Tatort Kuhstall. Thea Lehmann
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»Ist das nicht Erregung öffentlichen Ärgernisses?«, fragte Kröger und fing wieder an zu lachen.
»Quatsch!« Sascha konnte nicht nachvollziehen, was daran so lustig sein sollte. »Da geht es nur um ein Gefühl von Freiheit und ums Einssein mit der Natur. Das hat überhaupt nichts Anstößiges! Und dass ihr die Fotos offenbar im kompletten Haus herumzeigt, ist nicht nur ärgerlich, sondern auch kindisch.«
»Manni Tannhauser hat einen Link bei Facebook gefunden und ihn weitergeleitet …« Kai Nolde klatschte sich auf die Schenkel. »Das ist aber auch zu lustig: ›Mordermittlung im Adamskostüm‹!«
Alle kicherten wieder los und Sascha stand dazwischen wie ein begossener Pudel.
»Hey, wo seid ihr alle?«
Leos Stimme tönte durch den Flur.
»Hier, wir sichten den gestrigen Fall«, rief Sandra hinaus.
Leo steckte den Kopf durch die Tür: »Guten Morgen allerseits, was ist denn hier los?«
Kai Nolde winkte ihn heran: »Guck mal, wie eifrig Sascha gestern bei der Arbeit war!«
Leo warf einen Blick auf den Bildschirm, lächelte Sascha an und meinte: »Bevor es offiziell wurde, hast du dich aber angezogen, oder?«
Sascha lächelte säuerlich: »Natürlich. Was glaubt ihr denn?«
»Deine neue Flamme auch?«
Dafür erntete Leo einen bitterbösen Blick, den er auch sofort verstand. Nicht jeder in der Abteilung musste wissen, dass er bei seiner Nacktwanderung eine Frau kennengelernt hatte.
»Wenn ihr die Fotos Richter zeigt, werde ich echt sauer!«, brummte Sascha und verzog sich in sein Büro.
Das Gekicher der anderen folgte ihm.
Als das das komplette Team kurz darauf zum Montagsfrühstück im Konferenzraum versammelt war, klopfte Reinhard Richter mit seinem Kugelschreiber auf die Tischplatte und bat um Ruhe. Sascha lief beim Anblick des Hackepeters schon das Wasser im Mund zusammen. Als er gerade die Hand nach der Dose ausstrecken wollte, sprach Richter ihn an.
»Sie hatten gestern einen Einsatz in der Sächsischen Schweiz?«
Sascha nickte, ließ die Blechdose mit dem Hackepeter stehen und berichtete von dem Leichenfund.
»Wir haben die Villa des Opfers in Rathmannsdorf aufgesucht, aber niemanden angetroffen. Das wollen Leo Reisinger und ich heute nach der Sitzung noch mal versuchen.«
Richter schaute ihn an, seufzte, strich mehrmals mit der linken Hand über seine blassgrüne Seidenkrawatte und schüttelte schließlich den Kopf.
»Herr Pröve, ich kann Sie in diesem Fall nicht mehr einsetzen.«
»Wieso denn nicht?«
»Einer Ihrer Wanderfreunde hat auf seiner Website Fotos veröffentlicht, die zeigen, dass der Kriminalkommissar Sascha Pröve – ganz vorn im Bild – am Sonntag mit den Naturfreunden beim Nacktwandern war, als am Fuß der Zyklopenmauer eine Leiche gefunden wurde. Fazit: Wie gut, dass Sascha Pröve gleich kompetent den Tatort sichern konnte. Bis heute zehn Uhr gab es bereits einhundertsiebenundvierzig Kommentare dazu und der Link wurde schon Dutzende Male bei Facebook geteilt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Medien das spitzkriegen werden.«
Richter räusperte sich und sah Sascha kopfschüttelnd an. Dann schob er ihm ein Blatt Papier hinüber.
»Das ist ein Foto einer Gruppe von nackten Menschen in Wanderschuhen und Sie sind mitten drin. Was ist Ihnen denn da nur eingefallen?«
Sascha sah betreten auf den ausgedruckten Screenshot.
Aber er wollte sich nicht geschlagen geben.
»Das war eine rein private Wanderung. Ich kann nichts dafür, dass wir ausgerechnet bei meiner ersten Wanderung mit dieser Gruppe auf einen Toten stoßen. Ich habe überlegt, ob ich mich überhaupt zu erkennen geben soll, aber nichts zu tun wäre ja auch nicht in Ordnung gewesen.«
Sascha sah hilfesuchend in die Runde, aber keiner sprang ihm zur Seite.
Richter ließ seine Hand auf die Tischplatte heruntersausen und durchbrach damit die Stille.
»Herrschaften! Ich hoffe, Sie überlegen sich genau, welche Art von Hobbys Sie pflegen, schließlich sind wir als Polizisten Vertreter der Staatsgewalt. Da muss man auch im Privatleben gewisse Dinge unterlassen. Sie, Herr Pröve, sind von der Mitarbeit an diesem Fall entbunden. Ich will, dass Sie sich komplett raushalten, verstanden? Sonst gibt es ein Disziplinarverfahren.«
Sascha sah ihn bedrückt an und nickte. Wenn er bloß nicht auch noch Melanies Fotos an die Spurensicherung gegeben hätte! Dass Richter so spießig reagieren würde, hatte er nicht erwartet. Nervös strich er sich über die Stirnglatze.
»Bei den Ermittlungen vor Ort waren Sie korrekt gekleidet?« Richter zog die Augenbraue hoch.
»Natürlich, Chef«, beeilte sich Sascha zu antworten.
Richter nickte erleichtert. »Dann schlage ich vor, dass Sandra Kruse und Leo Reisinger sich ab sofort um den Fall kümmern und gleich nach Rathmannsdorf fahren. Was gibt es noch zu berichten?«
Er wandte sich an Uwe Kröger und Kai Nolde. Die schilderten ihre Ermittlungen in der Dresdner Drogenszene. Dort hatte sich, nachdem sie im letzten Herbst einen großen Coup gelandet hatten, mittlerweile wieder ein reger Handel entwickelt.
Nur zögerlich begann Frau Kerschensteiner, Richters Sekretärin, nach den Brötchen und dem Hackepeter zu langen. Leo Reisinger packte schließlich seine Leberkäs-Semmel aus, die er jeden Montag beim Fleischer in der Seestraße kaufte. Auch Sandra bediente sich und schob den Korb mit den Brötchen zu Sascha. Aber dem war der Appetit vergangen.
»Sascha ist ein großes Schaf!«
Sandra stand in Leos Bürotür und wedelte mit ein paar Blättern Papier.
»Ich hab ein paar Infos zu diesem Stefan Schüppel gesammelt.«
Leo nickte abwesend. Er kam eben aus Saschas Büro. Der hatte erst nicht einsehen wollen, dass er für die Ermittlungen nicht tragbar war. Da er aber ohnehin noch jede Menge Urlaubstage übrig hatte, war er eingeknickt und hatte versprochen, sich für eine Woche abzumelden. Leo hätte sich lieber mit Sascha diesem Fall gewidmet, mit Sandra war immer alles komplizierter. Aber er fügte sich.
»Wir können gleich nach Rathmannsdorf rausfahren. Was hast du rausbekommen?«, fragte er.
Sandra strich sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht und begann vorzulesen:
»Stefan Schüppel, geboren 1965, ist Forschungsleiter der ›Waldgold GmbH‹, die bereits in dritter Generation einen Kräuterlikör sowie verschiedene Körperpflegemittel aus heimischen Waldkräutern und Kräuteressenzen produziert. Die Produkte werden im Bad Schandauer Ortsteil Rathmannsdorf hergestellt, die Firma liegt in der gleichen Straße wie das Wohnhaus. Habt ihr sie gesehen?«
Leo überlegte.
»Gegenüber der Villa liegt ein Areal mit ehemaligen