Gamer. Группа авторов

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seiner Jacke verschwinden. Dann nickte er dem anderen kurz zu, musterte Butterfly noch einmal mit einem abschätzigen Blick. Endlich setzten sie sich in Bewegung und verließen die Wohnung.

      Butterfly hockte sich neben Zed und weinte, boxte ihn, sprang auf, suchte Verbandszeug, nahm sein Terminal und warf es aus dem Fenster, verband ihn, weinte wieder, bis sie schließlich entkräftet auf dem Teppich neben ihm einschlief.

      Level 4

      Ein Teich unter steinernem Himmel, Moos leuchtet, das Wasser liegt still da. Acht Brücken, die hinüberführen, auf die Insel im Inneren. Einige zerfallen. Auf der Insel ein Wald, schlanke Stämme, dicht an dicht, die Äste eng miteinander verschlungen. Blasses Licht dringt aus dem Inneren des Waldes, kühl und starr.

      Der Krieger zögert, bevor er vorsichtig die Brücke vor sich überquert. Steinbrocken fallen heraus und versinken im Wasser. Der Wald zeichnet verwirrende Muster mit seinen Schatten auf den Boden. Der Krieger lässt die Klingen wieder an ihren Platz auf seinem Rücken gleiten und tritt zwischen die Bäume, dem Licht entgegen.

      Die Trennung von Zed fiel ihr plötzlich nicht mehr schwer. Ein paar Sachen packen und dann los. Die Angst, dass er sie suchen, finden und zurückschleppen würde, war weg. Eine neue, noch kleinere Wohnung, ein neues Versteck hinter den Küchenfliesen.

      Mit den Suchern, die ihr Glück in den Trümmern des alten Netzes suchten, wollte sie nichts mehr zu tun haben. Immer mehr von ihnen starben dabei. Danny war nur einer von vielen gewesen. Schnell hatten sich Banden gebildet, die ein Überwachungsnetz eingerichtet hatten. Hacker, die aufspürten, wenn jemandem tatsächlich einmal etwas Wertvolles in die Hände fiel. Und Schläger, die es ihm schnell wieder abnahmen. Doch Butterfly kannte all das nur noch vom Hörensagen. Sie hielt den Kopf unten, suchte sich einen neuen Job und trainierte ihre Geduld. Niemand würde sie mehr schlagen, das hatte sie sich geschworen. Sie fügte sich in ihren Platz in der Welt, wartete ab und sparte eisern. Die kleine Future sollte es einmal besser haben als ihre Mutter. Dafür kämpfte sie, und dieser Kampf ging leise vonstatten. Schritt für Schritt.

      E N D E

      Friedensleere

      Jan-Tobias Kitzel

      Frank unterdrückte ein Gähnen und streckte sich. Die Metallstreben des Stuhls drückten in seine Seite. Klar, warum sollte er auch eine bequeme Sitzmöglichkeit gestellt bekommen? Schließlich wurde von ihm erwartet, die meiste Zeit die Gänge entlangzustreifen. Fürs Sitzen wurde er nicht bezahlt.

      Eine Wartungsdrohne flog wenige Zentimeter über Franks Kopf hinweg und verschwand im Halbdunkel der riesigen Lagerhalle. Das elektrische Surren tausender Drohnen war neben dem beständigen Trommelfeuer des Regens auf dem Metalldach das einzige Geräusch, das Franks Nachtwache begleitete. Er nahm die Füße vom abgewetzten Tisch und legte stattdessen das zerfledderte Taschenbuch dort ab. Wie gerne hätte er sich eine neue Folge »Paradise 24« reingezogen. Aber die Überwachungstechnik bekam mit, wenn er in die VR ging. Für altmodische Bücher auf Papier hingegen war sie blind. Frank rieb sich schmunzelnd den schmerzenden Rücken. Dieser Job machte ihn zu einem der wenigen Menschen auf Erden, der noch Bücher auf echtem Papier las.

      Langsam stand er auf, nahm noch einen Schluck Kaffee aus seinem Thermobecher, stellte ihn wieder auf den Tisch zu unzähligen Kaffeeflecken, die aus dem uralten Möbel ein modernes Kunstwerk machten. Dann zog er die Taschenlampe aus dem Gürtel und ging langsam den Hauptgang der Lagerhalle entlang. Zwei Putzdrohnen saugten fast lautlos Staub von einer der Aufbewahrungseinheiten. Ohne ihre emsige Arbeit wäre hier alles voller Dreck gewesen.

      Er wusste noch, wie es hier vor dem Gesetz ausgesehen hatte, bevor die Regierung so gut wie jedes freie Depot für ihre Zwecke übernommen hatte. Er war schon früher Wachmann in dieser Einrichtung gewesen. Eine schöne Zeit. Die ganze Schicht über hatte er seine Serien in der VR erleben können. Für die hier damals gelagerten Trockennahrungsmittel in riesigen Kanistern hatte sich kaum einer interessiert. Ab und zu mal ein paar Lausbuben, die einen auf Mutprobe machen wollten. Und einmal am Tag Lieferung und Abholung. Das war es schon gewesen. Aber jetzt war richtig Betrieb! Frank schnaufte wehmütig und lief den Gang weiter herunter.

      Der Strahl der Taschenlampe fiel auf die Aufbewahrungseinheiten. Ihre heruntergedimmten Displays waren die einzigen Lichtquellen und ließen das Lagerhaus wirken, als ob sich tausende Glühwürmer ordentlich in Reih und Glied niedergelassen hätten. Am Anfang – kurz nach dem Gesetz – hatte sich Frank noch geschworen, seine Arbeit hier bald zu beenden. Er hatte sie nicht mehr gemocht. Die Ruhe war weg gewesen. Die neuen Herren hatten ständiges Patrouillieren gewünscht. Dabei machten die Drohnen ihre Sache so gut – wenn Frank einmal im Monat einen Techniker rufen musste, war das schon viel. Die Perimeterdrohnen hielten außerdem alle Neugierigen fern. Nur die Lieferungen kamen viel häufiger als früher. Jeden Tag mindestens drei, manchmal bis zu zehn. Das Gesetz funktionierte gut. Aber selbst dafür wurde er nicht benötigt, die Anlieferung erfolgte vollautomatisch, die Drohnen übernahmen alle Arbeiten. Es war sterbenslangweilig.

      Dann hatte er herausgefunden, wo die neu installierte Überwachungstechnik ihre Lücken hatte. Sie konnte zwar feststellen, wenn er nicht regelmäßig seinen Rundgang machte. Aber nicht, was er dazwischen tat, solange keine Technik im Spiel war. Also hatte er sich eine altertümliche Leselampe auf dem Flohmarkt besorgt, die man sich mit einem Band vor die Stirn binden konnte. Eigentlich war sie wohl mal unter Tage im Einsatz gewesen. Aber ihr früherer Besitzer hatte wohl nichts dagegen, dass ihr Schein mittlerweile auf Reihen von Wörtern fiel. Er hatte mit billigen Groschenromanen begonnen, die es auf den Flohmärkten kiloweise gab. Doch seit einigen Monaten war er, was Papierbücher anging, zum Feinschmecker geworden. Derzeit las er »Die Straße«, eine gut hundert Jahre alte Endzeitgeschichte, die damals einige Preise abgeräumt hatte. Gutes Buch, für seinen Geschmack fast etwas zu düster. Da lebte er doch lieber im Hier und Jetzt, wo alles seine Ordnung hatte. Insbesondere nach dem Gesetz.

      Frank beobachtete eine Reinigungsdrohne, die in stoischer Ruhe eine Aufbewahrungseinheit wienerte. Im Schein seiner Taschenlampe konnte sich Frank darin spiegeln sehen. Tausende der Einheiten stapelten sich neben- und übereinander in der Lagerhalle mit den Ausmaßen eines Flugplatzes. Man konnte sich hier drin sehr klein vorkommen. Frank ging weiter. Seine Schritte hallten durch die Leere.

      Toldo duckte sich in den Busch. Blätter kratzten auf seinen Wangen, ein aufgeschrecktes Insekt schwirrte davon. Der Duft nach Moos und Erde lag in der Frühlingsluft. Tobias sog sie ein, füllte seine Lungen. So sollte ein Mann sich fühlen. Lebendig. Bereit, sein Schicksal anzunehmen. Der Sommer war gut zu ihnen gewesen. Die Bäuche stets gefüllt, die Jäger hatten reiche Beute gemacht. Und nun war es an ihm, eine Trophäe nach Hause zu bringen, die dem Häuptling gefallen würde. Die ihm zeigte, dass aus Toldo in den letzten Monaten ein echter Mann geworden war. Einer, der es wert war, die Häuptlingstochter zur Frau zu nehmen. Allein der Gedanke an Sira genügte, um ihn mit einem Gefühl des Glücks zu erfüllen.

      Toldo verharrte im Busch. Die Lichtung lag vor ihm. Er hatte sie in den letzten Tagen ausgekundschaftet. Eine Quelle entsprang an einem großen Stein mitten auf der Fläche und breitete sich als schmaler Fluss in Richtung der Ebenen aus. Die Koljaks kamen jeden Mittag her, kurz bevor die Sonne ihren höchsten Punkt erreichte und die Luft in flüssiges Feuer verwandelte. Sie tranken sich ihre drei Mägen voll, bevor sie sich in den kühlen Schatten des Waldes verkrochen, um die nächsten Stunden in der Dämmerung ihrer Träume zu verbringen.

      Toldo merkte, wie die Nackenmuskeln ob der Hocke zu krampfen begannen. Er ignorierte es ebenso wie das wachsende Gewicht des Speers in seiner Hand. So, wie die Alten es ihm gezeigt hatten in den Jahren der Jagd. Die Sinne nur auf das Ziel, der Körper weit weg. Er war nur eine Waffe aus Fleisch

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