Kirchliches Leben im Wandel der Zeiten. Группа авторов
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Für die vormals Mainzischen Gebiete in Thüringen bestellten ebenfalls zwischen Preußen und der Kurie übereinstimmend die kurialen Dokumente im Hinblick auf die anstehende Vereinigung mit dem neuen Bistum Paderborn den Generalvikar und Offizial des Paderborner Fürstbischofs von Fürstenberg, Richard Konrad Dammers († 1844), zum neuen Verwalter. Als Ende der Amtstätigkeit des Apostolischen Vikars für das Eichsfeld und Erfurt, Fürstbischof Ferdinand von Lüning, ist in der Literatur der 13. April 1823 bekannt, an dem er die Jurisdiktion über das Obereichsfeld mit Heiligenstadt dem Apostolischen Vikar Dammers in Paderborn übertrug.74 Genauer wissen wir schon aus dem Dekret der Konsistorial-Kongregation vom 11. Januar 1823 von der Ernennung Richard Dammers zum neuen Apostolischen Vikar. Da in Rom der erbarmungswürdige körperliche und geistige Zustand des Bischofs von Corvey und Münster bekannt war, sollten die für das Bistum Paderborn neu zugewiesenen Gebiete des kurkölnischen Sauerlandes und die Gebiete von Erfurt und dem Eichsfeld dem Paderborner Apostolischen Vikar Richard Dammers unterstellt werden.75 Zur weiteren Entwicklung vermerkt die Paderborner Bistumsgeschichte bisher nur: „die Überleitung des Apostolischen Vikariats Erfurt und Heiligenstadt begann 1823 und kam 1826 zum Abschluß“.76
4. Erste Würdigung des „ letzten Fürstbischofs“ im Eichsfeld und in Erfurt
Blicken wir auf das Apostolische Vikariat von Fürstbischof Ferdinand von Lüning über das Eichsfeld und Erfurt zurück, so hat es formal vom 15. Dezember 1818 bis zum 13. April 1823 bestanden, also „brutto“ vier Jahre und vier Monate. Zwar hat Fürstbischof Ferdinand von Lüning relativ zügig ab April 1819 die Amtsgeschäfte aufgenommen, aber wegen seiner Erkrankung spätestens ab Ende Oktober 1821 nicht mehr persönlich ausgeübt, wobei er schon in der ersten Jahreshälfte 1821 schwerpunktmäßig wohl mit seiner Einführung im Bistum Münster befasst gewesen war. So ist die Amtstätigkeit von Fürstbischof Lüning in den Erfurter Akten hauptsächlich für die Jahre 1819 und 1820 belegt.
Auch wenn der letzte Fürstbischof im Eichsfeld und in Erfurt nur eine kurze „Netto-Amtszeit“ von 32 Monaten in schwierigen Jahren der politisch-kirchlichen Umstrukturierung hatte, sollte Fürstbischof Ferdinand von Lüning als Apostolischer Vikar nicht vergessen werden. Zwar steht Fürstbischof Lüning im Schatten des bekannteren Fürsterzbischofs Karl Theodor von Dalberg, doch war Fürstbischof Ferdinand von Lüning in den Umbruchsjahren der beginnenden preußischen Verwaltung der letzte Fürstbischof dieser Region mit einer zwar kurzen, aber doch durchaus intensiven pastoralen Tätigkeit.
Fürstbischof Ferdinand von Lüning
Landgraf Viktor Amadeus
1 M. Borisch, Ortsfamilienbuch der Herrlichkeit Gleuel mit Aldenrath, Bell, Berrenrath, Burbach, Horbell, Sielsdorf, Ursfeld und Ziskoven, die Familien bis 1800 (Veröffentlichungen der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde, Bd. 277), Köln 2012, 267.
2 D. Burkard, Kirchliche Eliten und Säkularisation. Zu den Auswirkungen eines Systembruchs, in: Decot, R. (Hg.), Kontinuität und Innovation um 1803. Säkularisation als Transformationsprozeß. Kirche – Theologie – Kultur – Staat (Veröffentlichungen des Instituts für europäische Geschichte Mainz, Abteilung für abendländische Religionsgeschichte, Beiheft 65), Mainz 2005, 135-170, speziell 159, Anhang 5, wonach im Jahre 1818 insgesamt nur noch vier Ortsbischöfe in der deutschen Reichskirche im Amt waren.
3 R. Haas, Die Besetzung der Bischofsstühle in der Kölner Kirchenprovinz 1821-1840. Wissenschaftliche Hausarbeit für die kirchliche Abschlussprüfung (1973 bzw. Diplomarbeit 1975), 19 Anm. 1; ders., Die erste münsterische Bischofswahl (1825) nach der Neuordnung des Domkapitel und ihre Vorgeschichte, in: Schröer, A. (Hg.), Das Domkapitel zu Münster 1823-1973 (Westfalia Sacra, Bd. 5), Münster 1976, 52-83, hier 62.
4 B. Bastgen, Die Besetzung der Bischofssitze in Preußen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, hg. und bearbeitet von R. Haas, München 1978, Register.
5 Zu dem späteren und durch die „Kölner Wirren“ bekannt gewordenen Kölner Erzbischof vgl. M. Hänsel-Hohenhausen, Clemens August Droste zu Vischering. Erzbischof von Köln 1773-1845. Die moderne Kirchenfreiheit im Konflikt mit dem Nationalstaat, 2 Bde., Egelsbach bei Frankfurt 1991.
6 R. Haas, Domkapitel und Bischofsstuhlbesetzungen in Münster 1813-1846 (Westfalia Sacra, Bd. 10), Münster 1991, zur Pensionszahlung 185.
7 R. Haas, Art. Lüninck, NDB 15, Berlin 1987, 469f.
8 Vgl. R. Haas / R. Jüstel (Hg.), Kirche und Frömmigkeit in Westfalen. Gedenkschrift für Alois Schröer (Westfalia Sacra Bd. 12), Münster 2002; R. Haas, Nachruf auf Alois Schröer, in: Westfälische Forschungen 53 (2003), 493-501; R. Jüstel, Nachruf Prof. DDr. Alois Schröer, in: Jahrbuch für westfälische Kirchengeschichte 98 (2003) 23-30; R. Haas, Von Georg Schreiber (†1963) zu Alois Schröer (†2002). Zum Paradigmenwechsel in der religiösen Volkskunde und rheinisch-westfälischen Kirchengeschichte, in: Scheidgen, H. –J. / Prorock, S. / Rönz, H. / Haas, R. (Hg.), Kirche und Gesellschaft im Wandel der Zeiten. Festschrift für Gabriel Adriányi zum 75. Geburtstag, Nordhausen 2012, 279-346.
9 A. Schröer, 63. Ferdinand III. von Lüning (1821-1825), in: Thissen, W. (Hg.), Das Bistum Münster, Bd. 1: Alois Schröer, Die Bischöfe von Münster. Biogramme der Weihbischöfe und Generalvikare, Münster 1993, 251-254.
10 A. Schröer† / R. Haas, Art. Lüning, Ferdinand, BBKL XXI, Nordhausen 2000, 865-870.
11 Dieses bisher kaum bekannte Datum vom 15.12.1818 ist nun belegt durch das päpstliche Ernennungsschreiben (Breve) im Erzbistums-Archiv Paderborn (EAP) XXI, 216, 153-156 (Urkunde und Abschrift) und Urkundensammlung.
12 H. J. Brandt / K. Hengst,