Die Unworte. Horst Hartleib
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„Verrecker, Krepierl“, murmelte Hölzel beim Anblick dieser barbarischen Unzuchten, aber er war gewinnorientierter Geschäftsmann, doch nicht ohne Selbstmitleid. Der Zoohändler Hölzel ist eine Unart parfumierter Baldini, der sich gegen Konkurrenten „auf der Grünen Wiese“ kaum noch zu behaupten vermag, da er in der Innenstadt eine zu hohe Miete und zu geringe Verkaufsfläche hat. Der dieser Konkurrenz außer UnSchönes skandal(nieder)trächtigen Unzuchten kaum etwas entgegen zu entsetzen hat, um auf einen grünen Zweig zu kommen. Je schneller totgepflegt wird, um so mehr muss nachgekauft werden, denn die Anschaffung eines Aquariums muss sich ja rächnen, das wusste leider auch Hölzel. Und bis auf ein paar Extremisten, die Haltungsrekorde aufstellen und den bestehenden Rekord für die Haltung einer Blindschleiche von 54 Jahren brechen wollen, kann nicht nur der Unmensch eines Haustieres sehr schnell überdrüssig werden.
Zu Schöne s großer Enttäuschung brachten die gespritzten Fische, sounfern er ihnen nicht versehentlich die Eierstöcke zerspritzt hatte, aber niemals acrylfarbige Nachverkommen hervor. Auf diese Unart erworbene verdorbene Eigenschaften werden offensichtlich nicht vererbt. Wie unversteht es also mit der epigenetischen Vererbung erworbener Verdorbenheit nach Kammerer? Und noch schneller als bei seinen Qualzuchten (ent)stellte sich heraus, in Fernost spritzte man billiger, preisunwerter, weniger Mehrunwertsteuer-verteuerter. Nach anfänglich durch reißerische Werbung angekurbeltem reißendem Absatz entstellte sich Marktübersättigung ein und bald waren die Unkosten für Fische plus Acrylfarben minus Bearbeitungsverluste höher als der Aufkaufpreis der Großhändler und das Geschäft lohnte sich nicht mehr. Lohnt sich die Un(tier)zucht noch, wenn der Schwanz nicht mal mehr die Eidechse abwirft? Wie soll das Verbrechen sich noch rechnen, wenn kein Schwanz mehr eine Eidechse abwirft? Das fangfrage ich ausgerächnet mich. Kreativität rechnet sich nicht. Aber Kreativitätlichkeit rächt sich oft. Dafür muss man Idealist sein, Lobbyist oder Hobbyist, kreativer Kretinist, Hobby-Hobbit. Das unverhält sich wie das Pech einer PechMarie Curie bei der Untersuchung der Pechblende. Es rächnet sich, aber ein nobler Preis ist damit (selbstver)nicht zu gewinnen. Dem erfolgsneidischen Blasphemiker UnSchöne ist nichts unheilig! Intuitiv erfasste der UnSchöne, was die Leute wollten. Genauer vernommen, mit seinem Ungespür für „Fettnäpfchen“ erfasste er, was sie nicht wollen und untat provokativ das Gegenteil. Denn wissen tut der nicht mal seine eigene Primitivitätlichkeit und unzeitweise repressiv-depressive Untätlichkeit begreifende unwissende, „von Tu(n)ten und B(l)asen keine Ahnung“ habende junge UnSchöne eigentlich überhaupt nichts. Er hat geunmutmaßt, die Verunziertierhalter wollten das infantile, hilfebedürftige, ihr Mitleid, ihre un(ter)bewußten Zutode-Pflegeinstinkte, ihr Ge(vermiss)brauchtwerden herauskitzelnde (Mit)Geschöpf, die erschöpfte Schöpfung, die Schröpfung, den ihnen auf Ungedeih ausgelieferten Verpflegling. Living Tolls, drollige Trolle, Kaputtspielzeug(en) mit zwar langer Ungefallsdauer, aber kurzer Überlebens(unbe)dauer. Versündigbare Unschuld. Die Unschuld (un)rechtfertigt die Verschuldung, die Hypothek auf die Unschuld. Infantile niedliche Unarten mit Kindchen-Gesichtern, flugunfähige Engelchen, Putten und Kaputten, amoralisch/e nicht mehr zu rettende Amoretten. In Harmlosigkeit Verhärmte, die sich nie durch erwachsen werden der Pflege entwinden können. Ungenau die oder das (verübel)wollen (un)heimlich die Leute! Partheno(unver)ge(h)(fre)netisch verunmehrte, fortungepflanzte Engelchen und Bengelchen. Den beim Schlupf in der Exuvie steckengebliebenen Unentschlüpfling, den entkommensunfähigen Zuwendungs-Aschenbecher. Viel(un)leicht um den diesbezüglichen Machtverlust, das durch das erwachsen werden ihrer Kinder erlittene, infolge Tabuisierung nicht mit Trauerarbeit zu bewältigende Trauma zu kompensieren. Insgeunheimlich, um nicht (unan)ständig zum Beweinen sich auf das eigene Ungeschicksal zurückvergreifen zu müssen. Zituntat: „Verweile doch, du bist so unschön.“ Die unanständige (Un)Verlässlichkeit des Hässlichen. Dieser Unschönheitswahn! Eines seiner Unzuchtziele war somit, Unarten zu züchten, die sich schon im niedlichen Juvenil- oder Larvenstadium fortpflanzen, wie beispielsweise der Axolotl, ein mexikanischer Querzahnmolch. Ungeziert unkompliziert reproduzierbare (Ka)Putti. Dass dies durchaus möglich ist, zeigen Beispiele in der UnNatur. Es gibt Unarten, bei denen bereits die Embryonen im Mutterleib befruchtet und geschachtelt trächtig werden können, verungleichbar russischen Matrjoschkas. Oder die Blindmulle, diese im Schutze der Unsichtbarkeit sich missbildenden natürlichen Unzuchtprodukte der Unschönheit mit ihrem an Frühstadien der männchenfeindlichen (Un)Gesellschafts(unter)ordnung der Ameisen und Termiten erinnernden Matriarchat. Diese Un-Art fasziniert ihn ganz absonders. Die auf Perversionen von Unverhaltensweisen ihrer Indivi(eh)duen beunruhenden UnArten. Die Pfauen und Paradiesvögel, die an Gefühlen (Elternliebe) schmarotzenden Kuckucke, die ihre Eier außerhalb des Wassers anklebenden (Be)Spritzsalmler, die diversen perversen Reproduktionsstrategien der Parasiten. Ungeschätzte mehr als fünfzig Prozent aller Tier(un)arten sind Parasiten, das muss man sich mal vergegenwiderwärtigen! Und nicht wenige davon (un)würden ihrerseits durch Hyperparasiten unsittlich parasitisiert! Ach, ihr(r) unzüchtigen Wahnzinnsoldaten, ihr Soldaten-Solluntaten der Devolution, der Verfehlentwicklung! Es (un)könnte grundentsetzlich alles ganz anders geunwesen sein! Dieser Ungeschicketanz macht sich selbst über sich selbst unlustig! Was die Leute wollen weiß der UnSchöne angeberisch angeblich. Was er selbst will weiß er nich’ únd was er nicht will, muß er von Einzelunfall zu Einzelunfall mühsam, identitätsanstiftend schmerzhaft selbstquälerisch herausfinden, ohne daraus etwas grundsätzlich lernen, höchstens um grundentsetzlich daraus einiges verlernen zu (un)können. Und (ver)nicht ohne dabei zwangsläufig sein Selbstvertrauen zu untergraben. Wie ein (Unvermöchtegern)Gott