The Who - Maximum Rock I. Christoph Geisselhart
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу The Who - Maximum Rock I - Christoph Geisselhart страница 33
Durch Petes unermessliche Plattensammlung und dessen wachsendes Selbstbewusstsein war Roger eine neue, eine bedrohliche Konkurrenz um die Macht in der Gruppe erwachsen.
Doug Sandom erzählt, dass zu jener Zeit „Roger und Pete einander ständig an die Gurgel“ gingen. „Pete war ein überraschend schrecklicher Streiter. Er hatte solche Komplexe wegen seiner Nase, dass er gemein sein wollte, bevor andere zu ihm gemein waren. Er konnte so unglaublich sarkastisch und verletzend mit Worten sein, dass man dachte, oh Gott, Peter, was machst du da?“
Diese Verhaltensweise musste dem Bandchef Daltrey sauer aufstoßen, und er setzte sich gegen den intellektuell überlegenen Townshend auf gewohnte Weise zur Wehr. Doug sagt:
„Es war alles andere als schön mit anzuschauen, wenn Roger ihm bei Proben auf die Nase haute. Wir waren überall dafür bekannt, dass wir uns als Band dauernd stritten. Pete beschwerte sich üblicherweise über John, aber der beschwerte sich nie über irgendwas. Roger meckerte über Pete. Er machte auch John an, aber John stritt nicht. Dafür konnte man sich mit Pete wunderbar streiten. Deshalb nahm sich Roger ihn vor. Und schon hatte er wieder eine blutige Nase. ‚Alles klar, Peter?‘ – ‚Ja, ja, alles klar.‘ – Und weiter ging’s.“
Pete und Roger bestreiten diese Aussage meistens. Pete bezichtigt den Ex-Drummer gar der Lüge und erklärte immer wieder, dass er mit Roger vor dem Quadrophenia-Eklat (mehr dazu im zweiten Band) keine gewalttätige Auseinandersetzung gehabt habe. Sicher ist, dass die beiden Leithammel in dieser Zeit überhaupt nicht miteinander zurechtkamen. Roger warf Pete Überheblichkeit, Faulheit und Traumtänzerei vor:
„Er hat nie erfahren, was normale Kids wirklich interessiert, weil er nicht weiß, wie es ist, wenn man jeden Tag hart arbeiten muss. Pete lag den ganzen Tag im Bett, als er an der Kunsthochschule war; ehrlich gesagt, lag er meistens mit einem Joint im Bett und stand nur auf, wenn er dazu Lust hatte, und zu einem Auftritt hatte er selten Lust. Jemand musste hingehen und an seine verdammte Tür trommeln, und das war ich. Ich konnte es kaum erwarten, aus der Fabrik rauszukommen, und richtete meine gesamte Energie und alle Frustrationen auf die Musik. Ich musste auch die Ausrüstung aufbauen. Es war unglaublich, man konnte die anderen kaum dazu bringen, auch nur einen Verstärker rauszutragen. Wir hatten ja keine Roadies, das war ich.“
Kein Zweifel, Roger lebte für seine Band und arbeitete hart für seinen Traum. Er machte Überstunden, um Lautsprecherboxen zu schreinern; er bezahlte, wenn die anderen kein Geld mehr hatten; er setzte sich gegen rivalisierende Bands durch, schlug streitsüchtige Zuschauer in die Flucht, rangelte mit Kneipiers und falschen Managern und trieb die Wochengage bei Mr. „Ten Percent“ Druce ein. Er trank nicht, nahm keine Pillen, rauchte nicht Pot, weil er einen Führerschein hatte und die Band kutschierte. Außerdem schadete jede Droge seiner Stimme, wie er herausgefunden hatte, „sie trocknete die Kehle aus“. Und Roger hatte gelernt, auf seinen Körper zu achten. Eine gute physische Verfassung war für ihn die Voraussetzung, seine Aufgaben als Sänger, Fahrer, Schläger und Träger zu meistern: „Auf der Bühne zu stehen, bedeutete für mich, etwas zu tun, das ich liebte, alle Mädchen zu haben, die ich wollte, für jedes Bier bezahlt zu werden, das ich trinken konnte, und mich von den Jedermanns in der Fabrik abzuheben.“ Verständlich, dass sich Roger die Kontrolle über sein Machtmittel nicht nehmen lassen wollte.
Doch auch Petes Sichtweise hatte ihre Berechtigung. Er hatte ebenfalls hart an sich gearbeitet, hatte sich an der Kunstakademie einen Namen gemacht und viele neue Einflüsse in die Band eingebracht. Zudem war sein Gitarrenspiel viel besser geworden, und in seiner neuen Position als alleiniger Gitarrist und Zulieferer angesagter R&B-Nummern aus dem reichhaltigen Schallplattennachlass seines amerikanischen Freunds konnte er es sich nach seiner Meinung durchaus erlauben, dem autokratischen, raubeinigen Bandleader wenigstens intern die Stirn zu bieten.
Außerdem war ihm klar geworden, dass man auch mit einer großen Nase Erfolg bei den Girls haben konnte, wenn man sich entsprechend verhielt und auf einer beleuchteten Bühne stand. In seinem zweiten Jahr auf der Kunstakademie hatte Pete ein ausnehmend attraktives Mädchen kennengelernt, Karen Astley, drei Jahre jünger als er und im Modedesignseminar eingeschrieben. Karen stammte ebenfalls aus einer Musikerfamilie. Die frühere Band ihres Vaters, Edwin „Ted“ Astley, der inzwischen als Komponist für die BBC in London arbeitete und Filmmusik schrieb, hatte lustigerweise einst für Cliff Townshends Squadronaires die Show eröffnet, wenn diese in Manchester gastierten. Pete und Karen erfuhren erst viel später von diesen weit zurückreichenden Schicksalsfäden hinter ihrer Beziehung; aber beide spürten intensiv, dass sie füreinander passende Partner waren. Pete bezog viel Selbstbewusstsein aus der Verbindung mit der schönen, warmherzigen und intelligenten Tochter aus gutem Haus, die seine Unsicherheit eindämmte und die extremen Schwankungen seiner Künstlernatur ausglich.
Anfang Februar 1964, kurz nach einer heftigen Auseinandersetzung innerhalb der Gruppe, sollte sich zeigen, dass die kunstvollen und legeren Aspekte des Musikerdaseins, die Townshend verkörperte, genauso wichtig waren wie Rogers Durchsetzungsvermögen und Tatkraft.
John hatte in der Fernsehsendung „Thank Your Lucky Stars“ am 1. Februar eine irische Gruppe gesehen, die sich Johnny Devlin And The Detours nannte. Aufgeschreckt informierte er seine Bandkollegen. Pete hatte gerade damit begonnen, ein Detours-Logo für Poster und für die Präsentation der Demobänder zu entwerfen, aber wie John berichtete: „Die anderen Detours waren zu neunt und Iren; wir dachten, sie sind im Fernsehen aufgetreten, sie sind bekannter als wir; also können wir uns nicht länger The Detours nennen.“
Nach ihrem nächsten Auftritt, am folgenden Freitag, also in der Nacht vom 7. auf den 8. Februar 1964, fuhr Roger die anderen wie üblich nach Hause. Erste Station war Petes Wohnung in der Sunnyside Road. „Wir saßen Ewigkeiten im Transporter und versuchten, einen neuen Namen zu erfinden“, erzählt Roger.
Pete schlug vor, seinen Mitbewohner Barnes in die Beratung einzubeziehen, und so saßen bald alle in der Kunststudentenbude, schlürften Kaffee und spielten Pingpong mit neuen Bandnamen. Pete und Barney stimulierten sich zusätzlich mit ihrer Lieblingsdroge Pot, woraufhin sie beseelt eine etwas abgehobene Meinungsführerschaft reklamierten. Zeuge Barnes erinnert sich:
„Ich wollte einen Namen, der die Leute innehalten und überlegen ließ, damit sie sich an die Gruppe erinnerten. Die ersten beiden Namen, an die ich dachte, waren The Group und The Name. Pete kam mit The Hair daher. Ein anderer Vorschlag war No-One. Wir stellten uns Lou, den Ansager im Oldfield, vor, wie er uns ankündigte: ‚Und jetzt, Ladies und Gentlemen, die nächste Gruppe, sie heißt Die Gruppe‘. Aber schließlich dachte ich, dass The Who am besten funktionieren würde. Es ließ die Leute zweimal nachdenken, wenn sie es lasen, und es würde auf Plakaten gut aussehen, weil es so kurz war und deshalb groß gedruckt wurde. Und Lou hätte auch seinen Spaß damit, oder aber ein großes Problem. Wir kamen zu keiner Entscheidung in dieser Nacht, aber wir engten die Wahl ein auf entweder The Who oder The Hair.“
Pete schlug zwar noch die Variante The Who And The Hair vor, war aber mit seiner Begeisterung darüber allein; den anderen klang dieser Kompromiss zu sehr nach Pub. Am nächsten Morgen holte Roger Pete ab, um bei Jim Marshall einige Verstärker für den Samstagabend auszuleihen. Barnes kam gerade die Treppe herab, wo Roger ihn stoppte und knapp ansprach: „The Who, oder?“ Damit war die Entscheidung gefallen.
Christian Suchatzki erzählt eine leicht abgewandelte Version, wie The Who zu ihrem neuen Namen kamen: „Übereinstimmend ist, dass im Apartment im Beisein von Richard Barnes die Anwesenden ihre Vorschläge hinsichtlich des zukünftigen Bandnamens in die Runde warfen. Das Pot musste jedoch Barnes’ akustischer Wahrnehmung ziemlich zugesetzt haben, denn nach jedem Vorschlag fragte der in seinem Hörvermögen Beeinträchtige: ‚the who?‘ Bis dann schließlich seine