Wo aber der Wein fehlt, stirbt der Reiz des Lebens. Группа авторов

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landwirtschaftliche Installationen exakt zu datieren. Meistens befinden sie sich im Freien und wurden über viele Jahrhunderte ununterbrochen benutzt, da sie kaum verschleißen und einfach zu erhalten sind. Dies macht eine Datierung in vielen Fällen kompliziert. Immerhin lassen sich dank sehr gründlicher Oberflächenuntersuchungen zumindest für das Gebiet des heutigen Jerusalem einige grundlegende Aussagen machen. Auf einen weiteren wichtigen Aspekt hat die französische Annales-Forschung, insbesondere F. Braudel, aufmerksam gemacht: Da sich die natürlichen Gegebenheiten eigentlich kaum geändert haben, gibt es eine lang anhaltende Konstanz (»longue durée«) in den Erwerbsgrundlagen der Bevölkerung. Daher kann man aus Quellen der vorindustriellen Zeit oft wichtige Rückschlüsse auf Erwerbsmöglichkeiten vor 2.000 oder 3.000 Jahren ziehen.

      Biblische Erzählungen mit Erwähnungen von Weinanbau

      In der Bibel finden sich einige Erzählungen, die sich, teilweise nur am Rande, mit Wein und seinem Anbau beschäftigen und uns Informationen geben, wo konkret Wein angebaut wurde.

      In Jeremia 31,5 ist vom Weinanbau auf Samarias Bergen die Rede. Etwas konkreter dazu ist ein anderer Text. Unmittelbar an den Palast in Samaria grenzte ein Weinberg, den der König gerne in seinem eigenen Besitz haben wollte (1 Könige 21,1). Der Palast war auf einem steilen Berg errichtet worden. An den Abhängen dieses Hügels dürfte demnach Wein angebaut worden sein. Auch in der Umgebung von Silo (Richter 21,20 f.) und Sichem (Richter 9,27), beide in den samarischen Bergen gelegen, ist ausdrücklich von Weinbergen die Rede (zur Lage dieser Orte s. Abb. 1). Weitere Informationen zum Weinanbau im samarischen Bergland bieten zudem epigraphische Quellen (s. dazu unten).

      Aber nicht nur Samaria, sondern auch das judäische Bergland war ein wichtiges Anbaugebiet für Wein. Ganz Juda wird im Jakobsegen ausdrücklich als ein Weinland bezeichnet (Genesis 49,11):

       »[Juda] bindet seinen Eselhengst an den Weinstock

       und an die Purpurrebe [= Rotweinrebe] das Füllen ihrer Eselin.

       Es wäscht in Wein sein Gewand

       und in Traubenblut seinen Mantel.«

      Abb. 1: Weinanbaugebiete in biblischer Zeit.

      Konkreter ist die Angabe, dass die Umgebung von Hebron offenbar ein exzellentes Weinland war. Von dort bringen die von Josua ausgesandten Kundschafter eine große Weintraube zurück, die von zwei Männern auf einer Stange getragen wurde (Numeri 13,23 f.). Mit dieser Beute sollte deutlich gemacht werden, dass Weintrauben das wichtigste landwirtschaftliche Produkt des Landes sind.

      Auch in der Umgebung von En-Gedi am Toten Meer wurde Wein angebaut (Hohelied 1,13). Auf Weinanbau unmittelbar westlich des Toten Meers weist der arabische Ortsname Khirbet Karm Atrad einer Siedlung hin, die in der Eisenzeit besiedelt war und nördlich von En-Gedi am Nordrand des Toten Meers in einer Ebene (el-Buqea) liegt. Der Weinanbau hier ist höchst bemerkenswert, denn die Niederschläge sind mit gut 100 mm äußerst gering. Hier Wein anzubauen ist nur durch künstliche Bewässerung und durch das Aufstauen von Wasser in den Wadis (Wasserläufe, die nur im Winter während der Regenzeit Wasser führen) möglich. Aber auch im Westen Judas zogen sich die Weinberge an den Abhängen des Berglandes bis nach Timna hin (Richter 14,5; vgl. 15,5). Für Weinanbau an den Abhängen des judäischen Berglandes sprechen auch die vielen Weinpflanzungen, die auf dem sog. Lachischrelief abgebildet sind, das sich der assyrische König Sanherib nach der Einnahme der Stadt 701 v. Chr. anfertigen ließ (Abb. 2).

      Abb. 2: Ausschnitt aus dem sog. Lachisch-Relief (um 701 v. Chr.) des assyrischen Königs Sanherib.

      Im Ostjordanland ist im Gebiet Moabs von Weinbergen die Rede (Numeri 22,24). In Jesaja 16,8 (vgl. Jeremia 48,32) werden mit Heschbon, Sibma (nicht lokalisiert, aber offenbar in unmittelbarer Nähe von Heschbon gelegen), Elale und Jaser (Khirbet es-Sar) vier Orte genannt, die allesamt im nördlichen moabitischen Territorium liegen. Dies scheint ein berühmtes Weinanbaugebiet gewesen zu sein.

      Weinbegrifflichkeiten in Ortsnamen und Inschriften

      Von besonderem Interesse sind Ortsnamen, die in irgendeiner Weise den Begriff Wein beinhalten. Dies gilt in zweierlei Weise. Ein Ortsname wird nicht zufällig gewählt, sondern enthält häufig charakteristische Informationen über den Ort. Findet sich demnach ein mit Wein verbundener Begriff in einem Ortsnamen, so ist von einem Weinanbau vor Ort auszugehen. Antike Ortsnamen lassen sich häufig genau mit antiken Stätten identifizieren, und daher haben wir auch eine sehr genaue Information, wo entsprechender Weinanbau belegt ist. Die Tabelle auf S. 44 bietet eine Zusammenstellung der Ortsnamen in biblischen und außerbiblischen Texten im Bereich der südlichen Levante, die mit einem Begriff gebildet sind, der irgendwie mit dem Weinanbau verbunden ist. Außerdem sind außerbiblische Belege hinzugefügt, wenn sie einen konkreten Bezug auf Weinanbau in bestimmten Gebieten belegen. Die Ortslagen sind, soweit sie lokalisiert werden können, in Abb. 1 eingetragen.

      Ein kurzer Überblick über die Lage der Orte bestätigt weitgehend, was schon anhand der biblischen Erzählungen beobachtet wurde. Das Gebiet Judas mit den Ortschaften bzw. Landschaftsbezeichnungen Anab, Bet-Kerem, Eschkol, Gittajim, Karmel und Sorek-Tal findet sich hier ebenso wieder wie das samarische Bergland mit Gat-Paran und dem Kerem-Tal. Mit Abel-Keramim ist auch das moabitische Territorium vertreten. Hinzu kommt nun das Karmel-Gebiet im Nordwesten des heutigen Staates Israel mit Gat-Padalla, Gat-Karmel und der Bezeichnung des Bergzuges Karmel selbst. Dieses Gebiet war auch im 20. Jh. n. Chr. wieder ein wichtiges Weinanbaugebiet. 1882 belebte Baron Edmond de Rothschild die Weinbaukultur in Palästina neu und pflanzte dort wieder Reben an.

      Zusätzlich werden nun, allerdings nur mit jeweils einem Ortsnamen, Untergaliläa (Gat-Hefer), Gat-Rimmon im Norden von Tel Aviv und Masreka in Edom (südliches Ostjordanland) genannt. Letztendlich zeigen die Ortsnamen aber gerade in der Kombination mit den Erzähltexten an, wo Wein vornehmlich angebaut wurde: Im Bergland Judas, Samarias und auf dem Karmel. Die Keltern, hebr. gat, lagen nach den Ortsnamen eher am unteren Abhang der Berge. Gat (Tell es-Safi) liegt bereits in der Schefela, wenig westlich von den Abhängen des judäischen Berglandes. Gat-Padalla und Gat-Karmel liegen jeweils südlich bzw. nördlich des Karmelgebirges, nur eine kurze Strecke von dem Bergzug entfernt. Die Verarbeitungszentren lagen offenbar eher in den Ebenen abseits der Abhänge, während das Bergland für den Weinanbau genutzt wurde.

BelegstellenModerner Name
Abel KeramimRichter 11,33Tell el-Umeri in Jordanien, südlich von Amman gelegen
AnabJosua 11,21; 15,50Khirbet Anab es-Sagira in Juda
Bet-KeremJeremia 6,1; Nehemia 3,14Khirbet Salih/​Ramat Rahel unmittelbar südlich von Jerusalem
EschkolNumeri 13,23.34;Deuteronomium 1,24Tal bei Hebron, nicht genau lokalisiert
GatJosua 11,22 u.ö.Tell es-Safi in der judäischen Schefela
Gat, Gat-PadallaAmarnabrief 250Tell Dschett südlich des Karmelgebirges
Gat-HeferJosua 19,13; 2 Könige 14,25Khirbet ez-Zerra in Untergaliläa
Gat-KarmelAmarnabriefe 288 - 290;Inschrift auf einem Krug aus Schiqmona (4. Jh. v. Chr.)Tell

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