Pink Floyd. Mark Blake
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Eine Woche später wurden The Pink Floyd (das „Sound“ wurde von nun an auf Peter Jenners Anregung hin weggelassen) zum ersten Mal in der landesweiten Presse erwähnt und zwar im Rahmen einer überraschend wohlwollenden Konzertkritik der Sunday Times. Darin kam auch Roger Waters zu Wort, der für das Review interviewt worden war. Er fabulierte von „genossenschaftlicher Anarchie“ und bezeichnete die Musik der Band als „eine vollkommene Umsetzung psychedelischer Anliegen“, eine Äußerung, die er später als „ganz offenkundig ironisch gemeint“ zurückwies. „Genossenschaftliche Anarchie“ beiseite, die Floyds und ihr neues Management waren sich trotz allem der Bedeutung eines guten Vertragsabschlusses bewusst.
Am Ende des Monats unterzeichneten Jenner und King einen Vertrag mit den vier Bandmitgliedern und gründeten die Firma Blackhill Enterprises. (Der Name stammte von einem Cottage, das Kings Familie in den Brecon Beacons besaßen.) Barrett, Waters, Wright und Mason gaben ihr Studium auf. Obwohl sich Bob Klose erinnert: „Syd fiel die Entscheidung, die Kunst-Uni zu verlassen, alles andere als leicht. Es bereitete ihm vielmehr große Qualen.“ Es war nicht das erste Mal, dass sein engeres Umfeld sich wunderte, warum dieser begabte Künstler der Musik den Vorzug geben wollte: „Ich fand es immer schon unglaublich, dass Syd und Roger von ihren Müttern erlaubt wurde, die Kunstschule und das Architekturstudium abzubrechen“, erzählt Libby Gausden. „Vor allem Mary Waters erstaunte mich. Schließlich stand Roger davor, Architekt zu werden.“
Der erste Firmensitz von Blackhill Enterprises war die Wohnung von Jenner in der Edbrooke Road 4, Notting Hill, und June Child von der Wohnung darunter wurde als Telefonistin engagiert. Jenner und King erhielten nun auch einen genaueren Einblick in die Persönlichkeiten ihrer neuen Schützlinge. „Mitunter fühlte es sich so an, als hätten wir es mit Syd und den drei Typen, mit denen er eben spielte, zu tun“, gesteht King. „Man könnte aber auch sagen, dass Nick und Rick anfangs reine Mitläufer waren und Roger insgeheim auf der Lauer lag.“
„Syd war ein attraktiver Kerl und der Sänger der Gruppe, weshalb er immer im Fokus stand“, erklärt Jenner. „Syd war der kreative Kopf und anfangs noch sehr umgänglich und pflegeleicht. Aber auch Rick war sehr hübsch, also war da nicht nur Syd. Rick mochte ich sehr. Er war höflich. Es war ein klassisches Management-Szenario: Er verursachte keinerlei Schwierigkeiten, weshalb man ihn gar nicht richtig wahrnahm. Den Leuten, um die man sich mehr kümmern musste, schenkte man einfach mehr Beachtung. Es war leicht, mit Nick klarzukommen. Er war derjenige, der mit allen anderen stets eine Gesprächsbasis hatte. Allerdings war er Rogers Kumpel, weshalb er sich immer mit ihm verbündete, wenn über irgendetwas abgestimmt wurde. Roger verkörperte die Organisation. Er war derjenige, an den man sich wandte, wenn man irgendwelche praktischen Angelegenheiten klären musste. Er stellte viele Fragen und wollte immer genau wissen, was gerade vor sich ging.“
„Roger organisierte alles“, erinnert sich Libby Gausden. „Jahre später, als ich hörte, dass er um die Namensrechte von Pink Floyd kämpfte, dachte ich: ‚Verdammt noch mal, und wie dir das zusteht.‘“
Barrett und Waters hatten beide noch in Cambridge damit begonnen, Songs zu schreiben. Einer von Syds frühesten Versuchen, „Let’s Roll Another One“, sollte später den Titel „Candy and a Currant Bun“ erhalten – um Vorwürfe bezüglich einer drogenfreundlichen Botschaft zu vermeiden – und auf der B-Seite der ersten Single der Band erscheinen. Waters’ Debüt als Songwriter war das bis dato niemals aufgenommene „Walk With Me, Sydney“, ein schmalziges Duett, das ursprünglich Barrett und Juliette Gale hätten singen sollen. Ab November 1966 sollte das Repertoire schließlich solche Barrett-Kompositionen wie „Matilda Mother“ und „Astronomy Domine“ sowie etwa „Take Up Thy Stethoscope and Walk“ umfassen. „Alle waren dazu angehalten, Songs beizusteuern“, erzählt Jenner. „Aber es war Syd, der mit den großartigen Sachen herausrückte.“
Der Herbst 1966 markierte für Barrett nicht nur eine überaus kreative Zeit, sondern auch eine Phase persönlicher Zufriedenheit, die im krassen Kontrast zu den Wirren stand, die in den kommenden Monaten folgen sollten. Er hatte inzwischen ein Zimmer in einem schmalen, dreistöckigen Haus, Earlham Street 2, in der Nähe des Cambridge Circus in London bezogen. Das Haus, das, einem Besucher von damals zufolge, „eine typische Hippie-Bude mit violetter Eingangstür und psychedelischen Wandmalereien“ war, ist inzwischen längst renoviert worden und im Erdgeschoss befindet sich heute ein Zeitungshändler. Es war die erste von mehreren Nachfolgewohnungen zur Clarendon Street 27, jener Kifferhöhle in Cambridge, in der er ein paar Jahre zuvor gewohnt hatte. Der Hauptmieter des Gebäudes war der mittlerweile verstorbene Jean-Simone Kaminsky, der aus der französischen Armee ausgebüchst war, dank eines mitfühlenden britischen Abgeordneten zuerst Zuflucht in Cambridge gefunden und Tür an Tür mit Matthew Scurfield gewohnt hatte.
Kaminsky zog schließlich nach London und mietete sich in der Earlham Street 2 ein. Obwohl er einen Job bei der BBC hatte, stellte er nebenbei auf Druckerpressen in seiner Wohnung sogenannte „intellektuelle Sexbücher“ her. Später, als eine der Pressen Feuer fing, musste das Gebäude geräumt werden. Nachdem die Feuerwehrleute den Flammen Einhalt geboten hatten, entdeckten sie Kaminskys illegale Literatur und verständigten die Polizei. Die anderen Mieter packten die anstößigen Schriften in einen Van, fuhren durch London und entsorgten die nassen Papierfetzen in allen möglichen Gärten.
Die Lebensumstände waren recht spartanisch, wie man am Mobiliar, das aus Lattenkisten gefertigt war, ablesen konnte. John Whiteley, ein ehemaliger Gardesoldat aus Nordengland, der damals als Mädchen für alles bei Better Books beschäftigt war („Unter den ganzen Intellektuellen war ich der einzige, der Glühbirnen austauschen konnte“), wohnte gelegentlich dort mit seiner Freundin Anna Murray, als das Aufgebot aus Cambridge regelmäßig in die bescheidene Hütte einzufallen begann. „Es wirkte, als ob diese Leute immer gleichzeitig aufkreuzten“, erinnert sich Whiteley heute. „Ponji Robinson, Dave Gale, Seamus O’Connell – so lernte ich Syd kennen.“
Mit der Hilfe seiner hippen Mutter organisierte der besonders vernünftige Seamus („Ich stand auf Bier, Jazz und Blues“) einen gedeckelten Mietpreis von fünf Pfund, fünf Shilling und fünf Pence in der Woche für die ganze Bude.
Anna Murray und Barrett teilten ein Interesse für die Malerei, weshalb sich die beiden sofort anfreundeten. „Anna malte gut“, erklärt John Whiteley, „und sie und Syd wurden enge Freunde. Sie rauchten ganz schön viel Dope miteinander – so wie wir das damals alle taten.“ Syd übernahm den Kellerbereich in der Earlham Street und freundete sich gut mit Peter Wynne-Willson – einem anderen Mieter – und seiner Freundin, Suzie Gawler-Wright, an. Wynne-Willson hatte seiner Privatschule den Rücken gekehrt, nachdem er 1958 am Ostermarsch nach Aldermaston teilgenommen hatte. Nun arbeitete er als Lichttechniker bei der Musicalproduktion Oliver!. Suzie sollte den Spitznamen „psychedelische Debütantin“ erhalten. Wynne-Willson organisierte einmal einen gemeinschaftlichen LSD-Trip während einer Aufführung von Händels Messias in der Royal Albert Hall. Das Paar sollte auf jeden Fall rasch seinen Platz in der Entourage Pink Floyds einnehmen, wobei Wynne-Willson die Verantwortung für die Bühnenbeleuchtung übernahm, als Joe Gannon sich wieder in die USA verabschiedete.
„Wenn die Theater, in denen ich arbeitete, Dinge entsorgten, trug ich sie zu mir nachhause und reparierte sie“, erklärt Wynne-Willson, der von nun an die Verantwortung für Jenners selbstgebaute Beleuchtungsanlage trug. Für einen seiner ersten Lightshow-Gimmicks spannte er ein Kondom über einen Rahmen aus Draht. Als Nächstes tröpfelte er Ölfarbe darauf und beleuchtete es von hinten, wodurch sich ein innovativer Effekt ergab, der zu einem wichtigen Feature bei Pink Floyds Live-Auftritten wurde. Ein weiterer Kreativitätsschub veranlasste das Paar dazu, etwas zu kreieren, das den Namen „Kosmonokel“