Wo aber der Wein fehlt, stirbt der Reiz des Lebens. Группа авторов

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der Berge, sondern im Bereich der Weingärten standen. Diese Keltern stellten einen Privatbesitz dar, d. h. jede Familie stellte ihren eigenen Wein her.

      Weinanbau im 16. Jh. – ein Beleg für longue durée?

      Im 16. Jh. n. Chr. wurde eine osmanische Steuerliste erstellt, in der für alle Orte des Landes die Abgaben erfasst wurden. Abb. 7 zeigt diejenigen Regionen, in denen damals mehr als 15 % der Steuerzahlungen durch Weinanbau erbracht wurden. Diese Steuerliste bietet die Möglichkeit, einen Vergleich der Weinanbaugebiete über einen Zeitraum von mehr als 2.000 Jahren anzustellen. Entsprechend der These der longue durée der französischen Annales-Schule müssten die Ergebnisse sich einigermaßen entsprechen. Allerdings kann von vornherein eingewandt werden, dass sich die religiösen Verhältnisse seit der Königszeit in Israel und Juda erheblich geändert haben. Während Weingenuss im Alten Israel gang und gäbe war, ist er im Islam untersagt. Wein wurde daher (fast) nur noch für Tafeltrauben und für Rosinen angebaut. Mit einer Verringerung der Einkommensmöglichkeiten durch Weinanbau wegen des verminderten Bedarfs an Trauben gingen zwangsläufig auch die Produktionsflächen für Weinanbau zurück. Immerhin dürften die im 16. Jh. n. Chr. genutzten Areale besonders ideal für den Weinanbau gewesen sein, weil man gerade sie weiterhin nutzte. Zudem muss auch berücksichtigt werden, dass es mehrfach starke Entvölkerungen auf palästinischem Boden gab, was zu einer Aufgabe von Anbauflächen und in späteren Zeiten zu einer völlig neuen Kultivierung geführt hat. Dadurch gibt es keine durchgehende wirtschaftliche Erwerbsstruktur. Vielmehr muss man mit vielen Abbrüchen und Neugestaltungen rechnen.

      Abb. 7: Gebiete des 16. Jhs. n. Chr., bei denen mehr als 15 % des Ortseinkommens mit Weinanbau erwirtschaftet wurde.

      Trotzdem blieb das Weinanbaugebiet in Juda im Vergleich zur biblischen Zeit in etwa konstant. Hier scheinen ideale Möglichkeiten vorhanden zu sein, die über die Jahrhunderte hinweg weiter intensiv genutzt wurden. Vermutlich – aber nicht sicher nachweisbar – wurden die Terrassen immer wieder repariert und gepflegt. Angesichts der Präsenz von Juden und Christen in Jerusalem und Hebron bestand hier auch weiterhin ein Markt für Wein und nicht nur für Tafeltrauben. Der Weinanbau auf dem Karmel wurde dagegen völlig aufgegeben, vielleicht weil das Gebiet inzwischen verwildert war und die Höhen hätten gerodet werden müssen. In Galiläa verlagerte sich der Weinanbau von Untergaliläa auf die südlichen Abhänge Obergaliläas. Im samarischen Bergland spielte der Weinanbau im 16. Jh. n. Chr. dagegen keine wirtschaftlich bedeutsame Rolle mehr. Offenbar fand eine gewisse Konsolidierung statt: Wo noch Bedarf an Wein bestand, wurde dieser auch weiterhin produziert, während die Weintraubenherstellung in anderen Gebieten nachließ.

      Im Ostjordanland gibt es gleichfalls Verschiebungen. Neu sind Flächen im südlichen Adschlun. Im Süden des ehemals moabitischen Gebietes spielte im 16. Jh. der Weinanbau eine wirtschaftlich bedeutsame Rolle, während etwas weiter südlich die Weinproduktion im ehemals edomitischen Gebiet aufgegeben wurde.

      Die biblischen Weinanbaugebiete – eine Zusammenschau

      Die Befunde der Überlieferungen, der Samaria-Ostraka und der Ortsnamen ergänzen sich ideal und stützen sich gegenseitig. Wichtig ist dabei, dass es sich um völlig unabhängige Quellen handelt, sodass keine Zirkelschlüsse möglich sind. Mit ihrer Hilfe lassen sich die Weinanbaugebiete in biblischer Zeit bestens kartieren (vgl. Abb. 1).

      Die biblischen Erzählungen berichten von intensivem Weinanbau auf dem Territorium des Nordreichs im Bereich von Samaria, Silo und Sichem. Die Samaria-Ostraka bestätigen, dass in einem Umkreis von etwa 20 km um Samaria herum intensiv Wein produziert wurde. Dies gilt auch für die Ortschaften Gat-Paran und Kerem-Tel, die in diesem Umfeld gesucht werden müssen. Ergänzt wird unser Wissen über Weinanbaugebiete im Norden durch den Namen Karmel, der den Weinberg (hebr. käräm) sprachlich enthält. Am Rande des Karmel sind mit Gat-Karmel und Gat-Padalla Ortschaften genannt, in denen der Wein gekeltert wurde. Vermutlich dürften die Weinbaugebiete um Samaria unmittelbar in diejenigen am Karmel übergegangen sein. Daneben wurde, wie der Name Gat-Hefer zeigt, auch in kleinen Bereichen Untergaliläas Wein angebaut. Allerdings dürfte man die sanften Hügel Untergaliläas stärker für Getreideanbau genutzt haben.

      In Juda gab es intensiven Weinanbau um Hebron herum sowie an den Abhängen nach Timna und Lachisch hin. Aber auch im Bereich des Westufers des Toten Meers, v.a. bei En Gedi und wahrscheinlich noch nördlich davon in der Buqea, wurde Wein angebaut, was nur mit künstlicher Bewässerung möglich war. Intensiven Weinanbau um Hebron herum bestätigen die beiden Ortslagen Anab und Karmel hinlänglich, aber auch das Eschkol-Tal, das irgendwo in der Nähe von Hebron gesucht werden muss. Ebenso wurde nördlich von Hebron bis in den Bereich nördlich von Jerusalem Wein angebaut. Dies zeigen die Ortsnamen Bet-Kerem, unmittelbar südlich von Jerusalem gelegen, und Gittajim, das irgendwo nördlich von Jerusalem zu suchen ist. Das Sorek-Tal, das von Jerusalem aus in die Schefela führt, hat auch einen mit Wein verbundenen Namen, sodass an den Abhängen dort wohl auch Wein angebaut worden sein könnte. Das Sorek-Tal passiert Timna, gleichfalls ein Zentrum des Weinanbaus. Der Name der philistäischen Hauptstadt Gat, etwas weiter südlich gelegen in der Schefela, lässt sich ebenfalls mit Weinanbau verbinden. Vermutlich wird man das gesamte Gebiet von Jerusalem bis etwa 20 km südlich von Hebron im Bergland sowie die Abhänge zur Schefela als Weinanbaugebiet bezeichnen können.

      Im Ostjordanland wurde v.a. nordöstlich des Toten Meers Wein angebaut. In diesem Gebiet liegt auch die Ortschaft Abel-Keramim. Von den Niederschlägen her eher ungünstig ist der Weinanbau im Bereich der Abhänge südlich des Wadi el-Hasa im Gebiet Edoms, wo die Ortschaft Masreka liegt.

      Was zeichnet die biblischen Weinanbaugebiete aus?

      Alle diese Weinanbaugebiete (mit Ausnahme des edomitischen Weinanbaus und demjenigen in den Bereichen unmittelbar westlich des Toten Meers) liegen in einer Region mit mehr als 400 mm durchschnittlichem Niederschlag (vgl. Abb. 1). Dies gilt auch für den moabitischen und ammonitischen Weinanbau, wo sogar 500 mm Niederschlag erreicht werden. Wo wesentlich weniger Niederschläge existieren, mussten die Weintrauben durch Aufstauen von Wasser in den Wintermonaten zusätzlich bewässert werden. Hier scheint man ökologische Nischen gesucht zu haben, um die Bevölkerung in Krisenzeiten ausreichend ernähren zu können und für die Bewohner gute Erwerbsmöglichkeiten zu schaffen.

      Zudem ist typisch, dass es sich jeweils um ein hügeliges Gebiet, teilweise sogar um ein Gebiet mit stark abfallenden Abhängen handelt. Durch Terrassierungen, wie sie v.a. im 8. Jh. v. Chr. vorgenommen wurden, ließen sich die sonst landwirtschaftlich kaum nutzbaren Gebiete mit Weinanbau ideal bewirtschaften. Der Anbau im Bergland hatte auch große Vorteile für die Qualität des Weins. Die mittleren Temperaturen, wie es sie im Bergland im ansonsten recht heißen Palästina gibt, sorgten für mehr Aromen. Reben aus dem palästinischen Bergland boten somit ein ausgewogeneres Verhältnis von Zucker und Säure. In den heißeren Küstenregionen wären die Reben dagegen zu schnell gewachsen und hätten zu wenig Aroma entwickelt. Außerdem fördert eine frische Brise, wie sie eher im Bergland vorhanden ist, die Bestäubung der Blüten.

      Bemerkenswert sind auch die Böden, auf denen die Reben angebaut wurden. Die großen Weinanbaugebiete verfügen alle über Kalksteinböden, was für die Qualität des Weins durchaus förderlich ist. Die Terra Rossa-Böden über den Kalksteinfelsen boten auch eine ausreichende bis gute Qualität für den Weinanbau.

      Es gibt eine gewisse Kontinuität idealer Gebiete für Weinanbau von der Antike bis in die Gegenwart hinein – trotz aller religiösen, politischen und wirtschaftlichen Brüche, die die Ökonomie des Landes prägten und prägen. Die Nutzung

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