Lust und Liebe dann kam das Leben. Peter Nimsch
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Читать онлайн книгу Lust und Liebe dann kam das Leben - Peter Nimsch страница 9
Wie im Gleichklang bewegten sich die Köpfe aller männlichen Gäste hin zu ihr, oder treffender gesagt zu dieser Erscheinung. Ihre Aura brachte nicht nur alle Gläser im nächtlichen Pub zum Klingen. Neugierig schaute sie sich im Raum um, als suche sie jemanden. Immer wieder glitten ihre Augen über die Gäste, aber sie schien die gesuchte Person nicht finden zu können. Wie in Zeitlupe setzte meine linke Hand das leere Bierglas auf den Tresen, hob sich, bestimmt angefeuert durch fünf Kilkenny und zeigte einladend auf den freien Barhocker neben mir. Ich konnte meinen Mut selbst nicht fassen und ein kurzer Blick zu Fred zeigte mir nur sein grinsendes Gesicht. Ich versuchte sie anzulächeln, was mir bestimmt nicht so gut gelang, da mein Verstand meinen Mut nicht begreifen wollte.
Als die Erscheinung sanft zu mir zurücklächelte, bekam mein offener Mund heute zum zweiten Mal Erstarrungszustände, die sich aber diesmal zum Glück schneller wieder lockerten. ›Was passiert hier?‹ Ich konnte nicht fassen, was da mit blonden langen Haaren, Beinen bis zum Himmel und einem Rock, der eigentlich mehr ein schmaler Gürtel war, immer näher kam.
An den Spuren, die ihre High-Heel-Absätze auf der Karli selbst in den harten Granitplatten hinterlassen haben mussten, konnte man bestimmt den Weg ihrer letzten Stunden verfolgen. Als sie mir fast schon gegenüberstand, konnte ich dank der langsam dünner werdenden Rauchwand zwischen uns auch Brüste erkennen, die in jedem ›Wünsch-dir-was-Quiz‹ den ersten Platz mit Abstand erreicht hätten. Unter ihrer Bluse trug sie nichts, und ich erahnte Brustwarzen von ungeahnter Größe, deren leicht erigierte Spitzen sich sanft im seidigen Blusenstoff abzeichneten …
… mein Atem ging in Hecheln über, im ganzen Pub waren mittlerweile sämtliche – also auch die weiblichen – Blicke nur noch auf SIE gerichtet, die Zeit blieb stehen und aus ihren Mund kamen mit einer leicht angerauten, sehr erotischen Stimme nur diese vier Worte; »… ist hier noch frei? …«
Wenn ich nicht im selben Moment Freds aufmunternden und bestimmt bewundernd gemeinten heftigen Hieb in meiner rechten Seite verspürt hätte, hätte ich bestimmt nichts herausgebracht.
»… jaaaa …«, lallte ich nur dämlich.
Langsam wandten sich die Blicke der anderen Gäste wieder von der Erscheinung ab. Aus dem ersten Kampf war ich offensichtlich als Sieger hervorgegangen. Zum Glück halfen mir Fred und Klein- Paul, dessen freudiges Zucken ich plötzlich verspürte, mich aus meiner Erstarrung zu befreien.
Ganz locker kam es aus Freds Mund, »Hi, darf ich vorstellen, das ist mein bester Kumpel Paul und ich bin der Fred.«
»Claudia, aber sagt einfach Claudi zu mir«, kam es gehaucht zurück. »War hier eigentlich vor einer Stunde mit einem Typen verabredet, aber irgendwie habe ich die Zeit verrammelt. Habe es nicht so mit der Pünktlichkeit …«
Jetzt erinnerte ich mich auch an den auffallend gut aussehenden Typen, für mich ein richtig doofer Schönling, der die ganze Zeit ein paar Hocker weiter am Tresen gesessen und ganz oft auf seine Uhr geschaut, aber irgendwann den Pub wieder verlassen hatte.
»War das so ein gutaussehender Typ, halblange schwarze Haare, Designerbrille und ausgefallene Klamotten, mit dem du verabredest warst? Der sah aus, als wenn er ganz leicht geschminkt war, irgendwie anders als die glatten Typen, die nachts auf Beutesuche durch die Kneipen tigern…«, kamen erste Worte, während sich meine Erstarrung langsam weiter zu lösen begann, über meine Lippen.
»Der saß vor einer Stunde noch hier am Tresen, ist dann aber verschwunden.«
»Kann er gewesen sein«, hauchte Claudi zurück, »Aber wer nicht auf mich warten kann, hat mich auch nicht verdient! – Und was machst du hier? Fred kenne ich flüchtig vom Sehen, aber dich habe ich hier noch nie gesehen.«
»Bin seit langem mal wieder im Süden von Leipzig unterwegs, coole Gegend ist die Karli geworden«, kam es nun schon wieder etwas normaler von mir zurück.
»War heute ein nicht so schöner Tag für mich …«
Fred stieg gleich ein: »Musste mich ein bissel um meinen besten Kumpel kümmern, für ihn fängt heute ein neues Leben an.«
»Neues Leben …«, hauchte Claudi, »… habe ich auch schon oft versucht, aber irgendwann habe ich mit dem Zählen aufgehört …«
»Auch schon so viel Pech gehabt wie ich? Haha … haha …«, kam es von Fred. »Davon kann ich ein Lied singen. Aber bei Paul hat es mich heute total überrascht, ist einfach so vor wenigen Stunden vor die Tür gesetzt worden. Den müssen wir ein bissel aufbauen.«
»Ach du Armer!«, hauchte Claudi. »Komm, ich lad dich zu einem Wein ein.« Wein nach fünf Kilkenny konnte nichts Gutes bedeuten, aber wer lehnt schon eine Einladung von einer ›Erscheinung‹ ab?
»Zwei Gläser trockenen Rotwein!«, rief Claudi der Katze mit ihrer wahnsinnig erotischen, rauchigen Stimme zu. »Trocken, wie immer … Trinkst doch trocken, oder?«
»Jaaa …«, brachte ich wieder mal nur heraus, und Claudi glitt elegant vom Hocker. »Muss mal schnell für kleine Königskinder …«, flüsterte sie mir zu, »… bis gleich.«
Wieder knallte Freds Ellenbogen in meine inzwischen schon bestimmt dunkelblau angelaufene rechte Seite. Und seinen Mund zu meinem Ohr drehend, flüsterte er »Eh Alter, alles wird gut, sagst du doch immer, und wenn ich so sehe, was hier gerade zum Pinkeln durch meinen Lieblingspub schwebt, glaube ich auch langsam dran. Werde mich mal still und heimlich vom Acker machen, muss morgen, ach du scheiße, heute, bald wieder raus und du hast ein bissel Glück verdient.
Aber das nächste Mal bin ich dran, okay!?« Mit dem hoffentlich letzten Stoß in meine rechte Seite hievte sich Fred von seinem Hocker und stapfte zur Tür. Beim Rausgehen grinste er mich aufmunternd an und hielt die Faust mit rausgestrecktem Daumen in meine Richtung. Mit einem lauten Knall fiel die Tür zu und ich saß mit fünf Kilkenny im Bauch und Klein-Paul im Schlepptau ganz allein am Tresen. ›Zum Glück nur fünf Kilkenny…‹, dachte ich erleichtert, war aber trotzdem wahnsinnig nervös, denn die Rückkehr der Erscheinung konnte nicht mehr lange dauern. Ich hatte ja seit Längerem nicht mehr mit fremden heißen Erscheinungen rumgemacht, mir fehlte hier nach zwei Anja-Jahren einfach ein wenig die Routine.
Von neidischen Blicken verfolgt, schwebte die Erscheinung mir wieder entgegen und schwang sich elegant auf ihren Barhocker. Kurz blitzten dabei die Ansätze von Strapsen unter ihrem Rockversuch hervor und Klein-Paul kriegte sich fast nicht mehr ein.
›Wenn der Tag X+1 was bringen soll, dann benimm dich!‹, raunze ich nach unten. ›Was soll denn die Erscheinung denken, wenn enge Jeans nach einem belanglosen Gespräch eine Erhebung in der Leistengegend besitzen?‹
»Wo ist denn Fred, dein Kumpel?«, hauchte Claudi mir fragend entgegen, nachdem sie sich erfolgreich auf dem Barhocker drapiert hatte.
»Muss morgen, besser gesagt heute, früh raus, ist doch Taxifahrer.«
»… Der Arme, aber wir trinken noch einen zusammen?«, kam es fast ein wenig bettelnd aus Claudis süßem Mund.
»Na klar, hab nichts vor und kann morgen auspennen«, erwiderte ich nun schon etwas sicherer. ›Bin Musiker‹, fügte ich spontan hinzu, um mein erwachendes Selbstbewusstsein gleich noch etwas zu stärken. Musiker kommt immer gut, das wusste