Leben aus dem Sein. Radhe Shyam

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Leben aus dem Sein - Radhe Shyam

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Beispiel ihre Kinder ermutigen, offen für neue Erfahrungen zu sein, sie bewusst zu betrachten und aus ihnen und nicht nur aus ihren Schulbüchern zu lernen, und Sorgfalt und Teilnahme für andere Wesen um sie herum zu entwickeln. Wenn ein Individuum lernt, seine Familie als Teil oder Erweiterung seiner selbst anzusehen, seine Nachbarn, seine Mitmenschen, andere fühlende Wesen mit der gleichen Liebe, Sorgfalt und Ehrfurcht zu behandeln wie es selbst wünscht, behandelt zu wer­den, wird das Ego uns weniger beherrschen und weniger Forderungen stellen. Dann sind wir fähig, anderen, die der Hilfe bedürfen, mit echter Freude zu dienen. Hilfsbereitschaft bringt länger anhaltende Freude und innere Zufriedenheit als der Triumph persönlicher Siege und Erfolge in egoistisch orientierten Projekten.

      Bill Moyers und Michael Josephson, die die amerikanische Moral und das ethisches Verhalten in Bill Moyers öffentlicher Sendung "The World of Ideas" diskutieren, unterstreichen, dass die Essenz der Ethik das Eintreten für andere ist. Michael Josephson, der als Jurist Rechtsanwälten, Journalisten, Geschäftsleuten und Politikern Ethik lehrt, bemerkt: "Ich fühle mich einfach besser, wenn ich das Richtige tue. Meine Höhepunkte sind nicht, wenn ich sehr viel Geld verdiene oder einen wichtigen Fall gewonnen habe. Es sind vielmehr die Augenblicke der Zufriedenheit, nachdem ich etwas Zweckvolles erreicht und für andere Menschen etwas Nützliches getan habe." 8

      Ringen um Selbstverwirklichung und persönliches Wachstum müssen ebenfalls erfahren werden. Und das ist der Inhalt der Verheirateten der mittleren Lebensperiode. Wir wenden die Fähigkeiten an, die Ethik und die Moral, die wir als Jugendliche erfuhren. Arbeiten wir mit Bewusstheit, erringen wir Weisheit in unserem Streben und in den Prüfungen, die uns die "richtige Welt" auferlegt. Unsere Kinder lernen mehr aus unseren Handlungen und unserem Vorbild als von dem, was wir ihnen vom Leben erzählen. Trotz des großen Einflusses, den die Unterhalter, Athleten und andere ausüben, sind die Familien und die Nachbarn die ersten Vorbilder eines Kindes, und sie haben einen großen Einfluss auf die Rolle, die im Teenageralter und späteren Alter ausgeübt wird. Wir Erwachsene sind verantwortlich für die Welt, die wir geschaffen haben, und für das, was kommen wird. Erkennen und akzeptieren wir die Verantwortung, dann ist es nicht zu spät, das Gegenwärtige und die Zukunft abzuändern.

      Als ich aufwuchs, hieß eines der Bücher auf der Bestsellerliste "Das Leben beginnt mit Vierzig". In den letzten Jahrzehnten haben westliche Gesellschaften die Jugend in einem solchen Maße verehrt, dass das schönste Leben mit dreißig Jahren vorbei zu sein scheint. Dann, als wir die Dreißig erreichten, versuchten wir das jugendliche Aussehen und die Energie von Dreißig für ein oder zwei weitere Jahr­zehnte auszudehnen. Diese Anstrengung hat in den letzten Jahrzehnten -zig Milliarden Dollar in den Kassen des Westens klingeln lassen. Wenige Menschen erinnern sich an ein bekanntes Gedicht von Robert Browning. Es heißt: "Rabbi Ben Ezra" und enthält folgende Worte: "Alt werden möchte ich mit Dir. Das Beste ist doch das Letzte im Leben. Denn dafür ward alles gemacht. "

      Sicherlich hoffen die Menschen unserer Epoche darauf, dass das Beste noch kommt. Unsere Welt ist durch einige schlimme und furchterregende Zeiten gegangen und sieht noch immer schwierigen Entscheidungen und Veränderungen entgegen. Obgleich langjährig bestehende soziale Rivalitäten und Feindschaften in vielen Gebieten ab­flauen, gibt es noch Länder auf der Welt, in denen Kriege und Hass so stark sind, dass sie die ganze Erde in Flammen stürzen könnten. Ob­gleich wir erkennen, dass es nötig ist, die Erde, das Wasser und den Himmel - sogar den Weltraum mit dem uns umkreisenden Weltraummüll - zu reinigen und zu schützen, haben wir uns noch immer nicht zu weitreichenden uns zur Verfügung stehenden Schutzmaßnahmen durchringen können, die das Leben auf dieser Erde sichern. Ob­gleich wir uns in immer größerem Ausmaß bewusst werden, dass unsere Weltökonomie und unsere Gesellschaften unentwirrbar miteinander verflochten sind, erlauben wir nationalen Grenzen und Denken, unsere Politik und unser Maß an persönlichem Interesse in und für andere zu beeinflussen. Obgleich unsere Gesellschaften und Regierungen wach­senden Anteil für das menschliche Wohlergehen zeigen und eine wachsende Anzahl von Menschen auf allen Sozialbereichen beschäftigt ist, sind wir lange davon entfernt, die Weltbevölkerung auch nur aus­reichend zu ernähren, ihr Wohnraum zu schaffen oder gar einer großen Anzahl von Menschen die Möglichkeiten für ein ehrliches und befriedigendes Leben zu geben.

      Wir Menschen werden im Alter klüger, oder zumindest haben wir die Fähigkeit dazu. Die Erwachsenen lächeln, wenn sie zuschauen, wie Kinder lernen und ihre Fähigkeiten immer und immer wieder erproben, um die Lebensgrundlagen zu meistern - das Essen, Sprechen, Gehen, Anziehen, die motorischen Fähigkeiten. Wir helfen unseren Kindern in der Schule, wir geben ihnen die Möglichkeiten, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten zu erweitern. Viele Menschen meinen, dass die Erziehung mit der Oberschule oder mit einem Diplom endet, aber, wenn wir bewusst das wahrnehmen, was um uns herum vorgeht, merken wir, dass das ganze Leben ein Lernprozess ist und dass "das Beste noch zu erwarten ist", denn wir bauen und wachsen auf dem Vorher­gegangenen.

      Die Jahre des Ruhestandes - etwas, was dem dritten Lebensstadium des indischen Lebens entspricht - können wahrlich die "goldenen Jahre" genannt werden, über die die Menschen reden. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir die Möglichkeit, das Leben zu erfahren und viel zu lernen. Die Feinfühligkeit und der innere Aufruhr während des Wachstums, das Lernen, alle Arten von Beziehungen zum meistern, der Versuchs- und Fehlerprozess, unsere Fähigkeiten - von denen wir leben -, zu entwickeln und einzusetzen, der Kummer und die Freude, starke, verantwortungsbewusste Kinder aufzuziehen und ihnen bei ihrem Erwachsenwerden zuzuschauen - alle diese Dinge haben wir zurückgelassen, wenn wir das dritte Lebensstadium erreichen.

      Viele von uns haben heute in diesem Lebensalter die Möglichkeit, ohne den Zwang, den Lebensunterhalt verdienen zu müssen, unsere Talente, unser Wissen und unsere Weisheit im Dienste anderer einzusetzen. In diesem Lebensabschnitt haben wir einerseits die Möglichkeit bzw. die Wahl, im Vergangenen hängenzubleiben, indem wir durch unsere - meist vergeblichen - Anstrengungen versuchen, die Fehler zu korrigieren, die wir an unseren Kindern sehen, welche mittlerweile nun selbst Entscheidungen treffen, die Kontrolle über das zu behalten, was wir aufbauten oder mit dem wir aufwuchsen; wir können auch unsere Hände in den Schoß legen und versuchen, nur in unserem persönlichen Kreis Vorkommnisse zu kontrollieren. Andererseits aber können wir uns sanft von den Belangen des Egos lösen und unsere Aufmerksamkeit edlen Werten und umfassenderen Aufgaben zuwenden, die uns näher und näher an die göttliche Harmonie und ihre Schöpfung bringen. Dies ist, so wird gesagt, der Sinn des menschlichen Lebens, dies ist der Zweck, für den wir vorbereitet wurden, und dies ist die Zeit, sich auf spirituelles Wachstum zu konzentrieren.

      Edmond Bordeaux Szekely schrieb in dem kleinen, wunderschönen Büchlein "Creative Work, Karma Yoga" folgendes: "Anstatt uns nach einer Zukunft ohne Arbeit zu sehnen, sollten wir im eifrigen Vorgenuss auf eine Zeit blicken, die für uns einen größeren Umfang an Arbeit bereithält, in der sich unsere Kräfte zu einem größeren Maß entwickeln, sich unser Verstehen geweitet und unsere Sichtweise hinsichtlich der Erhabenheit schöpferischer Arbeit verschärft hat. Mit anderen Worten, Arbeit ist vom Leben untrennbar, und nur, wenn wir das Leben mit der Freude kreativer Arbeit teilen, leben wir wirklich. Dem Ruhestand entgegenzublicken ist wie dem Tod entgegenzusehen. Statt dessen sollte sich unsere Zukunft mehr für den Ausblick auf Abenteuer und Gelegenheiten öffnen, da Erfahrung tiefere Freude und Erfüllung mit sich bringt."9

      Wenn Michael Josephson recht hat - was wohl so ist - bestehen die Höhepunkte in unserem Leben aus guten Taten für unsere Mitmenschen. Im Ruhestand können wir viele Stunden am Tag anderen Gutes tun. Da hat man Zeit - oder sollte sie haben -, für einen Kranken in der Nachbarschaft ein Mittagessen zu kochen, das Zuhause eines Versehrten zu putzen, Nachbarskindern bei ihren Schulaufgaben zu helfen oder unsere Erfahrungen einzusetzen, damit sie die Wichtigkeit in dem erkennen, was sie in der Schule lernen. Wir können einen Park oder eine Straße "adoptieren" und sie zur Freude anderer sauber und ordentlich halten.

      Einige erfolgreiche Geschäftsleute geben wöchentlich zu bestimmten Zeiten denen Ratschläge, die mit einem neuen Geschäftsanfang oder mit der Aufrechterhaltung ihres Geschäftes kämpfen. Jimmy Carter hat sich an mehreren Wohnprojekten für notleidende Menschen beteiligt. Es ist eine erfüllende Arbeit, die

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