In jeder Beziehung. Birgit Schmid

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In jeder Beziehung - Birgit Schmid

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immer auf der Bühne steht. Auch die Lederjacke ist eine Waffe, vor allem, wenn ein Töff dazugehört. Es passt weiter: unrasiert. Aber nicht für länger als drei Tage.

      Einsam sein: Männerbeauftragte werden es nicht gerne hören, aber wenn die Einsamkeit einen Mann umgibt, kann das sehr anziehend wirken. Ein Mann, der das Alleinsein erträgt, setzt sich mit sich auseinander, und das kommt auch einer Frau zugute. Zudem gibt ein Steppenwolf auf diese Weise zu verstehen, dass er gerettet werden muss. Das reizt viele Frauen. Er komme aus der Kälte und könne nirgends hin, singt Iggy Pop in »Stray Dog« mit der Stimme eines Köters. Er gebe dafür seine Freiheit und den Ruf der Wildnis auf.

      Humor haben: Wenn er fehlt, ist alles verloren.

      Kochen können: Man kann dem Mann heute die Küche getrost überlassen. Eine Frau betritt sie währenddessen höchstens, um dem Koch mit dem Champagnerglas in der Hand zu assistieren. Was für eine schöne Folge der Emanzipation.

      Respektieren: Ein Mann, der sich bewusst ist, dass wir noch immer in a man’s world leben, die aber nichts wäre ohne eine Frau oder ein Mädchen – er hat uns auf seiner Seite. »Man made the cars to take us over the road, made the train to carry the heavy load, man made electric light to take us out of the dark«, sang James Brown schon 1966. Danke, Männer, für die Autos, den Zug und vor allem den Strom, der die Dunkelheit erhellt. »This is a man’s world, but it wouldn’t be nothing, nothing without a woman or a girl.«

      Über Geld und Status verfügen: Jetzt nicht gleich widersprechen, Frauen, und es als Klischee abtun. Denn ob wir es wahrhaben wollen oder nicht – beides erhöht die Anziehung. So wie manche Frauen Künstler lieben für deren Ideale und den frei schwebenden Geist. Umso mehr, wenn der Künstler erfolgreich ist.

      Tanzen: Kann er führen, geben wir uns hin.

      Sex: Gibt es diesbezüglich wirklich noch Fragen?

      AUF DEN

       ZWEITEN BLICK

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      Später kann man nicht mehr sagen, wann es genau passiert ist. Wie das Licht auf ihr schlafendes Gesicht fällt, das er betrachtet. Wie er sie hochnimmt, und plötzlich fühlt sie sich erkannt. Wann also der Moment ist, in dem man sich verliebt. Und der Leberfleck und die verschiedenförmigen Augen fügen sich zu Einmaligkeit. Der verliebte Blick verschönert den andern.

      Sein schlenkernder Gang kommt zu seinem Lachen kommt zu seiner Kenntnis der Astronautik: Er ist es! Ihre Rede kommt zu ihrer Wildheit kommt zu ihrem Blick: Sie ist es! Und jede Abweichung von dem, was man als attraktiv einstuft, verliert an Kraft.

      Das hat etwas Weiteres zur Folge: Weil man die ganze Schönheit von jemandem erst im Lauf einer Bekanntschaft sieht, finden sich immer wieder ungleich attraktive Paare. Eine 8, auf einer Skala von 10, tut sich mit einer 5 zusammen. Eine 6 wählt eine 2.

      Was Nicht-Eingeweihte denken, wenn sie solche Paare sehen, ähnelt sich hingegen immer. Sie denken aus Neid oder Ignoranz:

      Ich bin doch eine 8, und immer noch Single – was fischt die 5 in meinem Teich? Oder: Was sieht die 6 in dieser 2? Die 2 ist sicher gut im Bett. Oder sie verfügt über Geld, Jugend oder andere Eigenschaften, bei denen es nicht um wahre Liebe gehen kann.

      Dabei wirkt hier oftmals nur die Zeit. Die Zeit kehrt die Gesetze der Anziehung um. So erging es Jane Austens Mr. Darcy in »Pride and Prejudice«, der zu Beginn für Elizabeth Bennets Erscheinung wenig übrighat. Sie sei »tolerable, but not handsome enough to tempt me«. Sie sehe zwar leidlich aus, aber zu wenig gut, um ihn zu reizen, sagt er und bemängelt: »more than one failure of perfect symmetry in her form«.

      Psychologen an der University of Texas haben in einer Studie aufgezeigt, warum es schon Anfang 19. Jahrhundert anders kam: Warum sich Mr. Darcy dann doch in Elizabeths Charme verliebte, in ihren unabhängigen Geist. Studierende mussten den »romantischen Appeal« ihrer Mitstudierenden einschätzen. Frauen von Männern und umgekehrt. Fanden die meisten zu Semesteranfang dieselben Personen begehrenswert, gingen die Meinungen nach drei Monaten weit auseinander darüber, wer begehrenswert ist. Je mehr Zeit man also miteinander verbringt, desto unterschiedlicher wird Schönheit eingeschätzt.

      Nicht untersucht wurde der Cyrano-de-Bergerac-Effekt. Ob nämlich weniger schöne Menschen auf einem Gebiet ein besonderes Talent entwickeln; sie verführen durch Sprache, die richtigen Lieder und ihren erotischen Stil. Mit ihrer Fertigkeit lassen sie jede 9 oder 10, die sich oft allein auf ihr gutes Aussehen verlassen, hinter sich zurück. Und das reicht auf Zeit nicht aus.

      Dass Liebe auf den ersten Blick überschätzt wird und innere Schönheit ebenso zählt, belegt auch eine Forschung an der Northwestern University in Illinois, USA. Gingen Paare eine Liebesbeziehung ein, kurz nachdem sie sich kennengelernt hatten, waren sie ähnlich attraktiv. Kannten sich die Paare schon lange und waren vielleicht Freunde, bevor sie zu Liebenden wurden, dann sah einer der beiden oft viel besser aus als der andere. Schönheit liegt im liebenden Blick.

      Was heißt das nun? Um genau den oder die zu finden, die in derselben Hübschheits-Liga spielen, gibt es natürlich das Online-Dating. Hier ist das Äußere entscheidend. Das schließt dann wohl den Menschen aus, den man viel eher an der Uni, im Büro oder Sportclub kennenlernt. Wo man jemanden von sich einnehmen kann und plötzlich sieht: sein Wissen, seine Wachheit. Er ist es! Ihre Klugheit, ihr Witz. Sie ist es!

      LIEBES BRAUTPAAR,

       HÖR MAL ZU

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      Als müsste man dem dunklen Jahresbeginn etwas Schönes entgegensetzen, liegen den Zeitungen bereits die ersten Hochzeitsspecials bei. Zwei Menschen sagen Ja zueinander, sie wollen das Bett teilen und den Tisch – und den Tisch um zwei Plätze erweitern oder drei, sich zugetan sein in guten wie in schlechten Zeiten, sich Geliebter, Freundin, Kumpel, Schwester sein. Wie alle glauben sie, bei ihnen halte es für immer.

      An der Feier haben meist auch die befreundeten Paare eine Rolle, die bereits seit fünf oder fünfzehn Jahren verheiratet sind. Sie heben das Glas, lassen es klingen und setzen zum Lob auf die Ehe an. Sie sagen:

      Das Schicksal hat euch zusammengebracht, es ist, als gehörtet ihr schon immer zusammen. Verheiratet sein bedeutet, sich noch verbundener zu fühlen.

      Sie schließen mit dem Gedicht »Was es ist« von Erich Fried.

      Die Worte kommen von Herzen, aber sie lassen vieles aus. Wenn Freunde an der Hochzeit von Freunden einen Toast aussprechen, unterschlagen sie, was auch zu sagen wäre. Hat man sich denn nicht zu Offenheit bekannt, damals an der Uni, als man zu Freunden wurde? War das Vertrauen nicht immer groß genug, selbst die Liebschaften der Freundin zu bewerten, wodurch manch eine Liebschaft endete?

      Deshalb müsste die Rede anders klingen. Man müsste den Mut haben zu sagen:

      Irgendwann in naher oder ferner Zukunft werdet ihr euch heftig streiten, eine verspätete Heimkehr, ein fremdes Lächeln, sodass euch zum ersten Mal der Gedanke kommt, es könnte nicht für immer sein. Du wirst den Mann anschauen, den du verehrtest, und denken, wie selbstgerecht er geworden ist. Du schaust ihn an und kochst vor Wut und sehnst dich zurück in die Zeit, als du allein und ungebunden warst.

      Du schaust sie an, deine heutige Braut, vielleicht bald Mutter

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