Leben aus dem Sein. Radhe Shyam
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Heute leben noch immer in den meisten Ländern der Welt drei und gar vier Familiengenerationen zusammen. Dies war auch im Westen bis vor fünfzig Jahren üblich. Jetzt,- im Namen des Fortschritts - haben wir mit dieser Familienstruktur gebrochen; die gesetzliche Sozialversicherung, der ausgedehnte Straßenbau, der die Mobilität fördert, das Mietsystem und billige Wohnmöglichkeiten erleichtern diesen Vorgang. Eine solche Politik ermöglicht die Beweglichkeit der Bevölkerung zugunsten der Arbeitsplätze im ganzen Lande und in der Welt. Diese Mobilität hat gewisse Vorteile, hat aber zu unserer Entwurzelung beigetragen.
Teilweise bedingt durch die Schwächung der Familienstruktur, haben die 1960er und 1970er Jahre den Zusammenbruch des einstmals akzeptierten sozialen Standards herbeigeführt. Ausschlaggebend waren darüber hinaus auch der Gebrauch von "gesellschaftsfähigen" Drogen und der beiläufige und kommerzielle Sex. Wir finden uns jetzt ohne die traditionellen Moral- und Rollenvorstellungen wieder, die unsere weit mehr erfahrenen Vorfahren verwirklichten, wir haben der Jugend gehuldigt und die Weisheit und die Erfahrung des Alters verunglimpft. Wir haben den Weg für individuelle und soziale Zügellosigkeit geöffnet, die die Grenzen der Freiheit überschreiten oder den normalen Verstand, und wir ernten eine Saat von Krankheit, Spannung und Anspannung, Missbrauch von Drogen, und Aids (als ob Gonorrhoe und Syphilis nicht Grund genug zur Vorsicht böten), die Vermarktung von Sex und Straßenkriege zwischen Verbrecherorganisationen, die die Mafia als zivilisiert erscheinen lassen. Wir dulden Grausamkeit und Ungerechtigkeit gegen unsere Mitmenschen und Nationen, die uns früher Anlass gaben, zu den Waffen zu greifen. Und obgleich wir selbst all dies in den letzten fünfzig Jahren geschaffen haben, sind wir beunruhigt und werden traurig, wenn unsere Kinder unsere kleinen geheimen Fehler nachahmen und unsere eingefleischten Gewohnheiten, die das Leben auf dieser Erde bedrohen.
Babaji erinnerte an den Rat, der in den alten Schriften gegeben wurde: "Das Gute ist eine Seite, das Angenehme die andere... Die Weisen bevorzugen das Gute, die Toren, angetrieben von der Fleischeslust, ziehen das Angenehme dem Guten vor."
In diesem Alter, in dem wir dem "Vergnügen" nachjagen und darüber den uns, der Gesellschaft und der Welt zugefügten Schaden vergessen, müssen wir uns an das Wohl und die weniger aufregenden Freuden des "Guten" erinnern. Innere Ausgeglichenheit und Selbst-Diziplin, entstanden durch Bewusstheit und Besinnung auf unsere Lebenserfahrungen, sind die Basis für eine vernünftige Wahl oder für entstehende Herausforderungen zwischen "Gutem" oder "Angenehmen". Jeder, der von Drogen oder Alkohol benebelt ist oder hypnotisiert von flüchtigen Vergnügen, ist außerstande, ausgewogene und bewusste Entscheidungen zu treffen, Fortschritte im Leben zu machen, die Fülle des Lebens zu genießen und sich zum vollsten Umfang zu entwickeln.
Babaji riet allen, zu den "Weisen zu gehen und zu lernen". Obgleich nicht jeder im Laufe der Zeit Weisheit erlangt, sind Großeltern bessere Ratgeber, was Herausforderungen und Möglichkeiten des Lebens angeht als junge beliebte Sänger, Schauspieler oder Athleten. Es gibt einen Unterschied zwischen Berühmtheit und Weisheit. Wir sollten imstande sein, beide zu genießen und zu respektieren - und zwischen ihnen zu unterscheiden, genau so wie wir zwischen "dem Guten" und dem "Angenehmen" unterscheiden müssen. Unsere Vorbilder müssen mit mehr Sorgfalt ausgewählt werden. Unsere Modelle für die Gesellschaft, die wir zu entwickeln suchen, in der wir leben oder unseren Kindern übergeben möchten, bedürfen ebenfalls sorgfältiger Auswahl. Wenn wir nicht anfangen, die Welt um uns herum mit bedachter Sorgfalt zu behandeln, werden wir nicht viel für unsere Kinder und Kindeskinder übriglassen. Wie der Häuptling Seattle beobachtete: "Er entführt die Erde ihren Kindern, und es kümmert ihn nicht."
Wir sprechen von unserer heutigen Zeit als der "modernen" Zeit. Sicherlich haben die Griechen zu Alexanders Zeiten, die Römer unter Cäsar, die Normannenkönige und Peter der Große und gewiss auch die englischen Viktorianer ihre Epoche als "modern" bezeichnet. Babaji nennt unsere Ära das "dunkle Zeitalter", das Kali Yuga. Nach seiner Sicht befindet sich die Welt in einer Zeitepoche, in der die Menschheit materiellen Dingen und flüchtigen körperlichen Vergnügungen nachjagt und darüber ihren göttlichen Ursprung, ihren Sinn für die menschliche Rasse und für ihre irdene Umgebung verliert, in der die Dunkelheit der Unwissenheit vorherrscht. Alles hängt von dem Blickwinkel ab, von dem man sein Leben betrachtet.
In einer Zeit, in der die Menschen nach "mehr" streben, größere Vergnügungen, Aufregung und Erregung suchen, übervölkern wir unseren Planeten. Wenn mehr Menschen mehr Dinge wollen, so führt das zu einem ökologischen Zusammenbruch. Wir verbrennen oder holzen jede Woche Tausende von Morgen Wald ab, pflügen Grenzland für Äcker um, betonieren Land zu, bewohnen unfruchtbares Land, verschmutzen die einst glitzernden Ströme und Flüsse und pusten Rauch und krebserregende Substanzen in die Luft. Während wir dem "besseren Leben" nachjagen, zerstören wir die Dinge, die dies ermöglichen. Die reinigenden Filter der Natur, die Erde, Luft und Wasser sind so mit Abfall und dem Gift unserer modernen Gesellschaft verstopft, dass sie ihrer nicht Herr werden. Überall erbricht die Natur unseren menschlichen Abfall.
Dieser Zustand erzeugt Spannung in uns und unserer Gesellschaft. Unsere Ökonomie wird durch eine riesige Anzahl von Manufakturwaren gespeist, von denen eine Vielzahl nur durch aufwendige Werbung und Überredungskunst an den Mann gebracht werden können. Kaufen und verbrauchen (oder wegwerfen) wir sie in großen Mengen und unterstützen wir somit den Hersteller bei seiner Produktion, werden wir gerügt, dass wir nicht genug Geld sparen, um neue Industrien für mehr Artikel aufzubauen. Verkaufen wir weniger Artikel auf unseren Heimatmärkten, geraten wir in Streit mit anderen Ländern, weil wir nicht genügend einkaufen, um unsere Ökonomie auf Hochtouren laufen zu lassen.
Während dieses Prozesses werden viele Menschen überrannt und beiseite geschoben, - jenseits des Trampelpfades der durchgehenden Herde. Hunderte von Millionen Menschen auf dieser Erde sind arbeitslos und ohne Verdienstmöglichkeiten für ein menschenwürdiges Leben. Jene, die den "schnellen und leichten Weg" gehen, fürchten und sorgen sich und halten immer - zumindest im Unterbewusstsein - nach Schwierigkeiten oder nach Attacken von außen Ausschau. Wie Häuptling Seattle es darstellte, die Menschen sehen die Erde als ihren Feind an. Viele Menschen betrachten andere Menschen grundsätzlich als Konkurrenten und sie finden das Leben "schwer".
Nicht alle Menschen tragen diese Lebensansichten mit sich herum. Für viele ist die Erde ein wundervoller Ort, um darin zu leben, zu arbeiten, zu experimentieren und zu wachsen. Es liegt an der Sichtweise eines jeden. Unser Verstand, unsere Gedanken besitzen eine große Kraft, sie formen unsere Lebenseinstellung, unseren Erfolg im Leben und unsere Beziehung zu anderen.
Könnten wir den Gedanken annehmen oder ihn als Hypothese nicht ablehnen, dass die Schöpfung eine Einheit ist, dass alles Geschaffene miteinander verbunden ist und alles einen gemeinsamen Ursprung und eine Zukunft hat, dann kann man lernen, in Harmonie mit dem Göttlichen zu leben und zu arbeiten und nach dem göttlichen Plan stark und weise werden. Wenn wir allem Geschaffenen Ehrerbietung erweisen und die Mitmenschen und alles Leben mit Liebe und Respekt behandeln und uns ihrer Fähigkeit, - uns entweder zu verletzen oder uns zu unterstützen, - bewusst sind, besteht keine Notwendigkeit mehr, in Angst oder Spannung zu leben. Wir können der Welt ohne Drogen oder Gewalt ins Auge sehen, und unseren Mitmenschen ohne Feindschaft oder offene Verteidigungspraktiken entgegentreten. Wenn, wie Babaji empfiehlt, wir mehr Interesse daran entwickeln, anderen zu dienen anstatt uns zu bereichern, können wir eine Losgelöstheit erreichen, die unser Leid und unseren Kummer im Leben auflösen. Erkennen wir, dass wir nicht ein Herrenhaus oder drei Autos in der Garage benötigen, werden wir von dem Zwang, diese Ziele zu erreichen, und von der auf uns gerichteten Eifersucht befreit, die uns entgegengebracht wird. Wir würden einen inneren Frieden, eine ständige Freude erfahren und auch eine Befreiung unserer versteckten kreativen Fähigkeiten.
Wie leben wir