Die Unworte. Horst Hartleib
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Gerne hätte der UnSchöne auch Verhaltens-Unarten gesammelt. Deplaziertes, der Situation unangepasstes Verhalten, Unsitten, Unverschämtheiten, Chuzpen, Untugenden, verbale Fluchten wie das Fluchen. Zufluchten in Illusionen, in den selbstbetrügerischsten Selbstbetrug. Am allerunbeliebtesten beispielsweise sogenanntes Übersprungverhalten, und sei es auch „nur“ das Victory-Zeichen eines fest an seine Wiederaufunverstehung als zwei oder mehr Unarten glaubenden Wolperdingers. Marterial für seine Fehlverhaltensforschungen. Aber er fand keine Konservierungsmethode, ganz abgesehen von einer weitestvergehend auf Missfallenslaute beschränkten Untierstimmensammlung, über die er unnatürlich verunfugte. Wie ließe sich beispielsweise das Nasenpopeln konservieren? Dieses populäre, volksungetümliche, erfolgsorientierte Nasen-Peopeln, diese Selbstvervolkskunst. Seine Untierfilm-Sammlung beschränkte sich, seinem einseitig körperhöhlenforscherisch desorientierten pervertierten Interesse für die Einweihung in die Eingeweidewürmer-Forschung entsprechend, weitestvergehend auf endoskopische KaputtSpielfilme. Insbesondere koloskopische Unwerke, Darmspiegelungen, bioausspäho(un)logische Kanalisationsreisen durch die Kanaille. Soll man sich etwa auch noch als Filmregisseur beuntätigen, obunwohl die Aktivitätendiversifizierung unverschon von perverser Selbstverzettelung ist? Soll man weitere Selbstverzettelung anzetteln, Zettels Albtraum? Es gibt Unarten, die man nur allein, oder nur zu zwein, oder nur mit einer bestimmten (Un)Person oder nur in bestimmten Kreisen tun darf, damit sie keine sind. Rülpsen beispielsweise ist beim Magensondenschlucken keine Unart. Das veröffentliche geräuschvolle sich Schnäuzen ist in Japan endemisch eine unakzeptable Sauerei, in den meisten anderen Teilen der Welt dagegen völlig normal. Wohingegen ein sich in der Veröffentlichkeit nicht geräuschvoll schnäuzender Japaner nirgends auffällt. Zur Konservierung dieser in Japan endemischen Unsittuation müsste man eine vielköpfige japanische Veröffentlichkeit im Diorama darentstellen. Der UnSchöne versuchte es sich als Präparat vorzu(ent)stellen: Eine Halle voller entsetzter Japaner und ein sich schnäuzender Europäer, ein riesiges Diorama mit hunderten dafür präparierten schockgefriergetrockneten Darentstellern, eine Thanatoobszönose, eine Untotenstadt, ein überdimensionales Unkunstwerk. Das Speispiel macht unklar, welche Ausmaße die Darentstellung von Unsittuationen, deren es unzählige unerzählte untote Anekdoten gibt, im Diorama annehmen musste. Da ahnte der UnSchöne die Größe seiner Aufgabe und nur seine jugendliche Unbedarftheit bewahrte ihn vor der sofortigen Resignation vor der unvermeidlichen Unperfektion bei der Bearbeitung eines bis zur endgültigen Erschöpfung der Schöpfung immer offenen, erschöpfend unerschöpflichen Sammelgebietes. Einer Sammlung, die nur mit der Erschöpfung des Sammlers einen ungewissen Abschluß erreichen kann, deren Beschränkung lediglich die eigene Beschränktheit ermöglicht. Aber zum (Un)Glück ist der UnSchöne trotz eigenunnützigster Selbsterschöpfung ein Unverstehaufmännchen mit durch Ungeistesspaltung gewonnener (un)scheinbar unerschöpflicher krimineller Energie. UnGetreu dem Motto „erst mal anfangen“ fängt er ganz kleinkariert mit der Unsittensammlung an. Mit der Pflege, der Selbstverpflegung der Unsitten. Eine Tabubruchsammlung, vielunleicht von Porzellanelefanten zerschlagenen Porzellans. Damit man(n) sich irrgendwahn im Unbedarf(theits)(an)fall auf sie zurück vergreifen kann. Für den vorenttäuschten Wahnsinn etwa zur Erlangung einer Entmündigung im (Un)Bedarf(theit)sunfall, oder für die Unsittenforschung. Vielunleicht mit einem nur aus zwei Unpersonen bestehenden Tittengrapscher-Diorama, mit SeinesungLeichen als tabubrechender Unperson, als Unsittenstrolch; ungewissermaßen als sein Ungesellenstück? In einer Schmuddelecke entsteht daher eine Unart Herpes-Herbarien ge- und erpreßten Präparaten obszöner Gesten und Unsittuationen, in denen unmutmaßliche Unarten eingelegt sind, wie beispielsweise das Nasenpopeln, das Flehmen, das Flennen, oder (un)heimliche, anheimelnde feuchtgebieterische selbstmissbräuchliche Entmannipulationen wie das sich an den Geschlechtsteilen herum kaputtspielen, und nicht so weiter! Viele Präpa(un)rate zuentsetzlich in gebräuntem Alkohol, gegen das Erbleichen. Zur Verhinderung des Ausbleichens des Errötens des konservierten einer Untat Überführten. Gegen die Ausbleichung der roten Nase des Säufers. Die schlüpfrigen, geschlechtlichen Unarten versucht er verfolgerichtig nass zu konservieren, wogegen er die infantilen mit Äther abtötet, trocknet und nadelt. Manchmal verrät nur das (Un)Et(h)ikett indiskret, welche eth(n)ische Verfehlung sich im je(lang)weiligen Glase schamlos verbirgt. Man(n) muss schon frühunzeitlich, wenn in der Unmündigkeit die Preise (Strafen) der Unkunst-Unwerke noch niedrig sind, mit der Sammlung seiner Untaten beginnen, mit einem autodi/untaktisch-dilettantischen noch heimzahlbaren Frühunwerk, dachte der noch junge UnSchöne, hat das aber, wie sich später zu seinem Entsetzen herausentstellte, viel zu wenig beherzigt. Wie sollte ich mich noch sammeln, wenn ich mir erst unlieb und teuer und dadurch unerschwinglich geworden bin? Wenn ich als gealterter, frühkindisch verungeistigter Lulatsch mir nicht mehr in die eigenen Fettecken, die selbstaufgestellten Fettnäpfchen zu latschen getraue? Hoffentlich bleibt mein Unkönnen noch lange unanerkannt, damit mir nicht kaufkräftige hi(r)sterische Sammler mit Preisen wie für in Formali(e)n eingelügte Haie die eigenen Unwerke für eine Zuwi€deraufunverarbeitung unerschwinglich machen. Man(n) hat anfangs einfältig über viel zu wenig Unverschämtheit verunfugt, ist daher leider viel zu brav geunwesen. Man(n) hat Verbote als Gebote verkannt, hat pädo-viel zu wenig unsittlich hingelangt,