Positiv führen für Dummies. Christian Thiele
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Sie werden feststellen: Die Zusammensetzung Ihres Inneren Teams verändert sich – je nach Zusammenhang, je nach Rolle, und sie entwickelt sich auch über die Zeit. Es kommen Teammitglieder hinzu. Manche treten simultan auf, manche zeitversetzt. Manche werden neue Aufgaben oder Namen bekommen, manche werden einflussreicher und andere weniger wichtig werden.
Einige werden sich leichter ins Team einfügen, mit der Zeit kommt es vom Durcheinander und Gegeneinander über ein Nebeneinander zu einem Miteinander – und vielleicht sogar Füreinander der inneren Spieler. Und manche dieser inneren Stimmen können Sie irgendwann verabschieden, weil Sie sie vielleicht gar nicht mehr brauchen. Sie haben ihren Dienst an Ihnen getan. Und vielleicht hilft Ihnen die Erhebung Ihres Inneren Teams auch dabei, Konflikte mit Mitarbeitern, Kollegen oder Ihrem Vorgesetzen besser einsortieren zu können – wenn Sie sich das mögliche Innere Team Ihres Konfliktpartners vorstellen und überlegen, mit welchen dieser Spieler Sie in Koalition gehen könnten.
Fokus finden und halten
Nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) von 2018 arbeiten – je nach Anzahl der Mitarbeiter – 18 bis 23 Prozent an der oder jenseits der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit. Zunehmend mehr und komplexere Aufgaben, die häufig mit immer weniger Personal zu bewältigen sind, Termindruck und Dauer-Erreichbarkeit, beschleunigt und verstärkt durch die digitalen Medien, und dann auch noch die Corona-Krise mit ihrer Ungewissheit, einem Strom an Negativnachrichten, vielfältigen eigenen Sorgen und Befürchtungen von Mitarbeitern: Das bereitet vielen Führungskräften enormen Stress.
Gerade Menschen in leitender Funktion neigen dazu, unterschiedliche Themen, Programme, Geräte mehr oder weniger parallel bearbeiten zu müssen und zu wollen – das sogenannte »Multitasking«. Wissenschaftliche Studien haben allerdings nachgewiesen, dass Menschen gleichzeitig oder in kurzer Taktung hintereinander unterschiedliche Aufgaben nicht gut bewältigen können, die Folgen davon sind unter anderem:
Fehler
Leistungsminderungen
längere Reaktionszeiten
erhöhte Unfall- und Sicherheitsrisiken
Das überforderte Gehirn
Das menschliche Gehirn – auch das der Führungskraft – ist für die parallele Wahrnehmung von unterschiedlichen Stimuli nur bedingt geeignet, es reduziert bei Reizüberflutung die Aufnahme und Verarbeitung auf eine verdauliche Menge.
Wie stark beeinträchtigt die Smartphone-Kommunikation das Autofahren? Bei einer Studie im Fahrsimulator wurde das untersucht, indem Testpersonen vor einer roten Ampel bremsen sollten. Mehr als doppelt so viele der Probanden überfuhren – im Vergleich zur Kontrollgruppe – die Ampel, wenn sie währenddessen ein Telefongespräch führten. Die Bremszeit der Multitasker verringerte sich merklich.
Die Folgen vieler Multitasking-Erfahrungen sind:
eine verringerte Erfahrung der Präsenz,
schlechteres Erinnerungsvermögen,
mehr Konzentrationsmängel und Fehlentscheidungen,
schlechtere Stimmung
höhere Anfälligkeit für Burn-out-Erkrankungen.
Hartmut Rosa, Soziologieprofessor in Jena, spricht von unserer Zeit als einem »Zeitalter der Beschleunigung«, in dem sich wirtschaftlicher Wandel, gesellschaftliche Ausdifferenzierung und Individualisierung sowie technischer Fortschritt gegenseitig befeuern. Daraus entsteht ein Geschwindigkeitsrausch, der sich selbst beschleunigt, auf immer weitere Kreise ausgreift und schließlich den Einzelnen anfälliger macht für Symptome von Stress, Überforderung oder andere Erkrankungen.
Der Vorgesetzte als Täter und Opfer
Führungskräfte sind davon in besonderem Maße betroffen und treiben diesen Wandel häufig selbst weiter an, ob sie wollen oder nicht. Sie sind somit gleichzeitig Verursacher und Opfer des Zeitkonfettis, also der häufigen, belastenden Beschleunigung und Unterbrechung des Arbeitstaktes.
Selbsttest Stressempfinden
Wie stressig erleben Sie Ihren Arbeitsalltag derzeit? Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und beantworten Sie folgende zwölf Fragen für sich mit Ja oder Nein – so ehrlich wie möglich.
Den Kontakt mit meinen Mitarbeitern halte ich in der Regel so knapp wie möglich oder vermeide ihn komplett – er strengt mich zu sehr an.
Es fällt mir in letzter Zeit schwerer, konzentriert zu arbeiten. Ich lasse mich leichter von E-Mails, Anrufen und so weiter stören und finde dann schlechter wieder in den Arbeitsfluss.
Bei Misserfolgen oder Schwierigkeiten in der Arbeit fühle ich mich häufiger niedergeschlagen.
Ich fühle mich häufig wie in einem Hamsterrad aus Verantwortlichkeiten, Terminen und Wünschen an mich – und komme gefühlt kaum voran.
Nach der Arbeit kann ich kaum abschalten.
Meine Laune zu Beginn der Woche oder zum Start des Arbeitstages ist schlechter als früher.
Für Hobbys und Familie fehlt mir häufig die Energie, ich nehme mir dafür auch weniger Zeit als früher.
Ich trinke mehr Alkohol, als mir guttäte.
Ich bin schnell genervt und gereizt und erkenne mich dann kaum wieder.
Mein Schlaf leidet darunter, dass ich häufig nachts aufwache und dann vor lauter Grübelei schwer wieder einschlafen kann.
Ich habe deutlich mehr körperliche Beschwerden als früher – wie zum Beispiel häufige Erkältungen, Kopf-, Rücken- oder Bauchschmerzen, Verspannungen. Doch der Arzt findet keine körperlichen Ursachen.
Das Wochenende oder der Urlaub reicht mir häufig nicht mehr zur Erholung aus.
Zählen Sie, wie viele Aussagen Sie mit »Ja« beantworten würden. Jeder hat immer mal wieder Phasen, in denen die Belastung ansteigt. Wenn Sie aber drei oder mehr Aussagen angekreuzt haben, könnte das auf Anzeichen von dauerhafter Überlastung hindeuten. Vor allem, wenn Ihr Körper schon Warnsignale aussendet. Sollten Sie fünf und mehr Aussagen angekreuzt haben, ist Ihnen wahrscheinlich schon bewusst, dass Dauerstress Ihnen den Elan raubt und das Wohlbefinden eintrübt. Haben Sie sieben und mehr Aussagen angekreuzt, dann sind Sie höchstwahrscheinlich seit längerer Zeit massiv überlastet und Ihre Gesundheit ist höchstwahrscheinlich in akuter Gefahr. Sie sollten dringend einen Arzt aufsuchen oder sich anderweitig Hilfe suchen, um einen Burn-out noch vermeiden zu können (nach Bertelsmann-Stiftung 2011).
Achtsame Selbstführung
Wenn Sie sich allerdings