Sophienlust Bestseller Staffel 1 – Familienroman. Marietta Brem

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Sophienlust Bestseller Staffel 1 – Familienroman - Marietta Brem Sophienlust Bestseller

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wenn ich sie anhatte. «Sie lachte. »Ich habe ein Foto. Tante Carola, die Schwiegertochter von Frau Rennert, hat es gemacht.« Sie nahm einen Schluck Tee. »Großmama schlägt sicher die Hände über dem Kopf zusammen, wenn sie es sieht. Aber wenn ich in Sophienlust auf Zarah reite, werde ich diese Sachen immer tragen. Ich möchte wie die anderen Kinder sein.«

      »Das ist vernünftig, Adina«, lobte Wolfgang Kayser zufrieden. »Ich…« Das Klingeln des Telefons unterbrach ihn. »Laß nur, ich gehe an den Apparat«, sagte er, als Birgit aufstehen wollte.

      Die junge Ehefrau blickte zur Uhr. »Wer kann denn das noch sein?« überlegte sie laut.

      »Vielleicht Cordula«, erwiderte Adina. »Eigentlich wollte ich heute noch zu ihr gehen, aber ich habe keine Lust. Hier ist es auch schön.«

      Es dauerte nur wenige Minuten, bis Wolfgang zurückkam. Sein Gesicht wirkte ernst. Stumm setzte er sich wieder an den Tisch. »Es war meine Schwiegermutter«, sagte er schließlich.

      »Was wollte Großmama denn?« fragte Adina. »Gehen wir sie morgen gleich besuchen?«

      »Du hattest doch erst vorhin mit ihr telefoniert«, meinte Birgit besorgt.

      »Über den Besuch bei deiner Großmutter sprechen wir morgen früh«, vertröstete Wolfgang seine Tochter. »Was würdest du heute am liebsten tun, Kleines?« Es klang befreit, aber Birgit merkte deutlich, daß ihn etwas bedrückte.

      Adina dachte nach. »Ich könnte euch etwas vorspielen«, schlug sie schließlich vor.

      »Eine gute Idee.« Wolfgang sah Birgit an. »Meinst du nicht auch?«

      »Doch, ich habe Adina bis jetzt nur selten spielen gehört.« Birgit lächelte dem Mädchen zu. »Ich freue mich darauf, Adina«, sagte sie.

      Die Eheleute kamen erst am späten Abend dazu, miteinander unter vier Augen zu sprechen. Adina war schlafen gegangen. Ihre Geige lag auf der Couch.

      »Gehen wir noch ein Stückchen spazieren, Liebling«, schlug Wolfgang vor.

      »Gut!« Birgit griff nach der Geige und verstaute sie sorgfältig im Kasten. Es war noch nie vorgekommen, daß Adina das Instrument offen liegengelassen hatte. Sie schien todmüde gewesen zu sein.

      »Es geht um meine Schwiegermutter«, begann Wolfgang, als sie die Terrassenstufen Arm in Arm hinunterstiegen.

      »Du warst nach dem Gespräch verändert, aber ich wollte dich nicht in Gegenwart Adinas fragen«, erwiderte Birgit. »Was ist denn passiert? Geht es ihr wieder schlechter?«

      »Kannst du dich erinnern, mit welchen Worten sie vor neun Wochen unser Haus verließ?«

      Birgit nickte. »Sie wollte es nie wieder betreten.«»Und nun hat sie mich gebeten, sie für vier Wochen aufzunehmen.« Wolfgang spürte, wie Birgit neben ihm erstarrte. »Ich war genauso entsetzt«, fügte er hinzu. »Ich sagte ihr ganz ehrlich, daß ich erst mit dir darüber sprechen müßte. Immerhin wäre ich ja jetzt wieder verheiratet und du hättest in dieser Sache ein gewichtiges Wort mitzureden.«

      »Und was hat sie darauf gesagt?« fragte Birgit. Ihre Stimme vibrierte leicht.

      »Sie sagte, sie würde mich voll und ganz verstehen und bat mich, mit dir zu sprechen.«

      »Das klingt so gar nicht nach Vilma Stein.«

      »Ganz und gar nicht.«

      »Und wie sollen wir uns entscheiden?« fragte Birgit. Der Gedanke an Wolfgangs Schwiegermutter jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Sie wollte ihren Mann bitten, rigoros abzulehnen, doch das erschien ihr dann doch zu hart angesichts der Tatsache, daß Vilma Stein gerade erst an der Galle operiert worden war. »Was ist mit ihrem Personal?«

      »Sie glaubt nicht, daß Louise in der Lage ist, sie zu pflegen.«

      »Und eine bezahlte Pflegerin?«

      »Sie duldet keine fremde Frau im Haus.« Wolfgang seufzte. »Ich habe ihr ein gutes Sanatorium vorgeschlagen, aber das hat sie auch abgelehnt. Sie meint, sie würde sich in einem Erholungsheim so ganz allein todunglücklich fühlen.«

      »Es sei denn, Adina würde sie in die Verbannung begleiten«, bemerkte Birgit. »So ähnlich wird sie sich doch ausgedrückt haben?«

      »Du hast es erraten.«

      »Das kommt natürlich nicht in Frage.«

      »Ich bin froh, daß du so denkst, Liebling.«

      Birgit überlegte. »Mein Verstand sagt mir, daß es besser ist, sie in ihren eigenen vier Wänden unterzubringen, aber mein Gefühl, vielmehr mein Pflichtgefühl…« Sie seufzte auf. »Ich habe Angst, Wolfgang.«

      »Ich auch«, gestand er. »Ich bin hin und her gerissen. Sie ist Ellens Mutter, und ich habe Ellen sehr geliebt. Muß ich mich nicht um ihre Mutter kümmern? Andererseits könnte sie alles zerstören, ich meine deine Beziehung zu Adina. Gut, sie mag uns vielleicht versprechen, sich aus allem herauszuhalten, aber wird sie es halten?«

      »Wenn wir merken, daß es nicht geht, bitten wir sie eben, in ein Sanatorium zu gehen«, schlug Birgit widerwillig vor.

      »Wenn du meinst, wir könnten es wagen«, sagte Wolfgang. Obwohl er seine Schwiegermutter nicht sonderlich mochte, klang es erleichtert.

      »Es bleibt uns ja nichts anderes übrig«, erwiderte Birgit. »Vergiß nicht, wir sind zu zweit, wir werden es schon schaffen.« Es klang zuversichtlicher, als sie es war.

      *

      »Großmama, wie sehe ich aus?« Adina drehte sich vor ihrer Großmutter im Kreis. Sie trug wieder die teure Reitkleidung, die ihr Vilma Stein zum Geburtstag geschenkt hatte.

      »In diesen Zigeunerkleidern fahre ich nicht mit dir zum Reiten«, hatte sie gesagt, als Adina vor einigen Tagen die von Schwester Regine geschenkten Kleider hatte anziehen wollen.

      »Du siehst wunderschön aus, Liebes«, erklärte sie jetzt und zog Adina in die Arme.

      »Wann gehen wir mal wieder zusammen ins Konzert, Großmama?« fragte das Mädchen.

      »Wie wär’s mit Freitag?«

      »Au fein!« Adina wandte sich zu Birgit um, die mit einer Näharbeit auf der Couch saß. Den Vati nehmen wir aber auch mit.«

      »Natürlich.« Vilma Stein stand auf. »Ich fahre jetzt mit Adina los«, sagte sie zu Birgit. »Wir sind so gegen sechzehn Uhr zurück. Es wäre schön, wenn es dann Kaffee gäbe.«

      Birgit kochte vor Wut. Vilma Stein lebte seit drei Wochen bei ihnen, und es war nicht abzusehen, wie lange sie noch bleiben würde. Von wegen Rekonvaleszentin! Ihr ging es besser als je zuvor. Nur Wolfgang glaubte noch an ihre angeblichen Beschwerden und Schwindelanfälle.

      »Mit Ihrem Hausmädchen mögen Sie zwar in diesem Ton sprechen können, Frau Stein, aber nicht mit mir«, erklärte sie. »Ich fahre nachher in die Stadt und bin sicher nicht bis sechzehn Uhr zurück.«

      »Weiß Wolfgang davon?«

      »Adina, bleibt es dabei, daß wir heute nachmittag gegen fünf englisch üben?«

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