360° um die Welt. Wolfgang Machreich
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Steinreich arm
Kirgistan ist ein wundervolles Land mit wundervollen Menschen und riesigen Vorkommen an Gold, seltenen Erden und exklusiven Mineralien. Beispielsweise der Nevadait: Das Mineral bildet hellgrüne bis türkisfarbende Kügelchen und ist nur an zwei Orten weltweit zu finden: Im US-Bundesstaat Nevada und im Kara-Chagyr-Gebirge in Kirgistan. Wobei sich der Wert nicht daran bemisst, wie häufig ein Mineral vorkomme oder nicht, sagen die Experten: „Ein Mineral kann teuer werden, wenn der Bedarf dafür da ist.“ Bestes Beispiel ist der Best- und Longseller Gold. Geologen nennen die Region rund um Kirgisistan, Usbekistan und Tadschikistan auch „Tien Shan Gold Belt“. Das Vorkommen in diesem Goldgürtel beträgt 18 Millionen Unzen und zählt zu den reichsten der Welt.
Trotz seiner Bodenschätze zählt Kirgistan zu den ärmsten Ländern der Region – ein Schicksal, das es mit vielen reichen und trotzdem oder gerade deswegen armen Ländern teilt. Ein Drittel der jungen Bevölkerung ist arbeitslos, viele verdienen ihr Geld als Gastarbeiter in Russland. Die Volkswirtschaft ist von Auslandsüberwei sungen abhängig, rund dreißig Prozent des Bruttoinlandsprodukts schicken Auslandskirgisen in die Heimat. Gleichzeitig ist Kirgistan die einzige Ex-Sowjetrepublik in Zentralasien, die den Weg Richtung Demokratie eingeschlagen hat. Das relativ tolerante Politiksystem und die offene Gesellschaft locken aber Zuflucht suchende Extremisten aus den autoritären Nachbarländern Usbekistan, Tadschikistan sowie Afghanistan ins Land. Armut und weniger Überzeugung sei der Grund, warum sich junge Kirgisen freiwillig dem Islamischen Staat anschlössen, heißt es. Laut International Crisis Group folgten 2016 rund 500 Kirgisen dem IS. Neben der Armut sehen Experten die Wurzel zur Radikalisierung im maroden Bildungssystem, das die Jugend in ein Leben ohne Perspektiven entlässt.
Nevadait
2015 führten Demonstrationen mit der Forderung nach Teilverstaatlichung der Kumtor-Goldmine zum Rücktritt der Regierung. Diese hatte es nicht geschafft, sich mit dem kanadischen Eigentümer auf den Rückkauf von Staatsanteilen zu einigen. Die auf 4000 Meter liegende Kumtor-Mine ist die zweithöchste Goldmine der Welt und die größte Goldlagerstätte Zentralasiens. Sie sorgt für rund zehn Prozent der Wirtschaftsleistung im Land. Das kirgisische Parlament kritisierte, dass zu viele Gewinne ins Ausland fließen. Von den Minenbetreibern verursachte Umweltschäden trugen zusätzlich zur aufgeheizten Stimmung bei. Die auch einem britischen Mitarbeiter zum Verhängnis wurde. Sein abschätziger Facebook-Eintrag über eine lokale Delikatesse löste einen Bergarbeiterstreik aus. Der Mann musste das Land binnen 24 Stunden verlassen. Sein Vergehen: Er hatte die traditionelle Pferdefleischwurst Tschutschuk als „Pferdepenis“ bezeichnet. Dabei hatte er noch Glück: Wegen Mangels an Beweisen entging er einer Verurteilung wegen Anstachelung zu „ethnischem Hass“ und bis zu fünf Jahren Haft – bei Wasser und Tschutschuk.
Kumtor-Mine
Republik Malediven
Berühmt, berüchtigt, beneidet für:
Das Frachtschiff „Maldive Victory“ rammte 1981 im Nord-Malé-Atoll ein Riff und sank. Besatzung und Passagiere konnten sich retten, Taucher plünderten die Fracht, vor allem Alkohol. Heute ist das Wrack ein beliebtes Ziel für Taucher.
Fläche: | 298 Quadratkilometer, ein wenig kleiner als Malta |
Einwohner: | 344.023, drei Viertel von Malta |
Zerstörungswut
Die Malediven sind ein wunderbares Land mit wunderbaren Menschen. Gleichzeitig ist die „Inselkette“, wie Malediven wörtlich übersetzt heißt, ein geteiltes Land: Urlaubsparadies zum einen, von Umstürzen, Korruption, Armut und islamischem Fundamentalismus geplagtes Eiland zum anderen. Die Parlamentswahlen im April 2019 gewann die Partei des kurz davor aus dem Exil zurückgekehrten Ex-Präsidenten Mohamed Nasheed. Bekannt wurde der Ozeanograf und Politiker für sein medienwirksames Auftreten während des Klimagipfels in Kopenhagen 2009, als er mit seiner Regierung zu einer Unterwasser-Kabinettssitzung abtauchte. Zwischenzeitlich hatte Nasheed unter der autokratischen Herrschaft von Präsident Abdulla Yameen jahrelang im Gefängnis gesessen. Yameen wurde 2018 abgewählt, wegen Geldwäsche und Unterschlagung angeklagt und verhaftet, und Nasheed kündigte an, das Land wieder in eine parlamentarische Demokratie umzuwandeln.
So weit so hoffnungsvoll, gleichzeitig ist in den vergangenen Jahren der Einfluss radikaler Islamisten stetig gewachsen. Die Touristen sind auf eigenen Inseln, in eigenen Resorts untergebracht, in denen oft Manager aus dem Westen und Gastarbeiter aus Bangladesch oder Sri Lanka arbeiten. Geduldet wird der Tourismus, weil er die wichtigste Einnahmequelle ist. Was in den Ressorts passiert, wird aber vom Klerus des Landes mit Argwohn beobachtet. Vor einigen Jahren entbrannte ein Streit über die Wellness-Bereiche der Hotels, die als Sündenpfuhl verunglimpft wurden. Zahlreiche Ressorts mussten ihre Spas vorübergehend schließen.
„Die Urlaubsidylle auf den Malediven ist eine sehr fragile“, schrieb die österreichische Tageszeitung „Die Presse“. Als Beispiel nannte die Korrespondentin die Zerstörung aller Figuren im ersten Unterwassermuseum der Malediven im Herbst 2018. Die vom Briten Jason deCaires Taylor im Coralarium des Luxusressorts Sirru Fen Fushi geschaffenen Figuren waren Hybride aus Mensch und Koralle – der Künstler wollte damit die Symbiose von Mensch und Natur zeigen. Der Staat qualifizierte die Korallenwelt als unislamisch und Gotteslästerung. Das Hotel habe trotz Aufforderung nicht reagiert, deswegen musste die Polizei einschreiten, hieß es seitens der Behörde. Man habe nicht provozieren wollen, lautete die zurückhaltende Reaktion des Hotels. Gemeinsam mit dem Künstler werde man eine Lösung finden, die auch für die Einheimischen tragbar ist.
Unterwassermuseum von Jason deCaires Taylor
Der religiösen Zerstörungswut fielen bereits unersetzliche buddhistische und hinduistische Artefakte aus dem Nationalmuseum zum Opfer. Die gesamte vorislamische Geschichte wurde vernichtet, darunter der einzige archäologische Beweis einer buddhistischen Ära auf den Malediven. Doch damit noch nicht genug, erklärte ein Oppositionssprecher in den „Maldives Independent“, es brauche generell eine Diskussion darüber, was als Götzenbild gewertet werden soll. Was ist zum Beispiel mit den Schaufensterpuppen in den Modegeschäften von Malé?
Touristen-Ressorts – ein Dorn im Auge islamischer Kleriker
Islamische Republik Pakistan
Berühmt, berüchtigt, beneidet für:
Der Karakorum Highway verbindet über 1284 Kilometer Westchina mit dem Nordwesten Pakistans. Nach zwanzig Jahren Bauzeit wurde der KKH 1978 fertiggestellt. Der höchste Punkt ist der 4693 Meter hohe Khunjerab-Pass an der Grenze.
Fläche: | 796.095 Quadratkilometer, ein wenig größer als die Türkei |
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