Die Poesie des Biers 2. Jürgen Roth

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Die Poesie des Biers 2 - Jürgen Roth

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oder eines der exquisiten Gerichte aus der dezidiert international orientierten Gourmetküche zu verdrücken.

      Da abzuhocken, und sei’s an einem der schläfrigeren, kalmierenden Tage, oder auf der Terrasse zur Straße hin, das hilft allemal, die röhrend dumme Welt zu vergessen und zu merken, worauf es im Leben ankommt: auf ein Bier, eine bekömmliche Mahlzeit, einen sympathischen Wirt und auf ein – leider durch undurchschaubare personalpolitische Dauerrotationen ununterbrochen durcheinandergewirbeltes – Damenbedienungsteam, das ein paar Gedanken auf Trab bringt.

      In »Kamerun«, wie das Gallusviertel einst genannt ward, gibt es eine Oase. Dort sich zu laben ist ein Gebot der Vernunft und der Lebenskunst. Und zwar jeden Tag aufs neue.

      PS: Im Vorwort zur zweiten Auflage der Poesie des Biers (Münster 2010) habe ich »auf das konservatorisch-eschatologische Moment von Literatur« verwiesen. Ich muß es auch an dieser Stelle tun. Die Zeitungsente existiert nicht mehr.

      Konrad Duden, Oskar Werner und

       Dr. Potthoft

       Von Marco Gottwalts

       Ehrendes Gedenken

      Profunde Kenner der Sesamstraße verbinden vielleicht noch etwas mit der Figur des Alphabet-Jens. Die Geschichten rund um die witzige Puppe spielten im imaginären Wilden Westen, wo die bloße Nennung seines Namens Angst und Schrecken verbreitete. Denn er war der schnellste Alphabetaufsager jenes gesamten Wilden Westens. Betrat er den Saloon, verstummte das Klavier, und es herrschte atemloses Schweigen.

      Er gewann jedes Duell spielend. Während andere noch überlegten, welcher Buchstabe auf das C folgt, hatte er bereits das R hinter sich gelassen und formte das S mit seiner flinken Zunge. Der Clint Eastwood unter den Alphabetaufsagern also – pistolenkugelschnell und gnadenlos präzise.

      Was jedoch die wenigsten wissen, ist, daß der lustige Name Alphabet-Jens eine dreiste Anspielung auf Konrad Duden ist, der zu seinen Lebzeiten von seinen Freunden und Arbeitskollegen liebevoll »Buchstabier- Konni« genannt wurde.

      So lautet zumindest die offiziell überlieferte Schreibweise. Auf dem Sterbebett hat nun jedoch Karl Heinz Schibulski, Lieblingsenkel von Dudens engstem Mitarbeiter Friedrich Wilhelm Schibulski, noch flugs seine Lebensbeichte abgelegt und der erschüttert dreinblikkenden erbgeilen Mischpoche eröffnet, daß Duden ob seiner Neigung zu übermäßigem Gerstensaftkonsum tatsächlich als »Buchstabier-Konni« verschrieen war – eine Nachricht, die, was wohl leicht nachvollziehbar ist, die bisher weitgehend als gefestigt geltende Duden-Forschung in ihren Grundfesten erschüttert hat.

      Eine Neufassung großer Teile seiner Biographie erscheint somit unausweichlich. Und so lag es nicht nur nah, sondern es verlangte sogar zwingend danach, die frühere Philologen-Schänke in Berlin nach ihrem wohl berühmtesten Stammgast zu benennen: Duden-Schänke.

      Um nun zu überprüfen, ob diese historische Verantwortung vom dortigen Fachpublikum auch angemessen gelebt wird, begab ich mich zum Ortstermin und traf sorgfältig meine Feststellungen. Im Ergebnis darf ich ausführen, daß das Wissen um das Erbe des großen Namensgebers allenthalben mit Händen zu greifen und insofern nicht zu beanstanden ist. Was das BuchstaBieren angeht, macht den Insassen hier so schnell keiner was vor. Alphabet-Jens muß sich warm anziehen.

      *

       Der berühmte Schritt zu spät

      Als geborenes Landei mit entsprechend derb-bäuerlicher Sozialisation bin ich ein Freund des Faktischen und der Eindeutigkeit. Schnickschnack und Rumgedöns sind meine Sache nicht. Und so ist es auch kein Wunder, daß ich in den Tagen, als mein Körper noch etwas geschmeidiger und leistungsfähiger war, Sportarten mit »Hand und Fuß«, nämlich Hand- und Fußball ausübte. Und in beiden Disziplinen führten mich meine Talente an die vorderste Front. Im Handball bekleidete ich die Position des robusten Kreisläufers und im Fußball die des Mittelstürmers klassischer Gerd Müllerscher Prägung: Zack – bumm – Tor! Zu Recht wurde mir die Fähigkeit zugesprochen, dorthin gehen zu können, wo’s weh tut – wie man so schön sagt.

      Meine Amateursportlerkarriere hat inzwischen ihr Ende gefunden. Doch sollte ich deshalb auch meine hervorstechenden Talente einmotten? Keinesfalls, denn auch der elefantengraue Alltag spart nicht mit Herausforderungen, in denen eine Portion Unerschrockenheit und Unempfindlichkeit durchaus von Vorteil ist.

      Nehmen wir zum Beispiel den Gastronomiebetrieb Kronprinzen-Eck im Frankfurter Bahnhofsviertel. Allein der Name des Instituts wird die empfindsamen Gemüter unter euch zweifellos erschaudern. Anders verhält es sich beim furchtlosen Verfasser dieser Zeilen. Selbstbewußt wie Chuck Norris näherte ich mich der bereits äußerlich wenig einladenden Spelunke und war auf alles gefaßt. Und ich sage euch: Alle denkbaren Befürchtungen waren »hundert Pro« gerechtfertigt. Die literarisch zu Weltruhm gelangten »schwankenden Gestalten« versuchten sich auch hier wieder irgendwo festzuhalten. Was nicht immer gelang – weder in der, wie wir wissen, Tragödie erster Teil noch in der hier in Rede stehenden Fortsetzung. Wer sich nun interessehalber näher mit der Atmosphäre in derartigen Etablissements beschäftigen möchte, dem sei an dieser Stelle die Lektüre von Jörg Fausers Erzählung Alles wird gut anempfohlen. Dort steht’s geschrieben.

      Erzählenswert ist meinerseits aber doch noch, daß die sehr herbe weibliche Thekenkraft den bestellten Schnaps in einem Wasserglas servierte. Meinem erstaunten und fragenden Blick folgte sogleich die Erklärung: »Die Schnapsgläser habbe’ se uns gestern all’ kabbuttgeschmisse’.« Verdammt, offenbar war ich einen Tag zu spät dran. Und da schließt sich der Kreis wieder. Der Schnellste war ich auch beim Hand- und Fußball nie.

      PS 2013: Das Kronprinzen-Eck gibt es nicht mehr.

      *

       Eisiges Schweigen

      Nach meiner Wahrnehmung ist der männliche Vorname Alfons nicht mehr besonders en vogue, obwohl er – im Gegensatz zu Adolf – überhaupt nicht negativ besetzt ist. Vorbei die Zeiten, in denen fast ein jeder einen Onkel Alfons vorzuweisen hatte, welcher in den Erzählungen seiner unzähligen Nichten und Neffen stets in seiner Paraderolle als durch nichts zu erschütternde Stimmungskanone mit zwerchfellzerberstendem Lachen aufzutreten pflegte. Selbst die traurigste Beerdigung nach einem plötzlichen Kindstod wurde durch die Anwesenheit des lustigen Oheims in den Rang einer straßenfegenden Samstagabendunterhaltungsshow erhoben; natürlich nicht im Sinne der aktuellen Dschungelcamp- oder Pöbel-Casting-Nabelschauen, sondern der guten alten Fernsehunterhaltung mit Kuli, Frankenfeld oder Carrell, in der noch bunte Sträuße froher Melodien gebunden wurden und/oder sich sechs Kandidaten aus sieben Ländern ein Stelldichein beim Wein gaben. Soweit die gängige Onkel-Alfons-Legende.

      Mir war ein solch amüsanter Onkel Alfons nicht vergönnt. Doch damit nicht genug. Der einzige Alfons, der mir namentlich bekannt war und ist, trägt den Nachnamen Berg. Vom Berg zum Gipfel ist es glücklicherweise nicht weit, so daß mir der listige Einschub der folgenden Begebenheit auf besonders geschmeidige Art und Weise ermöglicht wird, denn es war tatsächlich der sprichwörtliche Gipfel, was sich besagter Alfons Berg am 16. Mai 1992 gestattete. Es war der letzte Spieltag der Fußballbundesligasaison 1991/92, und zwischen Hansa Rostock und Eintracht Frankfurt stand es 1:1. Der Frankfurter Eintracht, die unter dem damals als Voodoo-Trainer vergötterten Dragoslav »Stepi« Stepanović den »Fußball 2000« zelebrierte, fehlte noch ein Tor zur Meisterschaft. Und es war greifbar nah. Als nämlich Ralf Weber eine knappe Viertelstunde vor Schluß mit dem Ball am Fuß resolut wie ein Panzer in den Strafraum Richtung Rostocker Tor marschierte, haute ihn der Rostocker Verteidiger, deutlich erkennbar für ganz Fernsehdeutschland und jeden Stadionbesucher, sauber von links um. Klarster Elfmeter seit Erfindung der Kloßbrühe! Dachten

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