Pink Floyd. Mark Blake
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„Syd dürfte das Buch auf Drängen von Paul Charrier gelesen haben“, glaubt David Gale. „Paul war unerträglich penetrant: ‚Dieser Guru ist Gott. Worauf warten wir noch?‘ Storm zufolge war Syd ziemlich beeindruckt und wollte den Meister selbst kennenlernen. Dieser besuchte ab und an London, um seine hiesigen Anhänger zu treffen. Diese waren schon lange hier ansässig und am Anfang der Kolonialära hierher immigriert. Der Meister stieg also in einem Bloomsbury-Hotel ab und hielt eine Audienz. Er war ein recht netter Kerl, über 60, mit Bart und Turban. Und auch Syd traf den Meister, um herauszufinden, ob er eingeführt werden könne. Dieser erteilte ihm jedoch eine Absage und erklärte ihm, dass er noch nicht bereit sei. Sah der Meister irgendetwas in Syd, das uns verborgen blieb? Storm glaubt, dass es Syd ziemlich aufgeregt habe, als spirituell noch nicht bereit eingestuft zu werden.“
„Bis zu einem gewissen Grad dürfte dies ein Problem dargestellt haben“, sagt Storm Thorgerson. „Rückblickend stellt man sich alle möglichen Fragen zu Syds fragiler Persönlichkeit. Syd hatte einen sehr sprunghaften Charakter. Er neigte dazu, sich mit großer Begeisterung auf Dinge zu stürzen, bevor er sich dann wieder von ihnen abwandte.“
Zwar mag der Weg, den seine Kameraden einschlugen, Barrett und Gilmour fasziniert haben, doch ihre zukünftigen Bandkollegen bei Pink Floyd waren weit weniger davon begeistert. Roger Waters etwa, der sich immer noch eher an der Peripherie der Hipster-Gruppe aufhielt, konnte sich weder für LSD noch für indischen Mystizismus erwärmen. Andrew Rawlinson erinnert sich an ihn als „einen überzeugten Atheisten, der überhaupt kein Interesse für dies alles zeigte“.
Egal welche spirituellen Nackenschläge Syd in diesem Jahr auch hinnehmen musste, das Jahr 1965 brachte ihn auch wieder in Kontakt mit David Gilmour. Im Sommer, während Jokers Wild eine Pause einlegten, war Gilmour durch Frankreich getrampt, um Freunde in der Nähe von St. Tropez zu besuchen. Syd und eine Abordnung aus Cambridge kreuzten in einem Land Rover auf und bezogen auf einem nahegelegenen Campingplatz Quartier. Während ihres zweiwöchigen Aufenthalts betranken sich Barrett und Gilmour, vergnügten sich, spielten gemeinsam Gitarre und wurden beim Musizieren auf der Straße festgenommen.
Im Oktober sollten sich ihre Wege erneut kreuzen, als Jokers Wild und The Tea Set bei der Party anlässlich des 21. Geburtstags von Storm Thorgersons Freundin Libby January und ihrer Zwillingsschwester Rosie in einem Landhaus in Great Shelford auftraten. Bei dieser Feier, die ihr Vater Douglas January, ein prominenter lokaler Immobilienmakler, arrangiert hatte, spielten die Bands auf zwei Bühnen, die an zwei gegenüberliegenden Enden eines Festzelts errichtet worden waren. Außerdem sollte an diesem Abend auch noch ein relativ unbekannter amerikanischer Singer-Songwriter spielen: Paul Simon.
„Paul Simon sang im Wohnzimmer“, erinnert sich Willie Wilson, der Clive Welham am Schlagzeug abgelöst hatte. „Keiner wusste, wer er war. Außerdem war er richtig nervig. Er kam an und fragte, ob er mit uns spielen dürfte. Wir sagten: ‚Du bist ein akustischer Folk-Sänger und wir sind eine Rock’n’Roll-Band.‘ Er meinte, dass er ‚Johnny B. Goode‘ spielen könne. Daraufhin ließen wir ihn auf die Bühne kommen, damit er sich austoben konnte.“
Es wurde ohne Unterlass gekifft und die Partygäste spalteten sich schließlich in zwei Lager. „Da waren all jene, die eher wohlhabend waren, am einen Ende des Zeltes, während wir anderen am anderen Ende abhingen“, erzählt Emo. „Dann versuchte Syd diesen Trick mit dem Tischtuch, das er ruckartig unter den Gläsern herauszog. So viele teure Gläser hat man nur selten zu Bruch gehen gesehen.“
Emos Kumpel Pip Carter gesellte sich schließlich zu Jokers Wild auf die Bühne, um sie an den Bongos zu begleiten. Da er nicht außen vor bleiben wollte, folgte Emo seinem Beispiel. „Ich stieg zu The Tea Set auf die Bühne und sang einen Song von Bo Diddley. Allerdings kannte ich den Text nicht, also sang ich einfach Syd hinterher – bis ich schließlich betrunken von der Bühne kippte. Als ich wieder zu mir kam, stand Mr. January über mir.“
„Das war der Abend, an dem ich begriff, dass sich alles veränderte“, stellt John Davies klar. „Ich erinnere mich daran, dass ich sehr stoned war, aber gleichzeitig war ich mir auch absolut bewusst, dass wir uns von nun an alle auf unsere persönlichen Reisen begeben würden. Ich bin mir nicht sicher, ob wir wirklich eine so einzigartige Gruppe waren, aber manchmal fühlte es sich so an, als ob wir bis 1967 warten mussten, bis der Rest der Welt uns wieder eingeholt hatte.“
Während sich die hippen Cambridge-Jungs auf ihre jeweiligen persönlichen Reisen begaben, sollten Barrett und Waters weitere zweieinhalb Jahre warten müssen, bis sich ihre und Gilmours Wege wieder kreuzen sollten. Vier Jahre später sollte das Landhaus der Januarys erneut eine Rolle in der Story Pink Floyds spielen, als dessen Rasen und Verandatüren auf dem Cover ihres Albums Ummagumma zu sehen waren. Was zu jenem Zeitpunkt damals aber noch wirklich niemand wissen konnte, war, dass Pink Floyds charismatischer wie verführerischer Frontmann dereinst von einem seiner besten Freunde ersetzt werden sollte.
3: EIN SONDERBARES HOBBY
„Turn up, tune in, fuck off!“
Roger Waters
Was für eine Party! Ein Mann kriecht durch Götterspeise. Mädchen oben ohne. Abwegige Dichtkunst. Seltsame Musik …“ So berichtete das Sechzigerjahre-Klatschblatt Titbits über „das spontane Underground-Happening“ im Februar 1966. Besagter Event fand im Marquee statt, einem Club in der Wardour Street, also quasi im Herzen Sohos gelegen. Innerhalb weniger Wochen sollte The Pink Floyd Sound, wie sie sich gerade nannten, zu den Bands gehören, die die Musik zu solcherlei buntem Treiben beisteuerten. Das Jahr 1966 sollte in Bezug auf Rockmusik und Popkultur im Allgemeinen weitreichende Folgen nach sich ziehen. Die Beatles veröffentlichten Revolver – ein Album voller exotischer Sounds, die die LSD-Erfahrungen der Band reflektierten – und Cream, die erste sogenannte Supergroup des Rocks, machten sich daran, Heavy Metal zu erfinden. Gleichzeitig verblüffte Jimi Hendrix die Londoner Club-Szene mit seinem grellen, pyrotechnisch angehauchten Ansatz zum Thema E-Gitarre. In London zeigte eine Kollision von Mode, Kunst und Musik langsam Wirkung und sollte im Jahr darauf im sogenannten „Summer of Love“ gipfeln.
Sowohl Hendrix als auch Cream beeinflussten Pink Floyd. „Ich weiß noch, dass sie beide am Regent Street Poly im Rahmen unserer Semesterabschlussfeier auftraten“, erinnert sich Roger Waters. „Ihre langen Improvisationen zu sehen und zu hören, war echt erstaunlich.“
Wo auch immer sich die Band in dieser neuen Welt einordnen würde, ihre persönliche Lage war alles andere als glamourös. Die finanzielle Situation war besorgniserregend und auch das Dilemma, Jobs, Ausbildung und Musik unter einen Hut zu bringen, war immer noch aktuell. Mason büffelte am Regent Street Poly, arbeitete nebenher aber auch für Lindys Vater, einem Architekten. Waters hatte sein Studium auf Eis gelegt und sammelte in einer Firma praktische Erfahrung. Wright und Barrett besuchten beide ihre jeweiligen Colleges.
Pink Floyds Teilnahme an gewissen Happenings in der und rund um die Hauptstadt zu Jahresbeginn 1966 ergab sich aufgrund der Aktivitäten einer Gruppe von Londoner Szenehelden. John „Hoppy“ Hopkins hatte in Cambridge sein Studium abgeschlossen und einst auch als Mediziner für die Atomenergiebehörde gearbeitet. Nachdem er aber unangekündigt Moskau einen Besuch abgestattet hatte, wurde er vom Security Service verhört, woraufhin er schließlich seine Kündigung einreichte. Ab den frühen Sechzigerjahren arbeitete er dann als freiberuflicher Fotograf sowohl für Tageszeitungen als auch