Der Engel an meiner Seite. David Frei

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Der Engel an meiner Seite - David Frei

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zu achten. Da ich immer noch mit Herzattacken und anderen Problemen zu kämpfen hatte, musste ich sämtliche Aktivitäten gelassen angehen.

      Einer der ersten Orte, die Dakota und ich besuchten, war das Shriners Kinderkrankenhaus. Es wurde für mich das beeindruckendste Erlebnis von allen. Die bedingungslose Liebe eines Hundes trug deutlich zur emotionalen und körperlichen Heilung der kleinen Patienten und ihrer Familien nach lebensbedrohenden Krankheiten und Radikaloperationen bei.

      Wenn es darum ging, mit solchen Kindern umzugehen, zeigte Cody mehr Stärke als ich. Für mich war es fast unerträglich, an ein Kind zu denken, das solche Herausforderungen meistern sollte. Die eigenen Probleme seiner Familie, angefangen beim Kampf gegen die Schmerzen des Kindes über ihre eigenen Schuldgefühle, weil sie nicht mehr für ihr Kind tun konnten, bis hin zu der unsicheren Zukunft, der sie alle ausgesetzt waren, konnte ich noch nicht einmal anfangen zu verstehen. Doch Cody und ich taten, was wir konnten, um den Kindern und ihren Familien zu helfen.

      Der technische Begriff für das, was Dakota und ich taten, ist »Aktivitäten und Therapie unterstützt durch Tiere«. Bei den »Aktivitäten« besuchen die Tiere Patienten und Familien und versuchen, sie aufzuheitern und von ihren Problemen abzulenken. Die Theorie ist einfach: Ein Tier zu streicheln und sich mit ihm zu befassen hilft, die Nöte und Sorgen des Menschen zu erleichtern, und senkt seinen Blutdruck. Dies beschleunigt oftmals den Heilungsprozess.

      Bei der Tiertherapie arbeiten die Tiere und ihre Halter unter der Anleitung eines Arztes, einer Krankenschwester oder eines Therapeuten (Physio-, Sprach-, Beschäftigungstherapie und ähnliches) in einem für den einzelnen Patienten ausgearbeiteten individuellen Programm. Das kann in Wesen und Zielsetzung körperlich, emotional oder spirituell sein. Die Zielsetzung kann zum Beispiel sein, einen Patienten dazu zu bringen, ein bestimmtes Körperteil zu bewegen - den Arm zu bewegen, um ein Spielzeug zu werfen, das der Hund wiederbringen soll, oder um eine Katze zu bürsten oder ein Tier zu streicheln. Patienten können auch dazu gebracht werden, einen Schritt zu machen oder auf ein Tier zuzugehen, um ihm ein Leckerchen zu geben. Das Tier kann auch einen Menschen motivieren, zu sprechen oder etwas zu lernen - zum Beispiel Lesen oder Zeichnen. Und all diese Aktivitäten können zur emotionalen und seelischen Heilung des Patienten beitragen, was genauso wichtig wie ihre physische Rehabilitation ist.

      Im Shriners Hospital war es immer eine Mischung von allem und Dakota meisterte alles. Da war zum Beispiel die kleine siebenjährige Linda. Sie hatte Krebs und ihr rechtes Bein war amputiert worden. Wie die Stationsschwester mir sagte, hatte Linda starke Schmerzen, war verwirrt und psychisch am Ende.

      Ich holte tief Luft und ließ mich von Cody ins Krankenzimmer führen. Lindas Eltern saßen am Bett ihrer Tochter. Sie standen auf, um uns zu begrüßen. Ich sah, dass Linda lächelte, und das reichte mir schon - ich war sowieso schon den Tränen nahe.

      »Schau mal, Linda - ein Hund!«, sagte ihre Mutter. »Ist der nicht schön?«

      Linda nickte.

      »Möchtest du ihn streicheln?«, fragte ich, während ich immer noch gegen meine Tränen ankämpfte.

      Wieder nickte sie.

      Ich führte Dakota neben ihr Bett, so dass sie ihn streicheln konnte. »Er heißt Dakota«, erzählte ich ihr.

      »Hi, Dakota.«

      »Er kommt sehr gerne hierher«, sagte ich ihr. »Er liebt es, wenn die Kinder ihn anlächeln.«

      Lindas Eltern lächelten und auch Dakota schien zu lächeln, während er sanft mit dem Schwanz wedelte. Wie ich merkte, spürte er Lindas Schmerzen.

      »Hast du zu Hause auch einen Hund, Linda?«, fragte ich.

      »Nein, wir haben eine Katze.«

      »Wie wär’s, wenn wir uns Dakota teilen, solange du hier bist?«

      »Okay«, sagte sie und strahlte.

      Dakota stellte sich auf die Hinterbeine und legte die Vorderpfoten auf Lindas Bett. Für mich war das Ganze noch neu und so war ich nicht sicher, was ich tun sollte. Ich nahm ihn etwas fester an der Leine, damit er ihr nicht zu nahe kommen konnte.

      Jetzt übernahm Lindas Vater die Führung. »Schau mal, Linny, er will zu dir aufs Bett klettern«, sagte er.

      »Manchmal legt er sich zu mir ins Bett, wenn es mir nicht gut geht«, sagte ich. »Aber mein Bett ist ein bisschen größer als deins. Wie wär’s, wenn wir ihn auf einen Stuhl neben dein Bett setzen?«

      »Okay.« Linda lächelte immer noch und ihre Augen wurden größer und strahlender. Wenn Augen wirklich das Fenster zur Seele sind, dann zeigte uns Linda, dass ihre Seele ein Stück verdiente Zufriedenheit empfand.

      Ich zog einen Stuhl an ihr Bett und setzte Cody mit dem Hinterteil darauf. Dann legte ich ein Handtuch aufs Bett, und er legte die Vorderpfoten und den Oberkörper neben Linda auf die Matratze. Es war zwar nicht gerade ein Kunstwerk, aber es funktionierte einwandfrei. Während sie ihn eifrig streichelte, blieb er ruhig liegen.

      »So hat sie nicht mehr gelächelt, seit sie hier ist«, sagte ihre Mutter mit brüchiger Stimme.

      »Und uns ist das Lächeln auch vergangen«, fügte ihr Vater hinzu. »Sie bekommt die maximale Stärke an Schmerzmitteln, die ihr System vertragen kann, und die Ärzte geben ihr nicht mehr. Ich glaube, das hier könnte fast so gut wirken wie Schmerzmittel.«

      Danach sagten wir nicht mehr viel. Wir standen still da und schauten zu, während Linda Cody streichelte, bis sie irgendwann einschlummerte. Ich hob ihn sanft vom Stuhl und wir gingen hinaus in den Flur, wo ich ihn lange umarmte. Dann vergrub ich das Gesicht tief in sein weiches rotblondes Fell und weinte.

      ♦ ♦ ♦

      Physiotherapie kann ein langer, mühsamer Prozess sein, der von Wiederholungen und Schmerzen dominiert wird. Manchmal lässt sich der Patient nur schwer dazu bringen, die vielen Bewegungen immer wieder auszuführen und durchzuhalten.

      Wie viele medizinische Fachleute bestätigen, haben sie es leichter, ihre Patienten - vor allem Kinder - zu motivieren, wenn ein Tier dabei ist. Eine Physiotherapeutin berichtete mir, dass ihre Patienten in Dakotas Anwesenheit ihre Aufgaben sofort bewältigten, statt wie gewöhnlich zwei bis drei Tage zu brauchen, bis sich ein Erfolg bei ihnen einstellte. Ein Hund wie Dakota kann die Alltagsroutine lebendiger machen: Wenn er sich um seine Patienten kümmerte, wedelte er mit dem Schwanz, gab ihnen feuchte Küsse, und dann war der Raum von Gelächter erfüllt. Es war keine Arbeit für den Patienten, sondern ein glückliches Erlebnis.

      Statt jemanden dazu zu bringen zu laufen, sagte der Therapeut zum Beispiel: »Bring Dakota den Hundekuchen.« Um einen Patienten dazu zu bringen, den Arm zu bewegen, forderte der Therapeut ihn auf: »Wirf den Ball für Dakota«, und so fort.

      Und die Reaktion der Patienten änderte sich von »Das will ich nicht tun« in »Ja, das kann ich«.

      Ich habe Kinder gesehen, die nur wegen Cody ihre ersten Schritte des Reha-Prozesses machten. Ich habe gehört, wie Schlaganfallpatienten ihren ersten vollständigen Satz als Antwort auf eine Frage über meinen Hund sagten - und das nach vielen Wochen einsilbiger Antworten. Ich habe Kinder lächeln gesehen, die nichts mehr hatten, worüber sie lächeln konnten, bevor Dakota schwanzwedelnd in ihr Leben trat. Glauben Sie mir: Die gehobene Stimmung ist für den Heilungsprozess genauso wichtig wie jeder körperliche Fortschritt.

      Die Motivierung funktioniert auch für Schulkinder. Cody und ich besuchten

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