Integrative Medizin und Gesundheit. Группа авторов

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Integrative Medizin und Gesundheit - Группа авторов

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der Interprofessionalisierung und der vernetzten Zusammenarbeit im Kontext der Integrativen Medizin

      Angelika Homberg und Claudia M. Witt

       Zusammenfassung

      Durch die enge Zusammenarbeit unterschiedlicher Gesundheitsberufe kann die Qualität der patientenzentrierten Versorgung erheblich verbessert werden. Das Gelingen hängt nicht nur davon ab, inwieweit Einzelne bereit sind, professionsspezifische Grenzen zu überwinden und sich für das Wohl von Patienten und Patientinnen, Angehörigen und Bevölkerungsgruppen einzusetzen. Interprofessionalität als Konzept setzt vielmehr eine kontinuierliche Interaktion und den Wissensaustausch zwischen Fachleuten voraus, um Ausbildungs- und Versorgungsfragen zu lösen oder zu erforschen. Sie ist eingebettet in einen bevölkerungs- und bedarfsorientierten Ansatz. Es bedarf Strategien zur gemeinsamen Zielfindung und Verbesserung der Interaktion zwischen den Berufsgruppen sowie entsprechende Aus-und Weiterbildungskonzepte. Leitend können hierbei die vier von der Interprofessional Education Collaborative (IPEC) erarbeiteten Kompetenzbereiche: Werte und Ethik, Rollen und Verantwortung, interprofessionelle Kommunikation sowie Team und Teamarbeit sein.

      Obwohl durch Interprofessionalität und Integrative Medizin die gleichen Ziele verfolgt werden, wurde der jeweilige Diskurs bislang weitgehend unabhängig voneinander geführt. Während sich die Interprofessionalität in kommunikativen Aushandlungsprozessen mit Fragen über Rollen-, Verantwortungsübernahme und Bildungskonzepte beschäftigte, stellten sich in der Integrativen Medizin normative Fragen nach Behandlungs- und Therapieoptionen. Beide Konzepte können gewinnbringend miteinander verknüpft werden. Ausbildungskonzepte für interprofessionelle Zusammenarbeit können nahezu uneingeschränkt für die Integrative Medizin übernommen werden. Die Academic Collaborative for Integrative Health erweitert hierfür die IPEC-Kompetenzbereiche um zwei weitere: die Evidenzbasierte und -informierte Versorgungspraxis und die Integration nicht konventionell und/oder akademisch ausgebildeter Leistungserbringer in die Versorgungsstrukturen. Am Ende des Kapitels werden zwei Best-Practice-Beispiele aufgegriffen: Für die Interprofessionelle Zusammenarbeit im Rahmen der Mind Body Medicine werden Erfahrungen zu entstehenden Herausforderungen und gelungene praxisbasierte Interventionen aufgezeigt. Die Beschreibung der studiengangsübergreifenden Zusammenarbeit im Bereich Komplementärmedizin macht deutlich, welche neuen Möglichkeiten sich durch die Verschränkung von Interprofessionalität und Integrativer Medizin eröffnen.

       Summary

      Close cooperation between various healthcare professions can substantially improve the quality of patient-centered care. Success depends not only on the extent to which individuals are prepared to overcome professional boundaries and to work for the well-being of patients, relatives and population groups. Rather, interprofessionality as a concept requires continuous interaction and exchange of knowledge between professionals in order to solve or research educational- and healthcare-related issues. Interprofessionalism is embedded in a population- and demand-oriented approach. Strategies for joint goal-setting and an improvement in interactions between the professional groups are required as well as appropriate training and further educational concepts. To provide guidance in this regard, the Interprofessional Education Collaborative (IPEC) has developed four competency domains: Values and ethics, roles and responsibilities, interprofessional communication, as well as team and teamwork.

      Although interprofessionalism and Integrative Medicine pursue the same goals, the respective discourses have so far been conducted largely independently of each other. Interprofessionalism has dealt with questions about roles, assumptions of responsibility and educational concepts in communicative negotiation processes, while normative questions about treatment and therapy options have arisen in Integrative Medicine. Both concepts can be combined profitably.

      Training concepts for interprofessional collaboration can be adopted almost without any restrictions when it comes to Integrative Medicine. To this end, the Academic Collaborative for Integrative Health extends the IPEC competency domains by two further steps: Evidence-based and -informed care practice and the integration of non-conventionally and/or academically trained service providers into healthcare delivery structures. At the end of this chapter, two best practice examples will be discussed. Experiences of emerging challenges and successful practice-based interventions are presented to show interprofessional collaboration in the context of Mind Body Medicine. The illustration of the cross-course cooperation in the field of Complementary Medicine makes it clear what kinds of new possibilities have been opened up by the interlocking of interprofessionalism and Integrative Medicine.

      6.1 Zusammenarbeit und Interprofessionalität

      Die Komplexität in der Medizinischen Versorgung insgesamt wird durch die stärkere Einbindung der Patientenwünsche und Zunahme an Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten künftig verstärkt. Hinzu kommt der Anstieg lebensstilbedingter und chronischer Erkrankungen (World health statistics 2018) sowie multimorbider Erkrankungsmuster vor allem bei älteren Patienten. Eine einzelne Medizinerin oder Therapeutin bzw. ein einzelner Mediziner oder Therapeut kann weder alle Antworten parat haben, die für einzelne Patienten/-innen gewinnbringend sind, noch dessen/deren umfassende zeitnahe Versorgung über einen längeren Zeitraum bewerkstelligen. Die Bestrebungen für alle Bevölkerungsgruppen eine optimale Gesundheitsversorgung zu ermöglichen, erfordert eine Neudefinition der Rollen und Funktionen der medizinischen Gesundheitsberufe wie Ärzte/-innen, Pflegekräfte und Physiotherapeuten/-innen aber auch Zahnärzte/-innen, Apotheker/-innen, Sozialarbeiter/-innen usw., die Teil eines Versorgungsteams sind oder Führungsverantwortung übernehmen. Interprofessionelle Bildung und interprofessionelle Zusammenarbeit sind seit den frühen 1970er-Jahren von wachsendem globalem Interesse (WHO 1988). Es besteht die Notwendigkeit einer kontinuierlichen integrierten Versorgung, bei der verschiedene Berufe eng zusammenarbeiten (Barr et al. 2017).

      Professionen als solche strebten in der Vergangenheit Zuständigkeitsmonopole an, die ihre Arbeitsinhalte selbst bestimmten und damit auch die Bedürfnisse ihrer Klienten bzw. Patienten (Johnson 1972). Die Versorgung durch Praktizierende aus verschiedenen beruflichen und kulturellen Traditionen setzt Verständnis, Bewusstsein und Engagement für die jeweils anderen Bereiche voraus (WHO 1988). Darüber hinaus ist bei nicht gelingender Kommunikation und Interaktion von medizinischen Fachkräften die Patientensicherheit durch das häufigere Auftreten von Behandlungsfehlern gefährdet (Reeves et al. 2010). Das Ausmaß, in welchem unterschiedliche Gesundheitsberufe als Team gut zusammenarbeiten, kann somit die Qualität der patientenzentrierten Versorgung erheblich verbessern.

      Ein Gesundheitsteam wird als eine Gruppe von Personen verstanden, die ein gemeinsames Gesundheitsziel teilen und gemeinsame Versorgungsziele verfolgen, die durch die Bedürfnisse der Gemeinschaft bestimmt sind. Hierzu trägt die Leistung jedes Teammitglieds in koordinierter Weise im Einklang mit seinen Kompetenzen und Fähigkeiten und unter Achtung der Aufgabenbereiche anderer bei. Interprofessionalität geht über die Interaktionen der Teammitglieder auf der Mikroebene hinaus. Sie entsteht aus der Sorge der Fachleute, ihre Unterschiede und ihre manchmal gegensätzlichen Ansichten in Einklang zu bringen. Sie beinhaltet eine kontinuierliche Interaktion und den Wissensaustausch zwischen Fachleuten, die organisiert sind, um eine Vielzahl von Ausbildungs- und Versorgungsfragen zu lösen oder zu erforschen und gleichzeitig die Beteiligung der Patienten und Patientinnen zu optimieren. Interprofessionalität beinhaltet damit einen bevölkerungs- und bedarfsgerechten Ansatz, der das jeweilige Gesundheitssystem und die nationalen Gegebenheiten berücksichtigt. Die Patientenorientierung und die Teilnahmebereitschaft des Patienten bzw. der Patientin sind Schlüsselfaktoren in diesem Ansatz. Seit längerem ist bekannt, dass Interprofessionalität einen Paradigmenwechsel, eine Neuorientierung in Bezug auf Werte, Verhaltenskodizes und Arbeitsweisen erfordert (D’Amour u. Oandasan 2005).

      

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