Die Evolution der Seele und Natur. Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter
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Gelangen wir jedoch zu unseren höchsten spirituellen Elementen, finden wir, dass wir hier eine sehr klare und souveräne Unabhängigkeit erreichen. Wir können weit über jede Determinierung durch die Umwelt oder durch den Druck der Rassen-Seele hinaus unsere eigene Seelen-Evolution durch die beherrschende Kraft unserer spirituellen Natur weiterführen. Ganz abgesehen von irgendeinem Beweis eines Weiterlebens auf anderen Ebenen oder irgendeiner Erinnerung an vergangene Geburten ist dies Rechtfertigung genug dafür, dass wir jede Theorie des vergänglichen Einzelwesens und der alleinigen Wahrheit des evolutionären Universalen als unzureichend zurückweisen. Gewiss zeigt sich das Einzelwesen hierdurch nicht als von der All-Seele unabhängig; es mag vielleicht nur eine Form von ihr in der Zeit sein. Doch für unseren Zweck genügt es, dass es eine fortdauernde Seelen-Form ist, nicht begrenzt durch das Leben des Körpers und mit seinem Tod aufhörend, sondern unabhängig darüber hinaus fortdauernd. Denn wenn es so von der physischen Rassen-Kontinuität in der Zukunft unabhängig ist, wenn es sich so fähig zeigt, seine eigene künftige Seelen-Evolution in der Zeit zu bestimmen, muss es ein solches unabhängiges Dasein insgeheim durchgehend gehabt haben, und es muss in Wirklichkeit auch seine vergangene Seelen-Evolution in der Zeit bestimmt haben, obschon zweifellos ein anderer, indirekter Nachdruck darauf bestand. Möglicherweise kann es in der All-Seele nur während der universalen Kontinuität existieren, es mag aus ihr in jene aufgestiegen sein, es kann schließlich in sie übergehen. Oder es kann im Gegenteil in seiner eigenen Seelen-Evolution schon vor, oder besser gesagt, unabhängig von der universalen Kontinuität existieren und es gibt eine Art ewiges Individuum. Doch für die Theorie der Wiedergeburt genügt es, dass eine geheime Seelen-Kontinuität des Individuums vorhanden ist und nicht nur eine rohe Aufeinanderfolge von Körpern, die von der All-Seele mit einer ganz flüchtigen Illusion mentaler oder spiritueller Individualität erfüllt werden.
Es gibt Existenztheorien, die die individuelle Seele akzeptieren, jedoch nicht die Seelen-Evolution: zum Beispiel das eigentümliche Dogma einer Seele ohne Vergangenheit, aber mit einer Zukunft, durch die Geburt des Körpers erschaffen, doch unzerstörbar durch den Tod des Körpers. Doch dies ist eine gewaltsame und irrationale Annahme, eine unbewiesene Vorstellung ohne Wahrscheinlichkeit. Sie impliziert die Schwierigkeit eines Geschöpfes, das in der Zeit beginnt, aber in alle Ewigkeit fortdauert, ein unsterbliches Wesen, dessen Existenz auf einen physischen Zeugungsakt angewiesen ist, das selbst jedoch stets gänzlich unphysisch und unabhängig von dem aus der Zeugung hervorgegangenen Körper ist. Diese Einwände sind für den Verstand unüberwindlich. Doch erhebt sich hier auch die Schwierigkeit, dass diese Seele eine Vergangenheit erbt, für die sie in keiner Weise verantwortlich ist, oder dass sie belastet wird mit beherrschenden Neigungen, die ihr nicht durch ihr eigenes Tun auferlegt wurden, und dass sie doch für ihre Zukunft verantwortlich ist, die so behandelt wird, als wäre sie keineswegs durch jenes oft beklagte Erbe, damnosa hereditas, oder jene unfaire Erschaffung determiniert, sondern wäre ganz ihr eigenes Werk. Wir sind hoffnungslos das, was wir sind, und sind doch verantwortlich für das, was wir sind – oder zumindest für das, was wir in Zukunft sein werden, was unvermeidlich zum größten Teil durch das bestimmt wird, was wir von Anfang an waren. Und wir haben nur diese eine Chance. Plato und der Hottentotte, das vom Glück begünstigte Kind von Heiligen oder Rishis und der geborene geschulte Verbrecher, der von Anfang bis Ende in der niedrigsten stinkenden Korruption einer modernen Großstadt untergetaucht ist – sie alle haben gleichermaßen durch Handeln oder Glauben aus diesem einen ungleichen Leben ihre ganze ewige Zukunft zu erschaffen. Dies ist ein Paradox, das die Seele wie die Vernunft, das ethische Empfinden wie die spirituelle Intuition verletzt.
Es gibt auch die verwandte Idee, hinter der eine Wahrheit dunkel schimmert, dass die Seele des Menschen etwas Hohes, Reines und Großes ist, das in das materielle Dasein fiel und durch den Gebrauch seiner Natur und seines Tuns im Körper sich erlösen und zu seiner eigenen himmlischen Natur zurückkehren muss. Doch es ist klar, dass dieses eine irdische Leben nicht für alle genügt, um diese schwierige Rückkehr zu bewerkstelligen, sondern vielmehr wohl die meisten sie tatsächlich ganz verfehlen; und wir müssen dann entweder vermuten, dass eine unsterbliche Seele zugrundegehen oder zur ewigen Verdammnis verurteilt werden kann, oder aber, dass sie mehr Leben hat als dieses armselige, gefährliche eine, das ihr offenbar gegeben wurde, mehrere Leben oder Seinszustände, die zwischen ihrem Fall und der endgültigen Bewerkstelligung einer sicheren Erlösung liegen. Doch die erste Vermutung ist allen Schwierigkeiten jenes anderen Paradoxes ausgesetzt. Abgesehen von dem Problem, warum dieser Herabstieg erfolgt ist, ist schwer einzusehen, wie diese verschiedenen Seelen direkt vom himmlischen Sein unmittelbar in solche äußerst unterschiedlichen Abstufungen bei ihrem Fall geraten sein sollen, und zwar so, dass jede einzelne für die im Übrigen grausamen und ungleichen Bedingungen verantwortlich ist, unter denen sie so summarisch ihre ewige Zukunft zu bestimmen hat. Jede muss doch sicherlich eine Vergangenheit gehabt haben, durch die sie für ihre gegenwärtige Lage verantwortlich wurde, wenn sie so streng gehalten werden soll, dass sie über alle Auswirkungen und über den Gebrauch, den sie von ihrer oft allzu dürftigen, missgünstigen und zuweilen ganz hoffnungslosen Gelegenheit macht, Rechenschaft abzulegen hat. Die eigentliche Natur unseres Menschseins setzt für die Seele sowohl eine variierende, wesentliche Vergangenheit als auch eine sich daraus ergebende Zukunft voraus.
Annehmbarer ist daher eine neuere Theorie, die vorschlägt, dass ein Geist oder mentales Wesen von einer anderen, höheren Ebene herabgestiegen ist und die materielle Existenz auf sich genommen hat, als die physische und tierhafte Evolution weit genug vorangeschritten war, dass eine menschliche Einkörperung auf der Erde möglich wurde. Er schaut auf eine lange Reihe menschlicher Leben zurück, die an dem Punkt beginnt, der jeden von uns in seinen jetzigen Zustand gebracht hat, und nach vorn auf eine sich noch fortsetzende Reihe, die alle Leben durch ihre eigenen Stufen und nach ihrer eigenen Zeit zu irgendeiner Erfüllung, Verklärung, Rückkehr bringen wird, die die sich selbst verkörpernde menschliche Seele erwartet und die Krönung ihres langen Mühens ist. Doch auch hier stellt sich wieder die Frage: Wodurch kommt diese Verbindung eines spirituellen Wesens und einer höheren mentalen Natur mit einem physischen Wesen und einer niedrigeren Tiernatur zustande? Wodurch wird dies Aufgreifen eines niedrigeren Lebens durch den Geist erforderlich, der hier Mensch wird? Es könnte gewiss scheinen, dass hier eine Vorverbindung bestanden haben muss; das besitzende mentale oder spirituelle Wesen muss die ganze Zeit dieses niedrigere Leben, das es so in Besitz nimmt, für eine menschliche Manifestation vorbereitet haben. Die ganze Evolution wäre dann von Anfang an eine geordnete Kontinuität, und das Eingreifen von Mental und Geist wäre kein plötzliches, unerklärliches Wunder, sondern ein Zutagetreten dessen, was immer schon dahinter stand, ein offenes Aufgreifen des manifestierten Lebens durch eine Kraft, die insgeheim immer schon die Lebensevolution geleitet hat.
Diese Theorie der Wiedergeburt setzt eine Evolution des Seins in der materiellen Welt von der Materie zum eingekörperten Mental und einen universalen Geist voraus, der diese Evolution beseelt, während unser individueller Geist im Universalen existiert und seinen Lauf nach oben nimmt zu einer beabsichtigten Vollendung oder Befreiung oder zu beiden, die uns am Ende winken mögen. Viel mehr noch kann es bedeuten, doch zumindest dies; eine Seelen-Evolution das eigentliche Faktum, ein Annehmen immer höherer Formen die erste Erscheinung. Wir könnten der menschlichen Seele in der Tat eine Vergangenheit und eine Zukunft zuerkennen, diese aber unter und über diese irdische Ebene stellen und nur eine zufällige oder absichtliche Existenz auf Erden gelten lassen. Doch würde dies zwei Ordnungen progressiver Existenz bedeuten, die unverbunden sind und sich doch für einen kurzen Moment treffen. Es gäbe eine irrende menschliche Einzelseele, die in die geordnete irdische Evolution hereinkommt und beinahe sofort wieder hinausgeht ohne jede verbindende Ursache oder Notwendigkeit. Doch bleibt insbesondere das Phänomen des weitgehend irdischen Tierwesens und der Natur dieser spirituellen und überirdischen Wesenheit ohne befriedigende Erklärung, dieser Seele, ihr Befreiungskampf und die unendlich wechselnden Stufen, auf denen es ihr in verschiedenen Körpern gelang, die niedere Natur zu beherrschen. Eine vergangene irdische Seelen-Evolution,