Nixentod. Thomas L. Viernau

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Nixentod - Thomas L. Viernau страница 5

Автор:
Жанр:
Серия:
Издательство:
Nixentod - Thomas L. Viernau

Скачать книгу

Polizei aus.

      Sie war stark und der Körper ihrer Mutter wog vielleicht mal gerade sechzig Kilo. Das Auto von Arvid stand unten vor dem Haus.

      Arvid war in seinem Laden, machte Inventur. Der Schlüssel war drüben in ihrer Wohnung. Karolin wartete, bis es draußen dunkel wurde. Der Sturm hatte etwas abgeflaut. Dann schlich sie hinaus mit der schweren Last auf den Schultern …

      

Der Wassermann – Tod im Landwehrkanal

      Der Landwehrkanal in Berlin

       ... ist ein nur zehn Kilometer langer Schifffahrtsweg, der sich als Spreeseitenkanal zwischen dem Charlottenburger Spreekreuz und dem Osthafen erstreckt. Auf seiner vollen Länge ist er schiffbar für alle Arten von Flusskähnen. Zwei Schleusen, die Ober- und die Unterschleuse, regulieren den Verkehr.

       Im Mittelalter gab es vor der Stadtmauer mal einen Landwehrgraben, der die Stadt vor Reiterangriffen schützen sollte. Als dieser nicht mehr gebraucht wurde, nutzten die Berliner ihn zur Entwässerung der Sumpfwiesen vor den Toren der Stadt. Nun konnten sie ihre Schafe, Ziegen und Kühe dort weiden lassen. Der Landwehrgraben wurde so zum Schafgraben. Wieder später nutzten die Holzfäller ihn zum Holztransport.

       Aus dem Schafgraben wurde der Floßgraben. Die Stadt wuchs rasant. Plötzlich war der alte Floßgraben mitten in der Stadt. Der Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. erteilte seinem Gartenbaumeister Lenné den Auftrag, den alten Floßgraben zu einer Wasserstraße auszubauen. Aber erst nach dem Tode des Königs wurde dieser Schifffahrtsweg im Jahre 1850 eingeweiht. Kaum jemand nahm Notiz davon, denn die Gegend, durch die er sich schlängelte, war für die meisten Berliner noch »janz weit draußen«.

       Berühmtheit erlangte der Kanal durch den spektakulären Mord an der kommunistischen Politikerin Rosa Luxemburg, die im Januar 1919 von zwei Reichswehrsoldaten ins Wasser geworfen wurde. Auch die ominöse Zarentochter Anastasia soll angeblich im Jahre 1920 im Kanal ertränkt worden sein ...

      Der Wassermann

       Er galt als männliches Pendant zu den Nixen, und ihm wurden ähnliche Eigenschaften wie den Nixen zugeschrieben. Er galt lange Zeit als der uneingeschränkte Herrscher über Flüsse, Seen und Brunnen.

       Meistens wurde er als grünhäutiger Riese mit verfilztem Haar und einem langen Haken, der manchmal auch ein Triton – also ein Dreizack – sein konnte, dargestellt. Damit zog er die Leute von den Schiffen in sein unterirdisches Reich hinab.

       Den meisten Menschen zeigte er sich in vielfältiger Gestalt, mal als kapitaler Hecht oder dämonisch grinsender Wels, mal als kleines Männchen mit rotem Spitzhut und grünem Wams, ganz selten zeigte er sich auch als Fischwesen, halb Mensch, halb Schuppentier.

       In der slawischen Mythologie wurde er als Vodyanoj bezeichnet, in den alten märkischen Sagen geisterte er als Neck oder auch als Nickert durch die Sagenwelt. Begegnungen mit ihm können gut oder auch böse ausgehen, je nach Gemütslage des Wassermannes.

      Berlin-Tiergarten

      Dienstag, 27. Dezember 2005

      Die Fahrt im abendlichen Dämmerlicht war anstrengend. Schemenhaft rauschten Häuser, Bäume und Menschen an ihm vorbei. Im Autoradio dudelte Jazz. Eine Musik, die weder vordergründig störte noch sein angespanntes Gemüt provozierte.

      Ziellos fuhr er nun schon seit fast zwei Stunden durch die immer dunkler werdende Stadt. Der Berufsverkehr begann abzuebben. In diesen Tagen waren ohnehin nur wenige Menschen auf Arbeit. Die meisten hatten frei. Die Zeit zwischen den Jahren war eine Zeit voller Müßiggang.

      Nervös fingerte der Mann an seinem Jackett herum, suchte sein Handy. Wählte, fluchte, warf das Handy ungestüm auf den Beifahrersitz. Sein Blick war unstet. Dauernd blickte er auf die schwach leuchtenden Armaturen, schaute dann sofort wieder nach vorne.

      Sein Tankfüllstand zeigte bedrohlich nach unten: fast leer. Die kleine gelbe Leuchtanzeige für die Tankreserve flackerte auch schon auf. Er suchte eine Tankstelle, fuhr ins gleißende Neonlicht hinein und stellte den Motor ab.

      Wie ein Film liefen noch einmal die Ereignisse der letzten Tage vor seinem inneren Auge ab.

      Der aus dem Nichts kommende Streit mit Karolin. Ihr lapidares »Es ist aus«. Sein Zusammenbruch. Die absurde Tristesse des Weihnachtsfestes als Rahmen für diese Tragödie. Der dramatische Auftritt von Karolins Mutter und ihr Tränen überströmtes Gesicht. Dazu das Jammern und Weinen, welches ihm eigentlich zugestanden hätte. Seine stundenlange Irrfahrt durch die Stadt. Die ersten Anzeichen von Wahnvorstellungen.

      Berlin-Wedding

      Nacht, 27. zum 28. Dezember 2005

      Erschöpft lag er auf seinem Bett. Die abendliche Irrfahrt durch die Stadt hatte seine letzten Reserven aufgebraucht, innerlich fühlte er sich leer. Eine absolute Hoffnungslosigkeit hatte ihn befallen. Die große Wohnung wirkte öde. Auf dem Boden lagen achtlos ein paar Klamotten herum, ein paar Schuhe verteilten sich im Flur.

      Was da in den letzten Stunden passiert war, konnte Zach nicht glauben. Innerhalb von nur einem Augenblick war er aus seinem gewohnten Leben gerissen worden.

      Am frühen Morgen stand sie weinend vor ihm, in der Hand einen Brief, den sie ihm wortlos unter Tränen überreichte. Er konnte es zuerst gar nicht glauben, was sich in ihrer schwer leserlichen Handschrift zur Gewissheit formte, die ihm die Luft zum Atmen nahm.

      Sie wollte nicht mehr weiter mit ihm leben, seine Prinzessin, die er abgöttisch liebte, für die er alles in Bewegung setzte, damit sie sich glücklich fühlte. Sie schien ein völlig anderer Mensch geworden zu sein. Was da im Brief stand, war ungeheuerlich.

      Wochenlang soll sie heimlich auf ihrem Bett gesessen und still vor sich hin geweint haben?

      Er hatte davon nie etwas bemerkt, genauso wenig von ihren dauernden Ohnmachtsanfällen und ihrer Schlaflosigkeit. Sie musste eine total unglückliche Frau sein, die ihr Leben mit ihm nur unter großem Widerwillen ertragen hatte. Was für eine Täuschung!

      Am Heiligabend früh hatten sie noch Sex wie immer. Die vertraute Stimmung des freien Morgens hatte auf ihn stets eine stimulierende Wirkung. Er wühlte sich dann immer unter der Decke an sie heran, sog mit gierigen Zügen ihren Duft ein, um sie dann mit seinen Küssen und Liebkosungen zu bedecken. Willig wie immer ging sie auf das sich stets wiederholende Spiel von Annäherung und Entdeckerfreude ein. Nichts deutete auf ein Zerwürfnis. Nach dem Akt der Vereinigung lagen sie wie immer völlig ausgepumpt, aber zufrieden eng aneinandergeschmiegt, genossen diesen Moment der totalen Zweisamkeit.

      Dann begann der Tag, erst duschen, dann Frühstück machen – alles wurde zelebriert. Für das Frühstück wurde der runde Tisch unter dem flämischen Leuchter im großen Esszimmer gedeckt. Wochentags saß man am kleinen Küchentisch. Frühstück am Wochenende war ein stundenlang sich hinziehendes Ritual mit klassischer Musikuntermalung, frisch gekochten Eiern, aufgebackenen Brötchen und diversen Leckereien, die speziell für dieses morgendliche Fest eingekauft worden waren.

      Er genoss diese Zeit. Ein Bekannter hatte ihm einmal gesagt, dass beim Frühstück

Скачать книгу