aber wir haben ihre Warnung damals in den Wind geschlagen. Birgit stand auf und trat vor den Spiegel. Ihr Gesicht wirkte verhärmt. Jeden Abend fiel es ihr schwerer, sich für Wolfgang zurechtzumachen.
Ob sie in Sophienlust anrufen sollte? Denise von Schoenecker wußte vielleicht einen Rat. Aber würde das nicht einer Niederlage gleichkommen? Sie hatte versagt.
Birgit hob den Kopf und betrachtete ihr Spiegelbild. Nein, sie durfte sich nicht unterkriegen lassen, mußte gegen den schlechten Einfluß, den Vilma Stein auf Adina ausübte, ankämpfen. Das war sie nicht nur sich, sondern auch Wolfgang und Adina einfach schuldig.
Sie zauberte ein mattes Lächeln auf ihr Gesicht. Irgendwie fühlte sie sich jetzt besser. An diesem Abend wollte sie mit Wolfgang über seine Schwiegermutter und Adina sprechen. Diesmal durfte sie sich nicht mit Beschwichtigungen zufriedengeben, sondern mußte eine klare Entscheidung von ihm verlangen.
Birgit verließ das Schlafzimmer und stieg die Treppe zum Erdgeschoß hinunter. Eigentlich hatte sie vorgehabt, in die Stadt zu fahren, doch sie verspürte keine Lust mehr dazu. Mit einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen wollte sie es sich auf der Terrasse bequem machen. Sie war völlig allein im Haus. Sie wollte die Stille so richtig genießen und Kraft für die Unterredung mit Wolfgang sammeln.
Als Vilma Stein und Adina vom Reiten zurückkehrten, saß Birgit noch immer auf der Terrasse.
»Ich dachte, Sie wollten wegfahren, Birgit«, wunderte sich Vilma Stein.
»Ich habe es mir anders überlegt«, erwiderte die junge Frau.
»Dann würde ich jetzt gern Kaffee trinken! Die Fahrt nach Wildmoos und zurück hat mich doch erschöpft.« Vilma Stein nahm in einem der bequemen Terrassensessel Platz. »Und denken Sie bitte daran, daß ich den Kaffee nicht so stark möchte. Allerdings sollte er schon etwas kräftiger als heute morgen beim Frühstück sein.«
Jetzt hob Birgit doch den Kopf. Sie sah, daß Adina hinter dem Sessel ihrer Großmutter stand. Um die Lippen des Mädchens lag ein Lächeln, das sie nicht zu deuten vermochte. War es Zustimmung, Verlegenheit, oder gar Triumph? Sie war sich einfach nicht sicher. Adina richtete sich hundertprozentig nach ihrer Großmutter, dennoch war sie überzeugt, daß die Elfjährige sich im Grunde auch nach Mutterliebe sehnte.
»Sie wissen ja, wo die Kaffeemaschine steht, Frau Stein«, sagte sie. »Es hat überhaupt keinen Sinn, daß ich den Kaffee aufbrühe. Denn ganz gleich wie ich ihn zubereite, werden Sie stets etwas daran auszusetzen haben.«
Vilma Stein holte tief Luft. »Ich hatte eigentlich immer gehofft, daß wir ein gutes Verhältnis zueinander finden würden, aber scheinbar legen Sie keinen Wert darauf, Birgit«, erwiderte sie. Sie griff nach Adinas Hand. »Machst du mir bitte eine Tasse Kaffee, Adina?«
»Gern, Großmama.« Das Mädchen warf Birgit einen kurzen Blick zu und verschwand dann im Haus.
»Wenn einer keinen Wert auf ein gutes Verhältnis legt, dann sind Sie es, Frau Stein«, tat Birgit ihre Meinung kund. Sie stand auf. »Um ehrlich zu sein, mir reicht’s allmählich. Ich bin sicher, daß Sie ihr Domizil hier nur aufgeschlagen haben, um Unfrieden zu stiften.«
»Was nehmen Sie sich eigentlich heraus?«
»Ich wollte Ihnen schon lange einmal sagen, was ich von Ihnen denke.« Birgit wußte, daß es unklug war, so zu Vilma Stein zu sprechen, doch sie konnte sich nicht länger beherrschen. Statt erst auf ihren Mann zu warten, sagte sie ihr bereits jetzt gehörig die Meinung.
»Birgit!«
Die Frau hob den Kopf und sah zum Salon. Wolfgang stand in der offenen Terrassentür. Weder sie noch Vilma Stein hatten ihn kommen hören. »Vielleicht ist es gut, daß du gerade dazukommst«, sagte sie. »Deine Schwiegermutter behandelt mich immer wieder wie ein Dienstmädchen. Und das lasse ich mir nicht länger gefallen, ich denke nicht daran. Adina hetzt sie auch gegen mich auf.«
»Die ganze Sache ist mir zu dumm.« Vilma Stein stand auf. »Ich bin nicht gewillt, länger zuzuhören. Ich weiß nicht, was in deine Frau gefahren ist, Wolfgang.«
»Vati, schön, daß du schon da bist«, rief Adina. Sie brachte eine kleine Kanne und stellte sie auf das Tischchen, das neben dem Sessel stand, in dem ihre Großmutter gesessen hatte. »Soll ich dir auch einen Kaffee machen?«
»Das Kind muß Kaffee aufbrühen, weil deine Frau scheinbar zu erschöpft ist, um sich selbst darum zu kümmern«, bemerkte Vilma Stein gehässig.
»Aber ich mache das doch gern, Großmama«, sagte Adina. »Mutti sieht wirklich müde aus.«
»Wolfgang, ich möchte dich unter vier Augen sprechen«, warf Birgit ein. Sie fühlte, daß sie in die Defensive gedrängt worden war.
»Wie du willst«, erwiderte Wolfgang ziemlich steif.
»Ich war heute mit Großmama wieder in Sophienlust«, erzählte Adina ihrem Vater.
»Wir sprechen nachher darüber, Kleines.« Er strich seiner Tochter flüchtig übers Haar, dann ging er in den Salon. Birgit folgte ihm stumm.
»Ich weiß nicht, wie lange du schon unserem Gespräch zugehört hast«, begann Birgit. Sie stand am Fenster und drehte sich jetzt zu ihm um.
»Lange genug, um zu wissen, daß man so nicht mit einer Frau spricht, die erst vor kurzem operiert worden ist«, entgegnete Wolfgang. »Sag mal, was ist eigentlich in dich gefahren, Birgit? So kenne ich dich gar nicht.«
»Wenn man dich von morgens bis abends tyrannisieren würde, würdest du wahrscheinlich auch einmal die Nerven verlieren. Kaum bist du frühmorgens aus dem Haus, geht es los. Ich werde von deiner Schwiegermutter wie ein Dienstmädchen behandelt. Abends, wenn du zu Hause bist, tut sie dann so, als würde sie auch mir dankbar sein, daß wir sie aufgenommen haben. Dann kann sie nicht genug liebe Worte finden.«
»Meine Schwiegermutter war schon immer