Wo aber der Wein fehlt, stirbt der Reiz des Lebens. Группа авторов

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verdankt ein bekannter Champagner seinen Namen dem Benediktiner Pierre (Dom) Perignon. In diesen Kreisen dürften die biblischen Könige geläufig gewesen sein.

      Folgt man indes den Hinweisen auf die ältesten Belege der Lexeme (siehe oben), so dürfte hingegen in wohlhabenden britischen Kreisen des 19. Jhs. der Humor eine Triebfeder für die Verbindung von Wein und Gebinde mit der Bibel gewesen sein. Die Namensgebung wäre dann aus der Perspektive der Konsumenten in gewisser Weise selbstironisch und nicht, wie für den angelsächsischen Raum durchaus anzunehmen, im Sinne einer calvinistischen Frömmigkeit verwerflich.

      Dass eine einzelne Sekt- oder Weinkellerei sich aus werbestrategischen Gründen die Herstellung und Benennung übergroßer Flaschen in der ersten Hälfte des 20. Jhs. zu eigen gemacht hat, kann man wohl ob eines definitiv nicht eingeforderten Urheberrechts getrost ausschließen.

      Literatur

      F. Bonal, Le livre d’or du Champagne, Lausanne 1984.

      J.-F. Gauthier, Le vin, idées reçues, Paris 2001.

      V. Hankel, From Magnum to Nebuchadnezzar, in: The Australian and New Zealand Wine Industry Journal 18/​5, 2003, S. 64f.

      Weinanbaugebiete in biblischer Zeit

       Wolfgang Zwickel

      Üblicherweise hat jede Landschaft Schwerpunkte in der landwirtschaftlichen Produktion. Nicht überall wird alles in gleichem Umfang hergestellt. Es gibt ökonomische Schwerpunkte, die ihre Grundlagen in den Bodenbedingungen, den klimatischen Verhältnissen und anderen Gründen haben. Wie verhielt es sich diesbezüglich mit dem Weinanbau in alttestamentlicher Zeit? Dieser Frage soll mithilfe unterschiedlicher Perspektiven nachgegangen werden. Solche ökonomischen Schwerpunkte zu erfassen, ist ein wichtiger Schritt hin zu einer Wirtschaftsgeschichte der biblischen Zeiten, die bislang noch nicht ausreichend erforscht ist.

      Bedeutung des Weins in biblischer Zeit

      Das Land der Bibel ist ein altes Weinland. Schon auf den ersten Seiten der Bibel wird der angeblich älteste Winzer der Welt genannt: Noah (Genesis 9,20). Wein war ein zentrales Getränk in der südlichen Levante, zu der die heutigen Länder Israel, Jordanien und Palästina/​Westbank gehören. Wer auf den Feldern in der Sommerhitze arbeitet, sollte 4 – 5 l Flüssigkeit pro Tag trinken. Sicherlich tranken viele Menschen damals Wasser. Aber in weiten Teilen des Landes ist das Quellwasser salzhaltig oder brackig und daher nicht unbedingt ideal als Getränk. Eine biblische Geschichte erwähnt sogar, dass das Wasser der Quelle von Jericho zu Fehlgeburten führe. Erst ein Wunder des Propheten Elias machte das Wasser wieder trinkbar (2 Könige 2,19 – 22). Ähnliche Nachrichten von Krankheiten, verursacht durch untrinkbares Wasser, gibt es auch in der arabischen Überlieferung.

      Wasser ist in der südlichen Levante nicht während des ganzen Jahres leicht verfügbar. Es regnet nur in den Wintermonaten, im Sommer fällt kein einziger Tropfen. Die Anlage von Zisternen zum Aufbewahren von Wasser war höchst aufwändig und konnte nur in felsigen Regionen durchgeführt werden. An größeren Orten errichtete man komplizierte Tunnelsysteme, um ans Grundwasser zu kommen. Dieser enorme Arbeitsaufwand war für die kleinen Ortschaften im Land mit rund 200 – 300 Einwohnern aber unmöglich zu leisten. Flüsse, die das ganze Jahr hindurch Wasser führten, gab es nur wenige, und sie reichten nicht für die Wasserversorgung aller Menschen aus. Lediglich das Wasser des Sees Gennesaret im Norden des Landes hätte verwendet werden können, war aber weit entfernt von vielen Ortschaften. Wein als Getränk war auch unter hygienischen Aspekten sicherer. Verunreinigtes Wasser barg zudem die Gefahr von Infektionskrankheiten (s.o.).

      Daher waren für viele Menschen alkoholhaltige Getränke von großer Bedeutung. Unter ihnen spielte Wein die wichtigste Rolle. Dies zeigen schon die Belegzahlen in der Bibel. Die häufigste Bezeichnung im Alten Testament für Wein ist jajin – ein Wort, das sprachlich mit lat. vinum und deutsch »Wein« zusammenhängt. Möglicherweise liegt der sprachliche Ursprung für diese in vielen Sprachen ähnlich lautende Wurzel im kleinasiatischen Raum. Dieses Wort findet sich im Alten Testament immerhin 141mal. Hinzu kommen einige weitere Begriffe: Sobä’ (wahrscheinlich »Wein«, es könnte sich dabei aber auch um eine Bierart handeln) findet sich zweimal, chämär meint wohl das »gärende Getränk« oder den »neuen Wein« und ist sechsmal belegt. Tirosch schließlich bedeutet zumindest an einigen Stellen »Most«, »Traubensaft« oder »junger Wein«. (»Heuriger«) und findet sich 38-mal. Daneben gibt es auch noch eine Vielzahl von inschriftlichen Belegen für Wein, z. T. als Inhaltsangabe auf Krügen. In der untergaliläischen Ortschaft Ras ez-Zetun wurde eine ins 10. Jh. v. Chr. datierende Inschrift entdeckt, die »fermentierten« Wein nennt; eine ähnliche Inschrift mit wohl gleicher Bedeutung, aber einem anderen verwendeten Lexem wurde in Lachisch gefunden (7. Jh. v. Chr.). Zu den alttestamentlichen Texten kommen diejenigen des Neuen Testaments, wo der griechische Begriff oinos – sprachgeschichtlich basierend auf derselben semitischen Wurzel jajin – 26-mal belegt ist. Der hebräische Begriff schäqär für Bier, das einzige andere alkoholische Getränk der damaligen Zeit, findet sich dagegen nur 23mal im Alten Testament.

      Schon die Zahlen machen deutlich, wie wichtig Wein in Palästina war. Archäologische Funde unterstreichen dies in besonderer Weise: Gefäße zur Bierherstellung finden sich in den meisten Bereichen Palästinas nur sehr selten. In der Regel entdeckt man nur ein bis zwei derartige Gefäße pro Ort. Dagegen findet man überall Schalen zum Trinken von Wein, große Amphoren und andere für Wein gebräuchliche Gefäße. Wein war in biblischer Zeit schlichtweg das normale Getränk im Heiligen Land. Allerdings wird der Wein damals nur rund 10 % vol. Alkohol enthalten haben.

      Eine Ausnahme bildeten nur die Orte an der südlichen Küstenebene zwischen den heutigen Städten Gaza und Tel Aviv sowie im Norden in Bet Schean. In diesen Gebieten lebte seit dem 2. Jt. v. Chr. ein beträchtlicher Teil der ägyptischen Bevölkerung. In Ägypten wurde zwar auch Wein angebaut, beschränkte sich jedoch auf die Oasen und das Nil-Delta. Um den Bedarf an Getränken stillen zu können, wurde dort viel mehr Bier hergestellt. Dieser Brauch wurde von den Ägyptern in der südlichen Levante weitergepflegt, die wiederum die dortige Trinkkultur nachhaltig prägten. Somit war der Weinkonsum v.a. an der Küste wesentlich geringer als in den judäischen und israelitischen Kerngebieten im Bergland.

      Trotz der biblischen Noah-Erzählung wurde nach unserem heutigen Wissen Wein nicht zum ersten Mal in der südlichen Levante hergestellt. Die ältesten bisher bekannten Samen von Vitis vinifera vinifera L. im Mittelmeergebiet stammen aus Nordgriechenland, wo Wein schon im 5. Jt. v. Chr. hergestellt wurde. In der südlichen Levante wurde auf jeden Fall schon im 3. Jt. v. Chr. Wein produziert.

      In der Bibel erwähnte Weinanbaugebiete: Methodische Überlegungen

      Die biblischen Texte wurden nicht verfasst, um Menschen unserer Zeit Informationen über die antiken Anbaugebiete zu vermitteln. Trotzdem nennen einzelne Texte Ortsnamen in Verbindung mit Weinanbau, sodass wir für diese Orte von einem Weinanbau in der Antike ausgehen können. Neben den bereits erwähnten biblischen Begriffen müssen weitere wie eschkol (»Weintraube«), enab (»Weintraube«), soreq (»hellrote Edeltraube«), gäpän (»Weinstock«), zemora (»Weinranke«), schämär (»Weinhefe«, »geläuterter Hefewein«) und käräm (»Weinberg«, »Weingarten«), aber auch gat (»Kelter«) in diesem Zusammenhang mitberücksichtigt werden. Manchmal gibt es sogar Ortsnamen, die eine entsprechende Terminologie enthalten. Auch in Deutschland liegen Orte wie Weinfelden oder Weingarten in typischen Weinanbaugebieten. Neben den biblischen Erzählungen sind auch außerbiblische Texte, v.a. epigraphische Wirtschaftstexte, zu berücksichtigen. Sie bieten oft ganz grundlegende weitere Informationen. Archäologische Funde wie Weinpressen

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