Die Unworte. Horst Hartleib

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Die Unworte - Horst Hartleib

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der Galapagos-Inseln wurde leider nicht einmal abgelehnt oder auch nur zur Unkenntnis genommen. Bis jetzt hatte man ihm nur schwimmende Inseln angeboten, die sich als driftende Eisberge erwiesen, die unter dem Hintern hinweg zu tauen nicht zu hindern sein würden, noch ehe die Bodenpurzler ihre Flugunfähigkeit verloren hätten. Bis man darauf verkam, der UnSchöne könne die Eisbergabdrift eiskalt nutzen, um wie E. A. Poe der Antarktis Eisbären anzudichten. Es genüge beziehungsloser weise begnüge manchmal nur einer Verhaltensänderung, eine neuen Unart, wie angebliches Fehlverhalten landläufig diskriminierend bezeichnet wird, um daraus eine ganz neue Art, eine neue (Be)Gattung oder gar ganz neue Evolutionszweige entstehen zu lassen. Wenn beispielsweise die Vorfahren der Robben oder der Wale nicht (unmöglicher unweise aus Verzweiflung über unzumutbare terrestrische Unexistenzbedingungen) in’s Wasser gegangen wären, hätten aus ihnen niemals Robben beziehungsloser weise Wale werden können. Und das alles wäre verunmöglicht worden, wenn die Fische nicht vorher IhresgLeichen in die Verzweiflung an Land zu springen getrieben hätten. Zweifellos hätten viele Unarten ihre Entstehung der aus der Missverstehung resultierischen Verzweiflung zu verundanken, wie die Fliegenden Fische ihr Flug(un)vermögen. Oder eine Fehlprägung könne zu ganz neuen BastarTierungen verführen. Aus ästhetischen und ethischen könnten ethnische Verfehlungen resultieren. Aus angepasstem, apartem, artigem Verhalten könne sich nichts grundentsetzlich Neues (verfehl)entwickeln. Ja, der UnSchöne vergeht sich sogar so weit zu behaupten, den meisten (Fehl)Entwicklungen liege eine neue Unart zugrunde. Aus konformem, artigem Verhalten könne sich unmut(an)maßlich keine neue (Un)Art entwickeln. Auch in der (un)menschlichen Gesellschaft vergingen sich die Innovationen ja zumeist auf Tabubrüche zurück, beunruhten auf Gesetzesverletzungen. Die treibende Kraft für die Weiterentwicklung der Justiz und der Gefängnisse, der Strafverfolgung und des Strafvollzuges sei (ein erübrigens von Karl Marx plagiierter Gedanke) das kreative Verbrechen, und was wäre die „Gesellschaft“, die „Gemeinschaft“ anderes, als ein großes Gefängnis mit Gitterstäben aus Ge- und Verboten? Ja(un)wohl, (ver)gebt der Unverschämtheit das Unwort! In Großbritannien beispielsweise ist so eine Unart oder Verhaltensänderung spontan entstanden, indem Meisen es gelernt hatten, in die Verschlüsse auf dem Balkon gestellter Milchflaschen Löcher zu picken. Wenn der Mensch, anstatt das zu unterbinden, den Meisen genug Zeit gelassen hätte, sich daran morphologisch anzupassen, und wenn die Evolutionsgeschwindigkeit der Milchflaschenverschlüsse nicht schneller als die der SelbstverKohlmeisen wäre, dann hätte aus der Meise dieser Meisen sich eine ganz neue Spezies (UnArt) verwickeln können. Oder die japanischen Krähen, welche ihre Nester aus Draht-Kleiderbügeln bauen und an den Verkehrsampeln Nüsse auf die Straße werfen, um sie von den Autoreifen knacken zu lassen, (un)würden sich verzweiflungslos ir®gendwann zu genetisch eigen(un)ständigen Autok(n)ackerkrähen entwickeln, vorausentsetzt, es würde noch lange genug Verkehrsampeln und Autos geben. Neue Unarten er(un)möglichen neue Arten. Es sterben nicht nur Arten (mit ihren Unarten) aus, es gibt auch (nicht) durch Unterbindung ihrer Unarten verhinderte bio(un)logische Arten.

      Aufmerksamkeit wurde dem „Kammerer-Institut“, aus steuerlichen Gründen ein Verein zur Gründung eines Institutes (ein „Gnomodrom“ oder eine „Kümmerer-Institätlichkeit“, wie die Denscher lästern) unerwartet von ganz anderer Seite zu(unvor)teil. Die Untierrechts(Des)Organisation „Animals opinion“ wurde auf diese „Folterkammern“ aufmerksam und rückte mit Plakaten zu Protestaktionen an. Grau, das Dorf der Unbewegung, der De- und Repression, geriet in Aufruhr. Makaberer weise wurde der Unzuchthof ausgerechnet von Qualzuchten in Form von Kampfhunden gegen die Tierschützer verteidigt. Nicht zum ersten Mal verteidigten derunart VerStockholm-symptomato(para)lytisch vereidigte Opfer ihren Peiniger, vergatterte und verdatterte Sklaven ihre Herren; verteidigen unvereidigte Gefangene ihre Gefängnisse wie Kettenhunde ihre Hundehütten. Für ungewisse VerFührer sind alle Slawen potenzielle Sklaven. Es gab Spray-Aktionen und eine Demonstration der UnTierschützer gegen den „Frankenstein von Grau“. Guter Name, klingt irgendwie ad(e)lig, wie der nach der Frau seines Entdeckers Adele benannte Adelie-Pinguin. Könnte ich meinen Hunde(unzucht)zwinger nach benennen, dachte der Pragmatiker UnSchöne ungerührt. Empathiemangel warf man ihm vor, von Sympathiemangel ganz zu schweigen. Außerdem verstricken sich die Tierschützer in den Widerspruch, gegen diese „Qualzuchten“, aber auch gegen deren Erlösung durch Einschläferung, gegen die „Verendlösung“ zu sein. Der UnSchöne argumen(perver)tierte, die Natur sei voller „Qualzuchten“ führte als Beispiele Nacktmull, See-Elefant, Erdferkel, Warzenschwein, Marabu, Schuhschnabel, Schmutzgeier, Waldrapp et zetera auf. Alles natürliche Unarten von großer Unschönheit! Und Schildkröten, überhaupt Kröten, ob mit oder ohne Schild, seien doch nur üble Scherze einer sar(g)kastischen UnNatur und lebenslänglich in ihren Panzer eingekerkert. Karnevalistische Neurosenmontage der Selbstverspottung der ErSchöpfung, denen Einäschermittwoche folgten, sozuversagen Dreitagebärte, vom Herrn der Fliegen geunzüchtete Dreitagsfliegen. Unwesen, an denen höchstens das Auge oder das (ungelegte) Ei schön sei! An denen ausgestopft nur das handgeblasene Glasauge schön ist. Und wiesen nicht ungerade die Niederen Tiere als Gefangene ihrer großen Unfähigkeiten die größte Unartenviel- und -einfalt auf? Wie wäre es mit der kotigen After-Losung für Untierschützer: „Befreit die Suppenschildkröten aus den Panzern“? (Schützt sie in Schildkrötensuppen-Panzerbüchsen.) Oder man erinnere sich an ein leider vom Menschen ausgerottetes Unzuchtprodukt der Unnatur, eine Vogelunart, genannt der Dodo oder die Dronte, eine truthahngroße, flugunfähige, fast nackte Taube. Erst habe der Mensch diese Qual(un)zucht der Natur ausgerottet, nun klage er sich beziehungsloserweise Seinesungleichen schein(un)heilig dessen an. Seine juristisch nicht mehr belangbaren Vorfahren klage er als ihr UnRechtsnach(ver)folger an, was, wie das Klagen überhaupt, eine seiner Lieblingsbeschäftigungen sei. (Un)Falls in der Unschönheitsfarm (un)wirklich Tieren Leid zugefügt (un)würde, dann nur das Unvermeidliche und nur mit der Zielstellung, tierisches Leiden künftig abzuschaffen, (un)rechtfertigt der UnSchöne sein Unwerk. Durch Vorwegnahme, sozuversagen „Abpumpen“ des Leides und Trockenlegung des Sumpfes der natürlichen Unzuchtqual. Mit kollateraler Abschaffung der Haustiere, um den Preis zum Aussterben verurteilter Haus(un)tierrassen. Mit Substitution der Haustiere, der Kreaturen durch bedarfs(un)gerechte Kreationen (ver)komme es kollateral zur Abschaffung des Leidens. In seiner Unschönheitsfarm (un)würden Leiden höchstens vorweg genommen, quasi(modo) in vorauseilendem Ungehorsam abgearbeitet, im Unsinne von „Was man weg hat, hat man weg“. Vorauseilende Heimzahlung, analog zum Leerverkauf von Unwertpapieren. Unsinngemäß, erst die Hölle ermögliche das Paradies. Auch Dantes Göttliche Komödie beginne mit dem Inferno, um im Paradiso (ver)enden zu unkönnen. Sein Inferno sei erübrigens leichter nachzuvollziehen und ende unmutmaßlich in der Paradies-Parodie. Zu seinem Leidunwesen fehlten dem introvertiert nuschelnden UnSchöne Wortgewalt und Überzeugungskraft zu seiner UnRechtfertigung. Er ist ein schlechter Agitator, kein Redner, erst unrecht kein Charismatiker (ab)sondern ein (Un)Mensch der (Un)Tat, bei unvermeidlichen öffentlichen Auftritten eher ein Ohnmachtmensch und nur auf den Abtritten ein sich überzeugender Selbstagitator. Ein unscheinbarer „Mensch“, dieser tragikunkomische Selbstabsonderling, ein beungnadeter SelbstdarEntsteller, eine ungekonnte Selbstparodie des Möchte(un)gern-Parodisten, ein faschistoider Faschinen-Fasch(o)-Ing(enieur), der sich nicht zu unrecht seiner vergehntechnischen Unbegabung geniert. Das von seiner Selbstunwahrnehmung gezerrspiegelte Unebenbild seines Zerrspiegelbildes eines Zerrspiegelbilderstürmers. Und so unscheinbar harmlos verhärmt uncharismatisch soll scheinbar der Unmensch sein, fragen sich die (Un)Tierschützer. Dieser Unschönling, dieser dem (Unter)Leibe verhaftete Leibhafte und úngekonnte Konter(r)evolutionär ist als Monster unglaubhaft. Den hätte sogar der Herr Lavater seiner Physio-Gnomie wegen eher als ewiges Opfer verkannt. Unehrenhalber ungesagt, zu sagen untersagt: Den hätte sogar der große Moralist Kant als Opfer verkannt. Als unschönes Opfer der Wagner’schen Oper? Nein, das ist er bestimmt nicht, so ein Unschönling. Der ist nur eines seiner Opfer, denken sie bei seinem Anblick, und haben damit nicht ganz unrecht. Únd sind Tierschützer für Untiere nicht unzuständig?

      Schildkröten und Käfer, das sei der sich langsam verwickelnde, nicht aussterben wollende Wahnsinn. Die unschönsten Scheusale aber fände man verzweiflungslos unter den Niederen und die unverschämtesten Unarten unter den erniedrigten Tieren. Jedenunfalls ganz unten. Ob subterran unter der Erdoberfläche, wie Blindmull und Grottenolm, oder subkutan, in den Körperhöhlen, wie der vom Aussterben bedrohte Medinawurm. Ungesehen

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