Goetheherz. Bernd Köstering

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Goetheherz - Bernd Köstering

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nicht über die Zeit vor ihrem Winterschlaf zu sprechen, sondern nur über die Zeit danach. So oder so ähnlich hat sie es ausgedrückt.«

      »Meint sie damit auch ihre Freunde?«, fragte Richard. »Also uns?«

      »Ja, ich denke schon. Ich vermute, damit möchte sie vermeiden, sich an die Zeit davor zu erinnern. Besser gesagt, ihr Hirn möchte das oder ihr Unterbewusstsein. Ich denke nicht, dass sie das willentlich steuern kann.«

      »Gilt das genauso für dich?«, fragte Siggi.

      Hendrik hielt sich die Hand über die Stirn, um die Sonne abzuschirmen. »Ich fürchte, ja.«

      »Macht es das nicht einfacher?«

      »Ja, Siggi, momentan schon. Irgendwann werde ich allerdings mit ihr über die Ereignisse des 13. September reden müssen.«

      »Stimmt«, sagte Richard. »Aber wie schon gesagt: Lass ihr Zeit!«

      »Ja, du hast recht. Immerhin isst sie inzwischen zweimal am Tag ein paar Löffel Hühnersuppe. Sie hat total abgenommen. Keine empfehlenswerte Diät.«

      An der Backbordseite entschwanden gerade die Unikliniken, auf der Steuerbordseite erschien das alte Druckwasserwerk im Gutleutviertel, inzwischen eine angesagte Eventlokalität.

      »Ich wollte übrigens auch Eddie einladen zu unserer Schiffstour«, sagte Hendrik. »Aber er befindet sich derzeit in Marokko.«

      Richard legte seine Stirn in Falten. »Was macht er denn in Marokko?«

      »Hochzeitsreise mit Karla!«

      »Ach, wunderbar!«, sagte Richard. »Ich freu mich für die beiden. Letztes Jahr in München hat er ein Riesenglück gehabt, dass Nadine Moder ihn mit den beiden Schüssen verfehlt hat.«

      Hendrik nickte.

      Unvermittelt wechselte Siggi das Thema: »Mal was anderes, Richard, du hast am Telefon zwei tote Frauen erwähnt.«

      Hendrik erschrak. »Was …? Zwei Tote schon?«

      »Ja, allerdings wollte ich heute eigentlich nicht mehr über dienstliche Dinge reden, habe nämlich den ganzen Vormittag gearbeitet.«

      Siggi legte den Kopf nach links, dann nach rechts. »Sorry, ich wollte dich eigentlich nicht damit behelligen …«

      »Mit was?«

      »In Jena ist vergangenen Mittwoch eine 77-jährige Frau bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen.«

      »Okay, nicht schön, aber was hat das mit mir zu tun?« Richards Stimmung hatte sich gedreht, er wirkte gereizt.

      »Sie war auf der Bundesstraße 7 unterwegs, einer vollkommen geraden Straße durchs Isserstedter Holz, stadtauswärts Richtung Weimar. Hendrik, kennst du die Strecke?«

      »Ja, kenne ich. Vor oder nach der Linkskurve?«

      »Davor. Deutlich davor. Und keinerlei Bremsspuren. Absolut nichts. Ich hab davon in der Zeitung gelesen. Hab dann meinen jungen Kollegen – na ja, Ex-Kollegen – Kommissar Täntzer angerufen. Er ist manchmal ganz froh, Tipps von mir zu bekommen. Auch er ist skeptisch. Wilhelmine Becker, so hieß die Frau, fuhr einfach gegen einen Baum, ohne erkennbaren Grund. Andererseits konnte nichts gefunden werden, was für Fremdeinwirkung spricht.«

      »Na, siehst du, Siggi, das sind doch völlig unterschiedliche Sachverhalte. Ihr habt da einen Verkehrsunfall und ich zwei Morde!«

      »Wie bitte?«, rief Hendrik entsetzt.

      Die Leute auf dem Oberdeck drehten sich nach ihnen um, am Südufer glitt die Niederräder Maininsel mit dem Licht- und Luftbad vorüber.

      Richard sah ihn gequält an. »Das wollte ich dir sowieso noch sagen. Ich konnte den Oberstaatsanwalt überzeugen, einer Obduktion zuzustimmen. Dr. Bergen von der Rechtsmedizin in Gießen hat sich bereit erklärt, sie zu übernehmen.«

      »Aha, gut gemacht!«

      »Und der Rechtsmediziner hat heute beide obduziert.« Richard fasste das Obduktionsergebnis von Marianne Schmidt mit wenigen Sätzen zusammen.

      »Ein Genickschuss?« Plötzlich fror Hendrik trotz der Hitze. »Und das hat man von außen nicht erkennen können?«

      »Ich habe mich auch gewundert. Aber nein, es gab keine äußerlichen Anzeichen. Der Schuss war so angesetzt worden, dass die Einschussöffnung vom dichten Haaransatz verdeckt war und das Projektil aus dem Mund austrat. Der Arzt vor Ort hatte natürlich kein Röntgengerät.«

      »Und die Frau aus Offenbach?«

      »Elisabeth Müller. Der Fall ist noch mysteriöser. Dr. Bergen hat keinen Grund für ihren Tod gefunden. Keinen! Versteht ihr? Das ist eigentlich unmöglich. An irgendetwas muss sie ja gestorben sein, egal ob auf natürliche oder unnatürliche Weise.«

      »Kein Herz-Kreislauf-Versagen?«

      »Jedenfalls nicht nachweisbar. Sie litt zwar an einer Herzinsuffizienz, die jedoch weit weniger ausgeprägt war, als in der Presse beschrieben. Ihr Herz war leicht vergrößert und die Herzwand etwas dünner als üblich, dennoch weit von einer tödlichen Dimension entfernt. Sie könnte theoretisch an normaler Altersschwäche gestorben sein, gegen diese Theorie spricht allerdings ihr recht guter Allgemeinzustand, ebenso die Aussage der Tochter zu Frau Müllers Befinden in den vergangenen Wochen. Das Einzige, was Dr. Bergen auffiel, ist eine Einstichstelle am Oberschenkel. Er meint, da habe sich ein leichtes Hämatom gebildet, so als habe der Arzt ein wenig unvorsichtig gehandelt. Aber das klären wir noch.«

      »Hm«, machte Hendrik.

      »Ja, seht ihr, genauso mysteriös ist auch unser Todesfall in Jena«, sagte Siggi.

      Das Schiff wurde langsamer, sie hatten die Staustufe Griesheim erreicht. Hier wurde gewendet.

      Hendrik sah Richards düstere Gesichtszüge und beschloss, das Gespräch von den toten Frauen wegzulenken. »Okay, dann machen wir uns einen schönen Männerabend, wie von Ella vorgeschlagen. Wie wäre es hiermit: zuerst ein leckeres Essen im ›Luginsland Skyline Restaurant‹, sozusagen ganz oben, mit Blick über die Stadt, danach ins Orange Peel, Blues und Soul im Keller unter der Stadt?«

      »Klingt gut«, antwortete Richard. »Aber von den Toten will ich heute Abend nichts mehr hören, klar?«

      »In Ordnung!«, sagte Siggi.

      *

      Sonntag

      Hendrik kämpfte gegen eine leichte Übelkeit von den zahlreichen alkoholischen Getränken am Vorabend, insofern kam ihm ein gemütlicher Tag mit Hanna ganz recht. Die beiden beschlossen, einfach nur zu »wohnen«.

      Siegfried Dorst fuhr nach Weimar zurück, während seine Freundin Ella einen Spaziergang durch den Ilmpark unternahm, um ihre Kopfschmerzen loszuwerden.

      Dr. Bergen wollte sich gern mit Almuth Feller verabreden, doch sie musste sich um ihre Eltern kümmern. Stattdessen verbrachte er ein sportliches Wochenende, hörte die Radioübertragung der Fußball-Bundesliga, las den Zeitungsbericht zu einem Basketballspiel der Gießen 46ers und besuchte ein Handballspiel in der Rittal Arena

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