Leben aus dem Sein. Radhe Shyam

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Leben aus dem Sein - Radhe Shyam

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schenkt, dann erscheint das Göttliche aufrichtigen Gläubigen in der Gestalt, die sie verehren und erwarten. Hanuman, bekannt für seine Stärke, aufrichtige Verehrung und seinen Dienst an Gott (als Rama) ist in ganz Indien sehr beliebt, auch bei Shri Babaji und seinen Schülern.

      Unsere Reise durch das Tal endete mit dem Erklimmen der sogenannten "108 Stufen" des Ashrams. In Wirklichkeit sind es vom Flussbett aus gerechnet bis zum Tempelgarten einige mehr, aber 108 hat eine spirituelle Bedeutung. In der Nähe der Stufen stand ein einstöckiges Gebäude, in dem zur Treppe hin ein Büro und ein kleines Schlafzimmer für Swami Fakiranand untergebracht waren. An seiner Rückseite befand sich ein kleiner Raum, in dem Shri Babaji schlief und Besucher empfing. Vor Shri Babajis Zimmer lag eine Terrasse aus Zement, auf der ein alter Pipal-Baum wuchs und sich eine Feuergrube befand, an der Babaji - wenn er in Haidakhan war - jeden Tag im Morgengrauen eine Feuerzeremonie abhielt. Die Terrasse, von dem großen Baum beschattet, bot Aussicht über das Tal und das kleine Dorf Haidakhan.

      Margaret und ich verbrachten zehn Tage im Haidakhan Ashram. Wir lebten ganz einfach und befolgten den Tagesablauf, den Shri Babaji bestimmt hatte. Wir standen um vier Uhr in der Früh auf, gingen im Fluss baden bei Temperaturen, die sich um 5 Grad Celsius bewegten. Es folgte eine gute Stunde Meditation mit anschließendem heißen Tee vor dem einstündigen Arti zum Sonnenaufgang. Der Ashram bot kein Frühstück an. Eine Mittagsmahlzeit wurde für einen einfachen Lebensstil als ausreichend angesehen, doch Shri Babaji versorgte uns auch am Abend mit einem Abendessen und verteilte häufig Früchte, Nüsse und Süßigkeiten, oder er veranstaltete Tee-Parties, so dass niemand hungrig war. Die an das Frühstück gewöhnten westlichen Schüler fanden sich in den Tee-shops des Dorfes zu Getreideflocken, Büffelmilch oder Käse mit Keksen ein. Dann gingen wir an die Arbeit.

      Shri Babaji lehrte, dass Arbeit, ohne selbstsüchtiges und persönliches Motiv dem Göttlichen gewidmet und in Harmonie mit der ganzen Schöpfung ausgeführt, die höchste Form des Gottesdienstes ist. Sie ist ebenfalls ein Mittel der Reinigung, transformiert innere Negativität und Feindseligkeit und öffnet den Menschen für spirituelles Wachstum. Diese Einstellung zur Arbeit wird Karma Yoga genannt, und in diesem Sinne wurde morgens und nachmittags gearbeitet. Zu jener Zeit bestand unsere Arbeit darin, die Terrasse am rechten Ufer des Gautama Ganga zu erweitern. Dort waren schon vier kleine Tempel errichtet worden und zwei weitere im Aufbau. Männer und Frauen nahmen mit Pickeln und Schaufeln den Abhang gemeinsam in Angriff und trugen das Erdreich in geflochtenen Körben oder in den metallenen Schüsseln ab, die indische Arbeiter gewöhnlich auf dem Kopf tragen. "Den Berg zu versetzen" schien mit diesen einfachen Geräten unmöglich zu sein, aber der Ergebnis war von Woche zu Woche, ja sogar von Tag zu Tag deutlich sichtbar. Geduld war eine der Tugenden, die Shri Babaji durch Erfahrung lehrte.

      In der Mittagszeit beendeten wir die Arbeit, wuschen uns im Fluss und setzten uns anschließend in die warme Sonne auf der betonierten Terrasse vor der Ashramküche zum Essen nieder. Eine halbe Stunde blieb zum Ausruhen übrig, dann ging es bis kurz vor Sonnenuntergang an die Arbeit zurück. Danach wuschen oder badeten wir uns wieder, bis es Zeit wurde, am Abend-Arti teilzunehmen. Nach dem Gottes­dienst servierte die Küchenmannschaft das Abendessen, normaler­weise Reste vom Mittagsmahl, aber gelegentlich auch etwas frisch Gekochtes. Abends um zehn Uhr sollten nach den Ashramregeln die Lichter gelöscht werden, aber nach dem Abendessen gab es immer so viel zu bereden, dass die Unterhaltungen nur durch die Müdigkeit beendet wurden.

      Kurz nach dem plötzlichen Tod meiner Frau Jackie Ende Oktober 1978, sie war unerwartet an einem Bienenstich gestorben, war Margaret in Washington in mein Haus gekommen. Margaret unterrichtete damals transzendentale Meditation und suchte einen Job und eine Unterkunft. Ich war zu dieser Zeit in einem Team des Außenministeriums, das den Vertrag für den Bau einer neuen amerikanischen Botschaft in Moskau aushandelte, und ich brauchte einen Haus- und Katzenbetreuer, da ich um Weihnachten 1978 ständig hin- und herreiste. Als meine Reisen beendet waren, bemerkte ich immer mehr, wie bezaubernd und hilfreich Margaret war und so fragte ich sie eines Tages, ob sie mich heiraten wolle. Sie sagte nicht ja, blieb aber bei mir wohnen. Margaret hatte wie Jackie und ich die "Autobiographie eines Yogi" von Paramahansa Yogananda gelesen und war ebenfalls fasziniert von den Berichten über Mahavatar Babaji. Als Margaret im Sommer 1979 von Babajis Dasein in Haidakhan erfuhr, entschloss sie sich, im Januar 1980 zusammen mit Leonard Orr und einer Gruppe von Rebirthern nach Haidakhan zu fahren. Ich hatte ihr bei den Reisevorbereitungen geholfen und Margaret sollte mich anschließend, wenn meine Pensionierung erfolgt war, auf einer Geschäftsreise durch Europa und Israel begleiten, bei der es um die mögliche Gründung einer internationalen Beratungsfirma ging. Doch als ich in London ein­traf, fand ich zwei Briefe von ihr vor, in denen sie mir schrieb, dass sie wünschte, den Rest ihres Lebens in Babajis Gegenwart zu verbringen. Mehr wolle sie nicht und sie danke mir für alles. Nachdem ich eine Nacht überlegt hatte, was ich tun sollte, verlängerte ich mein Flugbillet über Tel Aviv nach Neu Delhi und telegraphierte an das indische Außenministerium wegen eines Gesprächstermins. Auf diese Weise bin ich früher zu Shri Babaji gelangt, als mein Steinbockgemüt es mir zugestanden hätte.

      In Neu Delhi, in Vrindaban und während der zehn Tage in Haidakhan versuchte ich Margaret zur Rückkehr in die Vereinigten Staaten und zur Heirat zu bewegen, aber sie ließ von ihrem Wunsch, bei Babaji zu bleiben, nicht ab. Ich aber wurde immer unruhiger bei dem Gedanken an meine Geschäftsangelegenheiten und flog schließlich in die USA zurück. Margaret begleitete mich nach Neu Delhi, um mich dort zu verabschieden, blieb aber in Indien.

      In Washington D.C. saß ich dann an meinem Schreibtisch, um einen Bericht an zukünftige Kunden über die gewonnenen Erkenntnisse meiner Geschäftsreise zusammenzufassen, aber er glückte mir nicht. Tag für Tag saß ich da, schweifte ab, war konfus und durcheinander. Jeden Morgen und jeden Abend las ich das Haidakhan Arti durch, und es endete fast immer unter Tränen und in Verwirrung. Ich konnte nicht verstehen, was mit mir los war. Nach ungefähr zehn Ta­gen kam der Durchbruch. Die Worte flossen mir nur so aus der Feder, und nochmals zehn Tage später verfügte ich über einen guten Bericht, den ich meinen zukünftigen Kunden zusenden konnte. Außerdem war ich noch meinem früheren Arbeitgeber vertraglich verpflichtet und wollte das Projekt abschließen. Dabei ging ich noch einmal durch den Prozess des "Nichtkönnens", gefolgt von einem erfolgreichen Arbeitsanfall.

      Margaret rief mich aus Indien an, um mir mitzuteilen, dass Shri Babaji sie nach seiner Ankunft in Haidakhan als erstes fragte: "Warum ist dein Freund ohne meine Erlaubnis abgereist?" Wenige Tage später schickte er Margaret aus dem Ashram fort (das dritte Mal während ihres dreimonatigen Aufenthaltes dort) mit der Bemerkung, sie solle "nach Hause gehen". Da für sie ihr Zuhause bei Babaji war, ging sie einfach in einen anderen seiner Ashrams.

      Ich war so durcheinander und so unzufrieden mit meinem Verhältnis zu Margaret und zu Shri Babaji, dass ich sechs Wochen nach meiner Rückkehr aus Indien wieder im Flugzeug auf der Reise nach Neu Delhi und Haidakhan saß.

      Als ich oben an den "108 Stufen" des Haidakhan Ashrams angekommen war, traf ich Margaret, die vor Swami Fakiranands Büro einen kleinen Teppich ausschüttelte. Ich hatte Washington so über­stürzt verlassen, dass ich keine Zeit gefunden hatte, ein Telegramm zu schicken. Als Margaret mich sah, fiel sie fast in Ohnmacht vor Überraschung, doch sie erholte sich schnell und sagte, Shri Babaji würde im Tempel Darshan abhalten und ich solle mich schnell waschen, bevor ich zu ihm ginge.

      Babaji saß auf seinem Sitz in der Kirtanhalle, einem Raum mit nur drei Wänden, dessen offene Seite zum Tempel hin lag, in dem die Statue des "Alten Haidakhan Baba" stand. Babaji sprach gerade mit einem Inder, und so kniete ich mich hin, berührte seine Füße und setzte mich. Als Babaji seine Unterhaltung beendet hatte, wandte er sich mir zu und fragte: "Warum bist du ohne meine Erlaubnis fort gegangen?" (Später erfuhr ich, dass das Ashram Protokoll Shri Babajis Einverständnis verlangte, wenn man kommen oder gehen wollte). Ich erklärte ihm, dass ich an meinem Geschäftsvorhaben hätte weiterarbeiten müssen, wie es um die Arbeit stand und weshalb ich zurückgekehrt sei. Nach einigen Minuten beendete Shri Babaji seinen Darshan, verließ seinen Sitz und nahm mich bis zum Fuß der Treppe mit, von wo aus man zu den Gästezimmern im geräumigsten Ashramgebäude geht.

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