Darky Green. Adrian Plass
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Darky Green - Adrian Plass страница 8
»He, Sie da! Wir haben unser Geld auf dem Tisch liegen lassen, direkt vor Ihrer Nase. Sie wussten doch, dass es uns gehörte, und Sie haben es sich einfach unter den Nagel gerissen. Dafür hauen wir Sie windelweich!«
Du wirst mich jetzt für völlig übergeschnappt halten, aber was ich tatsächlich mit immer noch von den Schrecken dieser Reise zitternden Händen tat, war Folgendes. Ich holte einen Stift und einen alten Briefumschlag hervor und notierte mir die Jahreszahlen, die auf den Münzen eingeprägt waren. Dann steckte ich den Umschlag in meine Innentasche und die Münzen zu meinem übrigen Kleingeld in die Gesäßtasche. Unglaublich, was? Aber wahr. Ich war völlig am Ende. Ich zeige Dir die Notizen auf dem Umschlag, wenn wir uns sehen. Sie sehen aus, als hätte ein verängstigtes kleines Kind sie gekritzelt.
Nirgends in der Bahnhofshalle war eine Spur von ihnen zu entdecken, als ich dort ankam. Ich blieb eine oder zwei Minuten lang mitten in der Menge stehen, mehr als zufrieden damit, zusammen mit ungefähr hundert anderen Leuten sinnlos hinauf zur Anzeigetafel zu starren, und weidete mich an der schieren Alltäglichkeit meiner Umgebung. Es war ein unaussprechlich herrliches Gefühl, wie wenn man klares Wasser zu trinken bekommt, nachdem man sich aus einem Sumpf gerettet hat. Ein paar Minuten später, auf dem Weg zur Rolltreppe hinunter zur U-Bahn, bemerkte ich zwei Polizisten, die sich in der Mitte der Halle breitbeinig aufgebaut hatten, wahrscheinlich, um durch ihre Gegenwart Taschendiebe und Räuber und dergleichen abzuschrecken. Ich machte einen oder zwei Schritte in ihre Richtung, da ich fand, dass ich ihnen das Verhalten der drei Männer melden sollte, doch nachdem ich den daraus voraussichtlich entstehenden Dialog kurz innerlich durchgespielt hatte, schlug ich mir diese Idee wieder aus dem Kopf.
Du musst Dir das vorstellen, Lance:
»Bitte noch einmal, Sir. Was genau werfen Sie den drei Männern vor, die in Ihren Zug eingestiegen sind?«
»Nun, sie kamen herein und setzten sich an meinen Tisch, obwohl das gar nicht nötig gewesen wäre. Sie hätten sich überall in diesem Teil des Zuges hinsetzen können, wissen Sie, aber das taten sie nicht. Sie setzten sich zu mir.«
»Sie setzten sich zu Ihnen. Haben sie irgendetwas gesagt, bevor sie sich hinsetzten?«
»Nun ja, einer von ihnen fragte, ob die anderen drei Plätze an meinem Tisch frei wären, und – und ich sagte Ja.«
»Dann wäre es also mehr oder weniger zutreffend, zu sagen, dass Sie sie eingeladen haben, an Ihrem Tisch Platz zu nehmen, Sir.«
»Nun, ich habe keine Einwände dagegen erhoben, aber ich hatte nicht das Gefühl, eine andere Wahl zu haben. Gewollt habe ich es bestimmt nicht, denn …«
»Hatten diese Männer denn gültige Fahrscheine für ihre Reise, Sir?«
»Äh, ja, soviel ich weiß, schon. Der Schaffner hat einen Zuschlag bei ihnen kassiert, aber ihre Fahrscheine schien er für in Ordnung zu halten. Aber was ich Ihnen klarzumachen versuche, ist, dass sie sehr bedrohlich waren – äußerst beängstigend. Ich zittere jetzt noch. Sie waren riesengroß und schweigsam und sie saßen einfach da und keilten mich am Fenster ein. Können Sie sich vorstellen, wie das für mich war? Sie setzten sich einfach zu mir, obwohl sie nicht mussten, und sagten kein Wort.«
»Dann haben sie Sie also eigentlich nicht verbal bedroht, Sir?«
»Nun, das nicht, jedenfalls nicht, indem sie irgendetwas gesagt hätten, aber …«
»Oder körperlich, Sir? Gab es irgendeinen Moment, in dem Sie sich persönlich körperlich bedroht fühlten?«
»Ja, die ganze Zeit über, weil sie …«
»Weil sie sich an Ihren Tisch setzten und groß waren und nichts sagten.«
»Ja, und am Ende standen sie plötzlich alle auf, griffen genau gleichzeitig in ihre Taschen und holten …«
»Ja, Sir?«
»Sie, äh, holten drei Pfundmünzen heraus und legten sie vor mir auf den Tisch.«
»Drei Pfundmünzen?«
»Ja.«
»Und dann?«
»Dann gingen sie weg, um auszusteigen, und seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen.«
»Und die drei Pfund?«
»Die – die habe ich eingesteckt.«
»Dann fasse ich mal zusammen, Sir. Drei sehr große Männer haben sich Fahrscheine gekauft, um in demselben Zug zu fahren wie Sie, und sie haben sich zu Ihnen in den Waggon gesetzt, nachdem sie Sie gefragt haben, ob Ihnen das recht wäre. Sie haben ihnen erlaubt, sich zu Ihnen an den Tisch zu setzen. Während des weiteren Verlaufs der Fahrt haben sie weder mit Ihnen gesprochen noch Sie irgendwie physisch bedroht, abgesehen davon, dass sie groß waren und nichts sagten. Bei der Ankunft in London verließen diese drei Männer den Zug, nachdem sie vorher lediglich drei Pfund auf den Tisch gelegt hatten. Dies könnte natürlich als Trinkgeld für den Schaffner oder den Bistrokellner gedacht gewesen sein, aber Sie haben es vorgezogen, es als ein Geschenk an Sie zu betrachten. Nun, auf welcher Grundlage genau schlagen Sie vor, dass wir diese Männer festnehmen, Sir? Groß, schweigsam, gesetzestreu und unerwartet großzügig zu sein, sind keine Vergehen, die wir normalerweise strafrechtlich verfolgen würden …«
Verstehst Du, was ich meine?
Ich stieg also in die U-Bahn, und in all dem normalen Betrieb dort fing ich an, mich ein bisschen besser zu fühlen. Auf dem letzten Stück nach Lanworth jedoch war die Angst plötzlich wieder da, genauso schlimm wie vorher, und bis ich zu Hause war, war ich am Boden zerstört. Genauso geht es mir jetzt immer noch. Was mich im Moment wirklich fertigmacht, ist die Frage, wie ich in Zukunft überhaupt klarkommen soll. Mir kommt es vor, als hätte irgendeine namenlose, sadistische Kreatur es darauf angelegt, es ausgerechnet mir unmöglich zu machen, wirklich daran zu glauben, dass ich je wieder festen Boden unter den Füßen haben werde. Wie kann ich mich je wieder sicher fühlen? Was soll ich tun? Soll ich immerzu auf der Flucht sein und die Angst am Leib tragen wie ein härenes Hemd, das ich niemals ausziehen kann, oder soll ich mich umdrehen und dem Monster ins Gesicht schauen? Und mich von ihm zermalmen lassen. Ich weiß wirklich nicht, was von beiden mir lieber ist, jedenfalls noch nicht. Wer ist das Monster? Wer waren diese Männer? Wo sind sie jetzt, in diesem Augenblick? Lieber Gott, gib, dass sie nicht hier im Haus sind.
Ist die Welt verrückt geworden, Lance? Oder bin ich es, der den Verstand verliert?
Ich sehe Dich und die anderen schon sehr bald, hoffe ich. Beth treffe ich morgen. Lass uns dem Rat von Jerome K. Jerome folgen und auf einem öffentlichen Platz ein großes Feuer anzünden und uns gemeinsam im Kreis darum aufstellen und in Sicherheit sein. Tut mir leid, dass ich Dir das alles aufbürde. Alles Liebe wie immer, Tom.
FREITAG
1
Im Gaterose-Supermarkt in Lipsham fiel es Noreen Wilson außerordentlich schwer, sich auf ihre Wochenendeinkäufe zu konzentrieren. Sie machte sich große Sorgen um ihren Sohn Lance.
Natürlich nicht solche Sorgen, wie ihre Freundin und Nachbarin June Parsons sie sich um ihren Jungen machte. Nein, nein, so schlimm war es nicht. Die arme June. Sie tat Noreen sehr leid. Robert Parsons, der ein paar Jahre jünger war als Lance, hatte sich schon gleich zu Anfang, als er in die Valley Road gekommen war, mit einer