Gamer. Группа авторов

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gamer - Группа авторов страница 8

Gamer - Группа авторов

Скачать книгу

nicht weiter gefolgt waren. Sie hustete. Über ihr hing eine zerlumpte China-Laterne, der Geruch von gebratenem Hühnchen fettig in der Luft. Wie Pixel umschwirrten Mücken den Lampenschirm.

      Butterfly weinte, ihre Tränen zeichneten schwarze Spuren aus Kajal auf die Wangen. Sie fror, steckte die Hände in die Taschen. Stieß auf etwas Knisterndes, zog den verpackten Glückskeks hervor, den sie am Morgen aus dem Kaffeeautomaten bekommen hatte. Sie wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht, schwarze Spuren blieben an der Regenjacke kleben.

      Ihr Magen knurrte. Sie hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen. Ungeduldig riss sie die Verpackung auf und zerbrach den Keks. Sie stopfte die nach nichts schmeckenden Hälften in den Mund. Zurück blieb der kleine Zettel aus dem Inneren des Kekses. Na, du kleiner Bastard, was willst du mir über meine Zukunft sagen? Sie rollte ihn auseinander und las.

      Nun ist es an DIR, lieber Leser, zu entscheiden – welche Nachricht findet Butterfly in ihrem Glückskeks?

      »Folge dem Weg der Ratte« – dann lies beim gleichnamigen Abschnitt weiter.

      »Betritt den Pfad des Schafs« – gehe zum Abschnitt mit diesem Titel.

      Der Weg der Ratte

      Level 3

      Ein Labyrinth aus Dächern und Balken. Treppen aus Holz und Stein führen auf zugige Türme und in feuchte Keller. Knöcheltiefer Schlamm wechselt sich ab mit edlen Teppichen, die jeden Schritt verschlucken.

      Überall in den Schatten und Winkeln scheinen Augen zu starren, dem Krieger mit Blicken zu folgen. Seine Miene bleibt unbewegt, seine Klingen teilen Vorhänge oder brechen Holzstützen, um ihm einen Weg zu bahnen. Tiefer hinein ins Dunkel, zum Herzen der Stadt.

      Das einzige Licht in der winzigen Wohnung ging von dem Bildschirm aus, auf dem flackernde Videofragmente tanzten. Zed schlief im Sessel davor, leere Sniff-Packungen und Getränkedosen lagen herum. Butterfly nahm sich einen Augenblick, sah ihn an. Ein Bluterguss an ihrer Schulter pulsierte schmerzhaft, als wolle er sie daran erinnern, was Zed ihr angetan hatte. Ihr antat, immer wieder. Warum sie nicht längst gegangen war, konnte sie sich selbst nicht erklären. Doch ihre lähmende Angst war fort, sie hatte sie auf der Flucht vor den Geldeintreibern verloren.

      Schnell packte sie ein paar Sachen in ihren Rucksack, riss die türkisfarbene Abdeckplatte von der Küchenwand und holte das Geld aus dem Versteck. Eilig stopfte sie es in eine Seitentasche, als sich eine Hand um ihre Schulter schloss. »Was soll das denn werden?« Zed starrte sie an, blickte zu der Öffnung in der Küchenwand, dann wieder zu ihr.

      Sie wich ihm aus, packte weiter.

      »Ich rede mit dir!« Er wurde laut. Gleich würde es losgehen. Butterfly nahm einen Pullover von der Sessellehne, packte ihn ein, zog den Reißverschluss zu und wandte sich zum Gehen. Zed holte aus und schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht. Weiße Sterne tanzten vor ihren Augen. Sie biss sich auf die Lippe, bis sie Blut schmeckte. Dann griff sie in die Jackentasche, holte den Taser hervor, drückte ihn dem wutschnaubenden Zed vor den Bauch und drückte ab. Er gurgelte, taumelte unkontrolliert zurück und sackte stöhnend in sich zusammen.

      Ohne einen Blick zurück verließ Butterfly die Wohnung. Sie bemerkte nicht, wie sich mehrere Männer von der anderen Treppe aus näherten. Männer, die Zed suchten.

      Level 4

      Ein Teich unter steinernem Himmel, Moos leuchtet, das Wasser tanzt. Seerosen blühen in zahllosen Farben. Acht Brücken, die hinüberführen, auf die Insel im Inneren. Darauf, leuchtend, wirbelnd und zu schön, um direkt hineinzusehen – das Herz der Stadt. Sein Pulsieren so grausam, ehrfurchtgebietend, alles unterwerfend, aber auch warm, empfangend, wie der Schoß einer Mutter.

      Zum ersten Mal zögert der Krieger, bevor sein Schritt wieder an Entschluss gewinnt und ihn hinüberträgt, über eine der Brücken und hinein ins rot lodernde Herz.

      Ständig musste sie fliehen, nirgends konnte sie länger als ein paar Tage Unterschlupf finden. Sicher, sie hätte das Terminal abschalten können oder es ganz loswerden. Teure Tarnsoftware besorgen, um ungesehen im Internet unterwegs zu sein. Aber zu nichts davon war sie in der Lage. Das billige Gerät, für das sie auf dem Schwarzmarkt den Großteil ihres Geldes ausgegeben hatte, war träge und auffällig. Trotzdem brauchte sie es – es war das, was ihr einen Weg hier raus ebnen konnte. Sie tat es für die kleine Future, die in ihrem Bauch heranwuchs. Butterfly hatte das System verstanden. Das System, mit dem die meisten der Sucher ins Internet gingen, wurde überwacht. Und wenn tatsächlich jemand etwas Bemerkenswertes fand, kamen sie und holten es sich. Meist überlebten die Sucher dieses Treffen nicht. Deshalb musste sie flink sein, kleine Funde sofort zu Geld machen, ständig unterwegs sein. Flucht in ihr neues Leben. Im Moment bestand es nur aus Bahnstationen, Plastikschalensitzen und Essen aus Automaten. Genaugenommen war sie obdachlos, aber sie hatte ein Ziel. Einen Ort zu finden, an dem sie ihre Tochter zur Welt bringen konnte. An dem die kleine Future aufwachsen und gedeihen konnte. An dem sie es besser hätte als ihre Mutter. Eine Hoffnung, so alt wie die Menschheit. Ein paar Monate hatte sie noch Zeit. Diese Zeit galt es zu nutzen. Schnell loggte sie sich wieder ein.

      E N D E

      Der Pfad des Schafs

      Level 3

      Ein Labyrinth aus Dächern und Balken. Treppen aus Holz und Stein führen auf zugige Türme und in feuchte Keller. Knöcheltiefer Schlamm wechselt sich ab mit edlen Teppichen, die jeden Schritt verschlucken.

      Der Krieger stolpert zum ersten Mal, verfängt sich in dornigem Gestrüpp. Bedrohliches Knurren aus den Schatten, dann hat er sich befreit, wirbelt die Klingen, verjagt die Dämonen und schreitet voran. Tiefer hinein ins Dunkel, zum Herzen der Stadt.

      Das einzige Licht in der winzigen Wohnung ging von dem Bildschirm aus, auf dem flackernde Videofragmente tanzten. In der Fensterscheibe spiegelten sich die Umrisse von mehreren Männern. Butterfly wich zurück, als sie die Schläger im Wohnzimmer erblickte. Doch zu spät, einer hatte sie bemerkt, griff sie am Arm und zerrte sie hinein.

      Auf dem Boden lag Zed, im fast dunklen Raum kaum zu erkennen, sein Gesicht erschien grau im Licht des Screens. Alles wirkte uralt, dunkle Flecken bedeckten Zeds Gesicht an den falschen Stellen. Jemand schaltete eine Lampe an, die Flecken färbten sich rot, alles gewann an Farbe. Zed zitterte, seine Augen flackerten unruhig. Butterfly konnte die Pisse riechen, die seine Hose durchnässte. Sie selbst spürte kaum Angst, sie war wie betäubt. Ihr Blick huschte zum Versteck in der Küche – niemand hatte es bislang entdeckt.

      Zwei der Männer schrien auf Zed ein, nannten irgendwelche Geldbeträge, schlugen ihn. Kraftlos hob er die Arme, versuchte, die Angriffe abzuwehren. Immer wieder fiel sein Kopf von einer Seite zu anderen. Der Kerl, der Butterfly mit eisernem Griff festhielt, fing jetzt an, an ihr rumzufummeln, während er mit breitem Grinsen die Prügelei anstarrte. Der war sicher auf Sniff. Zed hoffentlich auch, das würde zumindest seine Schmerzen lindern.

      Es ging immer weiter, sie ließen nicht von ihm ab. Mit der Faust ins Gesicht, dass Blut aus der Nase schoss, mit den Füßen in den Bauch. Bis Butterfly es nicht mehr aushielt.

      »Hört auf!«, schrie sie. Tu es nicht, flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf. Doch Butterfly riss sich von dem Kerl los, der sie betatschte, und ging in die Küche. Tränen strömten jetzt unkontrolliert über ihr Gesicht. Sie zerrte an der Wandverkleidung, brach sie ab. Zwei Finger bluteten, als sie das Geld aus dem Fach zog und es den Schlägern vor die Füße warf. »Nehmt das und dann verpisst euch!« Schrie sie. Halb vor Zorn, halb vor Fassungslosigkeit über das, was sie gerade getan hatte.

Скачать книгу