Gamer. Группа авторов

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Gamer - Группа авторов

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Er hörte gar nicht zu, schaute auf das Display seines Smartphones, während er sich die Jacke auszog. Akrobatisch, um nicht den Sichtkontakt zum Bildschirm zu verlieren.

      Butterfly seufzte. »Hast dir jetzt auch diesen Scheiß besorgt?«

      José löste seinen Blick von dem Gerät in seiner Hand und schaute sie unter seinem blondierten Schopf kritisch an. »Was?«

      »Bist du jetzt auch so ein Spinner geworden?«, antwortete sie und deutete auf sein Phone.

      »Ach so. Ja, haben jetzt alle. Ist aber scheiße, werd’s wieder löschen. Davon kackt mein altes Teil immer ab. Obwohl ich mir geile Zugänge besorgt hab.«

      Butterfly nickte. »Will ich hier auch nich sehen. Du sollst kochen, sonst nix.«

      José runzelte die Stirn. »Machst du jetzt auf Boss, oder was? Was is’n mit Danny?«

      »Tot. War kein Witz.«

      José schluckte. »Echt? Puh. Das ist schräg.«

      »Schräg?«

      »Ja, erst gestern sind zwei Leute in meinem Block draufgegangen.«

      »Und?«

      »Beim Surfen. Echt unheimlich. Die Kontaktnetze hingen ihnen noch am Schädel. Hirn gegrillt.«

      »Und du hast das gesehen, oder hat dir das einer von deinen schlauen Freunden erzählt?«

      Er beugte sich näher zu Butterfly. »Die hatten sich richtig krasse TLDs besorgt. .hk und .tw. Da gibt’s eine Menge zu holen. Nicht nur so zerfledderte Fragmente wie auf .de und so.«

      »Du spinnst.«

      »Ey, was weißt du denn schon? Kennst du dich aus? Wohl nicht, oder?«

      Butterfly hielt ihm den ausgestreckten Mittelfinger ins Gesicht.

      »Schon gut. Ey, sag mal – was is’n jetzt? Ich mein, wenn Danny tot ist? Wie geht das hier weiter?«

      »Ich übernehm den Laden.«

      »Ach du Scheiße.«

      Level 2

      Der Krieger trifft auf ein Tor, davor eine steinerne Brücke, grün von Moos. Das Tor wirkt winzig in der endlos hohen Mauer, deren grauer Fels irgendwo in den Wolken den Himmel durchbricht.

      Das Fell der Wölfe dampft, sie keuchen und legen sich ins Laub, während der Krieger nur kurz verharrt, die Brücke und den Eingang in Augenschein nimmt und dann mit weiten Schritten im Dämmerlicht dahinter verschwindet. Als er den Torbogen durchschreitet, blitzen die Klingen der Schwerter auf, die er aus ihren Scheiden zieht.

      Am Abend kamen die ersten Gläubiger. Eher so Mafiatypen, Schutzgeld kassieren. Sie waren zu zweit, ein bulliger Riese, sah aus wie ein russischer Boxer. Der andere war klein, trug einen Anzug, nach hinten gegeltes Haar. Einen fiesen Ausdruck in den Augen. José hatte sich nicht blicken lassen, seit sie mit Putzen angefangen hatte. Die Küche sah aus wie Sau, er war weg. Wahrscheinlich für immer.

      »Wo ist Danny?«, fragte der Kleinere, während der andere sich hinter ihm in Position brachte. Wohl die Frage des Tages. Butterfly zuckte mit den Schultern.

      »Hey Kleine, wo dein Boss ist, will ich wissen.«

      Wo kamen diese Typen her? Was hatten sie mit Danny zu schaffen? Damit es mit dem Laden weiter gehen konnte, musste Butterfly sie loswerden. Irgendwie. Stoisch wischte sie weiter. Immer die gleiche Stelle. Ihre Hände zitterten schon wieder, sie umklammerte den Stiel des Wischmops, als hinge sie daran über einem Abgrund. Was wollten die? Schutzgeld? Butterfly wusste nicht, ob Danny welches zahlen musste. Aber sie wusste vieles nicht. Eigentlich hatte sie gar keine Ahnung, wie sie den Laden führen sollte, sie konnte nur Geld aus der Kasse greifen. Zum Lernen blieb ihr nur leider keine Zeit. Ein schmerzhafter Klumpen bildete sich in ihrem Magen, als der Kerl von hinten an sie herantrat. Eine Wolke von Zigarettenqualm und zu viel Moschus umgab ihn. Grob griff er in ihr Haar, riss es nach hinten. Ihre Augen wurden vom grellen Deckenlicht geblendet. Sie kreischte auf, versuchte, von ihm wegzukommen, doch er hielt ihren Kopf fest. Noch mehr Schmerzen. »Hör auf!«, rief sie. »Was wollt ihr? Danny ist nicht da.« Das war jetzt ihr Laden. Diese Arschlöcher würden ihn ihr nicht sofort wieder wegnehmen.

      »Und wieso waren heute die Bullen hier? Verkauf mich nicht für blöd. Ihr Schlampen wisst doch immer am besten Bescheid, habt eure neugierigen Ohren überall.«

      Butterfly überlegte, ob sie den Kerl schon mal gesehen hatte, konnte sich aber nicht erinnern.

      »Na los, jetzt red schon.« Grob fasste er an ihre linke Brust, sein Mund war nun ganz dicht an ihrem Ohr. »Oder muss ich dafür netter zu dir sein?« Seine Zungenspitze berührte ihr Ohrläppchen. Butterfly zuckte zusammen. Bilder zuckten durch ihren Verstand, löschten alle Überlegungen aus. Übelkeit breitete sich in ihr aus. Mit voller Kraft stieß sie den Wischmop nach hinten. Nie wieder würde jemand sie so anfassen Der Kerl gab ein überraschtes Stöhnen von sich, als ihn der Stiel voll erwischte. Er lockerte den Griff in ihren Haaren, zog die Hand dann ganz weg und klappte zusammen. Er riss ein paar Haarsträhnen mit sich, Tränen schossen Butterfly in die Augen. Sie ließ den Mop fallen, stürmte am Tresen vorbei in die Küche. Hämmerte die Tür zu und legte den metallenen Riegel um. Durch das Fenster in der Tür konnte sie das dümmliche Gesicht des Muskelbergs sehen, das rot anlief. Er donnerte gegen die Tür, konnte aber nichts ausrichten. Butterfly rannte durch die Küche, riss Pfannen und Töpfe zu Boden. Griff instinktiv ihre Jacke mit Schlüsseln und Taser drin, zur Hintertür hinaus, nur weg.

      Im Hof, nach rechts. An Müllcontainern vorbei, in die Nebenstraße. Sie rutschte aus, ruinierte ihre Strumpfhose am linken Knie. Dann hörte sie schon Schritte hinter sich. Wie schnell war denn dieser Kerl? Der Muskelberg raste um die Ecke, ihr schien es, als materialisiere er aus dem Nichts. Dem würde sie nicht entkommen. Entmutigt rannte sie noch einige Schritte, dann packte er sie und riss sie von den Füßen. Trug sie zurück nach drinnen.

      Der Kerl im Anzug lehnte an einem der Tische. »Da ist sie ja wieder.« Ein schiefes, kaltes Grinsen. »Nun, wenn Danny nicht da ist, nehmen wir sie eben als Pfand mit. Ganz einfach.« Er trat auf sie zu, während der andere ihr die Hände hinter dem Rücken zusammendrückte. »Vielleicht kannst du dich ja in der Zwischenzeit nützlich machen.« Er presste sich an sie, rieb mit seiner Hand über ihren Schritt. Butterfly wurde wieder übel. Der Schmerz von damals, die Erinnerungen, die sie in ein dunkles Loch tief in ihrem Inneren vergraben hatte, brachen wieder hervor. Ihr Körper wurde hart wie Stein, sie konnte sich nicht rühren. Bitte nicht. Bitte nicht.

      Sie musste die Tränen zurückhalten, presste die Lippen aufeinander. Der Riese zog sie zum Vordereingang. In diesem Moment flog die Tür auf, José kam hereingestürmt. »Hey Butterfly, immer noch hier? Hab noch was …« Weiter kam er nicht. Er verstummte, als er vom Display seines Telefons aufblickte und in das Gesicht des Riesen starrte. »Scheiße«, rief er noch, dann drehte er sich um und sprang zur Tür zurück. Der Muskelmann war irritiert, Butterfly spürte, wie sich sein Griff lockerte. Er wusste offenbar nicht, ob er sie weiter festhalten oder den unerwarteten Zeugen verfolgen sollte. Ein Schauer überlief sie, löste ihre Erstarrung. Sie trat nach hinten, traf mit dem Absatz sein Schienbein. Trat nochmal und nochmal zu, bis seine Hände sich ganz gelöst hatten. Dann stürzte sie vorwärts, folgte José in die Nacht. Dann bestand alles nur noch aus vorbeirasenden Lichtern, dem Brennen in ihrer Lunge und dem Knoten der Angst in ihrem Bauch.

      Keuchend

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