Ein Porträt meines Vaters. George W Bush

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Ein Porträt meines Vaters - George W Bush

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abzuwerfen. Er wusste, dass der Blutzoll ein entsetzlich hoher sein würde. Doch der Einsatz dieser neuen verheerenden Waffe erstickte auch die Kampfbereitschaft des Feindes und rettete somit viele amerikanische Leben, womöglich auch jenes meines Dads. Jedenfalls verteidigte mein Vater Präsident Trumans Entscheidung stets als mutig und richtig.

      Mutter und Dad zogen nach Virginia Beach, wo er stationiert war und auf seinen nächsten Einsatz wartete. Dort war es auch, wo sie schließlich von der Kapitulation Japans erfuhren. Meine Eltern, die anderen Piloten sowie deren Familien stürmten auf die Straße, um gemeinsam zu feiern. Dann begaben sie sich in eine Kirche, wo sie Gott dankten.

      Am 2. September 1945, auf den Tag ein Jahr, nachdem mein Vater über Chichi Jima abgeschossen worden war, fand sich die japanische Delegation an Bord der USS Missouri ein, um die die formelle Kapitulation zu unterzeichnen.

      Alles in allem verbrachte mein Vater etwas mehr als 1.200 Stunden im Dienste der Navy in der Luft. Er flog 58 Kampfeinsätze und landete insgesamt 126 Mal erfolgreich auf einem Flugzeugträger. Allerdings war es ein anderer Flug, der seiner Familie am meisten in Erinnerung bleiben sollte. Um das Kriegsende zu feiern, zischte er nämlich in seiner Avenger über Walker’s Point hinweg, während seine Lieben am Boden jubelten und schluchzten.

      Am 18. September 1945 – drei Jahre und drei Monate nach seinem Eintritt in die Navy an seinem 18. Geburtstag – wurde George H.W. Bush ehrenhaft aus dem Dienst entlassen. Er hatte im Krieg alles gegeben. Er hatte überlebt. Und Amerika hatte gesiegt.

      WIE DIE MEISTEN VETERANEN hielt sich auch mein Vater nicht lange damit auf, vom Krieg zu berichten. Er wollte nicht noch einmal die schlimmen Details der Kampfhandlungen durchleben müssen und sah sich selbst auch nicht als Kriegshelden. Ihm zufolge hatte er bloß seine Pflicht getan und wollte nun mit seinem Leben weitermachen. Auch war er der Meinung, dass sein Beitrag im Vergleich zu denjenigen, die ihr Leben gelassen hatten, verblassen würde. Freunde und Familie mit Geschichten über seine eigenen Erfahrungen zu unterhalten, wäre für ihn gewesen, als würde er jene, die das ultimative Opfer gebracht hatten, entehren.

      Mutter war hingegen mehr als bereit dazu, Dads Erlebnisse mit mir zu teilen. Sie und ich saßen gemeinsam auf dem Boden und blätterten oft durch die Erinnerungshefte, die sie während seiner Zeit in der Navy angelegt hatte. Dort sah ich etwa Schnappschüsse von seinen Kumpels an Bord der San Jac, Muscheln, die er für Mutter auf wunderschönen Pazifikinseln gesammelt hatte, sowie ein Stück Gummi vom Floß, das ihm das Leben gerettet hatte. Ich bat ihn darum, mir Geschichten zu erzählen, aber er ließ sich nicht erweichen. Ich brauchte Jahre, um zu begreifen, welche Wirkung der Krieg auf sein Leben gehabt hatte.

      Der Krieg hatte zur Folge, dass mein Vater und auch viele andere seiner Generation im Schnellverfahren erwachsen werden mussten. Im Alter von 22 Jahren hatte er bereits etliche Schlachten geschlagen und Freunde sterben sehen. Er hatte sein Leben riskiert und es beinahe selbst verloren. Nun wusste er aber auch, dass er mit Druck und Risiko umgehen konnte. Außerdem hatte er die Befriedigung erfahren, die einen erfasst, wenn man sich selbstlos in den Dienst anderer stellt – eine Erfahrung, die ihn sein Leben lang antreiben sollte.

      2002 unternahm mein Vater eine Reise zurück an den Ort seines Abschusses. Begleitet wurde er dabei von CNN-Nachrichtensprecherin Paula Zahn sowie dem Historiker James Bradley, dem Autor von Flyboys, einem guten Buch über amerikanische Piloten, die über Chichi Jima abgeschossen wurden. Als er sich der Insel näherte, warf der 78-jährige Mann, der einst der jüngste Pilot der Navy war, zwei Kränze in den Ozean, um seine beiden Besatzungsmitglieder Delaney und White zu ehren. Als er auf der Insel ankam, hatten sich 2.000 Inselbewohner versammelt, um ihn willkommen zu heißen.

      Dort traf er außerdem auch auf einen Mann, der als Soldat der japanischen Armee am Tag des Abschusses Dienst auf Chichi Jima tat. Der Mann war persönlich Zeuge geworden, wie amerikanische Piloten, die in Gefangenschaft geraten waren, Opfer von Folter, Hinrichtungen und Kannibalismus wurden. Sein Bruder war in Hiroshima durch die Atombombe ums Leben gekommen, und dennoch hegte er keinen Groll gegen die USA. Ganz im Gegenteil: Die Gräueltaten der japanischen Regierung auf Chichi Jima hatten ihn so erzürnt, dass er sogar den Namen eines der Marines, der auf der Insel exekutiert worden war, angenommen hatte. Er hatte später in der US-Botschaft in Tokio gearbeitet und dabei geholfen, die Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu verbessern.

      Als die beiden ehemaligen Feinde beieinanderstanden, ihre Köpfe mit grauen Haaren bedeckt, erzählte der Mann meinem Vater mehr über den Tag, an dem er abgeschossen worden war. Er bestätigte etwa, dass die Japaner Boote geschickt hätten, um meinen Vater gefangen zu nehmen, wobei ihm vermutlich das gleiche abscheuliche Schicksal wie den anderen amerikanischen Gefangenen gedroht hätte. Der Mann beschrieb, wie die Boote von ihrem Vorhaben abkamen, als sie die anderen Avenger-Piloten unter Feuer nahmen. Als sich die Finback schließlich den Geschützen des Feindes preisgab, um meinen Vater an Bord zu ziehen, brachte einer der Kameraden des japanischen Mannes seine Verwunderung zum Ausdruck, dass die Amerikaner so viel Einsatz zeigten, einen einzigen Piloten zu retten. Eines war dem Mann zufolge klar: Ihre eigene Führung hätte das nie für sie getan. Wie sehr sich das doch vom Denken unserer eigenen Nation unterscheidet. Amerika pflegt die stolze Tradition, niemals einen Soldaten auf dem Schlachtfeld zurückzulassen – und so sollte es auch in Zukunft bleiben.

      Seit seinen frühesten Tagen war George Bush ein Mann, der Tugendhaftigkeit, Loyalität und Einsatzbereitschaft zu schätzen wusste. Dies waren Eigenschaften, die ihm seine Mutter und sein Vater beigebracht hatten. Und die USA beziehungsweise vor allem ihre Bürger in Uniform verkörpern diese Ideale. Dies war das Land, für dessen Verteidigung mein Vater alles aufs Spiel gesetzt hatte. Und es war das Land, das er eines Tages anführen würde.

      BILDSTRECKE 1

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      Schon als junger Mann an der Phillips Academy zeigte George Bush große ­Führungsqualitäten. Seine Mitschüler fühlten sich von ihm angezogen und ­wollten ihm folgen. George Bush Presidential Library and Museum (GBPLM)

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      George Bush verpflichtete sich an seinem 18. Geburtstag zum Militärdienst und wurde zum jüngsten Piloten in der Navy. Sein Flugzeug wurde am 2. September 1944 über dem Pazifik abgeschossen. (GBPLM)

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      Lieutenant George Bush heiratete Barbara Pierce am 6. Januar 1945 während seines Heimaturlaubs. Dad sagt, dass der Stein auf dem Verlobungsring ein Sternsaphir sei, obwohl Mutter immer noch den Verdacht hegt, dass es sich eigentlich um Blauglas handelt. (GBPLM)

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      Ich kam am 6. Juli 1946 zur Welt, als Dad in Yale studierte. Es ist nur schwer vorstellbar, wie er alles hinbekam – Vorzeigestudent, Spitzenathlet, loyaler Freund und hingebungsvoller Ehemann und Vater. Wie es Mutter ausdrückte: „Er war ein harter Arbeiter.“ (GBPLM)

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      Als Kapitän des Baseballteams von Yale traf Dad in seinem Abschlussjahr auf Babe Ruth. Einem Fotografen gelang dabei ein Schnappschuss mit Symbolcharakter: Ein großer Mann, der auf das Ende seines Lebens zusteuerte, traf auf einen anderen, dessen Leben erst gerade so richtig losging. (GBPLM)

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      Die

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