The Who - Maximum Rock I. Christoph Geisselhart

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу The Who - Maximum Rock I - Christoph Geisselhart страница 31

The Who - Maximum Rock I - Christoph Geisselhart The Who Triologie

Скачать книгу

die wegen ihm zu den Gigs der Beachcombers kamen. Eine davon, vielleicht seine erste Lehrerin in Sachen Liebe, verschwand mit ihm im Schlafzimmer von Rons Vater, wo die beiden in eindeutiger Lage aufgestöbert wurden.

      Es war Anfang 1964, und die neue Zeit war angebrochen. Zwei Girls aus der Modszene tauchten bei jedem Konzert der Beachcombers auf; sie pressten sich an den Bühnenrand bis zum letzten Song, und dann rannten sie Keith hinterher, so dass der kaum zum Transporter durchkam. Die anderen Beachcombers waren für die beiden Luft.

      Keith, der keimende Star, veränderte sich. Als sich Ron in der Pause zwischen zwei Auftritten einmal müde fühlte, hielt Keith ihm eine Handvoll Pillen hin: ­„Versuch das mal, die machen dich wieder munter.“

      Ron sah sofort, dass es Purple Hearts waren, die Aufputschpillen der Mod­generation. Keith hatte schon länger begonnen, Tabletten zu nehmen, Wach­macher wie Koffein vor allem, aber auch Dexys, Dexedrine, die ihn entspannten und ihm erlaubten, seine Konzentration aufs Trommeln zu richten. Interessanterweise werden­ heute ähnliche Substanzen, selbstverständlich unter ärztlicher Aufsicht und entsprechend fachmännisch dosiert, zur Behandlung von Hyperaktivität und ADHS eingesetzt. Die in den Sechzigern so beliebten Dexys hatten freilich noch den Effekt, dass man sich wie Gott fühlte und keinen Schlaf mehr benötigte. Und wenn man am Morgen zur Arbeit musste, halfen die bunten Kapseln, den Tag zu überstehen.

      Die anderen Beachcombers hielten sich nach einem Gig lieber an ihrem Bier fest und gingen mit ihren Freundinnen nach Hause, während Keith die Nacht zum Tage machte und bis zum Morgen durchfeierte.

      „Wir waren eine sehr beliebte und anerkannte Band, die sich überall durchsetzte, wohin wir kamen. Wir brachten die meisten Häuser zum Kochen“, erinnert­ sich Ron. Aber Keith genügte das nicht.

      „Er war zu etwas Besonderem bestimmt“, sagt Tony. „Er wusste das.“

      „Er war der beste Drummer der Welt, sogar mit uns“, findet John.

      Das klingt ehrenhaft und plausibel, aber hier irrt der Gitarrist. Um wirklich der beste Schlagzeuger der Welt zu werden, brauchte Keith eine andere Band. Und das wusste er.

      12.: Endlich The Who: Ein Geldgeber – und ­Rockstars kennen keinen Schmerz

      „Seid ihr denn überhaupt gut?“

      Der Türklinkenfabrikant Helmut Gordon sucht eine Band, die ihn reich und berühmt machen kann

      „Wir hatten keine Roadies, das hab’ ich gemacht.“

      Roger Daltrey

      „Wenn du’s nicht auf die Reihe kriegst, bist du draußen!“

      Pete beschleunigt den Wechsel auf dem Schlagzeugerstuhl

      Doug Sandoms Schwägerin Rose arbeitete in einer kleinen Gießerei in Shepherd’s Bush. Ihr Chef, ein deutsch-jüdischer Geschäftsmann von über vierzig Jahren, der noch bei seiner Mutter wohnte, klein war und rund, fast haarlos auf dem Kopf, kreuzte gelegentlich in Sandoms Haus auf. Er hieß Helmut Gordon und war ­voller­ Elan, in die Fußstapfen von Brian Epstein zu treten, dem legendär gewordenen Entdecker der Beatles. Als er mitbekam, wie Doug sich einmal mit Rose über The Detours unterhielt, spitzte Gordon die Ohren: „Seid ihr denn überhaupt gut?“ fragte er plötzlich. Statt einer Antwort lud Doug ihn zu ihrem nächsten Auftritt im White Hart Hotel von Acton ein. Es war immer deutlicher geworden, dass die Detours einen richtigen Manager brauchten; nicht nur einen Touragenten wie Bob Druce, sondern­ einen Mann, der allein für sie arbeitete, der alle Fäden im Hintergrund sponn und bereit war, in die Karriere der Band zu investierten. Gordon war der erste Anwärter auf diesen Posten.

      Er kam, erblickte die kreischenden Mädchen, die damals jeden Auftritt einer Popband begleiteten, und fühlte sich bestätigt. Damit musste man viel leichter und schneller Geld verdienen können als mit den Türklinken, die er in seiner ­Gießerei­ herstellte.

      Tatsächlich glaubten damals viele Geschäftsleute im britischen Königreich, dass das Phänomen der Beatles und ihrer Millionen Pfund schweren Karriere nur einen Vater habe: Brian Epstein.

      Dieses Vorbild war für jeden Geschäftsmann, der etwas auf sich hielt, eine Herausforderung. Gordon interessierte sich zwar nur mäßig für Musik und hatte von der neuen Szene keine Ahnung. Aber wenn ein Typ wie Epstein die Beatles erschaffen hatte, so dachte er, müsste er so etwas ebenfalls auf die Beine stellen können.

      Man traf sich nach dem Auftritt, und Gordon bot der Band an, Geld zu investieren­ und einen Plattenvertrag zu besorgen.

      Die Jungs waren begeistert. Roger erzählt: „Ich betrachtete Gordon als eine Art wandelnde Ladenkasse – eine Möglichkeit, endlich genug Geld für eine bessere­ Ausrüstung zu kriegen.“ (Einige Biografien legen Gordons Einstieg als Manager erst auf Anfang 1964 fest, nachdem The Detours sich schon in The Who umbenannt hatten. Ich halte ein so spätes Datum angesichts der kommenden Ereignisse für unwahrscheinlich und gehe davon aus, dass Gordon die Band schon am Sonntag, dem 24. November 1963, im White Hart Hotel gesehen hat. Für eine Woche später vermeldet auch die Who-Chronologie Eyewitness The Who, dass die Detours „dank ihres neuen Managers Helmut Gordon“ ein neues Engagement im Railway Hotel antraten.)

      Jedenfalls wurde in Dougs Haus, in der Vincent Road, South Acton, ein ­Vertrag­ geschlossen, dessen Gültigkeit abermals fraglich war. Petes Eltern ­ver­weigerten ihre Unterschrift für ihren minderjährigen Sohn erneut. Die Eltern von Roger und John hatten dagegen keine Einwände, solange die Söhne ihre Jobs nicht aufgaben; doch Betty und Cliff waren mit dem Musikbusiness vertraut genug, um zu wissen, dass Helmut Gordon auf Dauer nicht der richtige Mann für die Band war.­

      Sie sollten recht behalten; aber einstweilen war Gordon ein Glücksfall, der die Detours als seine „kleinen Diamanten“ betrachtete und für alles aufkam, was die Band dringend brauchte: einen neuen Transporter, nachdem der alte, von Rogers wilder Fahrweise ohnehin schon demoliert, auf einer Rückfahrt von Derby endgültig seinen Geist ausgehaucht hatte; sowie neue Boxen und Verstärker, damit sich Pete und John noch lautere Duelle auf der Bühne liefern konnten. Außerdem entwarf Pete sündhaft teure Lederwesten, die knielang waren und bei jeder ­Bewegung um die Hüften flatterten. Und die ganze Gruppe, einschließlich des ­Kumpels­ Barney, gönnte sich auf Gordons Kosten jeweils zwei Paar der angesagten­ Beatles-Lederstiefel.

      Barnes, der sich selbst als „damalige Mutter der Gruppe“ bezeichnet und ihre Auftritte im Railway Hotel organisierte, war auch dabei, als die Detours kurz nach der Vertragsunterzeichnung Gordon ein zweites Mal trafen:

      „Wir fuhren zu einer verwahrlosten Fabrik in einer Gasse von Shepherd’s Bush. Jemand führte uns durch die Gießerei nach hinten, in Gordons Büro. Es war eine zwielichtige Szene, wie in einem Roman von Dickens. Wir fünf stellten uns in einer Reihe vor seinem Schreibtisch auf, während Gordon Pläne entwarf, die er sich für die Band überlegt hatte. Vor sich, auf einem mit Schreibmaschine getippten Blatt, hatte er die Namen verschiedener einflussreicher Leute aus der Musikbranche aufgelistet. Helmut dachte, diese Topleute ­würden­ mit ihm verhandeln und er könne der Gruppe damit den Durchbruch verschaffen.“

      Obwohl diese „Topleute“ nicht mehr ganz die erste Adresse im Musikbusiness darstellten, sondern noch aus der Vor-Beatles-Ära stammten, bestand doch kein Zweifel,­ dass Gordon ein mutiger und erfolgreicher Unternehmer war, der allerdings den Fehler machte, die logischen Maximen seiner Branche auf die letztlich unkalkulierbaren Gesetzmäßigkeiten in der Unterhaltungsindustrie zu übertragen.

      Zum Abschluss ihres Besuchs fragte John den Geschäftsmann, ob er wohl ein paar goldlackierte

Скачать книгу