Geduld als Ressource. Bettina Siebert-Blaesing
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Die Fachliteratur greift die Geduld jedoch nur als ein wenig behandeltes Thema auf und bietet daher keine sichere Orientierung. Ungeklärt ist auch, ob die Geduld aktuell zum Erleben junger Erwachsener gehört und als Empfehlung im (sozial-)pädagogischen Coaching von ihnen als Hilfestellung in persönlichen und beruflichen Entwicklungsprozessen empfunden werden kann. Der Klärung der Ausgangslage stellt sich die vorliegende Untersuchung und lädt somit zu einer Entdeckung der Geduld als Ressource im Einzelcoaching junger Erwachsener ein.
Die in der vorliegenden Studie durchgeführte Befragung Geduld als Ressource wird über das Erzbischöfliche Jugendamt München und Freising als Promotionsprojekt, insbesondere in Absprache mit dem Fachreferat ‚Freiwillige Soziale Dienste‘, unterstützt. Hierbei sei besonders den beteiligten jungen Erwachsenen, den Mitarbeiter*innen sowie Kolleg*innen für ihr Engagement in diesem Projekt gedankt. Explizit danken möchte ich auch Prof. Dr. Bernd Birgmeier von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt für die Erstbetreuung des Promotionsprojektes sowie Prof. Dr. Niko Kohls von der Hochschule Coburg für die Zweitbetreuung. Sie sind mir beide durch ihre hervorragende Betreuung ein bestärkendes Vorbild darin, die Arbeit nach wissenschaftlichen Kriterien, mit gegenseitiger Wertschätzung und Respekt sowie in der Suche an einer eigenen vernetzt-forschenden Spur auszurichten.
Ein komplexes Vorhaben, wie eine Promotion, Dissertation und Disputation, braucht einen kritischen Blick von außen. Für die ‚geduldige‘ Textkorrektur danke ich besonders Elisabeth Raschke, Klaus Roepfl, Barbara Wiedner, Sebastian Petry, Sonja Blaesing sowie Martha Hellinger. Ergänzend gab es viele Personen, die durch ihr konstruktives Feedback, ihren technischen/methodischen Support oder eine Empfehlung einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der vorliegenden Untersuchung genommen haben. Ein herzlicher Dank gilt dabei dem Team des FSJ in der Erzdiözese München und Freising (Caritas und BDKJ), den Kolleg*innen und Kooperationspartner*innen des Erzbischöflichen Jugendamtes München und Freising, dem lebendigen Netzwerk der systemisch-synergetischen Prozessforschung (insbes. Prof. Dr. Dr. Günter Schiepek), dem Philosophisch-Pädagogischen Dekanat an der Kath. Universität Eichstätt-Ingolstadt mit seinem Lehrstuhl für Sozialpädagogik, der Hochschule Coburg, den Kolleg*innen der Coachingrunde, des Promotionszirkels und des FAM e.V., den Mitarbeiter*innen des Tectum Verlages sowie meiner Familie, meinen Freund*innen und Nachbar*innen für ihre Unterstützung.
Aus der Untersuchung sollen vertiefte Erkenntnisse zum ‚Einzelcoaching‘ ‚junger Erwachsener‘ gewonnen werden. Dies wird unter dem besonderen Fokus auf die ‚Geduld‘ und die Herausforderungen der ‚Gesundheitsförderung‘ reflektiert. Als Leser*in bringen Sie eine neue, wertvolle Perspektive in das Verständnis und Zusammenwirken dieser Begriffe in der Wissenschaft sowie der Anwendung/Praxis der Begleitung und Beratung junger Menschen ins Spiel. Wenn Sie Rückfragen, Anmerkungen und Ideen zu dieser Studie haben, erreichen Sie mich per E-Mail unter: [email protected]. Über diese Mailanschrift können Sie gerne auch die Auswertungslisten der qualitativen Inhaltsanalyse zur Befragung Geduld als Ressource von mir erhalten. Im Sinne der inter-, trans- und multidisziplinären Zusammenarbeit freue ich mich über weitere Kooperationen und Vernetzungen zur Geduld, die miteinander entstehen können.
Nun wünsche ich Ihnen eine gute Lesezeit mit neuen Sichtweisen, Fragen und Erkenntnissen. Ihre
Bettina Siebert-Blaesing
Poing, den 21.03.2021
1 Der Begriff Coach wird in Orientierung an der Praxis des Coachings in dieser Arbeit geschlechtsneutral verwendet. Wird von Coaching gesprochen, so ist in dieser Arbeit das Einzelcoaching gemeint. Die Zitation erfolgt im Text nach dem Harvard-System mit Autor und Jahr (z.B. Müller 2019) mit einer Kenntlichmachung der Vollbelege im Literaturverzeichnis. Für Anmerkungen, weiterführende Hinweise sowie Internetquellen wird das deutsche Fußnotensystem genutzt. Für gendergerechte Formulierungen wird entweder ein Begriff wie folgt in zwei Geschlechtern (z.B. Klient und Klientin), als Abkürzungsform (z.B. Mitarbeiter*in) oder als genderumfassende Formulierungen (z.B. Teilnehmende) beschrieben. Es werden durchgehend alle Geschlechter (m/w/d) angesprochen. Wird von der vorliegenden Studie, Untersuchung bzw. Arbeit gesprochen, so ist die gesamte wissenschaftliche Arbeit Geduld als Ressource gemeint. Wird von der Befragung Geduld als Ressource gesprochen, so ist nur der empirische Untersuchungsteil dieser Arbeit gemeint.
1 Einleitung
1.1 Forschungsthema und Ausgangslage
Das (sozial-)pädagogische Coaching muss vielen Anforderungen genügen: Die Zunahme der psychosozialen Belastungsphänomene bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist ernst zu nehmen. Junge Erwachsenen äußern den Wunsch, eindeutig klare Grenzen zwischen der Arbeit und dem Privatleben zu ziehen, zuverlässige und sichere Zusagen über Zukunftsperspektiven zu erfahren sowie eine anerkennende Feedbackkultur zu erleben (vgl. Scholz 2014; Schnetzer 2019; Albert et al. 2019b)2. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es individuelle Sichtweisen innerhalb der Generationen gibt. Gleichzeitig ist aber auch der Bedarf an jungen Erwachsenen als (zukünftige) Fachkräfte und Führungskräfte bei Organisationen und Unternehmen in einem sich kontinuierlich dynamisch verändernden schulischen, betrieblichen und gesellschaftlichen Gesamtgefüge zu sehen (vgl. Scheller 2017). Zudem sind die Erfahrungen der Coaches im Beratungsprozess zu berücksichtigen. Das (sozial-)pädagogische Coaching ist gefordert, den beschriebenen Anforderungen mit geeigneten Methoden, Haltungen und Fragestellungen zu begegnen bzw. sie zu reflektieren. Von den (sozial-)pädagogisch tätigen Coaches junger Erwachsener verlangt die dialogische Grundhaltung des Coachings, die Klient*innen in ihrer individuellen Situation wahrzunehmen, sie zu respektieren und sie mit den vielschichtigen Möglichkeiten des Handelns und Entscheidens beratend zu begleiten. Als Grundbedingung für ein gelingendes Coaching stellen sich die Fragen, wie ein vertrauensvoller Zugang zu der Generation gegenwärtiger junger Erwachsener aufgebaut werden kann und gleichzeitig eine ressourcenstärkende Begleitung erfahrbar werden kann.
1.1.1 Auftrag aus der Burnout-Forschung für das Einzelcoaching
Im Einzelcoaching junger Erwachsener gibt es dabei Phasen, die mühsam erscheinen und in denen es langsam vorangeht. In der Beratung kann der Coach dazu neigen, einem jungen Menschen Geduld für die Klärung seines Anliegens zu empfehlen. Zu untersuchen ist, ob Geduld anzuraten ist, insbesondere, wenn das Coaching gesundheitsfördernd ausgerichtet ist und junge Menschen in ihren persönlichen Ressourcen unterstützen soll. Kritisch zu hinterfragen ist, ob Geduld für einen dynamischen, persönlichkeitsorientierten Entwicklungsprozess eventuell die Gefahr birgt, als zu angepasst und rückwärtsgewandt verstanden zu werden, um für die Beratung junger Menschen einen hilfreichen und motivierenden (vgl. Hüther 2016) Impuls zu geben. Dennoch bietet sich durch die Geduld möglicherweise aber auch die Chance, einem wichtigen Anliegen die notwendige Zeit zur Verfügung zu stellen. Das Thema der Untersuchung lautet von daher Geduld als Ressource der Gesundheitsförderung junger Erwachsener im Einzelcoaching.
Die Burnout-Forscherin Ina Rösing (2014) fordert eine „Aufarbeit »fremder« (außerhalb von Burnout3 liegender) Forschung, Entwicklung neuer Meßansätze, breite Explorationsforschung, Langwierigkeit, Geduld“ (Rösing 2014, S. 256), um einen neuen Umgang mit psychosozialen Belastungen zu entwickeln. Unterstützung findet sie bei Matthias Burisch, der die Geduld als Haltung im Umgang mit Belastungen und Veränderungen versteht (vgl. Burisch 2014, S. 250). Dem explorativen Forschungsinteresse von Rösing folgt auch die vorliegende Arbeit mit ihrer Reflexion und empirischen Untersuchung der Geduld im Kontext des gesundheitsförderlichen Einzelcoachings junger Erwachsener.
1.1.2 Auftrag aus der Kirchlichen Jugendarbeit
Das Forschungsvorhaben entwickelte sich als qualitative Befragung