Der Televisionär. Группа авторов

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zur damals entstehenden Dokumentarliteratur. Als Markenzeichen seiner von den Kritikern primär gelobten Filme – wie auch seiner Arbeiten für Print und Theater – galt die Tatsachentreue, Wirklichkeitsnähe und Genauigkeit von Personen und Orten, kurzum: dass er seine Themen recherchierte und Narration wie Dialoge mit der Realität so weit als möglich übereinstimmten. Diese Authentizität des audiovisuellen Erzählens stützte er ab durch formal innovative Aufarbeitung. Drehbuch für Drehbuch entwi­ckelte sich der journalistische Profi so zu einem Schriftsteller, der in seinen besten Werken nicht Geschichten erfand, sondern Zeitgeschichte erzählte. Diese Qualitäten machten Menge zu einem idealen Autor für das Fernsehen. Schon in seiner Person, seinem Werdegang, verkörperte er dessen besondere Situation: ein zugleich journalistisch-dokumentierendes und künstlerisch-fiktionales Medium zu sein.

      Doch in Menge selbst wuchsen Zweifel; zwar nicht an seiner dokumentarisch geprägten Arbeitsweise, wohl aber an den erzählerischen Formen, in denen er die Ergebnisse seiner Recherchen aufarbeitete. Dieselbe journalistische Schulung und kritische Haltung, die einst seine dokumentarische Wende als Drehbuchautor ausgelöst hatte, führte nun dazu, dass sich sein Interesse forschend auf das Medium Fernsehen selbst zu richten begann. Zum einen analysierte und dekonstruierte er die spezifischen Formen, die sich binnen verhältnismäßig kurzer Zeit in der Television ausgebildet hatten und in denen sie ihre Inhalte vermittelte. Neben dem Fernsehspiel waren das vor allem das Magazin, die Show und die Nachrichtensendung. Zum anderen hinterfragte er die institutionellen Kontexte, in denen das Fernsehen als Leitmedium der Bonner Republik funktionierte oder in naher Zukunft funktionieren könnte.

      Unter den Bedingungen industrieller (Massen-) Medien konzentrierte sich diese Anstrengung der Rezipienten auf jene Qualitäten der medialen Angebote – Texte, Bilder, Fotos, Filme –, die wir unter dem Begriff des Authentischen fassen: auf eine Echtheit also, wie sie die Identität des Medialen mit dem Wirklichen verbürgt (oder zu verbürgen scheint). Bereits die Nutzung von Massenpresse, Radio und Film für Propagandazwecke, die nicht nur die totalitären Regimes der Vorkriegs-, Kriegs- und Kalte-Kriegs-Nachkriegszeit offen praktizierten, hatte diese – seit den 1920er Jahren – traditionelle Ansicht von der Objektivität und damit Authentizität fotografischer beziehungsweise filmischer Artefakte unterminiert.

      Die mediale Wende, die Wolfgang Menge über ein halbes Jahrzehnt – von 1968 bis 1973 – zu Experimenten mit faktionalen Fernsehspielen führte, hatte formale wie inhaltliche Konsequenzen. Zum Ersten veranlasste ihn die Anstrengung, den journalistisch-penibel recherchierten Inhalten einen auch ästhetisch angemessenen, also innovativen Ausdruck zu geben, das vom Kino übernommene Korsett des Erzählfilms abzustreifen und in fernsehspe­zi­fischen Formen wie Magazin und Show neue, eher mosaikhaft-fragmentarische und der Tendenz nach nonlineare Erzählformen zu suchen. Zum Zweiten schritt er thematisch von der Authentifizierung des Tatsächlichen beziehungsweise der Gegenwart – den semi-dokumentarischen Verbrechen der Stahlnetz-Serie oder des Polizeirevier Davidswache-Spielfilms sowie der fast tagespolitischen Aktualität von Begründung eines Urteils oder Fragestunde – zur Authentifizierung des Möglichen fort: den Szenarios einer potentiellen Wiedervereinigung, eines potentiellen Privatfernsehens, einer potentiellen Umweltkatastrophe.

      Um

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