Wo aber der Wein fehlt, stirbt der Reiz des Lebens. Группа авторов

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war. Gerade für das von den landwirtschaftlichen Gegebenheiten nicht gerade verwöhnte, sehr hügelige Bergland Judas war der Weinanbau mit den damit verbundenen Terrassen eine Möglichkeit, den Bevölkerungsanstieg um ein Mehrfaches der vorherigen Bevölkerungszahl im Umfeld der Jahre 733/​722 v. Chr. zu bewältigen. Arbeitskräfte für die Installation von Terrassen standen nun im Übermaß zur Verfügung, sodass man relativ einfach das Anbaugebiet erweitern konnte. Der Wein konnte überregional verkauft werden. Die so erwirtschafteten Erträge ermöglichten es, die hohe Bevölkerungszahl im Tausch gegen Wein mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Juda hatte in diesen Krisenjahren eine ökonomische Nische gefunden, um wirtschaftlich überleben zu können. Ein bereits vorher existierender Wirtschaftszweig wurde mithilfe der nun höheren Bevölkerungszahl ausgebaut und intensiviert. Der Handel musste für das etwas abseits der Handelsstraßen gelegene Juda nun auch weiterentwickelt werden. Dies war eine großartige wirtschaftspolitische Leistung, die v.a. dem König Hiskia am Ende des 8. Jhs. v. Chr. zu verdanken ist.

      Die Untersuchung hat gezeigt, wo Wein während des 1. Jts. v. Chr. in der südlichen Levante angebaut wurde. Deutlich erkennbar sind Produktionsschwerpunkte, die wiederum einen innerpalästinischen Handel nach sich ziehen. Derartige wirtschaftliche Schwerpunkte einzelner Regionen besser zu erfassen, wird eine wichtige Aufgabe der zukünftigen Forschung sein. So lassen sich die wirtschaftsgeschichtlichen Zusammenhänge und die Überlebensstrategien der Menschen in der Antike besser verstehen.

      Literatur

      O. Borowski, Agriculture in Iron Age Israel, Winona Lake 1987.

      G. Dalman, Brot, Öl und Wein, Gütersloh 1935 (= Arbeit und Sitte in Palästina IV; Schriften des Deutschen Palästina-Instituts 7).

      M. Dayagi-Mendels, Drink and Be Merry, Jerusalem 1999.

      M. Dubach, Trunkenheit im Alten Testament. Begrifflichkeit – Zeugnisse – Wertung, Stuttgart 2009 (Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament 184).

      R. Frankel, Wine and Oil Production in Antiquity in Israel and Other Mediterranean Countries, Sheffield 1999.

      C. E. Walsh, The Fruit of the Vine: Viticulture in Ancient Israel, Winona Lake 2000 (= Harvard Semitic Studies 60).

      V. Zapletal, Der Wein in der Bibel. Kulturgeschichtliche und exegetische Studie, Freiburg 1920 (= Biblische Studien 20/​1).

      W. Zwickel, Wein und Bibel, in: H. König / ​H. Decker (Hrsg.), Kulturgut Rebe und Wein, Heidelberg/​Berlin 2013, S. 47–60.

      Römischer Weinbau an Mosel und Rhein

       Karl-Josef Gilles

      Bis vor wenigen Jahren zählte die Frage nach den Anfängen des Weinbaus an Mosel und Rhein zu den umstrittensten Problemen der archäologischen Forschung. Obwohl verschiedene antike Schriftsteller wie Ausonius (310 – 393/​4 n. Chr.) oder Venantius Fortunatus (um 540 – 610/​20 n. Chr.) schon für die Zeit des späten 4. bzw. 6. Jhs. n. Chr. von umfangreichen Rebflächen im Moseltal berichten, konnte dafür bis vor wenigen Jahren kein überzeugender archäologischer Nachweis erbracht werden. Daher wurden immer wieder andere Zeugnisse, insbesondere Steindenkmäler, als Belege für einen intensiven römerzeitlichen Weinbau an der Mosel angeführt. Hierzu gehören etwa das Neumagener Weinschiff (Abb. 1) oder das erst 1976 in einer römischen Villa bei Kinheim (Kreis Bernkastel-Wittlich) entdeckte Hochrelief des gallo-römischen Sucellus (Abb. 2), der im Gegensatz zu dem in der regionalen Weinliteratur als Weingott verherrlichten Bacchus als Schutzgott der Moselwinzer und Küfer angesehen werden darf. Jenes bemerkenswerte Hochrelief ist die erste bekannte Darstellung des Schlegelgottes mit einer Traube, die zugleich Rückschlüsse auf den Inhalt der hinter der Gottheit gestapelten Fässer zulässt. Erst danach gelang es, die ersten römischen Kelterhäuser nachzuweisen. Seit 1977 sind an der Mosel zwölf solcher Anlagen aus der Zeit des 3. bis 5. Jhs. n. Chr. und eine weitere Kelter 1981 im Rheintal unweit des Bad Dürkheimer Stadtteils Ungstein untersucht worden. Hierbei handelt es sich um folgende Ortschaften (mit dem Jahr ihrer Auffindung, zur Lage der Kelterhäuser s. Abb. 3): Maring-Noviand (1977), Piesport (1985/​86), Brauneberg, westliches und östliches Kelterhaus (1990/​91), Lösnich (1973/​1990), Piesport-Müstert (1992), Erden, westliches Kelterhaus (1992/​93), Graach (1995), Erden, östliches Kelterhaus (1998), Wolf (2000), Zeltingen-Rachtig (2003) und Lieser (2005).

      Abb. 1: Das Neumagener Weinschiff war ursprünglich Teil einer Grabmalbekrönung aus der Zeit um 220 n. Chr.

      Abb. 2: Der Sucellus von Kinheim, gallo-römischer Schutzgott der Moselwinzer, aus dem späten 3. Jh. n. Chr.

      Abb. 3: Römische Keltern an der Mosel: 1 Piesport, 2 Piesport-Müstert, 3 Brauneberg westliche Anlage, 4 Brauneberg, östliche Anlage, 5 Maring-Noviand, 6 Lieser, 7 Graach, 8 Zeltingen-Rachtig, 9 Erden, westliche Anlage, 10 Erden, östliche Anlage, 11 Lösnich, 12 Traben-Trarbach-Wolf.

      Als indirekten Beweis für einen frühen römischen Weinbau an Rhein und Mosel lässt sich auch ein Edikt Kaiser Domitians (81 – 96 n. Chr.) aus dem Jahre 92 n. Chr. anführen, nach dem der Weinbau, um einer Überproduktion von Wein zu begegnen, in den gallischen Provinzen eingeschränkt werden sollte. Diese Verordnung wurde erst um 278 n. Chr. von Kaiser Probus (276 – 282 n. Chr.) offiziell wieder gelockert.

      Meist liegen die nachgewiesenen Kelterhäuser inmitten heutiger Rebflächen, die nicht ohne Grund zu den besten Weinlagen des Moseltals zählen, wie z. B. Piesporter Goldtröpfchen, Brauneberger Juffer-Sonnenuhr, Lieserer Niederberg, Graacher Himmelreich oder Erdener Treppchen. Eine unbekannte Zahl entzieht sich noch ihrer Entdeckung, bis sie eher zufällig im Zuge von Flurbereinigungen oder Straßenerweiterungen am Fuß steilerer Süd- oder Südwesthänge in unmittelbarer Nähe zur Mosel angeschnitten werden. Weitere lassen sich aufgrund älterer Befunde (etwa als Badeanlagen gedeutete Becken) oder begrenzter Trümmerstellen inmitten von relativ steilen Rebflächen vermuten, die von ihrer Lage und ihren Ausdehnungsmöglichkeiten für einen Gutshof völlig ungeeignet erscheinen. Wohl nicht zufällig kann die Mehrzahl dieser Orte auf Weinbaubelege des 7. – 10. Jhs. (Piesport, Brauneberg, Lieser) zurückgreifen oder weist in ihrem Umfeld merowingerzeitliche Grabfunde auf, die sogar auf einen kontinuierlichen Weinbau seit der Spätantike schließen lassen. Außerdem liegen sie im Bereich von Weinbergen, die bei einer um 1850 vorgenommenen Wertschätzung den Klassen I und II (von acht) zugeordnet wurden (Hegner, 1905). Hinweise auf weitere römische Kelterhäuser liefern zudem mehr als 20 gefundene Keltersteine.

      Aufbau der Kelteranlagen

      Zur Grundausstattung der untersuchten Keltern zählte je ein Maische-, Press- und Mostbecken (Abb. 4). Im Maischebecken wurde das Lesegut gesammelt und mit Füßen oder Stampfern bearbeitet. Die dabei

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