Der Engel an meiner Seite. David Frei

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Der Engel an meiner Seite - David Frei

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auch den Frosch, wenn ich ihn füttern sollte, wenn er in den Garten hinaus gelassen werden wollte oder wenn ich unter die Couch kriechen sollte, um ein anderes Spielzeug für ihn zu holen. Er konnte sich ohne Vorankündigung von einer Nervensäge in einen treuen und liebevollen Hundekameraden verwandeln und genauso schnell wieder unausstehlich werden. Er hatte einen richtig guten Deal, und dabei hatte ich gedacht, er würde für mich arbeiten.

      Aber um fair zu sein: Er kümmerte sich auch um mich. Wenn es mir nicht gut ging, spürte er das. Dann legte er sich zu mir ins Bett und tröstete mich. Er konnte stundenlang still neben mir liegen. Ich kämpfte immer noch mit Herzproblemen (vor allem mit Angina-pectoris-Attacken) und Dakota half mir durch den Schmerz hindurch. Er ließ mich nicht mehr über irgendetwas wütend oder besorgt werden - dann kam er zu mir, forderte meine Aufmerksamkeit und lenkte mich von meinen Problemen ab. Das war ein Segen für Nancy, die dadurch von meiner Wut verschont wurde.

      Ich fing an, das Grundkonzept der Therapiehunde zu begreifen, das wir im Internet gefunden hatten. Jetzt verstand ich, dass Dakota mir half, mich zu entspannen und mich abzulenken - egal ob ich Schmerzen, Stress oder Depressionen hatte. Ich war zu sehr mit Dakota beschäftigt und hatte keine Zeit mehr für Selbstmitleid oder Pläne, wie ich mich am elegantesten umbringen konnte. Ein großer Teil der Therapie bestand aus körperlichen Aktivitäten: den Ball oder Frosch werfen, ihn streicheln, mich mit ihm auf dem Boden wälzen, ihn baden oder bürsten. All das waren Aktivitäten, die mir guttaten.

      Obwohl ich nun zu Hause meinen eigenen vierbeinigen Physiotherapeuten und Psychotherapeuten hatte, ging ich weiterhin zu Dr. Attar. Doch die Sitzungen waren nun ganz anders. Statt mich auf meine Wut und Hoffnungslosigkeit zu konzentrieren, erzählte ich ihr von Dakota und mir, wie wir miteinander auskamen und was wir zusammen unternahmen. Ich begann, mich auf meine Therapiestunden bei Dr. Attar zu freuen und es machte mir Spaß, Dakota mit ihr und allen anderen zu teilen. Dakota zerrte mich aus meiner Höhle und brachte mich zu mir selbst zurück.

      Unsere kurzen Spaziergänge bis ans Ende des Straßenblocks wurden ausgedehnter - bald stromerten wir durch das ganze Wohngebiet. Die Nachbarn fingen an, nach uns Ausschau zu halten. Wenn wir an einem Tag jemanden verpasst hatten, wartete er am nächsten Tag schon auf uns und wollte wissen, was passiert sei. Im August ließen Nancy und ich Dakota an der Hüfte operieren und deswegen fielen unsere Spaziergänge in der Nachbarschaft für ein paar Tage aus. Danach mussten wir tausend Mal aufs Neue erzählen, was der Grund für unser Ausbleiben war. Und dann wurde seine Rehabilitierung zu meiner Physio- und Psychotherapie. Immer wieder begegneten wir Leuten, denen ich von Dakota und der Rolle, die er in meinem Leben spielte, erzählte. Es war daher nicht überraschend, dass ich anfing, mehr über Dakota und weniger über mich zu sprechen.

      Mein Leben hatte sich deutlich geändert. Innerhalb von sechs Monaten setzte Dr. Attar meine Medikamente gegen Angstzustände ab. Ich funktionierte wieder und genoss mein neues Leben mit »Cody«, wie ich ihn nannte. Wir lebten eine wahre Lebensweisheit: Geteilte Freude ist doppelte Freude - geteilter Schmerz ist halber Schmerz. Wenn ich jetzt zurückblicke, stelle ich fest, dass ich damals anfing zu ahnen, wer in Wirklichkeit wen gerettet hatte.

      Es machte großen Spaß, Cody nur dabei zuzuschauen, wie er Hund war, und zu genießen, wie er im Hier und Jetzt lebte, ohne sich um die Vergangenheit zu scheren oder sich Sorgen über die Zukunft zu machen. Er lebte das Leben von Augenblick zu Augenblick und er war für jede Sekunde dankbar. Das liebte ich so an ihm und ich hoffte, von ihm lernen zu können, auch so zu sein.

      ♦ ♦ ♦

      Es war im Frühjahr 1995. Seit meinem ersten Herzinfarkt waren mehr als drei Jahre vergangen. Vor Dakota hatte ich geglaubt, das Ziel meines nächsten Ausflugs würde meine eigene Beerdigung sein. Doch jetzt zwang er mich jeden Tag hinaus ins Freie und das genoss ich richtig. Ich liebte es, wie er seine Persönlichkeit überall hintrug, wohin wir auch gingen.

      Irgendjemand hat einmal gesagt, wenn Hunde sprechen könnten, würden sie sagen: »Ich auch, ich auch!« Das ist exakt die Lebenseinstellung von Golden-Retriever-Hunden. Es scheint, als würden sie ständig sagen:

      »Und was machen wir jetzt?«

      »Wohin gehen wir heute?«

      »Was isst du da?«

      »Die Sonne fühlt sich toll an!«

      »Hier, wirf den Ball!«

      »Wer ist da?«

      Cody hatte immer den Schimmer des Golden Retriever in seinen sanften, dunklen Augen. Er schien zu lächeln und mit sich im Reinen zu sein. Es war ein Blick, der jeden zum Lachen brachte und wenigstens für einen Augenblick vergessen ließ, welche Probleme man hatte oder noch kriegen könnte. Ich wünschte, ich hätte die Anzahl der Lächeln zählen können, die dieser Hund in anderen Menschen hervorgerufen hat.

      Seine schimmernden rotgoldenen Haare waren wunderschön ... egal ob an ihm oder an unseren Kleidungsstücken oder Möbeln. Und sein Schwanz war ständig am Wedeln. Man sagt, ein Hund würde mit dem Schwanz lächeln. Dem würde ich nicht widersprechen. Cody bahnte sich mit dem Schwanz seinen Weg, und man musste sich gut überlegen, ob man einen zerbrechlichen oder mit einer Flüssigkeit gefüllten Gegenstand wirklich auf den Couchtisch stellen wollte.

      Seine täglichen Bauchlandungen und Paddelkünste in unserem Swimmingpool hätten ihm den Stolz eines jeden olympischen Tierschwimmteams eingebracht. Klar befanden sich auch immer ein paar rote Hundehaare im Poolfilter. Wenn ich ihn säuberte, sagte ich mir einfach, dass Cody mir damit noch mehr Physiotherapie für mein Herz verabreichte und dass es mir guttat.

      Zwar besaß er nur den einen grünen Frosch, aber es schien, als hätte er ein ganzes Dutzend davon - ich fand »sie« dauernd in meinem Sessel, auf dem Sofa, im Flur, auf unserem Bett und im Badezimmer. Und wenn ich nicht gerade auf den Frosch trat oder ihn von einem Möbelstück pflückte, hielt Dakota ihn mir unter die Nase und wollte spielen.

      Jeden Tag sah ich, was Dakota nicht nur für mich tat, sondern auch für alle anderen, denen wir auf unseren täglichen Abenteuern begegneten. Die Wirkung, die er erzielte, faszinierte mich und ich wollte noch mehr erreichen. An dieser Tiertherapie war wirklich was dran, wie ich merkte. Ich suchte mir im Internet Informationen zusammen und telefonierte ein wenig herum, um mehr darüber zu erfahren.

      Karen Costello hatte mir vorgeschlagen, ich sollte mit Dakota den Eignungstest, Canine Good Citizen (CGC) genannt, machen, der vom amerikanischen Rassehundeverband (AKC) durchgeführt wird. Das Prüfungsprojekt hat sich die verantwortungsbewusste Hundehaltung und anständige Verhaltensweisen von Hunden in der Öffentlichkeit zum Ziel gesetzt. Ich schöpfte den Verdacht, dass das - wie viele unserer Aktivitäten - etwas war, was angeblich für den Hund gedacht war, in Wirklichkeit jedoch mir guttun würde.

      Ich rief den Rassehundverband AKC an und bekam die Anleitungen für die Prüfungsvorbereitung, und dann übten Cody und ich jeden Tag zu Hause und auf unseren Spaziergängen. Es war eine gute Therapie für mich und half uns, eine funktionierende Beziehung aufzubauen. Dakota ließ alles so leicht aussehen, dass ich mir nicht sicher war, ob wir wirklich alles richtig machten. Sollte das Ganze nicht schwieriger sein?, fragte ich mich.

      Wir beschlossen, den Test bei der Hundeshow des Houston Kennel Clubs im Sommer zu absolvieren. Am Abend vor der Ausstellung konnte ich nicht schlafen. Ich war sehr nervös. Abgesehen von den Arztbesuchen und Spaziergängen in der Nachbarschaft war es buchstäblich das erste Mal in vier Jahren, dass ich mich aus dem Haus wagte.

      Wahrscheinlich war es gut für uns, dass unsere Prüfung schon um neun Uhr stattfinden sollte. Ich hatte zwar keine Zuschauer erwartet, doch als wir ankamen, standen sie um den Ring herum. Dakota nahm es gelassen. Er war der

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