Positiv führen für Dummies. Christian Thiele

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Positiv führen für Dummies - Christian Thiele

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Lageveränderungen klar denken, entscheiden und empfinden können, sollten Sie wissen, wie Sie der Dauerbeschleunigung immer wieder Fokus, Präsenz und Achtsamkeit entgegensetzen können.

      

Im Januar 2015 gingen vom alljährlichen Treffen der internationalen Wirtschaftselite im Schweizer Nobelskiort Davos außergewöhnliche Bilder um die Welt: Jeden Morgen um acht Uhr, vor Beginn der eigentlichen Sitzungen, trafen sich etliche Konzernlenker in Socken, setzten sich im Schneidersitz auf den Teppich in einem der Konferenzräume, schlossen die Augen. Und dann machten sie Achtsamkeitsmeditationen – unter der Anleitung von Jon Kabat-Zinn, Professor für Molekularbiologie an der University of Massachusetts Medical School, und fotografiert von der Weltpresse. Mehrere Wirtschaftsgrößen ließen sich zu ihrem Umgang mit Stress und zu ihren Fokusübungen befragen und zitieren.

      

Zur Begriffsklärung: Achtsamkeit ist eine Form von Aufmerksamkeitsfokussierung, die in nicht urteilender Weise ein präziseres Wahrnehmen des gegenwärtigen Moments ermöglicht. Achtsamkeit fokussiert mit Techniken wie etwa der Meditation auf das Hier und Jetzt. Gleichzeitig ist Achtsamkeit eine Haltung, unterschiedliche Gedanken, Gefühle und Handlungsimpulse ohne Bewertung anzunehmen.

      Mit Achtsamkeit nehmen Sie Einfluss auf Ihre Wahrnehmung, Ihre Empfindungen und Ihr Verhalten. In zahlreichen Studien wurde nachgewiesen, dass Achtsamkeitsübungen das geistige, körperliche und soziale Wohlbefinden deutlich verbessern können. Auch der Umgang mit Erfahrungen von Leid und Schmerz sowie die körperliche und seelische Regeneration nach belastenden Erfahrungen lassen sich durch Achtsamkeitspraktiken verbessern. Gerade in Zeiten der Krise und massiver Veränderung ist schnelle Erholungsfähigkeit eine strategische Ressource.

      Mit Achtsamkeitsübungen stärken Sie nicht nur Ihre eigene Wahrnehmungs-, Entscheidungs- und Kommunikationsfähigkeit als Führungskraft – sondern Sie tun damit auch Ihren Mitarbeitern und Ihrer Organisation einen Gefallen.

      

Halten Sie kurz bei der Lektüre inne, wenn Sie möchten, und machen Sie eine erste Achtsamkeitsübung zur Fokussierung mit drei Fragen: Wo sind Sie gerade mit Ihrer Aufmerksamkeit? Wie genau sind Sie gerade aufmerksam? Was tut Ihnen gerade gut? Nehmen Sie mögliche Anpassungen vor, wenn nötig. Und dann lesen Sie gerne weiter, hoffentlich mit frischer Aufmerksamkeit!

      Das Konzept der Achtsamkeit speist sich aus ganz unterschiedlichen Quellen, therapeutischen, religiösen, wissenschaftlichen. Buddhistische Mönche üben sich genauso in Achtsamkeit wie sie moderne Neurowissenschaftler mit bildgebenden Verfahren untersuchen oder Therapeuten im Umgang mit Klienten lehren und praktizieren. Man findet aber auch Wurzeln dazu in der christlichen Tradition. Der Molekularbiologe und Mediziner Jon Kabat-Zinn hat die Achtsamkeit in die moderne westliche Medizin, Psychotherapie und Gesundheitsförderung mit seinen MBSR-Kursen (mindfulness-based stress reduction, auf Deutsch achtsamkeitsbasierte Stressreduktion) eingeführt – und später auch beim Davos-Gipfel sowie in Vorstandsetagen bekannt gemacht.

      Die Achtsamkeitsforschung ist nicht allzu alt. Dennoch gibt es bereits viele Untersuchungen, die unter anderem auf folgende Wirkfaktoren von Achtsamkeitstechniken schließen lassen – auf sich selbst als Vorgesetzter sowie auf die von Ihnen Geführten:

       Die Angstzentren im Gehirn werden bei Menschen, die regelmäßig meditieren oder andere Achtsamkeitspraktiken verfolgen, besser in Schach gehalten. Sie werden daher gerade in widrigen oder unübersichtlichen Situationen bessere Entscheidungen treffen können, wenn Sie Ihre Achtsamkeit trainieren.

       Meditationspraxis erhöht die graue Gehirnmasse im Bereich des Frontstirnlappens und des Hippocampus, zwei Hirnregionen, die für die Emotionsregulation zuständig zu sein scheinen. Gerade sehr unter Druck stehende, zu cholerischen Ausbrüchen neigende Vorgesetzte können durch Fokusübung ausgeglichener bleiben.

       Die Großhirnrinde (Kortex), Teil der grauen Gehirnmasse und zuständig für Wahrnehmung, aber auch für bestimmte Bewegungen sowie für Assoziationen, vergrößert sich durch Meditation. Meditations- und andere Techniken dürften Ihnen zu mehr Ideen und Lösungsmöglichkeiten verhelfen.

       Zu den in anderen Körperarealen nachgewiesenen Effekten zählen unter anderem: geringeres Schmerzempfinden bei Migräne- oder Fibromyalgie-Patienten, verminderter Blutdruck, abnehmende Herzfrequenz, verminderter Sauerstoffverbrauch und vermindertes Ansprechen auf Stresshormone. Sie werden gesünder bleiben als Führungskraft, wenn Sie sich in Achtsamkeit üben.

       Außerdem zeigen Untersuchungen, dass sich das Wohlbefinden, das Stressniveau und weitere unterschiedliche Gesundheitswerte von Mitarbeitern verbessern, wenn sich ihre Führungskraft in Achtsamkeit übt.

       Weiteren Studien zufolge ist das Klima unter den Mitarbeitern sowie deren Verhältnis zur Führungskraft besser, wenn diese Fokus- und ähnliche Übungen praktiziert.

      Fehlannahmen und Klischees zur Achtsamkeit

      Hier ein paar der gängigsten Klischees über Achtsamkeit und wie Sie ihnen begegnen können – damit Sie sie für Ihre Führungs- und Entscheidungsfähigkeit sowie für die Ihrer Führungskräfte optimal nutzen können:

       »Achtsamkeit ist gleich Meditation ist gleich Buddhismus.« Tatsächlich sind Meditationen – etwa neben Yoga, MBSR-Techniken oder informellen Achtsamkeitspraktiken – nur eine Form von Achtsamkeitstechniken, der Buddhismus ist nur eine ihrer Quellen.

       »Wir müssen uns zur Erlangung von Achtsamkeit von früh bis spät stundenlang in akrobatischer Verrenkung auf Meditationskissen setzen, dabei Räucherstäbchen anzünden und »om« singen.« Sie werden im Folgenden kurze und alltagstaugliche Fokustechniken kennenlernen, die Sie mehr oder weniger immer und überall anwenden können.

       »Wir vergessen dabei die Welt um uns herum und träumen uns in ferne Zeiten und Welten.« Tatsächlich geht es bei Achtsamkeit eher um eine stärkere, intensivere Präsenzerfahrung.

       »Meditation ist vielleicht etwas für Veganer, Softies und Weltverbesserer, hat aber im echten Wirtschaftsleben nichts zu suchen.« Zahlreiche Topmanager, Spitzensportler, Politiker, Musiker und so weiter nutzen Meditations- und andere Achtsamkeitsmethoden. Unternehmen wie SAP oder Google bieten nicht nur diesbezügliche Schulungen firmenintern an, sondern integrieren Fokusübungen auch standardmäßig in Meetings.

       »Wirkliches Meditieren lernt man nur nach jahrzehntelanger Praxis oder in einem monatelangen Indienaufenthalt.« Wie bei vielen Dingen macht die Übung den Meister. Aber bei den meisten Menschen stellen sich Effekte von Meditationsübungen schon nach den ersten Übungseinheiten ein.

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