Der Engel an meiner Seite. David Frei
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»Darüber reden wir morgen«, gab sie in dem Ton zurück, den ich schon kannte. Er bedeutete, dass die Diskussion vorbei war. Ich glaube, der Hund tat ihr leid, während ich mir leidtat ... wie meistens. Ungeachtet dessen wurde eines in dem engen Innenraum unseres Autos klar: Dakota brauchte dringend ein Bad, bevor er unser Haus betreten könnte. Daher wuschen wir ihn trotz der Dunkelheit in der Auffahrt, sobald wir zu Hause angekommen waren - genau das, was ich schon immer abends um zehn hatte machen wollen. Das verpasste Dakota noch einen Minuspunkt auf meiner Anti-Hunde-Liste.
Schließlich brachten wir ihn ins Haus. Wie sogar ich zugeben musste, schien er sich dort wohl zu fühlen. Seine Augen schienen ein wenig aufzuleuchten und er taute etwas mehr auf als auf seiner Pflegestelle. Doch sein grüner Frosch war tödlich - jedes Mal, wenn Dakota etwas wollte, kam er zu mir und drückte mir den Frosch ins Gesicht. Und als er Abbeys zahlreiche Spielsachen sah, war das für ihn wie das Weihnachten der Golden Retriever. Er verbrachte den Rest des Abends damit, mir Abbeys Spielsachen zu bringen und sie mir auch aufs Auge zu drücken. Ich war müde, ich wollte schlafen gehen und er trieb mich in den Wahnsinn.
Nancy schien sich köstlich zu amüsieren. Schließlich nervte er sie auch nicht so sehr wie mich. Anscheinend peilte er jetzt mich an, weil er wusste, dass er meine Frau längst auf seiner Seite hatte.
Doch ich entschied, dass ich den Hund nicht ertragen konnte. »Das wird eine sehr kurze Probezeit«, sagte ich zu Nancy. »Er ist das ungezogenste Vieh, das mir je begegnet ist.« Meiner Meinung nach stimmte die Chemie nicht. »Wir bringen ihn zurück. Ich weiß zwar, dass er mich beschäftigen und bewegen soll, aber das hier ist einfach lächerlich. Er zwingt mir dauernd seinen blöden Frosch auf.«
»Gib ihm etwas Zeit, sich an dich zu gewöhnen«, sagte Nancy. »Wir haben schließlich keine Eile.«
Das überzeugte mich auch nicht. »Ich halte es nicht aus - lass ihn uns wegbringen. Er gibt mir sonst noch einen Herzinfarkt.«
Doch Nancy blieb beharrlich. »Der Hund hat eine Menge durchgemacht, Mike. Er hatte Herzprobleme, die Menschen haben ihn aufgegeben und dann kriegt er doch immer wieder eine Chance zu überleben. Klingt das nicht vertraut? Er ist wie du.«
Wie ich? Oh Gott, sie hatte Recht. Dakota war wirklich wie ich - kaputtes Herz und alles andere. Ich sah erst ihn und dann sie an. »Also gut«, sagte ich. »Einen Tag gebe ich ihm noch, aber dann ist Schluss.«
Kapitel Drei
Der grüne Gummifrosch
Der grüne Frosch lag immer noch auf dem Boden unseres Wohnzimmers. Demnach musste sein vierbeiniger Besitzer auch irgendwo in der Nähe sein. Als ich am Abend davor ins Bett gegangen war, war Dakota nicht in meinem Leben erwünscht gewesen. Doch beim Versuch einzuschlafen hatte ich die letzten Worte von Nancy nicht abschütteln können. »Er ist wie du.«
Vielleicht war das der Grund, weshalb Dakota am nächsten Morgen ein bisschen anders auf mich wirkte. Als ich in die Küche ging, um meinen Kaffee zu trinken, lag der Hund mitten im Wohnzimmer. Er hatte die meisten Spielsachen von Abbey vor sich aufgehäuft. Als er mich sah, wedelte er zwar mit dem Schwanz, doch er rührte sich nicht. Ich vermied seinen Blick, damit er mir nicht wieder den grünen Frosch ins Gesicht drückte.
Nancy stellte mir einen Becher Kaffee hin. »Ich glaube, er hat schon auf dich gewartet«, sagte sie. »Er hat den ganzen Morgen über den Flur im Auge behalten und auch jetzt wendet er den Blick nicht von dir ab.«
Oje! Schau ihn bloß nicht an, schau ihn bloß nicht an ... Aber ich konnte nicht anders. Ich blickte heimlich zu ihm herüber. Eine Sekunde später hatte ich ihn am Hals - wie wär’s mit ein bisschen Frosch zum Kaffee?
»Guten Morgen, Dakota«, seufzte ich und kraulte seine Ohren, während er den Frosch auf meinen Schoß legte und daran knabberte.
Beim Einschlafen hatte ich über seine Herzprobleme und das, was er durchgemacht hatte, nachgedacht. Was sagt man dazu? Gewöhnlich war ich zu sehr damit beschäftigt, wütend auf die Welt zu sein und in Selbstmitleid zu versinken, um einen Gedanken an die Probleme anderer zu verschwenden. Mir fiel wieder ein, was auf der Webseite der Delta Society stand: Tiere können Menschen mit geringem Selbstwert helfen, sich auf die Tiere statt auf sich selbst zu konzentrieren. Genau das passierte mit Dakota und mir: Statt über mich nachzudenken dachte ich nun über ihn nach.
Doch ich war noch nicht sicher, ob wir jemals ein emotionales Band herstellen könnten. Einer der Gründe, warum ich bis jetzt mitgemacht hatte, war, um Dr. Attar loszuwerden, um ihr zu zeigen, dass mir kein Hund auf der Welt helfen konnte. Der Gedanke, sie könnte Recht haben, war mir zuwider ... doch ich wollte den Hund auch nicht mehr zu seiner Pflegestelle zurückbringen.
»Wie verhält Abbey sich ihm gegenüber?«, fragte ich Nancy.
»Die beiden lieben sich schon«, sagte sie. »Sie hat ihm jedes ihrer Spielsachen gebracht, das er sich noch nicht geholt hatte. Ich glaube zwar, sie legen noch die Grenzen fest, aber wenn er bleibt, hat sie damit kein Problem.«
Ich warf den Frosch quer durchs Zimmer und Dakota brachte ihn sofort zurück. Den ganzen Morgen über hörte er nicht mehr auf, mit dem Schwanz zu wedeln. »Hast du schon mit Karen geredet?«, fragte ich Nancy.
»Nein, aber wir sollten sie wohl anrufen und wissen lassen, wie es läuft«, erwiderte sie. Es klang wie eine Frage, so als wollte sie von mir hören, wie es lief.
Dakota legte mir den Frosch auf den Schoß und stupste mich mit der Schnauze. Wieder warf ich das Plastikding und wieder brachte er es zurück. Ich war sicher, es würde ein endloses Spiel werden. Er sah mir direkt in die Augen und ich gab seinen Blick zurück. Hunde verwenden gern ihre Augen, um Dominanz zu etablieren, doch Dakotas Blick war einladend ... und ich sah etwas ganz Besonderes darin. Ich war zwar nicht sicher, was es war, aber ich fragte mich, ob ich es noch einmal sehen würde. Die Hundebox in der Küche, in der wir ihn vorgefunden hatten, fiel mir wieder ein. Ich betrachtete die Hundespielsachen, die Dakota in einem Haufen versammelt hatte, und dann sah ich ihn an.
»Und was ist mit dir?«, fragte ich meine Frau. »Bist du bereit, noch einen von uns zu versorgen?«
Nancy machte ein überraschtes Gesicht. Mich überraschten meine Worte genauso.
»Ich habe mit der Sache nichts zu tun«, sagte sie und grinste. »Du weißt, was Dr. Attar gesagt hat: Dakota ist ganz allein dein Hund, mein Lieber.« Doch ihr Blick verriet mir, dass sie mir helfen würde ... und dass sie diesen Augenblick in vollen Zügen genoss.
An diesem Morgen machten Dakota und ich unseren ersten Spaziergang. Als wir durch die Nachbarschaft gingen, betrachtete und beschnüffelte er alles genau und wedelte unablässig mit dem Schwanz. Es war ziemlich ruhig und wir gingen nur bis zum Ende des Straßenblocks und wieder zurück. Doch in der kurzen Zeit spürte ich deutlich, dass Dakota ein ganz besonderer Hund war.
Als wir wieder zurückkamen, sagte ich zu ihm: »Wir sind zu Hause.« So einfach hatte ich mich in Dakota verliebt und nun würde er für immer bei uns bleiben. Ich rief Karen an und teilte ihr mit, dass wir ihn behalten würden. Wie sie prompt sagte, hatte sie von Anfang an gewusst, dass unser Zuhause genau das Richtige für Dakota sei.
♦ ♦ ♦
Am Anfang war es einfach. Wie Dakota schnell herausfand, brauchte er nur den grünen Quiekfrosch anbringen und mir unter die Nase halten - und schon bekam er alles, was er wollte. Es wurde so schlimm, dass ich das alberne Ding noch nicht mal zu