Tatort Kuhstall. Thea Lehmann

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Tatort Kuhstall - Thea Lehmann

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nickte und fuhr fort:

      »Stefan Schüppel hat an der Universität Dresden einen Doktortitel in Biologie erworben. Er scheint einen guten Ruf unter seinen Wissenschaftskollegen zu genießen, jedenfalls erhielt seine zweite Firma, die ›Schüppel Science GmbH‹ in Sebnitz, einige Auszeichnungen für Forschungsprojekte. Seine Eltern, Harald und Barbara Schüppel, sind 2008 kurz nacheinander verstorben. Verheiratet ist er laut Personenregister nicht.«

      Sandra sah auf.

      »Was hat Sascha nur geritten, als er sich dieser Wandergruppe angeschlossen hat?«

      »Tja, auch Polizisten sind eben nur Menschen«, murmelte Leo. Er verriet ihr nicht, dass Saschas Entscheidung auch eine Menge mit ihr zu tun hatte.

      »Geh schon mal vor! Ich komme gleich«, sagte er.

      Als Sandra zur Tür raus war, rief er Klaus Blum von der Wandergruppe an, der das Foto von Sascha veröffentlicht hatte.

      »Herr Blum, mit der Veröffentlichung dieser Fotos bringen Sie meinen Kollegen Sascha Pröve und im Grunde die gesamte Kriminalpolizei in Schwierigkeiten. Bitte nehmen Sie sie wieder raus und unterlassen Sie weitere Posts dazu. Das ist nicht hilfreich für unsere Ermittlungen.«

      Klaus Blum sah das anders.

      »Sachsen ist ein freies Land und wir dürfen veröffentlichen, was wir für gut und richtig halten. Diese Geschichte ist die perfekte Werbung für unsere Wanderbewegung. Wenn Sascha deshalb ein Problem bekommt, tut es mir leid, aber der Zweck heiligt die Mittel.«

      »So gehen Sie also mit neuen Wanderfreunden um?«, fragte Leo ärgerlich.

      »Sascha war auch nicht gerade zimperlich. Er hätte sich ja nicht gleich an Melanie ranmachen müssen«, kam es erbost zurück.

      Daher wehte also der Wind! Leo ahnte, dass er, genau wie Sascha, sehr vorsichtig sein musste.

      »Herr Blum, von den persönlichen Verwicklungen habe ich keine Ahnung. Das müssen Sie mit Herrn Pröve selbst klären. Mir geht es nur um einen sachlichen und zurückhaltenden Umgang mit dem Todesfall.«

      »Blödsinn! Sie wollen mir den Mund verbieten!«, schallte es aus dem Telefon. »Das ist Zensur! Damit kenne ich mich aus, ich bin lange genug DDR-Bürger gewesen! Wo kommen Sie denn überhaupt her?«

      Leo seufzte und schloss die Augen.

      »Ist gut, Herr Blum. Machen Sie, was Sie für richtig halten. Ich will Sie weder zensieren noch überreden, ich habe nur an Ihre Vernunft appelliert. Natürlich ist das hier ein freies Land und Sie dürfen im Rahmen der Gesetze veröffentlichen, was Sie für richtig halten.«

      »Ach, jetzt geben Sie zu, dass Sie versuchen, mir mit der Staatsmacht zu drohen?«

      Jetzt wurde es Leo aber doch zu bunt.

      »Ich habe nicht gedroht, Herr Blum, und Sie sollten wissen, dass dieses Gespräch aufgezeichnet wird. Ich kann also belegen, dass Sie gerade versuchen, mir das Wort im Mund umzudrehen. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag!«

      Er knallte den Hörer auf den Tisch und trat wütend gegen seinen Schreibtisch. Zu der Notlüge mit der Telefonaufzeichnung hatte er noch nicht oft greifen müssen.

      Sandra bestand darauf, den Wagen zu fahren. Sie hatte gerade ein Fahrtraining hinter sich gebracht und hoffte nun bei jeder Dienstfahrt, in eine Verfolgungsjagd verwickelt zu werden. Dass Leo eine ärgerliche Schnute zog, bemerkte sie sehr wohl. Sie versuchte, sich ihre Freude darüber nicht ansehen zu lassen. Es wurde Zeit, dass er sie als gleichberechtigte Kollegin akzeptierte.

      Während sie den Wagen Richtung Autobahn lenkte, rief er in der Pathologie an und fragte, ob Dr. Gräber schon etwas zur Leiche sagen könne. Auf seinem Schoß lagen die von Sandra ausgedruckten Blätter mit den ersten Informationen zu Stefan Schüppel.

      Als er sich verabschiedet hatte, sagte er zu Sandra: »Herr Dr. Gräber ist erst mittags wieder im Hause und frühestens gegen siebzehn Uhr mit der Obduktion fertig. Den Bericht schickt er uns morgen früh.«

      Sandra drehte die Klimaanlage um zwei Grad herunter. Der Himmel leuchtete in allerschönstem Blau und es versprach, ein warmer Junitag zu werden. Bis zur Autobahnauffahrt herrschte Schweigen.

      »Und, wie läuft es so mit Veronika und dir, wo ihr jetzt erstmals zusammenwohnt?«

      Sandra war mehr als neugierig, wie dieses Beziehungsexperiment ihres bayerischen Kollegen funktionierte.

      »Eigentlich ganz gut«, antwortete Leo und zögerte, bevor er weitersprach. Sandra wusste, dass er nicht gern über Privates redete, also ließ sie ihm Zeit.

      »Ich verstehe nur nicht, wieso sie Möbel kaufen und meine Wohnung umräumen muss, wenn sie doch nur für drei Monate bei mir wohnen will. Wenn ich zurück nach Bayern gehe und wir dort zusammenziehen, kann sie alles nach ihrem Geschmack einrichten, aber hier in Dresden, das ist mein Revier, finde ich.«

      Sandra nickte verständnisvoll: »Ihr werdet das schon hinbekommen. Wenn Veronika Lust hat, sich mit mir auf einen Kaffee zu treffen, jederzeit gern. Ich verspreche dir auch, dass wir nicht über dich lästern werden.«

      Sie grinste Leo von der Seite an. Aber der fand das nicht so lustig und zog die Stirn in Falten.

      »Ich werde es ihr ausrichten.«

      Herrje, war der Mann kompliziert! Sie musste ein anderes Thema finden.

      Sandra verließ die Autobahn bei Pirna und bog auf die Bundesstraße entlang der Elbe ein.

      Sie wollte Veronika unbedingt näher kennenlernen. Leos Freundin war in Beziehungen offensichtlich das genaue Gegenteil von ihr. Sie hielt an Leo fest, als ob er der einzige verfügbare Mann auf der Welt wäre, während sie selbst sich neu orientierte, sobald Probleme auftauchten. Das war nicht immer die beste Methode, vor allem, wenn man, wie sie, auf die Mitte Dreißig zuging und in einem sicheren Hafen landen wollte. Sie würde Veronika ein Loch in den Bauch fragen, um zu verstehen, wie sie das hinbekam.

      Sie ließen Königstein hinter sich und überquerten kurz darauf auf der Bad Schandauer Brücke die Elbe, die sich graugrün und träge in ihrem breiten Bett voranschob.

      Stefan Schüppels Villa lag jetzt am frühen Nachmittag in der prallen Sonne und leuchtete hellgrün gegen die Felswand im Hintergrund. Sandra hielt auf derselben Stelle neben dem Haus wie gestern Sascha.

      Leo stieg aus und versuchte erneut sein Glück mit der Klingel am Gartentor.

      Während sie warteten, fielen Sandra die vielen verschiedenen Wedel im Garten auf: »Guck mal, das sieht ja aus wie eine Zuchtstation für Farne!« Wie auf einem Kartoffelacker waren die Pflanzen in langen Reihen gesetzt, nur dass jede Reihe einen anderen Grünton zeigte. Stefan Schüppel hatte offenbar eine Schwäche für diese Pflanze gehabt.

      Noch immer regte sich nichts in der Villa. Stattdessen bog ein Kleinwagen in flottem Tempo in die Auffahrt und hielt neben ihrem Auto. Eine etwa fünfzigjährige Frau in einem wild gemusterten Kleid und einer kurzen grünen Jacke stieg aus und kam, mit zwei Einkaufskörben bepackt, auf sie zu.

      »Guten Tag«, rief ihr Leo entgegen. »Sind Sie Frau Schüppel?«

      Als Sandra die Augen verdrehte, fiel ihm ein, dass er ja gerade gelesen hatte,

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