Überlegt impfen. Paul Thomas
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Dieses Buch beruht nicht nur auf meiner umfangreichen Erfahrung als praktizierender Kinderarzt, der Routine-Kinderkrankheiten ebenso wie kinderärztliche Notfälle behandelt, sondern auch auf Informationen, die meine Mitautorin und ich im ganzen Land bei impfbedachten Ärzten gesammelt haben, die genau wie ich ihre Patienten ohne viel Aufhebens auf individuellerer Basis behandeln. Und das mit großem Erfolg.
Wir geben Ihnen die aktuellsten Informationen zu bekannten Risiken und Nutzen von Impfungen, sodass Sie fundierte Entscheidungen für Ihre Familie treffen können. Wir möchten, dass die US-amerikanischen Kinder auf sichere Art und Weise geimpft werden und wir gleichzeitig eine ausreichende Herdenimmunität gegen Infektionskrankheiten aufbauen, sodass jeder in unserer Gesellschaft geschützt ist.
Es war noch viel zu früh am Morgen, als das Telefon klingelte. Schlaftrunken nahm ich den Anruf entgegen, bei dem ich dachte, es handelte sich um einen Notfallpatienten. Die Stimme am anderen Ende der Leitung sagte etwas, das mein Gehirn nicht begreifen konnte: Tsitsi, meine afrikanische Schwester, war an einem schweren Herzinfarkt gestorben. Tsitsi war Taurais Schwester gewesen. Nach Taurais Tod wuchsen Tsitsi und ich zusammen in Rhodesien auf. Sehr gut ausgebildet, aber ohne Aussicht auf Arbeit in Simbabwe zogen Tsitsi und ihr Mann Weston letztlich nach New Hampshire. Weston starb im Alter von nur achtunddreißig an Darmkrebs und Tsitsi war seither alleinerziehende Mutter von vier kleinen Kindern gewesen. Jetzt war auch Tsitsi gestorben.
„Ich glaube, wir sollten uns um die Kinder kümmern“, sagte ich zu meiner Frau Maiya, nachdem ich aufgelegt hatte.
„Ich bin dabei“, antwortete sie ohne zu zögern.
An dem Abend sprachen wir mit unseren zwei Töchtern, Natalie und Aja, und unseren drei Söhnen Noah, Tucker und Luke. Obwohl Maiya und ich uns häufig schon davon überfordert fühlten, uns um fünf Kinder zu kümmern und beide Vollzeit zu arbeiten, wollten wir nicht, dass Tsitsis Kinder getrennt würden und zu Pflegeeltern in New Hampshire kamen. Wir adoptierten sie als unsere eigenen Kinder und ziehen sie seitdem auf.
Nur die Älteste, Rufaro, konnten wir aufgrund ihres Alters nicht rechtmäßig adoptieren. Schon als kleines Mädchen wollte Rufaro Ärztin werden. Eigentlich hatte sie in der Woche, in der ihre Mutter starb, die Aufnahmeprüfung für das Medizinstudium machen sollen. Eine Zeit lang blieb Rufaro bei uns in den USA, doch als ihre Aufenthaltsgenehmigung auslief, musste sie nach Kanada reisen, wo sie als Bürgerin Simbabwes den Flüchtlingsstatus bekommen konnte. Seit dem Tod ihrer Mutter wurde Rufaro zweimal zum Medizinstudium zugelassen. Aber wir haben es gerade so geschafft, uns um die anderen Kinder zu kümmern, und Rufaro hatte niemals das Geld dafür. Bis zu diesem Jahr! Sie ist jetzt einunddreißig und hat ein Stipendium der kanadischen Regierung für ein Medizinstudium erhalten. Im Sommer vor Studienbeginn arbeitete sie als medizinische Forscherin in meiner Praxis und wohnte bei uns. Morgens fuhren wir gemeinsam zur Arbeit und sprachen darüber, was es bedeutet, Arzt zu sein, und wie man sich am besten um andere kümmern kann. Wir sprachen über den ersten und wichtigsten Grundsatz, den jeder Arzt lernt: Primum non nocere; erstens nicht schaden. Rufaro liegt besonders die Gesundheit von Frauen weltweit am Herzen und sie möchte zu Ärzte ohne Grenzen gehen. Sie möchte Frauen und Kindern dabei helfen, ein besseres, gesünderes Leben zu führen. Sie möchte etwas bewegen, um damit ihre Eltern zu ehren, sowohl die lebenden als auch die verstorbenen.
Zwar ist dieses Buch in erster Linie für Eltern gedacht, doch wir hoffen, dass auch alle angehenden (wie Rufaro) und praktizierenden Ärzte, unabhängig davon, ob sie schon lange dabei sind oder ihre Karriere gerade erst beginnen, es lesen werden. Überlegt Impfen ist nicht nur eine Anleitung, um weise zu entscheiden, welche Impfungen für die Gesundheit Ihrer Familie nötig sind, sondern bietet auch einen umfassenden Überblick über die Faktoren, die die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Kinder beeinflussen.
Die Informationen in diesem Buch sind jetzt nötiger denn je. Die Gesundheit unserer Kinder steht auf dem Spiel.
* In Deutschland entwickelt die STIKO die Impfempfehlungen. Die hier beschriebenen Impfempfehlungen und Impfstoffzusammensetzungen beziehen sich auf die USA.
1
Überall lauern Toxine: Gesunde Kinder in einer vergifteten Welt großziehen
Als Brayen Perez neun Jahre alt war, lief er in die Küche, schnappte sich vom Tisch eine Flasche, in der er Limonade vermutete, und kippte den Inhalt hinunter. Es brannte im Mund und Hals und Brayen schrie vor Schmerzen. Er hatte nicht gewusst, dass sein Vater, weil das Spülbecken verstopft war, von einem Nachbarn einen Abflussreiniger bekommen und diesen in die Limonadenflasche gefüllt hatte. Brayen verbrachte die nächsten zweiunddreißig Tage12 auf der Intensivstation und konnte weder schlucken noch sprechen. Ernährt wurde er über eine Magensonde. Mittlerweile geht es ihm besser, aber sein Vater hat sich selbst noch nicht verziehen.
Kinder in den USA haben sich auch mit Scheibenwischwasser13 (das für ein Kindergetränk gehalten wurde) und Lampenöl14 (das für Apfelsaft gehalten wurde) vergiftet. Manche erholen sich. Andere haben kein so großes Glück. Obwohl er sofort ins Krankenhaus gebracht wurde, starb in Oklahoma der kleine Jhonethyn Bumpas15 nur drei Stunden nach einem solchen Missverständnis.
Eltern verstehen problemlos, dass Chemikalien in Abflussreinigern sehr giftig sind und sie sie unbedingt außer Reichweite ihrer Kinder aufbewahren müssen. Allerdings fällt es ihnen weitaus schwerer, zu begreifen, dass schon kleinste Mengen alltäglicher Chemikalien, die zwar nicht sofort giftig wirken, verheerend für unsere Kinder und insbesondere deren sich entwickelnden Gehirne sein können.
Bei Giftstoffen erkläre ich den Eltern, dass eins und eins nicht zwei ergibt: Es könnte zehn oder sogar einhundert ergeben! Wenn wir geringe Mengen giftiger Chemikalien miteinander vermengen, kann ihre Wirkung weitaus schädlicher sein, als wenn jemand die Giftstoffe jeweils einzeln zu sich nimmt. Möglicherweise kommt Ihr Kind mit der wiederholten Gabe einer schädlichen Substanz gut zurecht, aber die Giftstoffe sammeln sich dennoch im Körper und können somit im Laufe der Zeit zu Schäden führen (so wie Zigarettenrauch oder Röntgenstrahlen). Die Menge, der Eintrittspfad, die Dauer der Exposition, die individuelle Empfindlichkeit gegenüber dem chemischen Stoff sowie das Vorhandensein anderer Giftstoffe im Körper sind alles wichtige Aspekte der Toxizität. Sich entwickelnde Föten und Neugeborene sind am stärksten gefährdet.
Meine größte Sorge gilt dem Gehirn Ihres Babys
Die CDC schätzen aktuell, dass eins von fünfundvierzig US-amerikanischen Kindern16 an einer Autismus-Spektrum-Störung leidet. Für Deutschland liegen keine Zahlen vor, jedoch wird weltweit von einer Prävalenz von 0,6 bis 1 Prozent ausgegangen.
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